Hallo Koschla,

diese Paarberatungsthreads sagen doch immer sehr viel mehr über die Berater aus als über den Beratenen, egal wieviel der Beratene von sich selbst angeblich nicht mehr preisgibt, drängt es doch jeden sich zu offenbaren, wie das bei ihm selbst funktioniert.

"Das verwerflichste aller Bedürfnisse: die vertrauliche Mitteilung, das Bekenntnis. Das Bedürfnis der Seele sich zu äußern" (Pessoa, Buch der Unruhe).

Im untenstehenden Ratschlag an Lavendula steht, daß Heiraten in Marokko IMMER ratz-fatz ginge und es praktisch nie so ist, daß man sich vorher "kennenlernt". Wobei "Ausprobieren" ja keinesfalls dasselbe ist wie "Kennenlernen" hier aber so gebraucht wird als wäre es dasselbe: gemeint ist, daß man miteinander nicht vor der Ehe erlaubterweise schläft - erlaubt von der Familie des Mädchens. Da lohnt es sich das "Kennenlernen" und das "Ausprobieren" und das "Miteinanderschlafen" der verschiedenen Kulturen einmal näher anzusehen:

Antwort auf:
In Marokko gibt es kein "Freundin-sein" für "anständige" Mädchen. Es ist nicht üblich, sich lange auszuprobieren, sondern meistens wird sich schnell entschieden und geheiratet. Keine Familie würde es dulden, dass ihre Tochter ausprobiert wird


Wir sind hier in diesem Forum ja nicht alle unschuldige marokkanische Mädchen, die mit einem Marokkaner ratz-fatz verheiratet worden sind, sondern in der Mehrheit erfahrene Frauen, die einen Marokkaner nicht als Katze im Sack gekauft haben, sondern ihn vorher kennengelernt haben (nehme ich jedenfalls auch an, daß es auch auf Dich zutrifft). In diesem speziellen Fall (erwachsene Frau trifft netten Marokkaner, auch schon erwachsen) wage ich zu behaupten, daß die Unterschiede so groß gar nicht sind: was ja auch enttäuschend sein kann. Schließlich hat man nicht so weit weg geheiratet, um dann auch nur den gleichen Langweiler zu Hause zu haben, den man schon in Deutschland von der Bettkante hätte stoßen wollen, so er sich denn drauf niedergelassen hätte.

Den nächsten nicht so wahnsinnig großen Unterschied gibt es beim Miteinanderschlafen, wo es trotz aufgeklärtestem youporn auch nicht diese wahnsinnig vielen Möglichkeiten gibt, sich auf sehr vielen Ebenen "kennenzulernen" bzw. "auszuprobieren". Manches wird ja auch erst mit der Zeit passend, wie bei gutem Wein auch: ihn gleich wegzuschütten, weil er kurz nach der Gärung riecht wie Buttersäure ist auch nicht das Gelbe vom Ei.

Antwort auf:
Was Prügel sind, das weiß man schon; was aber die Liebe ist, das hat noch keiner herausgebracht. Einige Naturphilosophen haben behauptet, es sei eine Art Elektrizität. Das ist möglich; denn im Momente des Verliebens ist uns zumute, als habe ein elektrischer Strahl aus dem Auge der Geliebten plötzlich in unser Herz eingeschlagen. Außerdem wirkt nicht jede Liebe blitzartig; manchmal lauert sie, wie eine Schlange unter Rosen, und erspäht die erste Herzenslücke, um hineinzuschlüpfen..Dieselbe Sonne, die im Niltal Ägyptens Krokodileneier ausbrütet, kann zugleich zu Potsdam an der Havel die Liebessaat in einem jungen Herzen zur Vollreife bringen – dann gibt es Tränen in Ägypten und Potsdam usw. Heinrich Heine


Einen Unterscheid macht aber die Familie

Der wichtigste Faktor in der Beurteilung einer anderen Person als potenziellen Heiratskandidaten ist seine Familie. Bei Männern sollte man immer zuerst einen Blick auf seine Mutter werfen wollen und bei Frauen ebenfalls (Väter sind zu vernachlässigen, sie sind ja noch nichtmal sicher als genetischer Pool, den weiterzugeben es sich lohnt die Strapazen der Kinderaufzucht auf sich zu nehmen).

Die Schwiegermama zeigt uns, was wir von unserem Mann erwarten können und was nicht, wo er verzogen, verwöhnt, klein gehalten worden ist oder aber auf einem festen Fundament unerschöpflicher Zuneigung steht, die ohne Limit über ihm ausgeschüttet worden ist und nun das Faß immer nur überläuft ohne sich jemals zu erschöpfen. So ein Mann (der Letztere) ist auch im Bett gut, "Ausprobieren" erübrigt sich dann in der Regel. Im ersteren Fall wird man immer einen quengeligen Nichtsnutz an seiner Seite haben, der es höchstens bis zu einer ratz-fatz Selbstbefriedigung bringt und im Fall der Scheidung war es dann die deutsche Frau, die nicht kochen konnte, immer nur fremde Männer angemacht hat und im übrigen gegen den Islam missionieren wollte in Marokko (der ultimative Scheidungsgrund für jede Schwiegermutter).

Als Mann hingegen sollte man sich immer vor Augen halten, daß die Schreckschraube von Schwiegermutter exakt das Modell ist nach dem die eigene (wohlriechende, zartbesaitete, naive) Liebste sich verwandeln wird, wenn sie verheiratet ist und älter wird: was nach herrschender Meinung jeder irgendwann mal werden soll. Hat man es mit der Person der Schswiegermama allerdings mit einer wundervollen Dame gesetzteren Alters zu tun, die ihren Clan fest im Griff hat, sich aber nicht zu schade ist bei entsprechenden Anläßen sich über das Leben an sich und insbesondere das männliche Geschlecht zu amüsieren, das sie Zeit ihres Lebens gut und gerne so einzuwickeln verstanden hat, daß diese dachten, sie wären die Herren im Hause (auch wenn der Kater mit zerfetzten Ohren nach Hause kommt): dann hat man eine etwas über der 50% Grenze liegende Chance, daß man selbst auch Spaß in einer Ehe mit deren Töchtern haben wird.

Daß bei uns in Europa nicht in jeder Disco auch die Schwiegermutter mit herumsteht und mit den Hüften wackelt, ist einer der Hauptgründe, warum im Westen in ländlichen Gebieten jede dritte Ehe geschieden wird und in Großstädten inzwischen jede zweite Ehe (mit steigender Tendenz bzw. fallend: demnächst wird jede erste Ehe geschieden).

Original geschrieben von: Koschla

Choppy, ich habe auch schon gehört, dass es das geben soll, dass ein marokkanisches Pärchen sich länger kennenlernt. Selbst habe ich noch nie so einen Fall erlebt. Es kann aber sein, dass ich mich in eher traditionellen Kreisen bewege, kann es aber nicht wirklich beurteilen, da ich nur diese kenne.


Oben schreibst Du, daß in Marokko praktisch immer schnell und ohne großes Kennenlernen geheiratet würde, weiter unten dann, daß es sich nur um eine Familie und nur einen Fall handeln würde, den Du selbst näher kennst: das ist für Verallgemeinerungen eine etwas dünne Datenlage und im übrigen widerspricht es sich (IMMER, nur EINE).

Kennenlernen nach marokkanischer Art

Ich selbst kenne es anders (und ich bin mir sicher, es ist eine ebenso traditionelle Familie): da wird überhaupt nie schnell geheiratet, es wird ausprobiert, was das Zeug hält - allerdings nicht miteinander geschlafen und wo das doch passiert, gilt es als unkluger Unfall ebenfalls der Schwiegermutter bzw. der älteren Frauen des Clans. Es wird dann nicht so schlecht über die jungen Frau geredet wie über deren schlechte Erziehung durch die betroffene (todunglückliche) Mutter.

Ich kenne es so:

ganze Heerscharen von schwergewichtigen Matronen reisen quer durch Marokko (und Europa/Kanada, so sie denn dafür ein Visum haben und Verwandte vor Ort), um potenzielle Heiratskandidaten/Innen ausfindig zu machen. Aber auch altgediente Familienoberhäupter verwenden große Teile ihres aktiven Berufslebens darauf, Heiraten anzubahnen bzw. das möglichst zwanglose "Kennenlernen" von Nichten, Neffen, Cousinen und Cousins und die Brüder und Schwestern derselben.

Auch meine Kinder und Enkelkinder sind längst Teil dieser Heiratsoptionen. Falls derjenige näher in Betracht gezogen wird, läuft das ganz normale Kennenlernprogramm wie hier auch ab: von e-mails, über Treffen mit der Familie, dann auch kontrolliert alleine und schließlich sieht man sich auch immer auf Hochzeiten und Beerdigungen, wo es wie in Jugendlagern massenweise Gelegenheiten gibt, sich abzusetzen und in die Büsche zu schlagen. Es wird nur nie offiziell der Segen dazu gegeben, daß man gemeinsam im Haus der Eltern, Großeltern, der Schwestern und Schwägerinnen in einem Bett schläft, das Frühstück ans Bett gebracht bekommt und gefragt wird, ob die Kondome recht gewesen wären (oder eher Schimmelpilzvernichter hätte bereit gestellt werden sollen).

Zieht man alles von allem ab, bleibt da immer das Risiko der Aufzucht der Nachkommen. Das hat keine Kultur bisher ohne (unterschiedliche, im Ergebnis aber ähnliche) Repressalien/Kontrollen junger Frauen regeln können: ein Mann will wissen, ob er ein Bankert großzieht oder sein eigenes Fleisch und Blut.

Und noch mehr wollen das die Schwiegermütter wissen.

Josi