Hallo Connie,

grundsätzlich finde ich Deine Frage nach den "alten" Partnerschaften gut, aber als Threaderöffner müsstest Du schon ein wenig mehr "in medias res" gehen was Dich selbst und Deine Motivation andere zur Preisgabe Ihrer Erfahrungen aufzufordern angeht.

Erstaunlich in dieser Hinsicht Drake und Theomarrakschi (Männer!), deren Ehen im übrigen genau so sind wie ich dachte, daß sie sein müssten. Was mich jedoch stutzig macht ist Dein Rückzug aus dem thread nachdem Allerweltsratschläge a la "ohne Fleiß kein Preis" erteilt wurden (im Wort Ratschlag steckt ja nicht ohne Grund ein "Schlag", weshalb er sich auch ganz allgemein keiner grossen Beliebtheit erfreut):

auch hier erweist sich Bluebells allergische Reaktion einschliesslich ihrer herzerwämenden Frische bei Wikipedia "Kompromiß" nachgeschaut zu haben (ich könnte sie küssen dafür!) als eine gesunde Abwehrreaktion. Ich zweifle im übrigen an der Darstellung einer mehr als 20jährigen Ehe, in der jeder nach seiner Facon (nach seiner Religion) glücklich werden kann: irgendwo liegt doch der Hund begraben, warum das Thema so wichtig ist und der liegt ganz sicher nicht ausschliesslich im gegenseitigen Entgegenkommen und Kompromisseschliessen (was ja auch ein Synonym für Gleichgültigkeit und Selbstbetrug sein kann).

Wer von sich nicht mehr als eine Erfolgsmeldung ("ich habe Kompromisse geschlossen und es ist mir gut bekommen") preisgeben will, kann nicht damit rechnen, daß der andere sein Tafelsilber auf den Tisch packt: ausgenommen natürlich Bluebell, die ihr Herz auf der Zunge trägt und sich nicht damit abfinden kann, daß man es dann im Mund umgedreht bekommt (das Wort, nicht das Herz). Ich für meine Liebe bin entschieden gegen jeden Kompromiß: wer entscheidet, wo der Kompromiß anfängt und wo er aufhört? Und wer sagt mir, daß der andere mir wirklich genau die 50 % entgegengekommen ist, die einen guten Kompromiß ausmachen? In Wirklichkeit hat er mich vielleicht über den Tisch gezogen und hat nur so getan, als wäre ihm seine Religion wichtig und jetzt sitze ich auf dem Schaffest und bekomme in Wirklichkeit nichts dafür (außer Tränen)?

Fragen über Fragen.

Die Liebe teilt sich nunmal in Riskierer und die, denen Sicherheit über alles geht: da kann ich genausogut auch gleich gnadenlos parteiisch sein und brauche mir die Mühe eines Nachforschens und Abwägens gar nicht erst zu machen. Das bekommt mir gut, das bekommt meinem Wunsch nach Abenteuer, Aufregung und Risiko gut und das bekommt meinem Partner (sehr) gut. Anderen wird schon schlecht vom Zusehen: prototypisch betrachtet bin ich eher eine Bluebell als eine Connie und beziehungstechnisch eher ein Leomarrakschi/Drake/Najib als ein Thomas Friedrich oder wie immer er jetzt auch mal wieder heißt.

Und Kinder habe ich in jeder denkbaren Patchworkkonstellation und demnächst die nächsten Zwillinge als Enkel: mehr dazu aber nur gegen Bares (Eingemachtes) vom Threaderöffner.



Josi