Liebe Josi,

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und natürlich sind auch wir selbst allesamt, die wir hier versammelt sind, Schnäppchenjäger: ob Jasmin mit über 30 Jahren und aus einer bildungsfernen Familie stammend einen studierten Österreicher aus einer konservativen Familie (in Österreich sind bis auf die Eingewanderten alle rechts-konservativ) in der rechts-konservativsten Kleinstadt Österreichs (und zugleich der hässlichsten) eine österreichische Schwiegermutter gefunden hätte, die es goutiert, wenn Jasmin unter "Oma-bummsen" schreibt "ich lieeebe Verarschevideos!!!" oder ihren präpotenten österreichischen Akademiker, der gerade von der Jagd nach Hause kommt, wo er drei Böcke schießen durfte, zum Staubsaugen anhalten könnte: wer weiß.


das zeigt mir, dass du dir irgendwelche Bilder von anderen machst, die nicht viel mit der Realität zu tun haben: Dass Österreich und insbesondere Tirol zutiefst rechts-konservativ ist ist wahr und stellt für mich ein großes Problem dar, und zwar so groß, dass ich mich hier all zu oft unwohl und Fehl am Platz fühle! Ich denke, auch das konnte man schon hier und da aus meinen Beiträgen herauslesen. Es sind aber nicht alle Österreicher rechts-konservativ und ich habe das Glück, dass meine Familie alles andere als rechts und/oder konservativ ist! Kein einziges Familienmitglied von mir ist nur ansatzweise rechts-konservativ! Meine Familie wählt ausschließlich grün oder rot und distanziert sich entschieden von konservativen und erst recht von rechten Haltungen! Ich bin dankbar dafür, denn wäre es anders, wäre ich auch anders, wäre ich auch konservativ und womöglich noch rechts!
Ich frage mich aber, ob du tatsächlich davon überzeugt bist, dass ALLE Österreicher konservativ und rechts eingestellt sind? Oder geht es dir darum, mich unbedingt in eine Schublade zu stopfen, in die ich eigentlich gar nicht hineinpasse?
Und ja, ich finde diese rechts-konservative Mehrheit zum Kotzen, würde es aber nicht eine Minderheit geben, die entschieden nicht konservativ und gegen rechts ist, wäre ich schon gar nicht mehr hier. Und dass sich Marokkaner sowie andere MigrantInnen auch mittlerweile in Österreich zuhause fühlen, hat sicherlich nichts mit der konservativen, rechten Mehrheit zu tun, sondern mit der Minderheit, die eine gegenteilige Haltung hat und mit all den anderen Migranten aus Ländern wie Marokko, Ägypten, Türkei, Bosnien, Albanien etc.. Alles Menschen, die hier in Österreich leben und die ebenfalls "die" österreichische Gesellschaft sind!

Zum Staubsaugen-Thema kann ich nur lächeln: scheint wohl ein Vebrechen zu sein, dass ein Mann seine Frau ab und zu mal ein wenig unterstützt, weil diese ebenfalls eine Vollzeit-Woche hat.. Erzähle mal bitte meinem Schwiegervater in Marokko, dass er entmännlicht und seiner marokkanischen Identität entwurzelt ist, weil er zuhause kocht, Einkäufe erledigt, Geschirr abwäscht und sich um die 2 jährige Enkelin kümmert (ja das tut er alles und ist trotzdem ein stolzer Mann!)

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Gegen Schnäppchen ist ja nichts einzuwenden, jeder von uns tut in dieser Hinsicht was er kann und warum soll der Einzelne nicht auch das tun, was jedes globale Unternehmen als selbstverständlich ansieht: dorthin zu gehen wo er für sein Geld das meiste bekommt und am wenigsten Steuern zahlen muß? Was aber verlogen ist, wenn man dafür auch noch besonderen Dank erwartet, eine besondere Gefügigkeit, einen besonderen Verzicht auf eine eigene Identität und Kultur und darüberhinaus frech schmarotzt ohne irgendetwas gegenleisten zu wollen und seinen Profit versteckt, um ja nichts davon an den zurückgeben zu müssen, der ihn erst möglich gemacht hat.


Wo habe ich jemals in diesem Forum nur auch ansatzweise anklingen lassen, dass Marokkaner dankbar sein müssen, in Europa zu leben??? Und schon gar nicht habe ich jemals irgendwo geschrieben oder nur gedacht, dass mir besonderer Dank von meinem Partner gebührt. Dank für was? Wo hätte ich denn irgendwann für dich ersichtlich gemacht, dass ich mir Gefügigkeit von jemanden erwarte?? Ich denke ich habe schon in so einigen Beiträgen Frauen als auch Männer daran erinnert, dass sie sich eben keinen Dank und Gefügigkeit von ihren marokkanischen PartnerInnen erwarten können und dürfen!!! Im Gegenteil: in einer Partnerschaft sollte man sich gegenseitig dankbar sein und zwar nicht, weil man Dank einfordern, sondern weil man den/die PartnerIn nicht als selbstverständlich und als Besitz, sondern als Geschenk betrachten soll! In diesem Sinne ist Dank nichts was einem zusteht, sondern der Dank selbst ist ein Geschenk.

Zu dem Sextourimus und den Kinderschändern von denen dein Beitrag handelt: du hast das auf eine aufrüttelnde, schockierende Art und Weise veranschaulicht und auf den Punkt gebracht. Es gibt viel zu wenige Beiträge dieser Art und ich lese immer wieder gespannt solche Beiträge von dir und schätze sie sehr in diesem Forum!
Was ich allerdings nicht verstehe ist, was das alles mit mir zu tun haben soll, dass du mich so oft in diesem Kontext erwähnst!?

Und ausserdem: wenn ich von strebsamen Marokkanern rede, die einer Arbeit nachgehen, um ihre Pläne zu realisieren und ihre Familien in Marokko zu unterstützen, dann bedeutet das nicht im Umkehrschluss, dass ich die Ansicht vertrete, dass die, die nicht so leben, keine Daseinsberechtigung in DE, CH oder AT hätten! Oder hast du von mir irgendwann mal in diesem Forum gelesen, dass nur solche Marokkaner hier leben dürften, die einen wirtschaftlichen Gewinn darstellen und der "Rest" sollte da bleiben oder zurückgehen, woher sie kommen???

Josi, mir scheint, du kleisterst dir ein Bild von mir zusammen, dass aber schon gar nichts mit mir zu tun hat: ein Bild, nachdem ich eine Frau aus rechts-konservativen Hause bin, die ihren Mann unterdrückt und entmännlicht und sich dafür noch Dank erwartet, vorgibt eine linke Haltung zu besitzen, aber insgeheim doch rechts-konservativ ist... Dafür haltest du mich also? Aus all meinen Beiträgen liest du also so etwas heraus??? Ich denke, wenn du meine Beiträge hier im Forum aufmerksam gelesen und nicht irgendetwas zwischen den Zeilen gesucht hättest, könntest du unmöglich solch ein Bild von mir haben, ich bin der Meinung, dass ich meine Haltung durchaus hier oft genug klar wiedergegebn habe.

Auch wenn du dich wahrscheinlich daran wieder monatelang aufhängen wirst, traue ich mich nochmal, mich selbst zu verorten: ich bin eine Frau aus einem Haus, das entschieden nicht konservativ und gegen rechts ist - dementsprechend wurden mir,elhamdulillah, entsprechende Werte und Haltungen vermittelt. Und ja ich komme aus einer eher (nicht total) bildungsfernen (und dennoch intelligenten) Familie und dass ich studieren darf ist ein Privileg für das ich mehr dankbar als stolz bin. Und genauso bin ich meinem Mann dankbar - und zwar nicht weil er ein "Schnäppchen" ist (wie respektlos, einen Menschen als solch eines zu betrachten), sondern dafür, dass er der ist, der er ist, für all seine Eigenschaften und Taten und niemals soll er auch nur ein Stück seiner marokkanischen Identität und seines Stolzes, verlieren - ich würde tiefstes Bedauern empfinden. Aber eine marokkanische Identität ist viel viel mehr, als ab und zu mal einen Staubsauger zu bedienen oder nicht... Wenn ich einen rechts-konservativen Tiroler gewollt hätte, dann würde ich kaum mit einem marokkanischen Mann mein Leben leben und wenn ich einen gefügigen Mann gewollt hätte, dann hätte ich mir einen österreichischen Waschlappen (oder Männer in Stramplern) gesucht, denn von diesen gibt es in meiner Generation genug!

Was ich aber wirlich schon grotesk finde, ist, dass du mich in eine rechts-konservative Schublade drängst - ich, die sich mit Herz, Fleisch und Blut "wissenschaftlich" mit Rassismuskritik beschäftigt und dafür dann noch belächelt und lächerlich gemacht werde, wenn ich mich traue zu sagen, dass ich zeitenweise bis zu "12 Stunden täglich" mit einem Thema verbringe, das gegenwärtig kaum in seiner Brisanz und Präsenz zu unterschätzen ist und das mir persönlich sehr am Herzen liegt!

Josi, ich habe deine Beiträge und deine Art zu schreiben immer sehr bewundert und ich hatte das
Gefühl, dass du mich ganz gut einordnen kannst. Was ist es also, dass du mich seit einiger Zeit in so einem negativen Licht betrachtest und darstellst? Habe ich mich etwa innerhalb von zwei oder drei Jahren in eine konservative, männerunterdrückende Emanzen-Rassistin verwandelt oder habe ich mich bisher so gut getarnt und du hast mich nun endlich entlarvt? Du hast ja schon vor langer Zeit mal gesagt, dass ich hier im Forum stark meine Liebe verteidige, und du die Befürchtung hättest, ich würde daran eines Tages zerbrechen - und ich habe dir damals geantwortet, dass es nicht bzw nicht vordergründig um meine Liebe geht, sondern um viel mehr und dass ich auch manchmal das Gefühl habe, daran zu zerbrechen.. Vielleicht ist es ja unter anderem auch das, was dich stört, nämlich, dass ich mich für mehr als mein Leben mit einem marokkanischen Mann spreche tarue und noch nicht daran zerbrochen bin..? Was ich jedenfalls erkenne ist, dass du mir Absichten, Haltungen und Einstellungen zuweist, die absolut nichts mit meiner Person zu tun haben, und ich mich ernsthaft frage, wie man sich aufgrund meiner Beiträge solch ein Bild von mir machen kann..

Jasmin