Hallo an alle Leser,

Marokko, immer ein Land, das ich als Traumziel in Erinnerung hatte. Ein Land mit vielfältiger Kultur, tolerant und sicher. Mein Aufenthalt im Mai 2011 ließ mich erst einmal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren.

Ankunft in Agadir mit Condor. Die Weiterfahrt mit Strapazen aber ohne Probleme mit dem Bus nach Marrakesch. Ab Busbahnhof mussten wir uns auf afrikanisch-arabische Verhältnisse einstellen, d.h. 'Schaut mal, da kommen Neuankömmlinge, die werden wir erst mal schröpfen'. Eigentlich ist man als Tourist immer ein Neuling und immer reich, warum dann nicht auch melken?
Unser Riad lag in der Medina und laut Karte ganz in der Nähe.
Der Taxifahrer brachte uns für 40 Dh dann im großen Kreis auf die entgegengesetzte Seite der Altstadt, behauptete dann, er dürfe nicht weiter, weil dann da ein Mann mit Karren stand, der ohne Preisangabe einfach unsere Koffer schnappte und behauptete, er wüsste, wo unser Riad sei. Er lief wie in einer Schnecke um unser Riad herum, bis er den Mittelpunkt erreichte und vor dessen Tür stand. Wir haben uns diese unnötige lange Strecke auf der Karte angesehen.
Am Riad klingelte er, da aber keiner aufmachte, wollte er uns zu einem anderen Hotel bringen und zog mit dem Karren und unserem Gepäck schon ab. Schließlich verlangte er auch 40 Dh, obwohl wir erfuhren, dass es max. 20 Dh wären. Als ich am Eingang zum Riad laut 'Hallo' rief, ob jemand da wäre, kam er zu mir und schrie mir auf arabisch ins Gesicht, so etwas wie, ich sei wohl verrückt hier so laut zu sein. Er hätte mich fast geschlagen. Es ist nicht schön, wenn man schon bei der Ankunft unangenehme Erfahrungen macht. Wir haben ihm dann seine 40 DH bezahlt, weil er ja nun wusste, wo wir wohnen. Und nicht dass er uns eines Nachts in den engen, dunklen Gassen mit ein paar Prügelkumpanen auflauert.

Ich möchte nicht weiter ins Detail gehen, aber wir haben auf der ganzen Reise das Gefühl gehabt, dass man nur unser Geld wollte, aber keine Gegenleistung gibt. Wie ein Faden zog sich dieses Gefühl durch unsere Reise.

Penetrant sind einfach die Ladenbesitzer. Alle stehen sie vor ihrem Shop und angeln nach Kundschaft. Aber so aufdringlich, dass man sich eigentlich nur wundern kann, warum man in dieses Land gekommen ist. NICHT zum Shoppen nur, sondern um sich auch die Gassen mit seiner schönen Architektur, den bunten Farben und vielseitigen Gerüchen auf sich einwirken zu lassen. Aber das ist oft gar nicht möglich. Beim Fotografieren muss man ständig aufpassen, dass keine Menschen darauf sind. Stellt man sich einfach irgendwo hin, um den Moment zu geniessen, steht vor einem dann urplötzlich einer, der etwas haben, verkaufen oder anbieten will. Nervig. Wie verhält man sich da? Ich habe Situationen erlebt, wo sich Touristen mit Einheimischen gestritten haben. Es waren aggresive Töne. Die Menschen, die auf Umsatz mit Touristen angewiesen sind, sind sogar oft richtig aggressiv und beschimpfen einen, auch wenn man gar nicht reagiert. Das ist doch blosse Provokation. Da braucht man schon extrem starke nerven. Urlaub sieht aber doch anders aus. Als Abenteuerurlaub wäre es zu einseitig. Erlebt haben wir auch, dass sie teilweise rassistisch werden und behaupten dann, dass man seine '[*****] Euro' doch sich in den Hintern schieben könnte. Und die sprichwörtliche Gastfreundlichkeit findet man doch nur noch, wenn man da auftaucht, wo es noch nie Touristen gab. Denn komischerweise werden immer nur die Touris angesprochen und bequatscht. Klar, weil oft erst Hilfe angeboten wird, aber am Ende diese auch bezahlt werden muss, obwohl man sie gar nicht wollte und wehe, wenn man nichts gibt! Ich hatte schon jemandem mit einem Messer vor mir, der dann gleich mein Portemonnaie haben wollte. Von Herzen kommt eigentlich gar nichts! Der Geist sieht die Geldscheine des Touris und will die haben, dafür tut er Unwahrscheinliches. Ein Fremder fällt immer wieder darauf herein. Was eigentlich schade ist, denn wahre Gastfreundschaft kommt doch von freier Hilfe die von Herzen. Wo aber auch keine Gegenleistung erwartet wird. Da gehe ich ganz einfach von mir aus. Schließlich helfe ich immer gerne.

Und wenn ein Ladenbesitzer oder jemand von der Strasse einen anspricht, damit man freundlicherweise sieht, wie Teppiche geknüpft werden oder getöpfert wird, gemalt oder was auch immer gemacht wird, läuft es am Ende immer auf das Gleiche hinaus. Gut, es ist eine Art Geschäfte zu machen. Aber bitte, wie oft habe ich das ertragen müssen und auch unweigerlich gekauft, damit ich endlich erlöst werde. Es ist doch immer der Grad zwischen freundlich bleiben und Anstand wahren und Schlussstrich ziehen. Wenn ich also dann aber ablehne etwas zu kaufen, merke ich, dass die Anbieter abweisend werden und mir am liebsten einen Tritt in den Hintern geben würden.

Ein klassisches Beispiel gab ein Berber, der ein traditionelles Gewand anhatte. Das gefiel uns und wir fragten ihn, ob er genau dies zum Verkauf hätte. Er zeigte uns viele Gewänder, wir sagten aber die seien anders, hätten auch eine andere Farbe, wir wollten genau eines, das er trug. Allerdings war es kaputt und hatte Löcher. Das wollte er uns dann verkaufen. Wir lehnten ab, da es alt und zerfetzt war. Uns hatte die Musterung gefallen. Trotzdem rannte er uns hinterher und wollte einen Preis von uns wissen. Wir wollten aber kein Gewand mit Löchern. Er fragte wieder, wie viel wir denn zahlen würden und ließ nicht ab. Wir blieben hartnäckig und gingen. Er brüllte uns hinterher, dass er solche Leute hasse, ... er fluchte auf arabisch weiter.
Uns wurde uns immer mehr klar, das es den meisten Verkäufern und Händlern gar nicht wichtig ist, dass sie den Kunden glücklich machen, sondern nur dass sie Umsatz haben. Sie sind nur dann glücklich, wenn sie Erfolg bei ihrem Deal hatten. Der Kunde ist egal - Geld her. Das ist doch ein ziemlich einseitiges Geschäft.
Vielleicht steht da eine Misére Lage dahinter. Kaum Verdienste und Druck, aus Existenzgründen Umsatz zu machen. Sicher, das ist verständlich. Nur haben wir Europäer eher den Willen, etwas zu kaufen, wenn man uns nicht belagert, bearbeitet und manipuliert. Der freie Wille zählt! Dann macht shoppen wieder Spass und zwar auf beiden Seiten. So klappt es dann auch mit dem Trinkgeld.

Viele Dinge die angeboten werden sind natürlich überteuert. Reduziere 50 % und selbst dann ist es noch zu teuer, weil eben auch die Qualität oft mangelhaft ist. Und wer soll als Tourist denn den ganzen Kram kaufen, der angebotebn wird? Ist den Messingverkäufern eigentlich bewusst,dass Metalle schwer wiegen. Wer Messinglampen etc. kauft, muss sie mit im Flieger nach hause nehmen. Und da max. 20 kg + 6 kg Hangepäck erlaubt sind, kommen solche Käufe meist nicht in Frage. Und überhaupt bleibt alles beim Einkauf in Grenzen. Das wollen die Verkäufer wohl oft nicht wahrhaben.

Wenn dann am Ende der Reise der Zoll dann noch alles aus den Taschen wühlt, inspiziert und bemängelt, das dürfe man nicht ins Handgepäck nehmen und nicht einen Gramm mehr als 20 kg wären möglich, dann ärgert man sich noch vor Abflug, dass man die Einkäufe bis hier hin getragen habe und sie am Ende nicht aus dem Land herausbekommt. Da am Schalter von Condor marokkanische Mitarbeiter sassen, waren die noch weniger zugänglich als die deutschen Condor-Mitarbeiter. Sie wollten für etwas mehr Gewicht gleich horrende Preise - ohne Erbarmen! Und kein Gramm zu viel mitnehmen.

Ein anderes Thema; Unsere Planung ein Auto zu leihen sollte uns noch einmal so viele Probleme bereiten. Der Mietwagen ab Marrakesch war Schrott. Er blieb nach 3 Tagen stehen, der nächste Mietwagen hatte ebenso Verfallsdatum ereicht: einen Motorschaden mitten in der Wüste, und der 3. Mietwagen (innerhalb 9 Miettagen) hatte gleich Mängel, die wir in keinem anderen Land fanden.

Wir freuten uns auch darauf, schöne Fotos vom Land und den Menschen zu machen. Aber letzteres war schier unmöglich, da half oft auch kein Fragen. Uns hat man sogar Prügel angedroht, obwohl ich nur meine Frau fotografierte, zufälligerweise da aber ein alter Mann im Hintergrund war. Ein Einheimischer sagte, wir wollten ja nur die Armut und die alten Menschen zeigen! Fotos machen sei verboten!

Wenn wir danach fragten, ob wir ein Foto machen dürften, wurde meist abgelehnt. Haben wir sogar dafür Geld angeboten, wurde das gerne genommen, aber das Foto danach, durfte ich dann doch nicht machen. Das ist doch wahnsinnig. Wir haben uns ein Spiel daraus gemacht. Wir dachten, Kinder kann man leichter fortografieren, aber Fehlanzeige: Wir boten Kekse, Bonbons und sogar Geld an, da strahlten alle Kinder immer, bevor wir sie fotografieren wollten. Auf unsere Frage danach, ob wir ein Foto machen können, lehnten sie ab...
"Cockie? Yes / Photo? No" - "Bonbon? Yes / Photo? No" - "Money? Yes / Photo? No"

Generell: Geld wollte jeder gerne nehmen, aber man bekam nur unwillig schlechte Bedienung oder Ware dafür.

Dann fuhren wir mit dem Auto von Marrakesch nach Ouarzazate und nahmen einen Mann mit, der eine Wagenpanne hatte. Wir konnten erfahren, dass er da schon länger stand und wunderten uns. Halten nur wir? War es ein Fehler? Er wurde von uns 100 km in den überüberübernächsten Ort mitgenommen. Wir dachten, dass er sich wenigstens bedanke. Nö. Er schlug aber vor, seine Familie kennen zu lernen. Wir sagten zu, obwohl wir noch eine weite Strecke Fahrt vor uns hatten. Meine Frau und ich überlegten uns schon ein Geschenk, da wir wussten, dass man nicht mit leeren Händen kommen sollte. Also schnappten wir uns Getränke und Speisen aus dem Supermarkt.

Als wir dann aber sahen, wo wir einkehrten waren wir enttäuscht. Wir waren in einem Laden für Souvenirs und Teppiche. Den Mann, den wir mitnahmen, sahen wir nicht mehr, er verschwand ohne ein Wort! Dann wurden wir genervt, wir könnten nur mal schauen, am Ende lief es auf einen Kauf hinaus und wieviel wir bereit wären zu zahlen, für etwas, das wir gar nicht wollten. Wir sind da moralisch noch höflich und lassen uns alles gefallen, aber da war uns auch die Zeit zu schade. Wir ließen unsere Mitbringsel dort und machten uns davon. Der Ladeninhaber war sauer, dass wir nichts kaufen. Ja, wo sind wir denn. Wir helfen und werden nur ausgenutzt. Das war dann auch das letzte Mal, dass wir jemanden in Marokko mitnahmen!

Und am meisten störten uns die ständigen Belästigungen von Bettlern, Verkäufern und Schleppern auf Schritt und Tritt!

In Essaouira parkten wir den Wagen am Hafen und wollten ausladen. Schon wurden wir belästigt. Und drei Leute standen neben unserem Kofferraum. Wir hatten kaum Möglichkeiten auszuladen. Der Parkplatzwächter kam dazu und wollte die Tickets verkaufen. Ich fragte, wie lange zwei Tage kosten, dann noch einen Tag und wieviel die Stunde kostet, rein zur Info. Da wurde er aggresiv und meinte, ob wir nicht wüssten, was wir wollten. Ich sagte zu den vielen Menschen, die an unserem Gepäck standen, sie sollten bitte etwas Abstand halten, man weiss ja nie, wer evtl. etwas klauen will. Das interessierte aber keinen - keiner wich zurück und wir waren schon gestresst genug. Ich wurde dann wahrscheinlich etwas laut, mit der Bitte zu verschwinden, da schnauzte der Parkplatztyp mich an, erst wüsste ich nicht, was ich wolle, jetzt werde ich auch noch laut, ob ich aus Israel käme, ich solle doch verschwinden. Die Anmache wegen Israel bewies, dass dieser Marokkaner, wie wahrscheinlich viel andere hier Antisemiten sind. Wird ja auch die jüdische Geschichte oft verschwiegen und überhaupt nicht gepflegt: zerfallene Synagogen oder als Ziegenställe umfunktioniert.

Ich parkte den Wagen dann woanders, weil ich fürchtete, dass mir die Reifen aufgestochen werden.

Zu der Zeit, als wir in Marokko waren, gab es die 'Tour du Maroc' oder so. Jedenfalls sahen wir viele alte Porsche und andere Flitzer mit Kennzeichen überwiegend aus Frankreich und Belgien, die uns auf der Landstrasse von Ouarzazate nach Taroudant überholten. Sie fuhren nicht, sie rasten! Und keiner der Teilnehmer hat sich an ein Geschwindigkeitslimit gehalten. Durch Ortschaften fuhren sie mit 100 Km/h ! Später hörten wir von der Polizei, dass diese Tour gar nicht angemeldet und genehmigt war. Wäre ein Wunder, wenn dabei nicht auch Menschen ums Leben kamen. Wir wären fast Zeuge von einem Unfall mit drei dieser Wagen gewesen!
Wenn Touristen von Einheimischen schlecht behandelt werden, dann liegt es sicher auch daran, dass sich solche Ralley-Idioten aufführen, als wären sie auf dem Jahrmarkt.

Gerade Ausländer sollten sich in einem fremden Land so benehmen, dass es den Sitten und Gebräuchen entspricht. Es ist kein Wunder, wenn die Touristen die Zeche zahlen müssen. Denn jeder verdirbt den anderen.

Die Krönung kam aber beim Abflug; Die extrem unfreundlichen Zollbeamten behandelten uns und auch andere wie Verbrecher. Dumm sind sie noch dazu, da sie den Pass meiner Frau nicht identifizieren konnten, da sie aus Mauritius kommt. Die Beamten sollten doch mal einen Geografie-Kurs belegen! Aber wir trafen auch keinen Marokkaner der Mauritius kennt, liegt wohl an der Schulbildung, nicht zu verübeln. Umgekehrt kennt man Marokko. Mauritius ist eben zu klein und gehört nicht zur Arabischen Welt. Nur allerdings am Zoll sollte man nicht an einem Pass zweifeln und ihn für falsch erklären. Es hat 20 Minuten gedauert, bis meine Frau einen Ausreisestempel im Pass hatte. Und da wir nach Frankurt flogen, fragten sie meine Frau noch, was sie da denn wolle. Sie solle doch nach hause fliegen! Welch unverschämt kluge Aussage!

Sicher sind unsere Erfahrungen darauf zurück zu führen, da wir Individualtouristen sind. Aber ähnliche Erlebnisse habe ich von organisiert Reisenden erfahren.

Unser Reumée: NIE WIEDER MAROKKO, sagten wir uns. Und diese Meinung haben wir von 7 weiteren Passagieren auf unserem Flug zurück nach Deutschland gehört. Jeden, den wir sprachen, war froh, das Land verlassen zu haben.

Liebe Tourismus-Industrie in Marokko: Irgend etwas macht Ihr falsch!

Auch von Seiten der Toleranz solltet Ihr mal darüber nachdenken, was es bedeutet, dass wir Touristen nun alles tolerieren müssen, was Ihr für Regeln und Vorlieben habt, dann BITTE toleriert doch auch die Anschauung Eurer Gäste, dass diese nämlich gerne auch etwas Ruhe und Distanz suchen und nicht ständig betratscht werden wollen. Und nicht alles kaufen wollen. Die oft penetrante Art. Denn am Ende geht es nur ums Geld und das merkt man.

Ihr fragt Euch sicherlich, warum ich das hier schreibe. Ich hätte es mir auch verkneifen können. Ganz ehrlich, aber es ist wie eine Genugtuung.

Im diesen Sinne bin ich froh, das mal loszuwerden.

Tschö Iltis4drive