Literarische Plätze (4)
Von Katja Bigalke
1954 reiste Elias Canetti mit einem englischen Filmteam in die marokkanische Stadt am Fuße des Hohen Atlas. Seine Eindrücke und Erfahrungen fasste er 14 Jahre später in dem Buch "Die Stimmen von Marrakesch" in 13 kleinen Erzählungen zusammen. Das Marrakesch, von dem Canetti erzählt, gibt es heute nur noch rudimentär. Statt alter Traditionen dominiert die touristische Folklore. Eine Reise auf den Spuren Canettis.
Marrakesch in Marokko , sechs Uhr abends. Die Sonne geht hinter den weißen Gipfeln des Hohen Atlas unter, ihr Nachglühen taucht die lehmfarbenen Häuser in warmes Rot. Straßenlaternen gehen zuckend an, es ist noch immer T-Shirt-warm. Das vom Flughafen kommende Taxi passiert die Stadtmauer, fädelt sich durch immer enger werdende Gassen. Vorbei an Eselkarren, mobilen Marktständen, knatternden Mopeds.
"Als das hier gebaut wurde, gab es keine Autos," sagt der Fahrer entschuldigend nach hinten. "Seitdem hat sich wohl nicht viel geändert," entgegnet sein Fahrgast und lacht. Moritz Lück, 39, Literaturagent aus Berlin, blickt fasziniert aus dem verschmierten Seitenfenster. Er ist das erste Mal hier, in Marrakesch und der aus dem elften Jahrhundert stammenden Altstadt, der Medina.
"Marrakesch als Name hat immer so einen besonderen Klang, man kannte das wie Casablanca. War geheimnisvoll. Ein Freund von mir war vor zwei Jahren schon mal hier und der hatte mir den Tipp gegeben und der war auch total begeistert von der ganzen Atmosphäre, dem Gewimmel, den Gerüchen, der Gastfreundschaft. Und das klang so nach einem Ort, wo das Leben pulsiert und Orient und Okzident aufeinander treffen. Und dann habe ich Weihnachten das Buch von Elias Canetti geschenkt bekommen und dann war klar: Das nächste Mal, wenn ich Urlaub habe, dann fahr ich nach Marrakesch." ...
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Den ganzen Bericht gibt es hier:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/diereportage/884869/Auf der Seite des Deutschlandradios ist auch der Sendebeitrag als mp3-File downloadbar
