Hallo,

ist wohl echt eine schwierige Situation, ich kann beide Seiten verstehen.
Ich sehe es schon auch so wie Najib, dass der Mann wohl nicht einfach nur ein falsches Versprechen abgegeben hat. In dem Moment meinte er vielleicht das Versprechen wirklich ernst und war sich noch gar nicht bewusst, dass er seine Meinung später ändern könnte. Man kann ja nicht einen Menschen für ewig auf eine Meinung festnageln. Er selbst hatte wahrscheinlich keine Probleme mit dem Hund, und nun wo so etwas wichtiges wie ein Kind in das Leben treten wird, macht er sich nun mal viel mehr Gedanken und wird sich seiner Verantwortung bewusst. Der Vater redet dann auch noch auf ihn ein. Und wenn er gläubig ist, dann wird es ihm ein Anliegen sein. Auch wenn sich jemand nicht gänzlich an seinen Glauben haltet, kann er ja trotzdem glauben und zb Engel im Haus zum Schutze des Kindes durchaus als wichtig erachten. Das hat nicht unbedingt etwas mit einem unehrlich gemeinten Versprechen zu tun.
Klar gibt es immer wieder Männer, die den Glauben benutzen zu ihren Vorteilen. Wäre er nicht gläubig und würde er das Argument nur nutzen weil er ganz einfach keine Hunde mag, dann wäre das falsch. Ist er aber überzeugt davon, dass es Engel gibt und im Sinne des Kindes handeln will, so ist es viel zu einfach, zu sagen, er müsse nun das Versprechen einhalten. Mit seinem Glauben an Engel würde der doch in einen dauerhaften Gewissenskonflikt geraten!

Andererseits ist die Situation natürlich nicht einfach mit Schinken im Kühlschrank vergleichbar. Man hängt ja an Schinken nicht in der selben Weise wie an einem geliebten Tier und man könnte ja viel eher Kompromisse eingehen, zb kein Schinken im Kühlschrank, aber ausser Haus schon oder in einem separaten Fach und bitte nicht am gemeinsamen Frühstückstisch.
An so einem Tier hängt man ja mit dem Herzen und auch der Hund hängt meist an Herrchen und Frauchen extrem, sodass die Tiere meist sehr leiden wenn man sie weggibt und so fühlt man sich halt auch dem Tier verpflichtet. Teilt man nicht den selben Glauben, so wird es verständlicherweise auch für sie nicht so einfach sein, den Hund wegzugeben, "nur" weil der Mann glaubt es wäre schlecht für das Kind, da die Engel vom Haus ferngehalten werden. Sie glaubt ja nicht daran und so sieht sie ja keinen Grund den Hund wegzugeben. Das heisst ja nicht unbedingt, dass der Hund ihr wichtiger ist als der Mann, sie entscheidet sich ja nicht gegen den Mann, sondern kann nicht einfach so den Hund weggeben, weil der Mann an etwas glaubt an das sie eben nicht glaubt.
Das bedeutet auch nicht unbedingt, dass sie keinen Respekt vor seiner Religion hat, aber sie teilt halt nicht den Glauben, hingegen hängt sie aber an dem Hund und fühlt sich für ihn verantwortlich. Sie würde es zwar sicher mit ihrem Gewissen vereinbaren können, den Hund wegzugeben, wenn er bedrohlich für die Gesundheit wäre, zb aufgrund einer Allergie, aber mit Engel an die sie mal selber nicht glaubt, kann sie wohl so eine Entscheidung nicht rechtfertigen! Er hingegen will natürlich sein Kind beschützen und für ihn hat das Kind selbstverständlich oberste Priorität!
Ist echt eine sehr schwierige Situation und zeigt, dass ein verschiedener Glaube manchmal doch Konflikte mit sich bringt, spätestens wenn Kinder da sind... Da kann man noch so viel Respekt vor dem anderem haben - er kann sie verstehen, dass sie den Hund liebt, sie ihn dass er das Kind ja nur schützen will. Einer von beiden wird aber in einen Gewissenskonflikt geraten, wenn kein alternativer Kompromiss gefunden wird.
Am besten wäre es wohl, wenn man den Hund zur Mutter geben könnte, so wäre er nicht in der Wohnung und dennoch müsste man ihn nicht ganz weggeben...