In diesen Tagen feiern die Imazighten das Jahr Yennayer 2968

...und auch zu 2002 gibt es politisch ein paar kleine Veränderungen


Original geschrieben von: Uschen
Das dieses Fest, von den nordafrikanischen Staaten nicht aufgewertet und als ein nationales Fest betrachtet wird,...
Original geschrieben von: Jaanar
Das Komitee hat außerdem einen Antrag bei der Regierung eingereicht, aus diesem Tag, dem " 13 Januar", einen nationalen Feiertag zu machen.


Das Volk der Amazigh ... besteht aus vielen ethnischen Gruppen, die auch relativ abgegrenzt voneinander leben und handeln... Sie sind historisch eine Mischung aus Nomaden, Reitervolk und Bauern. Sie besitzen eine Grundsprache, die aber in zahlreiche Dialekte unterteilt ist. Seit der Eroberung durch arabisch stämmige Volksstämme aus dem heutigen Saudi-Arabien, die auch die Islamisierung des Maghreb und sogar großen Teilen Spaniens betrieben haben, wurde die Amazigh-Kultur zurückgedrängt und eingeschränkt. Dies ändert sich erst seit wenigen Jahren und auch nur sehr langsam. So hat Marokko erst seit der Thronbesteigung von König Mohammed VI. und insbesondere erst nach der Verfassungsreform von 2011, die Sprache Tamazigh als Amtssprache anerkannt und eingeführt.

Algerien hat in diesem Jahr erstmalig das Neujahrsfest „Yennayer“ als offiziellen staatlichen Feiertag eingeführt.





Das Neujahr der Imazighen

Im Berber-Kalender fällt Neujahr, also der 1. Yennayer, auf den 13. oder 14. Januar gregorianisch und in diesem Jahr begingen die Imazighen das Jahr 2968. Das traditionsverankerte Neujahrsfest „Yennayer“ wird seit der Antike und auch heute noch in den Maghreb und auch von den Maghrebiner im Ausland gefeiert. So wird in Algerien am 12. Januar und in Marokko und Tunesien am 13. Januar in das neue Jahr hineingefeiert. Die Jahreszählung der Berber geht zurück auf die Thronbesteigung des „libyschen“ (berberischen) Pharao Scheschonq I. in Ägypten (22. Dynastie) im Jahre 950 v. Chr. In diesem Jahre führte der Berberkönig Scheschonq I. einen Feldzug gegen die Pharaonen in Ägypten und besiegte sie. Seitdem wurde dieser Tag mit dem Beginn der Landwirtschaft zusammengeführt und gefeiert. Gleichzeitig dient aber auch unter anderem nach heidnischem Brauch der Natur zu ehren und den Winter zu vertreiben.


Der Berber-Kalender

Der Berber-Kalender ist ein alter, agrarischer Sonnenkalender, der auch „fellahi“ „bäuerlich“ genannt wird. Der Kalender ist ein später Abkömmling des von Julius Cäsar 45 v.Chr. eingeführten Julianischen Kalenders, was auch bereits die Datendifferenz von 12 bis 14 Tagen vermuten lässt. Dieser Kalender wurde während der Römischen Herrschaft auch in der Provinz Africa eingeführt und blieb nach der muslimischen Eroberung im 7. J.H. wegen seiner Orientierung an der Jahreszeiten insbesonderer für die Landwirtschaft bedeutsam. Die Anzahl der Tage in den Monaten, 30 oder 31, entspricht dem der Gregorianischen Monate und der 29. Februar ist alle vier Jahre Schalttag. Aber die Reformen des Gregorianischen Kalenders – mit seinen Schaltjahrsausnahmen – machte der nordafrikanische Bauernkalender nicht mit – daher rührt die oben angesprochene Differenz.

Der einzige Unterschied zum vorher geltenden julianischen Kalender war eine neue Schaltjahresbedingung. Im Schaltjahr hat der Februar 29 anstatt 28 Tage. Ein Jahr gilt als Schaltjahr im gregorianischen Kalender, wenn die Jahreszahl entweder durch 4 teilbar ist und nicht durch 100 oder durch 400 teilbar ist. Ein Jahr gilt als Schaltjahr im julianischen Kalender , wenn die Jahreszahl durch 4 teilbar ist. 2000 ist z.B. ein Schaltjahr für beide Kalender aber 1900 ist nur für den julianischen Kalender ein Schaltjahr.

Auch die Monatsnamen beweisen die lateinische Abkunft des Berber-Kalender. Diese Monatsnamen werden übrigens sowohl in den Berbersprachen als auch im maghrebinischen Arabisch benutzt. Die Berber der Kabylei in Algerien benutzen folgende Monatsnamen, in anderen Regionen weichen sie geringfügig ab: (ye)nnayer [Januar], furar [ebruar], meγres [März],(ye)brir [April], maggu [Mai], yunyu [Juni], yulyu(z) [Juli], γuct [August], ctember [September], (k)tuber [Oktober], nu(ne)mber [November], bu- (du-)jember [Dezember].

Yennayer wird volksetymologisch (in Unkenntsnis der lateinischen Wurzel) auf Amazigh gedeutet als „yan“ (in vielen Berberdialekten die Zahl „eins“) + (a) yur, „Mond/Monat“), also „erster Monat“ oder auch als „Tor des Jahres”. Die Ermittlung des Jahres ist auf kosmologische und mythologische Vorstellungen zurückzuführen und lässt sich von politischen-historischen Hintergründen und mythologischen Vorstellungen unterscheiden:


Die politisch-historischen Hintergründe

Die frühesten Zeugnisse über die Berber stammen vor den alten Ägyptern, denn die östliche Fraktion der Berber war ihr unmittelbarer Nachbar. Sie wurden von den Ägyptern «Libyer» genannt. Zahlreiche Libyer haben ihre Heimat verlassen, weil die Sahara schrittweise austrocknete, und so haben sie sich im Nildelta niedergelassen. Sie wurden auf der Suche nach fruchtbaren Böden fündig. Andere Berberstämme wurden von Hunger vertrieben und rannten um 1210 v. Chr. Gegen die Grenzen des alten Ägypten an und wurden unter dem Pharao «Merenpath» abgewehrt.

Die verbündeten der Libyer waren «Seevölker.» Diese Völker waren mehrheitlich indogermanische Stämme von den Küsten Italiens, Griechenland und Kleinasiens. Zu Zeiten des Pharao Ramses III. (ungefähr 1182-1152 2 v. Chr.) schlossen sich die Libyern anderen Berberstämmen an. Etwa zur gleicher waren vom Norden her wieder die Seevölker eingeströmt. Aber Ramses III. machte die beiden Kriegsfronten ein Ende. Er besiegte seine Gegner und nahm seine Frauen und Kinder als Gefangene. Berber die mit ihrem Leben davon kamen, wurden Sklaven im Dienste des Königs. Andere kamen zum ägyptischen Heer.

Um 945 v.Chr. gründete ein Berber namens «Scheschonq» den ägyptischen Thron und die 22. Dynastie. Mit der Übernahme der Macht durch libysche Söldner zerfiel das Reich und löste sich schließlich auf. In diesem Jahr begann die Berber- Zeitrechnung – 950 v.Ch.


Mythologische Hintergründe des Yennayerfestes

Es soll einmal eine alte Frau gegeben haben, die keinen Respekt vor dem Winter hatte. Die Natur bestrafte sie dafür, dass sie dem Winter nicht genügend Beachtung und Demut entgegen brachte, wie den anderen Jahreszeiten. Deshalb nahm sich der Januar einen Tag vom Februar und verlängerte somit den Winter. Ein Rind der alten Frau starb durch die klirrende Kälte, die die Natur ihr schickte und so lernte sie ihre Lektion, den Winter zu respektieren. Der Monat Januar verkörpert die kräftige und Strenge Natur. So feiern und ehren jedes Jahr die Imazighen diesen Tag, aus Angst, dass sich diese Geschichte wiederholen könnte.


Quelle
Quelle
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When the rich wage war
is the poor who die.
LP