Teil 7

Die Familien sind weitgehend Selbstversorger, bzw. verkaufen auch ihre Produkte in der Stadt. Gemüse, Früchte, Obst und Getriede werden selbst angebaut.

Gehalten werden 4 Rinder, viele Schafe, Puten, Hasen und Hühner. Rinder werden in der Stadt geschlachtet. Alle anderen Tiere auf dem Grundstück.



Frische Beilage für die Tajine am Mittag.



Die Esel sind reine Arbeitstiere. Katzen dürfen in die Häuser. Hunde nicht.

Sandtransport



Mit vielen Litern, frisch gepresstem Olivenöl und eigelegten Oliven beladen, ein Geschenk der Familien, verabschiedete ich mich. Und wieder flossen literweise Tränen.

Shukran an die lieben Familien. Es waren wieder wunderschöne und relaxte Tage.

Heute ist der 24.12.2016.

Nachdem ich im Arbeitszimmer keine Papiertaschentücher mehr fand, hörte ich auf zu weinen.

Die Herzlichkeit, die Wärme, die Geborgenheit und die Offenheit die ich bei den Familien spürte und erlebte hinterlässt immer seine Spuren. Auch die Zufriedenheit der Menschen, mit dem was man hat, und das einfache Leben begeisterten mich.

Die Jüngeren sehen dies mit anderen Augen. Viele schauen nach Europa.

Von Tassa aus bin ich bei strahlendem Sonnenschein über Missour, Midelt und Khenifra zu meiner Berberfamilie gefahren.



Kurz vor Missour wollte ich noch Hayat, eine Krankenschwester in einem kleinen Dorfhospital besuchen. Leider war dieses geschlossen. Hayat hatte ich vor einem Jahr im Zebra mitgenommen, als sie an der Straße in Outat El Haj zu ihrer Arbeitsstelle wollte.

Strecke Midelt - Khenifra






Auf ca. 2000 m Höhe






Hinter Midelt führt auch eine Straße, abwechselnd auch Piste durch wunderschöne Zedernwälder zu Berberfamilie. Mein Gefühl sagte, dass ich diese nicht fahren solle, was sich später als gute Entscheidung herausstellte. Teilweise war die Piste, die bis auf 2.000 Höhenmeter führt, wegen dem vielen Schnee im Mittleren Atlas, nicht befahrbar.

Kurz bevor sich die herrliche Sonne verabschiedete, bin ich bei meinen 5 Frauen angekommen. Zufall war, dass ich diese vor genau 2 Jahren kennenlernte.

Hier ein Auszug aus meinem damaligen Reisebericht:

“Als ich aus dem Wald fuhr, sah ich an einem Hang einzelne Gehöfte. Sehr einfache Häuser. Aus mitteleuropäischen Augen gesehen, eigentlich Bretterverschläge, nur mit Folien gegen die Nässe geschützt. Kein Wasseranschluss, kein Strom.

Wie können die Menschen hier leben, fragte ich mich, wie so oft auf der Tour.
Das Zebra brachte mich zurück zur Hauptstraße. Ich musste immer an die Menschen denken, die hier am Hang in den Hütten ihr karges Leben fristeten.
Vielleicht waren sie auch zufrieden. Zufriedener als ich oder Millionen anderer Menschen. Weniger ist mehr.
Im Gegensatz zu diesen Behausungen hatte ich ein mobiles Luxusappartement. Ja, eine Dusche fehlte. Eine 1,5 Liter PET Flasche, gefüllt mit handwarmem Wasser ist der Ersatz. Dies ist ausreichend für die Körperreinigung.
An der Hauptstraße angekommen wendete ich und fuhr wieder zurück in Richtung Wald. Der Steppenwolf in mir wollte weiter. Ich nicht.
Kleidung und Schuhe würden hier sicherlich gut gebraucht. Vieles davon war an Bord.
Heute ist Weihnachten und die Zeit Gutes zu tun.
Oben am Hang sah ich einen dunkel gekleideten Menschen stehen, der neugierig herunterblickte.
Ich stoppte und betätigte den manuellen Scheibenheber und winkte aus dem Fenster. Der neugierige Mensch war eine junge Berberfrau. Hassna war ihr Name.
Ich stieg aus, und zeigte ihr warme Kleidung und Schuhe. Ja, sie nahm die Taschen gerne und dankend an. Hassna freute sich und lud mich zu einem Tee ein.
Nach dem spärlichen Frühstück und der noch anhaltenden Kälte nahm ich ihre Einladung an. Schön, wenn “mann“ Zeit hat. Und neugierig war er natürlich auch.
Ich stellte das Zebra ab. Über einen steinigen schlammigen Hang gingen wir gemeinsam auf direktem Weg hinauf zum Haus. Was mich hier wohl erwartet, fragte ich mich.“



Heute erwarteten mich 5 Frauen. Die Mutter, Rachida, die geistig behinderte Tochter Najema, Hassna, Fatima und Aicha. Der Vater ist vor einigen Jahren gestorben.

Von einem Weg abgehend, führen Spuren hinauf zum einfachen Gehöft der Familie, das auf ca. 1.700 m Höhe liegt.



Ich drückte die grüne Taste. Der Allrad war eingeschaltet, die Freilaufnaben waren verriegelt, die Untersezung aktiviert. Auf dem total schlammigen Boden, große und kleine Steine sorgten für spärlichen Grip der AT`s, erreichte ich das Haus. Mein Parkplatz war frei.



Die Winterzeit ist sehr hart für die Bewohner in dieser, landschaftlich doch sehr schönen Region, inmitten weitläufiger Zedernwälder.


Weiter mit Teil 8

Last edited by Steppenwolf; 11/02/17 01:56 AM.

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Liebe Grüße

Martin

http://www.der-steppenwolf.com/