Meiner Meinung nach kommen da verschiedene Faktoren zusammen. Alles was ich schreibe, soll nicht wertend sein! Es sind nur Einschätzungen von meiner Seite.
In Marokko gibt es meines Wissens kein Arbeitsrecht wie in Deutschland. Sehr viele Angestellte arbeiten zu einem niedrigen Salär ( um die 1500 Dirham ist wohl so durchschnittlich). Der Arbeitgeber ist nicht verpflichet, den Arbeitnehmer zu versichern. Er kann das freiwillig tun und viele tun es auch, aber es ist NICHT die Regel, dass ein marokkanischer Arbeitnehmer renten-, kranken- oder unfallversichert ist. Gegen Arbeitslosigkeit gibt es eh keine Versicherung. Das Gehalt wird nur bezahlt, wenn man auch wirklich arbeitet, im Urlaub gibt es also schlicht und einfach nichts. Der Arbeitnehmer hat in der Regel keinen Festvertrag und kann von heute auf morgen auf die Straße gesetzt werden.
Das ist einer der schwierigsten Punkte im marokkanischen Arbeitsleben. Solange sich dies nicht ändert, kann nichts besser werden.

Dann gibt es im Arbeiterbereich jede Menge Tagelöhner. Die setzen sich jeden Tag in ein Cafe und warten auf Arbeit. Unser Maurer z.B. ist immer im selben Cafe zu finden und wenn wir ihn brauchen, wissen wir, wo wir ihn suchen sollen. Er verlangt als Meister 12 Euro pro Tag, ein Helfer bekommt etwa 7 Euro pro Tag. Der Staat wäre hier gefragt, aber das ist natürlich ein Riesenunterfangen. Ich hatte zeitweise den Eindruck, dass viele auch gar nicht so interessiert an einer festen Arbeit sind, aber ich kann mich täuschen. Der Familienzusammenhalt ist hoch in Marokko, auch finanziell, und irgendwie gehts immer weiter.
Dass es in Marokko immer mehr Cafes gibt, scheint mir auch so und alle arbeiten. Ich wundere mich auch manchmal, woher alle das Geld nehmen. Immerhin kostet ein Cafe in einem unmodernen Männercafe 5 Dirham, in einem moderneren 8 Dirham. Im Hotel dann 20 Dirham. Wenn man zweimal täglich geht, dazu noch raucht, dann kommt schon was zusammen. Eine Schachtel Marlboro kostet 30 Dirham. Da ist man schnell bei 1000 oder mehr Dirham. Eine Bekannte von mir, die seit 1958 in Marokko gelebt hat, sagte mir, Cafes habe es immer gegeben, aber nicht in dieser Masse.

Beamte haben es besser, sie bekommen ihr monatliches Gehalt und natürlich Sozialversicherung. Das ist wie in Deutschland bei den Arbeitnehmern, der Beamte zahlt einen Teil und der Staat einen Teil.

Ich kann die Mentalität auch nur schwer verstehen, weil ich eben in diesen Dingen sehr deutsch denke ( Sicherheit, Zuverlässigkeit usw.), aber es ist, wie es ist. Bis jetzt hatten die meisten Leute viele Kinder, die sie im Alter versorgen konnten. Da immer mehr Familien nur noch zwei Kinder haben, frage ich mich auch, wie es weitergehen wird.
Ich glaube auch, die meisten Arbeitnehmer hätten gar kein Interesse, für Sozialversicherung zu bezahlen. Sie haben lieber das Geld und denken da nicht groß weiter. Der Staat bietet schon relativ viel an kostenloser Versorgung, z.B. gibt es in jedem Stadtviertel ein so genanntes Centre de santé, wo man kostenlos Impfungen und Medikamente bekommt. Die Antibabypille ist ebenfalls kostenlos. Es gibt kostenlose Krankenhäuser ( sind nur nicht so schön und modern) und ich war zweimal in der Notaufnahme ( mit Röntgen) und habe nichts bezahlt.

Sicher gibt es auch eine Art "laisser-faire"-Mentalität. Inwieweit diese aus einer Gleichgültigkeit, Gottergebenheit, Passivität oder Unterdrückung resultiert, kann ich nicht beurteilen.
Interessant finde ich aber die Unterschiede beim Beobachten der marokkanischen und der deutschen Fußballmannschaft. Hier kann man sehr deutlich die Mentalitätsunterschiede erkennen:) Nicht umsonst werden die Deutschen "Panzer" genannt. Sie spielen mit System und etwas starr, jedoch sehr strikt und zuverlässig. Die Marokkaner sind anders. Sie können gut improvisieren und sind flexibel.

"Inshallah" soll eigentlich nicht heißen, dass man Gott für alles in seinem Leben verantwortlich macht. Dies wäre falsch. Sondern inshallah soll heißen, ich tue mein Möglichstes und wenn es nicht klappt, dann will Gott es nicht. ( oder der Zufall, Katrin grin).

@Ayoub: bitte verzeih mir, wenn ich widerspreche, es ist nicht gegen Dich. Die Waschung ist im Koran beschrieben, jedoch nicht in der Art und Weise, wie sie im sunnitischen Islam durchgeführt wird.
Antwort auf:
Sure 5 Vers 6:

"Ihr, die den Iman verinnerlicht habt! Wenn ihr zum rituellen Gebet aufstehen wollt, dann wascht (vorher) eure Gesichter, eure Hände und Arme bis zu den Ellenbogen, benetzt eure Köpfe und (wascht) eure Füße bis zu den Knöcheln. Und wenn ihr dschunub seid, dann stellt die rituelle Reinheit wieder her. Und wenn ihr krank oder auf Reisen seid, oder von der Notdurft kommt oder eure Frauen (intim) berührt und kein Wasser findet, dann sucht reine Erde auf und überstreicht (mit bestäubten Händen) eure Gesichter und eure Hände. ALLAH will euch nichts Unangenehmes gebieten, sondern euch nur reinigen und euch Seine Gabe vervollständigen, damit ihr euch dankbar erweist."



Antwort auf:
Sure 4 Vers 43:

"Ihr, die den Iman verinnerlicht habt! Nähert euch nicht dem rituellen Gebet , wenn ihr betrunken seid - damit ihr wißt, was ihr sagt -, auch nicht, wenn ihr dschunub seid - mit Ausnahme von Vorbeigehenden (bzw. Reisenden) , bis ihr Ghusl durchgeführt habt. Und wenn ihr krank oder auf Reisen seid oder der eine von euch von der Notdurft kommt oder ihr die Frauen (intim) berührt habt und kein Wasser finden könnt, dann sucht reine Erdoberfläche und streicht euch über eure Gesichter und Hände (bis zu den Ellbogen). Gewiß, ALLAH bleibt immer reue-annehmend, allvergebend."


Quelle: www.meine-islam-reform.de