Teil 20

Von Essaouira folgte ich der R 301, die entlang des Atlantiks folgt. Eine sehr entspannte Fahrt.

Ca. 15 km vor der Töpferstadt Safi hielten 2 Frauen ihre Hand hoch, um mitgenommen zu werden. Vielleicht meinten sie auch das Grand Taxi hinter mir. Ich fuhr ja auch eines, setzte den Blinker und bremste.

Safi war das Ziel, wo sie auch wohnten. Der Beifahrersitz war mit Brot, Mandarinen, Lebkuchen, Kamera und Millionen Brotkrümeln belegt.

Beide wollten zuerst vorne auf dem Sitz ihre Plätze einnehmen. Ich öffnete die Hecktüren und bat beide, sich es sich auf der der Couch im Wohnzimmer gemütlich zu machen. Der Einstieg war doch etwas hoch. Ich half dabei.

Halima und Zahira, beide um die 30 Jahre jung, unterrichten Grundschüler in einer Dorfschule und hatten Feierabend. Zahira sprach englisch, was die Fahrt sehr kurzweilig werden ließ. Es wurde viel laut und leise geredet und geflüstert.

Ich wartete geduldig und gespannt auf die obligatorischen Fragen, die meist gestellt werden, wenn ich Frauen in Marokko mitnehme. Und diese Fragen wurden auch nach einigen Minuten Fahrt gestellt.

In welchem Land ich wohne?, Ob ich alleine unterwegs bin?, Ob ich verheiratet bin?, Ob ich Kinder oder eine Freundin habe?, Was mein Job ist? Ob mir Marokko gefällt?.

Hinten im Wohnzimmer wurde diskutiert. Halima sei noch nicht verheiratet. Ich würde ihr sehr gefallen, so Zahira. Halima schaute sehr schüchtern von hinten nach vorne. Ihr war das sichtlich unangenehm.

In meinem Reisetagebuch notierte Zahira noch ihre Namen und Telefonnummern.

Im Zentrum von Safi verabschiedete ich mich zuerst von Zahira, 2 km weiter von Halima. Was für ein schönes Erlebnis an diesem Tag.

Kurz nach Safi fuhr ich, auf der fast leeren Autobahn, bis Rabat. Es war bereits dunkel als ich dort ankam.

Möglicherweise bin ich an einer falschen Ausfahrt abgefahren. Das hatte zur Folge, dass ich mich in der Rushhour mitten durch Rabat quälte. Es dauerte.

Gegen 19 Uhr traf ich in der Medina von Salé ein. Salé hat ca. 1 Mio. Einwohner. Es gibt das alte und das neue Salé.



Dass Ghizlane in der Neustadt wohnte, wusste ich nicht. Ihr Vater und Ghizlane holten mich nach einer etwas längeren Wartezeit in der Medina ab und lotsten mich zu ihrer Stadtwohnung.

Ihre Eltern hatte ich bereits im Dezember bei der Familie in Tassa getroffen. Ihre Tochter hatte ich im August 2016 auch in Tassa kennengelernt. Sie diente als Dolmetscherin. Ghizlane spricht gut englisch und hat Werbung/Marketing in Rabat studiert.

Nun hatte ich auch einen Einblick in eine Stadtwohnung. Eine 4 Zimmerwohnung im 4. OG die auch mit dem Aufzug erreichbar ist. Die Straße am Haus wird Tag und Nacht bewacht. Das Zebra konnte ruhig schlafen.

Die Schwester von Ghizlane kam auch noch vorbei und holte ihr Baby bei der Omi ab.

Es war ein schöner Abend mit gutem Essen in der nicht beheizten Wohnung. Eine Zentralheizung gibt es hier nicht, sondern eine Klimaanlage.
Das europäisch eingerichtete Badezimmer nutze ich gerne. Mein Nachtlager wurde im Salon vorbereitet. Unten im Zebra schlafen durfte ich nicht.

Nach einem tiefen und ruhigen Schlaf bewegte ich mich gegen 8 Uhr ins Badezimmer. Anschließend frühstückten wir noch zusammen. Ghizlane und ihr Vater mussten zur Arbeit.

Ich verabschiedete mich von der lieben Familie.

Tagesziel war die Hafenstadt Tanger. Hier wollte ich mich mit Ayman und Othman treffen. Beide wohnen und studieren in der Stadt.
Kennengelernt hatte ich beide im August 2016, als sie an der Mittelmeerküste trampten.

Die Küste Richtung Norden kannte ich.

In fuhr ich runter zum Oued Sebou Mehdia, der hier in den Atlantik mündet.






Zügig ging es weiter auf der Autobahn bis Larache.

Im Stadtzentrum machte ich einen kurzen Stopp, kaufte ein und tauschte Geld.



Mich regte die Gleichgültigkeit einiger Dienstleister auf. Der Banker am Schalter sprach, außer Passport, kein Wort, die hübsche Bäckereiverkäuferin und der Gemüseverkäufer waren nur mit ihren Smartphones beschäftigt.

Der einzig nette war ein Polizist, der mir erlaubte, das Zebra im Halteverbot abzustellen.

Mein nächster Stopp war im schönen Asilah.

Hier sieht und spürt man deutlich den portugiesischen und spanischen Einfluss aus den Besatzungszeiten im Mittelalter.

Die Medina, mit ihren meist weiß getünchten Häusern ist mit einer Stadtmauer und Wehrtürmen umgeben.







Kein einziges Mal wurde ich angesprochen, etwas zu kaufen, außen unten am Parkplatz. Auch hier nannte ich nur die Stadt Ketama aus der ich gerade komme würde.

Bei untergehenden Sonne und etwas dunstigem Licht fuhr ich auf der Landstraße weiter nach Tanger.




Weiter mit Teil 21


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Liebe Grüße

Martin

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