Noch ein Gedanke, der mir gekommen ist:

die Entstehung der Nibelungensage datiert etwa um das Jahr 520 nach Christus. Sie ist bis ins 12. Jahrhundert ausschliesslich mündlich überliefert worden: und ist erst dann niedergeschrieben und an die jeweiligen Regionen angepaßt worden: jede Niederschrift hat die Orte geändert und oft auch die Namen der handelnden Personen. Nicht aber die Dramatik des Stückes: und damit sie nicht mit der katholischen Kirche in Konflikt kommen, wurde rudimentär auch das Christentum mit in die "Story" eingebaut: es wirkt dort aber völlig deplaziert und wie ein Fremdkörper.

Die göttliche Komödie basiert ja auch voll und ganz auf dem christlichen Glauben: sie hat nur noch darüberhinaus eine unglaubliche Spraachgewalt, was die Folgen unsittlichen und unethischen Tun und Denkens ist - wenn man irgendwann einmal Gott gegenübersteht und Rechenschaft ablegen muß. Auch hier ist die italienische Sprache ganz und gar unverzichtbar, um zu verstehen, was gesagt werden soll: Joseph Brodsky sagt dazu, daß nicht der Dichter die Sprache sucht, sondern die Sprache sich den Dichter sucht (den Propheten?).

Vielleicht ist Dante überhaupt einer der Gründe, warum Italien so gut da steht mit seinen Nicht-Gräueltaten: die Italiener haben es sehr gut verstanden sich davor zu drücken, sich an anderen so zu vergehen wie es andere Nationen ohne einen Gedanken an ein Jenseits tun konnten.

Am Anfang war das Wort: vielleicht ist deshalb die Sprache ja so wichtig für das Vermitteln von Offenbarungen - die hebräische kann ich nicht beurteilen, aber es wird so sein wie im arabischen: niemand, der den Koran rezitieren hört, kann sich dem Klang der Sprache entziehen.

Ohne ein Wort verstanden zu haben.

Ich habe mich nicht entschuldigen wollen, sondern weiß, daß es respektlos sein kann, so dahinzuassoziieren ohne sich zu vergewissern, daß man auch richtig zitiert.

Josi