Im Kreis gedacht
von whn61

Es war einmal ein Königreich, das baute Waffen, Transportmittel und Kommunikationsanlagen. Damit führte es früher sehr viele Kriege gegen andere Völker. Irgendwann in grauer Vergangenheit, verlor es den einen entscheidenden Krieg. Die Sieger zerteilten diese Land in verschiedene Teile und bewachten die Menschen, weil sie diese für unbelehrbar und aggressiv hielten. Aber bald erkannten die Bewacher, dass das Völkchen sehr fleißig war und die Spuren der Kriege schnell beseitigte. Sie schlossen mit den zerteilten neuen Völkern einen neuen Pakt und bekämpften sich fortan gegenseitig und produzierten fleißig Waffen, Transportmittel und Kommunikationsanlagen, die sie dann wiederum für gutes Geld in die verschiedenen Länder brachten und nannten es "Aufbauhilfe".

Ein kleines Teilstück der neuen Völker wollte anders sein. Es baute eine große Mauer um sein Land herum und ließ nur einige wenige Menschen hinein oder hinaus. Die meisten Menschen in diesem Land waren mit ihrem bescheidenen Dasein glücklich und richteten sich ihr Leben danach ein. Die Mauer störte sie schon, aber sie sahen den Sinn darin, beschützt zu sein vor der grausamen Welt um sie herum. Sie wehrten sich nicht und lebten ein zufriedenes, glückliches Leben. Natürlich bauten auch sie Waffen, Transportmittel und Kommunikationsanlagen, die sie in Länder schickten, die gegen die Länder kämpften, die von den anderen neuen Völkchen ihre Waffen, Transportmittel und Kommunikationsanlagen bekamen.
Eines Tages begann eine kleine Gruppe, sich zu wehren. Sie wollten die Mauer nicht mehr. Sie gingen auf die Straße und protestierten gegen ihren König und sein Gefolge. Der König war alt und seine Berater wollten nicht schon wieder einen Krieg. Die Berater berieten untereinander, miteinander, gegeneinander. Sie berieten sich mit der Armee und den Betrieben und Parteien. Sie berieten und berieten und dann unterlief einem Berater ein Fehler. Er versprach im offiziellen Fernsehen, so etwas gab es inzwischen in diesem Land, die Mauer zu öffnen und vergaß einen Zeitplan zu erstellen. Er war schon alt, der Fehler war klein und solche Fehler können passieren. In diesem Falle war der Fehler fatal. Einer seiner Ritter, die die Grenze bewachten, verstand das Versprechen falsch und ließ die Menschen durch die Mauer hindurch.
Tausende, Zehntausende, ja Hunderttausende gingen, liefen, fuhren durch die Mauer. Einige schlugen sich zur Erinnerung kleine Stücken aus der Mauer. Alle wollten die andere Seite der Mauer sehen. Sie erwarteten dort das gelobte Land, das allen Wohlstand und Glück versprach. Sie liefen durch die Straßen, besuchten Freunde und Verwandte. Einige begannen sich ein neues Leben auf der anderen Seite der Mauer aufzubauen.
All die Unkenrufe, dass dort der Teufel sein Geschäft mache, das kleine Land innerhalb der Mauer ausbluten würde, die Menschen keine Chancen hätten, verhallten jahrelang nicht.
Heute leben die Menschen vor und hinter der Mauer, die jetzt nur noch in einigen vertrockneten Köpfen existiert, gemeinsam. Sie streiten sich, arbeiten gemeinsam, gründen Familien und…
…bauen wieder viele gefährliche Waffen, Transportmittel und Kommunikationsanlagen. Diese schicken sie nun wieder gemeinsam mit ihren ehemaligen Bewachern in andere Länder und nennen es wieder "Aufbauhilfe" und das Land außerhalb der eigenen Grenzen verteidigen. Wieder verdient das nun wiedervereinte kleine Land gut mit dem Tod und dem Diebstahl von Bodenschätzen. Dieses Mal hat es das jetzt größere und stärkere Land schlauer angestellt. Es nutzt seine eigenen Kommunikationsanlagen dafür, seinem Volk zu erklären, wer der neue Feind ist, dass dieser bösartig und aggressiv ist.
Die Menschen in dem Land leben gut und sicher. Sie schicken ihre Ritter in weit entfernte ferne Länder und zeigen in ihren Kommunikationsanlagen, wie ihre Ritter „Aufbauhilfe“ leisten, wie wichtig diese „Aufbauleistungen“ sind, in den unterentwickelten Ländern und dass die Menschen dort ohne die Hilfe der Ritter in Unfreiheit leben würden. Die Menschen dort werden nicht gefragt, ob sie unsere Waffen, Transportmittel und Kommunikationsanlagen wollen.
Und den Menschen dort, die gern das Land sehen wollen, das diese modernen Waffen, Transportmittel und Kommunikationsanlagen baut und natürlich werden dort auch andere schöne Dinge hergestellt, die das Leben angenehm machen, wird eingeredet, dass sie besser in ihrem eigenen Land bleiben sollten, weil sie dort beschützt sind vor der grausamen Welt um sie herum. Aber auch sie sind glücklich und richten sich ihr Leben ein mit einem bescheidenen Dasein.
Aber dem Traum von der anderen Seite der Grenze, eine Mauer haben sie sich nicht gebaut, das haben die Waffen-, Kommunikations- und Transportmittelbauer für sie gemacht, kann ihnen keiner nehmen.
Sie werden, wie einst das Völkchen, das seine eigene Mauer eingerissen hat, die Grenzen überwinden und sie werden, genau wie das kleine Völkchen, sich mit den anderen Völkern vereinen.
Sie wollen keine Kriege, sie wollen ihre Heimat aufbauen, von anderen Völkern lernen, diesen ihr Wissen und ihre Erfahrungen zeigen und diesen beweisen, dass sie nicht aggressiv und gefährlich sind. Leider werden bis dahin ihre Landsleute in Kriegen kämpfen müssen, die sie nicht wollen und gefährliche Wege gehen müssen, die sie nicht kennen. Einige von ihnen werden es schaffen, andere werden unverrichteter Dinge wieder heimkehren, viele werden auf diesem Weg sterben und wieder andere werden falsche Dinge tun, weil die Völker, die sie in diese Kriege und Abhängigkeit zwingen, ihnen keine Chancen geben, ihre Liebe und ihr Können zu zeigen. Es werden traurige Schicksale glückliche überschatten. Aber diejenigen, die es geschafft haben, werden den Gedanken der Liebe und Freundschaft in die Herzen der Menschen der Völker, die ihre Feinde sein sollen, pflanzen und dafür sorgen, dass immer mehr Menschen verstehen, dass ihre Waffen, Transport- und Kommunikationsmittel niemand braucht. Sie werden verstehen helfen, dass sie, wie alle Menschen auf der Welt, nur ein glückliches, zufriedenes Leben führen wollen und die Ursache ihrer Träume und Sehnsüchte in den Ländern, die die Waffen, Transport- und Kommunikationsmittel bauen, selbst liegen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann sterben sie noch heute…
(DtH-Europa)


When the rich wage war
is the poor who die.
LP