Hallo Blandina und alle anderen,

endlich habe ich es geschafft das Märchen zu übersetzen (*schwitz*). Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich es relativ frei übersetzt habe. So habe ich teilweise Sätze unterteilt, da sich ansonsten unglaubliche Bandwurmsätze, mit hunderten von Relativpronomina, ergeben hätten, dass niemand mehr verstanden hätte, wer denn nun jeweils mit ihm, ihr, der, die, blablabla gemeint gewesen wäre. Zudem ist natürlich die Bedeutung der Zeiten im Französischen etwas anders als im Deutschen, ich habe mich am deutschen Zeitgebrauch orientiert um einen gewissen Märchencharakter auch im Deutschen beizubehalten. Ich befürchte zwar, dass sich dadurch der Charakter der Sprache stark verändert hat, aber ich habe mich zumindest bemüht eine "Märchensprache" beizubehalten. Außerdem wer weiß, wie das Märchen im Original geklungen hat? Ich nicht! Und natürlich übernehme ich keinerlei Garantie, dass ich jeden Satz 100%ig richtig übersetzt habe. (Ihr merkt schon, eigentlich ist es ein ganz anders Märchen :-)))) !)
Aber immerhin wisst ihr jetzt um was es geht.
Irgendwann kommt im Text auch mal "Zuavenmütze" vor. Falls jemand nicht weiß was ein Zuave ist, so wie ich, bevor ich nachgeschlagen habe, Zuave = Angehöriger einer ehemaligen aus Berberstämmen rekrutierten französischen (Kolonial)truppe.
Also, nochmals sorry, dass es solange gedauert hat.
Also Blandina, wenn du möchtest, her mit dem nächsten!!! Im übrigen habe ich mir mit viel Mühe jeglichen Kommentar zu den Protagonisten verkniffen (*knirsch*)!
Und jetzt viel Spaß beim lesen.

Viele liebe Grüße
Nicola

Die geheimnisvolle Erbschaft

Ich erinnere mich noch sehr gut, als ich ein kleines Kind war und am flackernden Feuer gesessen habe, lauschten meine Schwestern und ich den Geschichten meiner Großmutter. Hier nun einige die mir besonders gut gefallen haben und an die ich mich immer wieder erinnere.

Einst lebte eine arme Familie, Vater, Mutter und ein kleiner Junge. Da der Vater nicht genug Geld verdiente um seine Familie ernähren zu können, beschloss er seine kleine strohgedeckte Hütte zu verlassen um in der Ferne Arbeit zu suchen. Nun aber, nach zwei Tagesmärschen, traf er auf der Straße zwei Schlangen die miteinander kämpften. Der Reisende, der sah, dass der Kampf erbittert war, versuchte sie zu beruhigen. Die große Schlange ging gerade daran ihren Gegner zu töten, als plötzlich, ein Knüppel auf die bösartige Schlange niederstürzte und ihr den Schädel zerschmetterte. Die Schlange, die beinahe getötet worden wäre, sprach zu ihrem Verteidiger: "Weil du mich in der Gefahr beschützt hast, werde ich dich belohnen. So wisse denn, dass ich der Sohn des Sultans von Djnoun bin. Du wirst mit mir kommen und vor meinen Vater treten, der dir anbieten wird, dass du aus all diesen Dingen wählen kannst, was du möchtest: Silber, Gold, Diamanten ... Aber du wirst einfach antworten: "Ich möchte nichts, als die Sachen der Alten." "Das habe ich wohl verstanden", antwortete der Mann und sie gingen los.
Sie kamen an einen, zwischen zwei großen Felsen gelegenen Ort, die Schlange zischelte und die Erde tat sich auf. Die zwei Gefährten traten ein und die knapp davongekommene Schlange erzählte ihrem Vater wie sie dank dieses Mannes dem Tode entronnen sei. Der Sultan der Djnoun sagte zu ihm: "Wähle als Belohnung was du möchtest und ich werde es dir geben." Aber der Reisende antwortete schlicht: "Ich nehme nichts, außer den Sachen der Alten." Nach einem Moment des Schweigens aber rief der Sultan aus: "Diese kann ich dir leider nicht geben!" Daraufhin sagte der Sohn zu seinem Vater: "Falls du nicht mit dem einverstanden bist, was er von dir verlangt hat, werde ich mit meinem Beschützer davonziehen." Durch diese Worte bezwungen, musste der Sultan dem Mann das Säckchen überlassen, der sich vom Sultan und seinem Sohn verabschiedete.
Nun aus der geheimnisvollen Höhle heraustretend öffnete der Mann geschwind das Säckchen das diesen kostbaren Schatz enthielt. Aber zu seinem Erstaunen fand er nichts außer einer Zuavenmütze, einer Flöte, einer leeren Brieftasche und einem Taschentuch. Als er diese wertlosen Dingen sah knirschte er mit den Zähnen, gekränkt, dass diese Diebe und Teufel ihn hereingelegt hatten. Deshalb warf er diese unnütze Belohnung in eine dunkle Ecke als er nach Hause zurückkehrte und das Leben der Familie nahm seinen gewöhnlichen Gang. Doch leider starb der Vater bald darauf und ließ seine Frau und seinen, inzwischen zu einem Mann herangewachsenen Sohn Ahmed zurück. Eines Tages, nachdem er gründlich nachgedacht hatte, sagte Ahmed zu seiner Mutter: "Hat mein Vater als er starb uns nichts hinterlassen, keinerlei Erbe?" Die Mutter hielt ihm entgegen: "Mein Sohn, leider hat uns dein Vater nichts hinterlassen außer diesem Säckchen ohne jegliche Bedeutung, den ich noch nicht einmal angefasst habe." Der Sohn beeilte sich das schmutzige Säckchen zu suchen. Er öffnete es und fand das Taschentuch, die Brieftasche, die Flöte und die Mütze. Als erstes nahm er die Brieftasche, doch er fand nichts darin, nervös warf er sie zu Boden. Plötzlich, Gold, Gold fiel aus der geheimnisvollen Börse. Und so kamen Ahmed und seine Mutter zu großem Reichtum. Eines Tages ging er mit seiner kostbaren Börse aus. Er ging durch die Straßen eines Dorfes und betrat ein leeres Café. Er sprach zu dem Wirt: "Warum kommen keine Kunden hierhin?" "Ich weiß nicht", sprach der Alte, "vielleicht ist es nicht komfortabel genug." Von Mitleid für diesen alten Mann ergriffen, gab Ahmed ihm unvorstellbare Mengen von Gold und kaufte ihm ein neues Haus. Der Alte sagte: "Nimm du das Café und lass mich nur bis zum Ende meiner Tage hier leben." Aber Ahmed antwortete: "Ich habe mit diesem Café nichts zu schaffen", und ging fort.

Indessen gab es in dem Dorf in dem er lebte die Tochter des Königs, sie war so schön, so schön, dass man allein um sie anzusehen 500 Dirhams bezahlen musste. Aber der junge Reiche begnügte sich mit weniger: unter dem Balkon des Palastes der Prinzessin hergehend, warf er ihr ein großes Goldstück zu. Und so machte er es alle Tage und brachte es so fertig, dass die Prinzessin jeden Tag diesen jungen Mann wiedersah, der, sobald er am Schloss vorbeiging, ihr ein Goldstück zuwarf. Neugierig geworden, nutzte die Prinzessin die Abwesenheit ihres Vaters und entsandte zwei ihrer Diener mit dem Auftrag den jungen Mann zu ihr zu bringen. Ahmed betrat lautlos das duftende Zimmer der Prinzessin.

Diese fragte ihn: "Aber woher hast all das Gold?"
Und Ahmed, ohne etwas zu verbergen enthüllte ihr das Geheimnis und zeigte ihr sogar wie er das Gold machte.
Die Prinzessin nahm die Brieftasche in ihre Hände, rief sofort die Wachen und ließ Ahmed wie einen Schurken herauswerfen, dabei beschuldigte sie ihn, es gewagt zu haben, zu versuchen ihrer Reinheit Schaden zu zufügen.

Und so kam es, dass einem jungen Mann von einer junger Frau übel mitgespielt wurde.

Als Ahmed also nun keinen Pfennig mehr besaß, ging er zu dem Wirt um sich Geld von ihm zu leihen, damit er mit vollen Taschen heimkehre und seine Mutter nicht ahne, was er getan hatte.

Als er zu Hause eintrat nahm er die Mütze setzte sie vor seiner Mutter auf und ward auf einmal unsichtbar. Seine Mutter auf das höchste verwirrt sagte zu ihm: "Wo bist du? Du sprichst zu mir und ich sehe dich nicht." Ahmed nahm die Haube wieder ab und erschien wieder vor seiner Mutter. Aber der Junge dachte sich sofort, dass er genau das gefunden habe was er brauche. Er nahm also die Richtung zum Schloss und unsichtbar drang er in das Zimmer der Prinzessin ein. Er hob zu sprechen an: "Die Schöne die nichts sah." Dann, plötzlich nahm er die Mütze ab und erschien ihr.
Sich zierend fragte sie ihn: "Oh, mein lieber Freund, was hast du getan um unsichtbar zu werden?"
Und zum zweiten mal erklärt er ihr naiverweise alles. Da die Prinzessin ihn nun auf ein neues für sich gewonnen hatte nahm sie ihm die magische Mütze ab. Sie rief wieder die Wachen und diese jagten ihn wie einen Hund auf die Straße, sich jedoch auf das höchste wundernd und ihn abschätzend, da dieser sie aber nicht weiter beachtete, drehten sie sich um.

Dieses mal jedoch, schwor sich Ahmed, sich auf die eine oder andere Weise zu rächen. Er kehrte nach Hause zurück und nahm die Flöte. Dann ging er, um sich auf einem kleinen Hügel gegenüber dem Schloss niederzulassen und begann wohllautend die Flöte zu spielen. Aber plötzlich, während er spielte, erhoben sich Tausende und aber Tausende von Soldaten aus der Erde.

Jedoch, als der Muezzin auf die Spitze der Moschee stieg um auszurufen: "Allah akhbar, Allah ist groß!", packte ihn die Angst und er verkündete instinktiv: "Allah ladjab! Oh Gott, das ist fürchterlich!" Als der König diese Worte vernahm, wollte er ihm den Kopf abschlagen. Aber der Scheikh hielt ihn auf und bat ihn in Gottes Namen ihm zu folgen. Nun, sobald der König die ganzen Soldaten sah zitterten sie alle vor Angst.

Aber die Prinzessin hatte ihn aus der Ferne gesehen wie er die Flöte spielte und Ahmed erkannt. Sie lief also schnell zu ihrem Vater und tröstete ihn mit den Worten: "Lass mich gehen. Ich kann all diese unzähligen Soldaten vernichten." In seiner Furcht willigte er ein seine Tochter diesen magischen Kampf ausfechten zu lassen. Die Prinzessin nahm die Mütze und durchquerte unsichtbar die Horde der Soldaten.

Sie näherte sich dem Flötisten und flehte ihn mit den Sätzen an: "Sieh, nur wegen dir, durch deine Schuld, bin ich auf immer von meinem Vater verstoßen worden, denn ich liebe dich." Als er diese Worte hörte war Ahmed sehr geschmeichelt und fortgerissen von der Liebe die ihm die Prinzessin einflößte, hörte er auf zu spielen und die Soldaten verschwanden bald langsam im Boden, so ward es vollbracht, dass nach kurzer Zeit keiner mehr übrigblieb; das bewaffnete Volk war verschwunden.
Und Ahmed in seiner Liebe, seiner Prinzessin mehr vertrauend als je zuvor, händigte ihr seine magische Flöte aus um sie zufriedenzustellen. Aber die Betrügerin ergriff, sich unsichtbar machend die Flucht, die Flöte in der Hand. Ahmed schäumend vor Wut, mit knirschenden Zähnen, stieß eine wahre Flut von Verwünschungen gegen sie aus.

Währenddessen aber nicht entmutigt ging er in seine strohgedeckte Hütte und suchte den einzigen Gegenstand der ihm noch geblieben war, sich in Acht nehmend ihn nicht herzuzeigen, denn dies war seine letzte Chance.

Er beschloss das Dorf zu verlassen, denn hier brachte ihm diese Prinzessin Unglück. So zog er denn ins Abenteuer ... Auf der Straße aber, fand er eine Quelle und ruhte sich an ihr aus. Er nahm sein Taschentuch und tauchte es ins Wasser um sein Gesicht zu erfrischen. Als er es nun auswrang, da das Leinen zu nass war, sprossen zu seiner großen Überraschung zwei Weinstöcke, die wunderschöne Trauben trugen, daraus hervor; die erste trug blaue, die zweite helle Weintrauben. Er nahm einen einzigen Kern einer blauen Traube, als plötzlich die Erde sich auftat ihn zu verschlingen, erst bis zum Knie, dann bis zum Bauch. Bald eingegraben bis zum Hals sah er voller Angst sein Ende gekommen. Instinktiv nahm er einen Kern einer hellen Traube, schluckte ihn und wurde jäh aus der Erde geschossen wie ein aufspringender Ball.

Ohne weiter zu warten hüllte sich der junge Mann in Lumpen und verkleidete sich als Schafhirte.
Er lenkte seine Schritte zum Schloss und rief unter den Mauern: "Frühe Weintrauben! Wer will reife Weintrauben?" Auf Grund seiner Werbung schickte die Prinzessin Diener um welche zu kaufen. Ahmed, der Verkäufer, gab ihnen blaue Trauben und versteckte die hellen. Sobald die Prinzessin sie erhielt, aß sie einige. Plötzlich wurde sie zwischen zwei Mauern eingeklemmt, und zwar dergestalt, dass ihre Rückseite sich auf der Straße befand. Der Schelm lief, um sich im Café zu verstecken. Dann sagte er zu jedem Knirps im Dorf: "Lauf und ruf in allen Straßen: Hoh! Hoh! Wer will die Prinzessin zum Zeitvertreib und gratis anschauen?"

Der König war in so arger Bedrängnis, dass er hinging und alle Scheikhs des Dorfes aufrief zu kommen um seine Tochter zu heilen und zu befreien. Natürlich waren all ihre Bemühungen vergebens.

Ahmed aber nun, nahm den alten Wirt beiseite und bat ihn: "Erweise mir einen großen Dienst: gehe sofort zum König und sage ihm, dass du einen heiligen Mann kennst, der seine Tochter befreien kann." Und überglücklich ließ der König den jungen Marabut kommen. Aber bevor Ahmed das Schloss betrat sagte er zum König: "Ich könnte ihre Tochter ganz heilen, aber ich stelle als erstes die Bedingung, dass jeder, ohne Ausnahme, das Schloss verlässt und als zweites, dass man mir ein Gewehr aushändigt. Absolut niemand darf ins Schloss eintreten vor den Schüssen."

Der König akzeptierte gezwungenermaßen alle Bedingungen des jungen Mannes und jedermann verließ den Palast. Ahmed trat also ein und fand die Prinzessin furchtbar leidend. Er sprach sie an: "Du kennst keine Scham, missbrauchst Vertrauen, du hast mich mehrmals betrogen!" Aber die Gefangene antwortete nicht. Dieses mal hatte Ahmed kein Mitleid mit ihr, deshalb nahm er einen Ast der an der Mauer hing, näherte sich der Betrügerin und begann sie brutal zu verprügeln.
Nachdem er die "Arbeit" ordentlich erledigt hatte, fragte er sie: "Wo hast du das, was du mir alles gestohlen hast versteckt?" Die Prinzessin hatte keine Kraft mehr und zeigte ihm den Ort und Ahmed nahm sein Hab und Gut wieder in Besitz.
Dann gab er der Prinzessin zwei Kerne von den hellen Trauben zu schlucken und wie durch Zauberei war sie befreit.
Ahmed feuerte zwei Schüsse aus dem Gewehr als Signal ab und alle kamen zum Schloss herbeigelaufen.

Der König ließ daraufhin ein großes Festmahl feiern, für das er die seltensten und kostbarsten Speisen zubereiten ließ. Als das Bankett beendet war und sich der König erhob konnte die Prinzessin nicht anders als ihrem Vater zu folgen und ihn anzuflehen, ihr seine Erlaubnis zu geben, den jungen Mann zu heiraten. Nach langem Zögern gab der Vater, gerührt von den unablässigen Bitten seiner Tochter, nach.

Und so kam es, dass Ahmed und die Prinzessin heirateten und ein großes Fest im königlichen Schloss feierten. Dann gingen sie auf Hochzeitsreise. Aber auf dem Weg stürzte sich ein großer Adler auf den jungen Mann und riss ihm das kostbare Säckchen mit den vier magischen Gegenständen darin, aus den Händen. Ahmed ganz und gar aus der Fassung gebracht folgte dem Adler lange Zeit und ließ seine arme Gattin bei einem Brunnen in der Nähe eines Marktes zurück.

Unterdessen, hatte Ahmed schnell die Richtung des Adlers verloren und musste in einem Dorf nahe dem in welchem sie war, arbeiten. In den Dörfern entbrannte nun ein Disput: der dortige König lag im Sterben und alle Männer der Umgebung wollten König werden.
Sie beratschlagten sich und entschieden: " Derjenige der sich als erster im Morgengrauen am Tor des Marktes einfindet, wird König sein."
Tatsächlich war es Ahmeds Frau die als erste am Markttor war. Sie hielten Wort und so kam es, dass die Prinzessin Königin wurde.
Und während dieser ganzen Zeit arbeitete Ahmed.
Eines Tages aber nun ließ der Adler den gestohlenen Sack im Garten fallen.
Der Herr wollte sich in den Besitz des Sacks bringen, da der Sack in seinen Garten gefallen sei, aber Ahmed führte an, dass der Sack ihm gehöre. Ein heftiger Streit entbrannte zwischen dem Herrn und dem Arbeiter.

Der Herr ließ Ahmed dem Gericht vorführen. Sie machten sich auf den Weg. Aber im königlichen Palast angekommen, präsentierten sie sich der Königin, die Ahmed, zu seiner großen Überraschung, als seine Gemahlin erkannte. Die Königin war gerecht und schickte den Herrn ohne den Sack zurück. Die beiden Eheleute aber versöhnten sich und seit dieser Zeit ist Ahmed König in dieser Stadt.