Hallo Eva,

ich habe deinen Beitrag über das Leben einer Frau in Marokko gelesen und darüber eine Weile nachgedacht.

Du schreibst



ich lebe nicht in Marokko und von daher liege ich vielleicht nicht ganz richtig mit meinen Beobachtungen, aber ich will dennoch versuchen, zu beschreiben, wie ich das wahrnehme.
Ich nehme die marokkanische Gesellschaft nicht als Männergesellschaft wahr, sondern als eine Gesellschaft, die in Männern und Frauen geteilt ist. In Europa vermischen sich die Geschlechter im Alltag, während in Marokko Männer und Frauen oft getrennt sind. Männer sitzen häufig in Cafes, Frauen stundenlang im Hammam oder daheim. Es würde sich auch kein Mann zu einer Frauenrunde dazugesellen, die Ehemänner verdrücken sich da ganz schnell, wenn Frauenbesuch ansteht. Das lernen die schon von klein auf, die Frauen in Ruhe und unter sich zu lassen. Und ganz ehrlich ist es ja auch ziemlich lästig wenn man mit seinen Freundinnen zusammensitzt und plötzlich kommt der Partner dazu, das ist eine richtige Spassbremse und das hemmt. Ich finde das ganz fein, dass Frauen in Marokko unter sich sind. Und so wollen halt auch die Männer unter sich sein...

Dass Frauen nicht trinken und rauchen dürfen, während es Männer schon machen können, verstehe ich auch nicht ganz. Ich meine, es ist ohnehin für beide Haram, aber wie du schon sagst, es geht ums Prinzip. Ich denke aber nicht, dass die Regeln von Männern für Frauen aufgestellt werden, sondern ein Produkt der Gesellschaft als Ganzes sind, also Frauen ebenfalls diese Regeln und Normen gestalten und tragen.

Freiheiten hat eine Frau wahrscheinlich schon etwas mehr in Deutschland als in Marokko, weil eben die gesellschaftlichen Erwartungen andere sind. Dennoch wird ein Mann der nicht will, dass seine Frau in Marokko in Cafes unterwegs ist, raucht und Nachts noch draußen ist, das selbe auch nicht gerne in Deutschland sehen wollen, das ist einfach ein ungewöhnliches Bild für Marokkaner. Und auch er räumt in der Regel das Feld wenn Frauenbesuch ansteht

Was das mit dem alleine außer Haus gehen zu später Stunde betrifft, ist es wohl einfach auch der Beschützerinstinkt, leider werden ja Frauen weltweit belästigt oder bedroht und sie können sich halt nicht so gut verteidigen wie ein Mann es kann.
Marokkanische Männer sehen eben Frauen noch sehr als schützenswert an, sie tun alles um ihre Familien und Frauen zu beschützen!




das Leben von Frauen spielt sich in Marokko sicher mehr daheim ab, allerdings denke ich, wie gesagt, dass das nicht von den Männern allein so bestimmt wird, sondern auch von den Frauen. Marokkanische Frauen sind wohl gerne daheim, das Zuhause ist ihr Reich, für eine Deutsche kann das sicher oft schwer sein.
Während sich deutsche Frauen darüber beschwerden, dass ihre Männer zu wenig zuhause sind, sind die marokkanischen Frauen oft ganz froh, wenn der Mann draußen ist und sie ihr Reich für sich haben.

Was Empfindlichkeit angeht, denke ich, dass marokkanische Frauen weniger empfindlich sind als deutsche. Wenn sich mal halt der Mann etwas "daneben" benimmt, stehen die da oft ganz cool drüber und denken sich einfach ihren Teil. Mir kommt es so vor, als ob manchmal marokkanische Frauen die Männer nicht ganz sooo ernst nehmen, sich einfach nicht zuviel ärgern und vieles lockerer nehmen und hintenrum wird dann mit den Frauen darüber gelacht

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es eine rießen große Umstellung für eine deutsche Frau ist, plötzlich in Marokko zu leben und andere gesellschaftliche Erwartungen erfüllen zu müssen. Umgekehrt hat es aber ein marokkanischer Partner auch nicht leicht, wenn er plötzlich in Europa lebt. Ich frage mich oft nur, für wen es wohl schwerer ist, für eine/n Marokkaner/in in Europa oder für eine/m Deutsche/n in Marokko? Die Probleme sind je nachdem sicher anders gelagert, aber offener wird man als Ausländer wohl in Marokko aufgenommen. Ob Deutsche/r oder Marokkaner/in im Ausland, einer hat wohl meistens auch etwas Heimweh...