Hallo ihr Lieben,

irgendwer in diesem Thread meinte, man könne ja gar keine eigene Meinung zu Marokko (Demonstrationen, Revolutionen, Bomben-Anschlägen, Börse etc.) haben, weil das ohne arabisch lesen und schreiben zu können, gar nicht möglich sei.

Das sieht die Neue Züricher Zeitung aber anders (zur Erinnerung: die Schweiz, das ist das winzige Land in Europa, das nicht der EU beigetreten ist und das sich gegen das Bauen von neuen Moscheen vehement - per Volksentscheid - zur Wehr gesetzt hat):

Marokko ist erstaunlich stabil

Als ich am 20. März in Rabat den Zug verliess, geriet ich mitten in eine Demonstration. Sie war in jedem Augenblick völlig friedlich. Der Sohn meiner Gastgeber begab sich zum Zentrum, um die Demonstration mitzuerleben. Hernach schilderte er das Beobachtete. Männer und Frauen hätten auf Strassen und Plätzen friedlich über Probleme der Gegenwart diskutiert. Es seien alle aktuellen Themen aufgegriffen worden: Monarchie, Republik, Emanzipation der Frauen, die Bidonvilles mit ihren Zehntausenden von Bewohnern, die Korruption in den Kreisen der Mächtigen, die Notwendigkeit zu bestechen, um zu einer medizinischen oder anderen Leistung zu gelangen. Und immer habe eine Stimmung wie bei einem (ernsten) Volksfest geherrscht. In den Tagen und Wochen nach dem Demonstrationstag dauerte die Diskussion in der Bevölkerung an. Die Zeitungen veröffentlichten Beiträge und zahlreiche Leserbriefe. Das geschah in einem Ton, der geradezu sanft war im Vergleich mit der politischen Umgangssprache etwa in der Schweiz.

Die drängendsten Probleme, etwa die Beschaffung von Wohnraum für Zehntausende, die noch in Blechbaracken hausen, werden in raschem Tempo angegangen. Das geschieht schon seit mehreren Jahren mit Zuschüssen des Königshauses. Es gibt junge Marokkaner, denen das Entwicklungstempo zu langsam ist. Doch deutet zurzeit nichts darauf hin, daß daraus eine revolutionäre Stimmung entstünde.

Marokko ist im arabischen Raum von einer beneidenswerten Stabilität. NZZ vom 6. Mai 2011


Man kann also durchaus einfach nach Marokko reisen und sich selbst ein Bild machen und dann auch eine Meinung haben (auch ohne arabisch lesen und schreiben zu können).

Josi

Btw. Borgwart: die Börse in Marokko ist eingebrochen? Und gleich danach wieder gestiegen? Eine Frage: hast Du diese intensive Beobachtung VOR dem Anschlag begonnen ("die börsenotierten Firmen in Marokko sind unterbewertet, ein Supereinstieg für einen echten Schnitt, bisher ist noch keiner drauf gekommen, daß es in Nordafrika mehr gibt als Drogen, allerdings wäre es genial, wenn jetzt noch einer nachhelfen würde, es heißt doch immer man solle alles auf eine Karte setzen, wenn blood on the streets ist und Marrakesch mit seinen Filmemachern, schwulen Designern und internationalen Drogenhändlern wäre dafür genau die richtige location etc. etc.") oder erst DANACH?

Oder sind einfach nur die Gäule mit Dir durchgegangen?