Hallo,

„Ihr würdet euch wundern, mit wie wenig Verstand die Welt regiert wird“, hatte eins Papst Julius III. gesagt. Wie Recht er hatte! Viele Fehlentscheidungen des Westens hängen mit der Unkenntnis einfachster Fakten zusammen. Fünfzig Jahre lang habe ich mich bei meinen Reisen in Muslimische Länder immer Wieder wegen des abenteuerlichen Unsinns geschämt, den westliche Politiker und Publizisten über die muslimische Welt verbreiten.

Mit dieser Scham könnte man leben. Aber nicht mit den fürchterlichen Folgen, die die Ignoranz unserer Politiker in Afghanistan, im Irak, und anderen muslimischen Ländern angerichtet hat. Tausende junge Amerikaner und Hunderttausende Muslime mussten dafür sterben. Und sterben weiter.

Meine Thesen enthalten - wie alle Thesen – auch Verallgemeinerungen, auf deren Problematik ich ausdrücklich hinweise. Wenn ich vom „Westen“ spreche, meine ich in erster Linie die großen westlichen Länder. Es gibt westliche Länder, die sich nie des Kolonialismus oder des Neokolonialismus schuldig gemacht haben. Und es gab und gibt im Westen zahllose Menschen, die sich zu allen Zeiten leidenschaftlich für eine faire Behandlung der Muslime eingesetzt haben.

Auch der Begriff „muslimische Welt“ ist eine Verallgemeinerung, die der Vielfalt der islamisch geprägten Staaten nicht gerecht wird. Trotzdem habe ich diesen Begriff verwendet, um die großen Linien der Beziehungen zwischen Orient und Okzident in verständlicher Form aufzeigen zu können. Dass es letztendlich trotz zahlreicher Besonderheiten in den einzelnen Ländern einen tiefgreifenden Konflikt zwischen dem „westen“ und der „muslimischen Welt“ gibt, lässt sich leider nicht bestreiten.

Die Thesen werden Kritik hervorrufen. Das akzeptiere ich. Aber vielleicht öffnen sie auch Fenster zu einer anderen Sicht der muslimischen Welt – oder wenigstens zu einer fairen Diskussion. Nichts macht uns so verwundbar wie unsere Ignoranz.


1. Der Westen ist viel gewalttätiger als die muslimische Welt. Millionen arabischer Zivilisten wurden seit Beginn der Kolonialzeit getötet.





2. Nichts fördert den Terrorismus mehr als die „Anti-Terrorkriege“ des Westens. Sie sind ein Terrorzuchtprogramm.





3. Terrorismus ist kein typisch muslimisches sondern ein weltweites Problem.





4. Islamisch getarnte Terroristen sind Mörder. Christlich getarnte Anführer völkerrechtswidriger Angriffskriege auch.





5. Muslime waren und sind mindestens so tolerant wie Juden und Christen. Sie haben die westliche Kultur entscheidend mitgeprägt.


...


6. Nicht nur in der Bibel, auch im Koran sind die Liebe zu Gott und Nächstenliebe die zentralen Gebote.





7. Die westliche Politik gegenüber der muslimischen Welt leidet unter einer erschreckenden Ignoranz einfachster Fakten.

...


8. Der Westen muss die muslimische Welt genauso fair und großzügig behandeln. Wie er Israel behandelt. Muslime sind genauso viel wert wie Juden und Christen.




9. Die Muslime müssen sich wie ihr Prophet Mohammed für einen Islam des Fortschritts und der Toleranz einsetzen. Sie müssen dem „muslimischen Terror“ die religiöse Maske vom Gesicht reißen.




10. Das Gebot der Stunde heißt Staatskunst, nicht Kriegskunst – in Afghanistan, in Pakistan, im Irak, im Iran und in Palästina.

Feindbild Islam
Jürgen Todenhöfer




Ich persönlich finde es schizophren, die Toten in den Kriegen und an den Grenzen Europas zu bedauern und gleichzeitig die zu bewundern, die aus Kriegen und eben diesen Grenzkonflikten ihren Profit beziehen, wie eben auch Siemens und Bosch.
Ja, es stimmt, die Weltpolitik ist weitaus komplexer und eine einseitige Sichtweise ist der Grund, warum diese Kriege, hunderttausende Tote auf beiden Seiten, Hunger und Elend existieren. Gerade wir Deutschen sind da das beste Beispiel.

Die Ressourcen der Erde würden ausreichen, damit alle Menschen ein materiell gesichertes Leben führen könnten. Mehr verdienen und Kapital vermehren kann man aber mit der Produktion von Kriegsmaterial und dann schön an beide Seite verkaufen. In anderen Bereichen setzt man einfach mal ein Imperium in den Sand, beantragt Zuschüsse, damit man die "armen Angestellten" nicht entlassen muss. Steuergelder gehören ja keinem.

Es gibt keinen Konflikt zwischen „DEM Westen“ und „DER islamische Welt“. Die realen Grenzen bestehen zwischen arm und reich. Solange das Proletariat untereinander konkurriert, werden die Imperialisten ein leichtes Spiel haben. "Untereinander konkurrieren" heißt, dass sich das Proletariart untereinander bekämpft, weil Medien ihnen Unterschiede sugerrieren, die sie von ihren wahren Gegnern ablenken. Junge Männer werden sich auf beiden Seiten für die Mehrung des Kapitals und wegen der Rohstoffe töten. Mütter werden auf beiden Seiten um ihre Söhne weinen.


Nach dem Wegfall des sozialistischen Systems im Osten Europas, wurde schnell ein neues Feindbild geschaffen. Nur so lässt sich die Aufrüstung weiterhin erklären. Und wir halten still! und freuen uns so "weltoffen" und "klug" in Diskussionen unsere Meinung zur Vermehrung des Kapitals andere zu diskutieren.

Faktenwissen heißt nicht, dass auch Durchblick vorhanden ist. Ein Diplom zeugt nicht von Blick über den Tellerrand hinaus.

LG
Katrin


When the rich wage war
is the poor who die.
LP