hallo Afulki,

zunächst wünsche ich mir (und anderen politisch Interessierten), dass dieser Thread nicht wieder mit Youtube-Gimmiks, Alkohol- und Kifgesülze, Korruptions-Mercedes-Mindestlohn-Bildungs-Diskussionen (auch wichtig, aber man muss ja nicht alles verwässern) oder gar Ampelzählen rund um Agadir verlabert wird.

Danach gleichwertig meinen herzlichen Dank, Afulki, für deine offene Meinung. Das ist es ja, was die meissten hier wissen möchten: Wie tickt das Volk in Marokko?

Antwort auf:
Die Marokkaner wollen keine " Raâaya" mehr sein, also keine "Gefolgschaft" im religiösen Sinne, sondern sie unterscheiden wohl zwischzen der DEMOKRATIE und SCHEINDEMOKRATIE.


Die meisten westlichen "Kommentatoren" (andere haben in Deutschland ja leider keine Stimme) betonen entweder die Gefahr des islamistischen Flächenbrandes ohne länderspezifische Differenzierung oder sehen Marokko aufgrund der religiösen Führerschaft von M6 als Ausnahme im Hinblick auf die Militärregime des übrigen Maghreb als relativ stabil an.

Antwort auf:
Alle sind für die Souveränintät des Landes, alle sind gegen die Polisario und ihre Unterstützer, aber sie streben nach politischen, sozialen und wirtschaftlichen Reformen.


Sicher, jedoch die Frage ist doch, inwieweit Alle für diese Forderungen die religiöse, wirtschaftliche und politische Führung/Allmacht des Landes brüskieren und sich damit wahrscheinlich Repressalien aussetzen.

Antwort auf:
Das Parlament kostet dem Lande sehr viel Geld und kann seine Rolle nicht spielen, und es ist Zeit, dass der KÖNIG eine ENTSCHEIDUNG treffen muss: Entweder er lässt die politischen Parteien regieren oder er schafft sie ab?


Bei Abschaffung wäre ja das Deckmäntelchen Weg, das ist für mich kaum denkbar. Regieren lassen? Das geht ja nicht von heute auf Morgen. Wieviel Zeit würde man ihm geben, so weitreichende Reformen umzusetzen? Und selbst wenn die eingeläutet und angekündigt würden, würde es in absehbarer Zeit zu Verbesserungen für das Volk kommen?

Antwort auf:
Die letzten politischen Reformen ( Tamazight, Menschenrechte usw...) wurden ausnahmslos von den Gruppen und Organisationen der marokkanischen Zivilgesellschaft erzwungen und nicht von den politischen Parteien.


Ich habe ja keine Ahnung, welche Organisations- und Gestaltungsfähigkeit die marokkanischen Zivilgesellschaften im Ernstfall wie im Übergang einbringen können. Es wäre zu wünschen, wenn sie eine bedeutendere Rolle spielen könnten als das in Tunesien oder Ägypten der Fall zu sein scheint, wenn auch von dort Nachrichten über enorme Zivilcourage auftauchen. (alle Achtung!!! Wären die verweichlichten Deutschen zu ähnlichem bereit?)

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Es gibt interne und externe Faktoren der Wirtschaftprobleme. Der Westen thematsiert NUR die internen Faktoren dieser Ländern, und lenkt von den Reformen ab, die die Industriestaaten auch leisten müssen.


Ja das ist leider so. Zunächst muss der Maghreb offensichtlich ohne den Westen auskommen, der die aktuellen Geschehnisse eher zum Anlass nehmen wird, sich weiter abzuschotten.

Alles Gute Marokko!