Hallo Souza,

Antwort auf:
Liebe filfil, Du hörst Dich an wie eine Muslima, die in D marokkanisch lebt. Für mich etwas strange, auch wenn ich es sehr schätze, wie Du die Dinge aus dem Familien- udn Religionshintergrund erklärst.


Du besitzt wohl noch dieses Wir-und-die-Anderen-Denken und teilst die Gesellschaft in zwei Dimensionen (wir/die anderen). Wir sind längst in einer Zeit angekommen (bzw. sollte es jeder sein) in der eine dritte Dimension vorhanden ist: eine Gesellschaft der Vielfalt. Und in dieser ist es überholt, von Anpassung irgendwelcher "Minderheiten" an die "Mehrheitsgesellschaft" zu sprechen. Wir ALLE bilden EINE Gesellschaft, in der unterschiedliche Kulturen, Lebensformen und Religionen gleichberechtigt existieren. Und zu dieser Gesellschaft gehören Marokkaner, Araber, Muslime und viele mehr genauso wie Deutsche und Christen! Zusammen bilden wir die Gesellschaft. Die Rede von einer homogenen deutschen Gesellschaft, an die sich "die Anderen" anzupassen haben, schließt Gesellschaftsmitglieder mit anderen Kulturen und Lebensformen aus und verschließt die augen vor der Realität.

Während Religion und Kultur von Marokkanern bspw. die Ehe für eine Beziehung voraussetzen, kann man wohl umgekehrt kaum behaupten, dass die deutsche Kultur gegen die Ehe ist und aussereheliche Beziehungen Kultur sind. Eher sind sie ein Resultat des Gegenteils, nämlich des Verlustes/Abnahme von Kultur, Tradition und Religion. Soll bitte keine Wertung, sondern nur eine Feststellung sein. Die Frage, was also "die" deutsche Kultur sei, ist also sicherlich nicht ganz uninteressant.

In solchen Diskussionen, wie die hier, fällt mir zudem oftmals auf, dass verschiedene Konflikte teilweise als ausschließlich kulturell bedingt gedeutet werden, obwohl vielleicht nicht alles aufgrund der Kulturen so ist wie es ist.
Mag sein, dass es etwas mit der marokkanischen Kultur zu tun hat, dass Laras Partner davor zurückschreckt, seinem Vater von der Beziehung zu erzählen. Zugleich handelt er aber nicht im Sinne seiner Kultur und Religion, wenn er die nächsten Jahre mit ihr ausserehlich zusammenleben möchte. Wieviel deutsche Männer wollen denn nach 2 Jahren Beziehung heiraten? Viele Deutsche weigern sich ja regelrecht dagegen. Auch, dass er nicht möchte, dass die Mutter der Kinder von der Beziehung weiß, muss nicht unbedingt etwas mit der marokkanischen Kultur zu tun haben. Wer weiß, weshalb und wie die Ehe auseinander gegangen ist, vielleicht hat er auch davor Angst, die Ex-Frau könnte sich an ihm irgendwie rächen?