Hallo Choppy,

Männerfreundschaften sind nichts spezifisch marokkanisches: sie werden dort nur nicht unterdrückt, sondern gepflegt - aus ganz egoistischen Gründen. Jeder Mann in allen denkbaren Welten liebt Männerfreundschaften, Männergesellschaften und Männerthemen: das hat er in den Genen. Nur traut sich das keiner mehr zuzugeben: da sieht man dann stattdessen Männer mit glasigen Blicken tütentragend neben ihren Frauen herlaufend beim "Shoppen" (die Galerie "Aber sicher Schatz, das steht Dir ganz ausgezeichnet..." unbedingt durchklicken: selten einen so schlagenden Beweis für meine Theorie gesehen):





Und noch tragischere Gesichtsausdrücke kann man studieren, wenn man Familien oder gar PAARE an Stränden beobachten kann: Männer denken dabei die ganze Zeit (in Worten: die GANZE Zeit) an Fußball, an andere Frauen, an ein Besäufnis mit anderen Männern, an Schach, Skat oder Golf) - ich habe dabei noch kein einziges wirklich relaxtes Männergesicht erlebt, keines das so entspannt glücklich guckt wie ein ganz normaler Mann mit anderen Männern: Thema total egal, aber gerne auch beim Philosophieren, Hauptsache kein Weib dabei, das reinreden kann, mitreden will, auchmal beachtet werden will, es nicht abhaben kann, daß und wie man Urlaubserlebnisse erzählt, was und wie es in Wirklichkeit war richtig stellt und im Grunde ihr ein Sinnesorgan fehlt: einfach den Mund zu halten, zuzuhören und sich unsichtbar zu machen.

So sie denn unbedingt dabei sein muß.

Besser wäre: sie wäre nicht dabei.

Historisch betrachtet ist klar, woher das kommt: Männer sind seit es Menschen gibt gemeinsam auf die Jagd gegangen, mussten sich zusammenreissen, Arbeitsteilung und Fairneß waren kein must-have, sondern überlebensnotwendig. Und sie mussten sich blind aufeinander verlassen können. War der Säbeltiger oder das Mammut erlegt, musste das Adrenalin heruntergefahren werden, was dann in Männergelagen am Lagerfeuer stattfand (dasselbe Ritual beim Rauffahren: auch vor Kämpfen, Schlachten, Überfällen): es war ja nicht ungefährlich (nicht mal eine Maus von hier nach dort bewegen, um ein bischen rauf- und runterzuscrollen), was sie tagtäglich für sich und die Ihrigen leisten mussten.

Adrenalin Runter- oder Rauffahren kann man aber nicht mit Kuscheln, Verdrängen oder Windelnwechseln, sondern indem man das Erlebte sich gegenseitig nochmal erzählt, ausschmückt, erweitert und nochmal und nochmal wiederholt (nervtötend für eine Frau) - dabei aber lernt, was falsch gelaufen ist und was man das nächstemal besser bleiben läßt. Daß dabei auch Messer geschliffen, Waffen repariert und verglichen wurden, hatte ebenfalls seinen Sinn: einem Mann käme nie in den Sinn seinen Kumpel das anzukreiden oder gar seine Leistung zu schmälern (nicht so die Frauen, deren einziges Wild seit eh und je ein Mann war, der sie versorgen konnte).

Frauen nannten das früher (wegwerfend) "Jägerlatein", neuerdings heißt es frauenseitig (wissend) "ja, ja: es geht mal wieder darum, wer hat den längeren".

Wer aber je erlebt hat (eine meiner Töchter hat in einem echten englischen Club ihre Restaurantfachfrau-Ausbildung gemacht: die Ehefrauen/Partnerinnen durften prinzipiell nur auf die Terrasse, dabei durften sie aber nicht die Männerräume durchqueren und sie mussten um 17.00 Uhr auch die Terrasse wieder verlassen haben) wie Männeraugen zu leuchten begonnen haben, wenn meine Tochter erzählt hat, wo sie arbeitet, wie dann lüstern nachgehakt wurde "wirklich, keine Frauen? Keine Ausnahme?", der weiß, wovon Männer WIRKLICH träumen.

Ich bin da ganz brutal:

Die paar Sachen, die Männer und Frauen gut miteinander machen können, werden nicht davon besser, wenn man sie auf 24 Stunden versucht auszudehnen.

Josi

P.S.: um die Frauen hier im Forum etwas aufzumuntern noch eine Ergänzung zur prinzipiellen Treue von Männern (und der Angst der Frauen, daß jeder Mann sofort fremdgeht, kaum entlässt sie ihn aus ihrer minutiösen Kontrolle): wenn in einer Ehekrise eine Ehefrau ihren Mann behalten will, dann kann sie ihn in der Regel auch behalten, sie muß ihn nur nicht vor die Türe setzen - jede Frau, die ihren (Ehe)-Mann ernsthaft behalten möchte (so wie er nunmal ist), behält ihn auch. Nur ein ganz kleiner Rest lernt plötzlich seine allergrösste Liebe kennen, verläßt seine Frau ihrethalben: das allerdings auch nur dann, wenn die neue Liebe nicht länger als 6 Monate abgewartet hat. Danach bleibt er auch dann bei seiner Frau, wenn sie ihn gar nicht mehr haben will.

Hunderttausende Geliebte in Millionen Foren weinen sich darüber (nicht nur im Internet) die Augen aus dem Kopf.