nun habt ihr uns soviel geholfen bei der reiseplanung, dann wollen wir euch auch berichten;
fortsetzung folgt...


reisetagebuch

erster tag: vom naechtlichen schneetreiben in deutschland bis zur spanischen
morgensonne war es nur ein traum: einmal kurz im flieger eingeschlafen und
zur landung wieder erwacht, so einfach kann reisen sein. fliegen ist so
gewoehnlich - langweilig? - wie bus fahren geworden. und noch billiger.

mit dem hochgeschwindigkeits-boot vorbei an gribaltar nach tanger, stadt der
piraten, schlepper, drogendealer und nutten. wir lernen schnell: nachdem wir
fuer die erste taxifahrt das 10fache des ueblichen preises geloehnt haben,
sind wir nun vorbereitet. in der medina wandeln wir auf den spuren der
beatnicks: hier haben ginsberg und borroghs gelebt und geschrieben - und
natuerlich paul bowles nicht zu vergessen. versuche tanger mit ihren augen
zu sehen; um den reiz dieser dreckigen, lauten stadt zu verstehen.
vergeblich. es ist nur laut und nervig aber nicht spannend. wenn der zauber
dieser stadt noch besteht, erschliesst er sich jedenfalls nicht so leicht
und schnell.

mit anbruch der dunkelheit fahren wir mit dem zug nach fes, eine der
koenigststadte. im zug prahlt achmed mit seinem hasch-klumpen so gross wie
ein tennisball. ausserdem will er uns uhren verkaufen. wir zeigen uns
unbeeindruckt.
als wir nachts ankommen fallen wir nur noch in die hotelbetten. nach 3000
kilometern ende eines langen tages...


zweiter tag: das also ist unser afrika: es regnet den ganzen tag und es ist
kalt. wir fruehstuecken lange und gut: leckeren minztee, kaffee, suesses
gebaeck. nachmittags schlendern wir ein wenig durch die schlammige altstadt.
abends essen wir opulent, um ueberhaupt irgendwas zu erleben. morgen fahren
wir - auf besseres wetter hoffend - mit dem zug nach cassablanca.


dritter tag: der himmel strahlt nun wieder blau, die sonne scheint; unsere
launen steigen proportional zu den temperaturen. am meer in cassablanca, ein
millionen-molloch zwischen arabischer tradition und westlicher moderne,
fuehlen wir uns augenblicklich gluecklich.

wir besichtigen - von aussen, denn als christen oder atheisten sind wir
unwuerdig - die zweitgroesste moschee der welt, 1992 fertig erbaut, um die
fundamentaisten im land zu beruhigen. angeblich ist sie nicht nach mekka
ausgerichtet, sondern nach bagdad. 100000 menschen koennen darin beten,
unterirdisch befinden sich riesige parkhaeuser, dass dach ist - aehnlich wie
bei einer modernen fussballarena - elektrisch zu oeffnen. wie so oft koennen
die vermeintlichen doppelmoralitaeten und wiedersprueche kaum groesser sein:
gleich neben der modernsten moschee der welt stehen zerfallene hausungen,
wuehlen die menschen im muell oder betteln. sowas kann doch kein gott so
wollen, denke ich mir da als angeblich unglaeubiger immer wieder.


vierter tag: heute fahren wir mit dem bus weiter in den sueden nach
essaouira, einem franzoesisch gepraegten staedtchen mit 80000 einwohnern.

gestern haben wir in cassblanca noch ein wenig das nachtleben erkundet, was
in arabischen laendern ja immer ein seltsames unterfangen ist. nur wenige
bars verkaufen ueberhaupt alkohol, im supermarkt ist ueberhaupt nichts
prozentiges zu erwerben. die betreffenden bars sind nicht leicht zu finden,
als faustregel gilt aber: steht ein tuersteher vor verdunkelten scheiben
koennen wir eintreten.

die erste spelunke: an den tischen sitzen araber vor leeren bierflaschen und
starren stumpf vor sich hin. am tresen wird sich angeregt unterhalten, wir
werden freundlich empfangen und sofort in gespraeche verwickelt die jedoch
ueber einige wortfetzen nicht hinaus gehen: wir kommen aus deutschland,
marroko ist wunderbar usw... unsere schultern werden geklopft wir laecheln
viel, auf jeden fall sind wir die einzigen touristen hier. wir bestellen ein
einheimisches bier, was wir geschmacklich fuer gut befinden. ausserdem ist
es nur halb so teuer wie das exportierte heinicken. zu unserer ueberraschung
befinden sich auch - unverschleierte - frauen in der bar; die dame hinter
dem tresen streichelt mein haar und sagt, es ist genauso lang und schoen wie
ihres.
wir raetzeln, an unserem bier nippend, ob wir in einem bordell gelandet
sind: nach oben fuehrt eine treppe, der gang ist rot beleuchtet. ploetzlich
- es ist noch nicht um 11 uhr - schliesst der laden. zur verabschiedung sagt
der eine besoffene araber: zwischen christen und moslems besteht kein
unterschied - soviel zur voelkerversteandigenden wirkung von alkohol.

zweite bar: das bier wird noch kleiner - 0,24 l - und mit 2 euro noch
teurer. sofort kommt eine schwergewichtige dame an unseren tisch und will
ein bier spendiert bekommen, wir verneinen jedoch, nicht aus geiz, sondern
optischen gesichtspunken. diesmal sind wir uns ziemlich sicher in einen
zwielichtigen laden geraten zu sein. an mehreren tischen warten dicke frauen
- die araber moegen das offensichtlich - auf maenner. insgesamt ist aber
alles sehr zuechtig, kein nacktes fleisch, keine frivolitaeten. wir gehen.

dritte bar, namens cintra: unsere gruppe ist kleiner geworden, nur matthias
und ich sind noch immer unermuedlich. drinnen ist alles sehr edel und
gediegen, ledersessel, rotes licht, kamin, livemusik auf zwei etagen. die
gaeste gehoeren offensichtlich zur wohlhabenden schicht: geschaefstmaenner
in feinen anzuegen; die hier ihren feierabend geniessen.
wieder sind die dezent im hintergrund verbleibenden nutten uebermaessig
opulent. das bier ist mit drei euro fuer ein kleines heinicken nochmal
teurer geworden. wir trinekn trotzdem zwei und matthias beruhigt uns mit dem
vergleich: in new york waere es nochmal doppelt so teuer. wir fuehlen uns
wohl und geniessen die musik. am naechsten morgen kommen wir etwas lahm aus
den betten. nach einem leckeren fruehstueck ist aber alles wieder bestens.
gleich faehrt unser bus nach essaouira.


m.