Hallo BongoFury,

Antwort auf:
Oder auf gut Deutsch: Männer die nicht potthässlich, strunzdoof und ständig notgeil rumlaufen müssen.


Auch das trifft auf Frauen zu: wenn sie potthässlich, strunzdoof und ständig notgeil sind - dann gehen sie eben nach Marokko/Tunesien oder in den Senegal (den Senegal?) und holen sich dort das, was sie hier freiwillig von niemandem mehr bekommen würden:

ich halte das für ein ehrliches Geschäft und man sollte darauf nicht spucken.

Worauf ich glaube spucken zu können ist die Empörung, die sich erst nach dem Scheitern der Beziehung einstellt, wenn der wahre Charakter zu Tage tritt - in meinen Augen grenzt es an Zechprellung (Beischlaferschleichung), wenn man dann demjenigen die Privilegien (den reellen Gegenwert) wieder entziehen will: Visum, Aufenthaltsstatus und dem gesamten Kulturkreis von Stund an auf den Fersen ist, um ihn zu entlarven (bezness).

Mit der Liebe ist es etwas anderes:

ich habe mich bei all den Schilderungen von so vielen enttäuschten Frauen immer gefragt, wie genau sich die Liebesbeziehung (im Bett, auf dem Sofa, beim gemeinsamen Essen etc.) abgespielt hat. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es so gut wie unmöglich ist, zu jemandem zärtlich zu sein, den man nicht anziehend findet (und anziehend kann man jeden finden: es sind ja meistens die Seelen, die potthässlich sind).

Da gibt es einen grossen Bereich (zwei Drittel?) einer Beziehung, die nicht simulierbar ist, die kein Fake ist, die nicht durch falsche Schwüre überschrieben werden kann: dabei handelt es sich oft um Mikroreaktionen - ein unwillkürliches Zurückzucken, ein aufwallender nicht unterdrückbarer Ekel, eine Fluchtbewegung, die den ganzen Körper erfasst.

Ich selbst kann keine zwischenmenschliche Beziehung über längere Zeit aufrecht erhalten, bei der ich nicht auch die physische Präsenz zärtlich annehmen kann: das gilt auch für Freundinnen, Kinder, alte Väter, gebrechliche und kranke Mütter, Säuglinge, Kollegen und Fremde. Wo diese Hinwendung nicht ungetrübt möglich ist, ich sie aber aus moralischen Gründen oder familiären Verpflichtungen akzeptieren muß, sorge ich dafür, daß ich diesen Zustand ändere und so lange daran arbeite, bis ich den Anderen in seiner ganzen Widersprüchlichkeit annehmen kann.

Dabei folgt dann oft das Gefühl der Haltung: der Topf Wasser auf dem warmen Ofen wird automatisch warm, wohingegen der Topf mit kochendem Wasser auf einem kalten Ofen erkaltet.

Zu den Vorurteilen, die mit dem Auseinandergehen binationaler Ehen zu tun haben, kann ich nur sagen: sie sind nichts zu den Vorurteilen, die Frauen treffen, die ihre Männer verlassen - auch oder gerade dann, wenn es "alte Ehen" sind. Nach der Silberhochzeit sind es fast nur noch die Frauen, die ihre (fassungslosen) Männer verlassen und die Umwelt reagiert ebenso konsterniert wie empört: einschliesslich der eigenen Kinder.

Ich bin das zweitemal binational verheiratet und ein nicht zu vernachlässigender Anteil am Zutandekommen dieser Ehen war für mich die Möglichkeit in einem anderen Land alles mit den Augen eines Einheimischen sehen zu können: eingelassen zu werden in Welten, die anderen verschlossen sind. Nichts hat mich in dieser Hinsicht je enttäuscht, es war alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte und das ist das Geschenk, das man aus binationalen Ehen - ganz kostenlos - mitbekommt.

Egal wie sie enden (ich sehe im übrigen nicht, daß man eine Ehe wirklich beenden kann: eher sind es dann zwei Ehen, die auf zwei Kanälen funken, weil eine Ehe letztlich unauflöslich ist).

Josi