Afulki und guten Abend zusammen

Nur 2(!) Wochen nachdem der König höchst persönlich eine Verfassungsreform vorgestellt hat, wird der Text am 1. Juli einem Referendum unterzogen.

Dass in lediglich knapp 2 Wochen kein ausreichender Diskurs bei den "Wählern" darüber stattfinden kann ist mehr als klar und bedarf keines weiteren Kommentares. Kommt noch dazu, dass Gewerkschaften, einige Parteien, Menschenrechtsorganisationen und andere Organisationen keinerlei Zugang zu Medien haben um für die Meinungsbilung beitragen zu können.

Dafür hielten die Vorbeter in den Moscheen letzten Freitag eine Predigt für das Projekt des Herrschers. Mit "Ja" zu stimmen sei eine "nationale und religiöse Pflicht" hiess es in der Predigt, die vom Religionsministerium geschrieben worden war.

Als "reine Kosmetik" wertet der Gründer des unabhängigen marokkanischen Magazins TelQuel , Ahmed Benchemsi, die Reformen. Für ihn bleibt weitgehend alles beim Alten. Der "Premier hat einige Befugnisse mehr, muss aber zuvor immer den König konsultieren", kritisiert er. Ein anderer unliebsamer Journalist, Rachid Niny (u.a. Herausgeber der grössten Marokkanischen Tageszeitung Al Massae) wurde kürzlich von einem Gericht in Casablanca zu einer unbedingten Haftstrasse und Geldbusse verurteilt, weil er nicht sagen will, aus welcher Quelle er wichtige Informationen bezüglich einem Prozess in Tetouan gegen einen berüchtigten Kokainhändler hat.

Auch die Demokratiebewegung 20. Februar zeigt sich wenig begeistert. Auf Facebook und in Blogs ruft die Bewegung zum Boykott des Referendums auf. "Die Volksabstimmung ist einfach lächerlich" heisst es auf "Mamfakinch.com" dem Sprachrohr der Bewegung. In nur 2 Wochen sei es unmöglich, die Neinstimme zu verteidigen, zumal die Bewegung keinen Zugang zu Funk und Fernsehen habe.