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"Auf der Suche nach dem Grand Sud" - Artikel in der NZZ #65157
29/12/06 03:19 AM
29/12/06 03:19 AM
Joined: Jul 2002
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Süddeutschland
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Elvire Offline OP
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Elvire  Offline OP
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Joined: Jul 2002
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Süddeutschland
Guten Abend,

heute erschienen in der NZZ zwei Artikel über den Süden von Marokkos
"auf der Suche nach dem Grand Sud"
http://www.nzz.ch/2006/12/28/to/articleEMD00

und über Skoura
http://www.nzz.ch/2006/12/28/to/articleEEDLK.print.html

viel Spass beim Lesen

Re: "Auf der Suche nach dem Grand Sud" - Artikel in der NZZ #65158
29/12/06 12:15 PM
29/12/06 12:15 PM
Joined: Feb 2006
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Marrakech / Marokko
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Hicham Aarif Offline
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Hicham Aarif  Offline
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Marrakech / Marokko
http://www.nzz.ch/2006/12/28/to/articleEMD00.html

Die grossartig-schlichten marokkanischen Siedlungen südlich des Hohen Atlas zwischen Zerfall und Erhaltung

Ouarzazate, Zentrum des marokkanischen Saharatourismus, ist der Ausgangspunkt für Reisen in den legendären Süden mit seinen spektakulären Landschaften und seiner vom Untergang bedrohten Stampflehm-Architektur. Dazu gehört der Djebel Saghro, ein kahles Wüstengebirge. Die Region ist touristisch noch kaum erschlossen.



Jenseits der Bergmauer des Hohen Atlas beginnt eine andere Welt, «der grosse Süden, das eigentliche Afrika», schrieb einst der deutsche Geograph Werner Wrage. Und: «Heisser brennt die Sonne auf die bizarren Verwitterungsformen nackter Gebirge und Hochebenen, deren rote, graue, gelbliche oder braune Gesteinsschichten zuweilen wie in wirrem Faltenwurf erstarrt scheinen.» Noch bis in die vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren Reisen über die kurz zuvor von Fremdenlegionären aus dem Fels gehauenen Passstrassen wahrhafte Expeditionen, und begeistert berichteten Chronisten von den märchenhaften Berber-Burgen, deren reiche Formensprache an die Architektur im fernen Jemen erinnert.

An traditionellen Formen orientiert
Bis Ende der siebziger Jahre hielt sich der Tourismus im Süden Marokkos in engen Grenzen. Doch mit der Eröffnung des Flughafens von Ouarzazate stiegen die Besucherzahlen stark an; Touristen besuchen seither die zu Recht berühmte Architektur der aus Stampflehm erbauten Burgen und befestigten Dörfer fast ohne Anstrengung, und für die beiden Hauptrouten entlang dem Draa- und dem Dadès-Fluss wurde auch ein klingender Name erfunden, «la Route des Kasbahs». Aus der Garnisonsstadt Ouarzazate, welche die Franzosen 1928 angelegt hatten, ist in den letzten 25 Jahren das Zentrum des marokkanischen Saharatourismus geworden. Dutzende von Hotels aller Kategorien wetteifern um die Gunst der Touristen.

Ouarzazate selber ist eine eher uninteressante Stadt; abgesehen von der alten Festung von Taouirt, hat sie wenig zu bieten. Vor allem die Hotelzonen wirken steril. Immerhin ist festzuhalten, dass es den marokkanischen Behörden gut gelungen ist, eine einheitliche Gestaltung der touristischen Anlagen durchzusetzen. Praktisch alle seit den achtziger Jahren erbauten Hotels sind in einem Stil errichtet, der sich an den Formen und Gestaltungsmustern der traditionellen Kasbahs orientiert. Der braun-graue Farbton ist obligatorisch, und häufig sind die modernen Bauten auch mit einem Verputz aus Lehm versehen. Auch wenn die Proportionen häufig nicht stimmen und das Ganze als eine Art marokkanischer Heimatstil kritisiert werden könnte, beeindruckt das Fehlen von baulichen Auswüchsen in den neuen Quartieren. Das alles kann sich auch im europäischen Vergleich sehr wohl sehen lassen.

Der grosse Trumpf von Ouarzazate ist ganz klar seine landschaftlich schöne Lage am Fuss des Hohen Atlas. Dazu kommt das trockene Wüstenklima, das vor allem im Frühjahr und Herbst ausserordentlich angenehm ist. Die spektakuläre Schönheit dieser noch weitgehend unversehrten präsaharischen Landschaft wird dabei erst ausserhalb der Stadt wirklich erlebbar.

Unübersehbar ist allerdings der Zerfall des reichen architektonischen Erbes, das die Region international bekannt gemacht hatte. Hunderte von Festungen, Wehrdörfern und Speicherburgen aus Stampflehm sind verlassen und dem Verfall preisgegeben; viele sind bereits unrettbar zerstört. «Diese Welt wird sterben», schrieb der passionierte Forscher Wrage schon 1963. Heute ist es schon fast so weit. Wer von Ouarzazate aus übers Land fährt, begegnet noch und noch den Ruinen von einst stolzen Kasbahs und Speicherburgen, die verfallen, weil sie nicht mehr benötigt werden. Doch auch um die aus Stampflehm erbauten Dörfer steht es schlecht. Immer mehr Bewohner bauen sich einen Steinwurf von den alten Ksour entfernt neue Häuser; so weisen unverputzte, aus grauen Betonbacksteinen errichtete Gebäude, Elektrizitätsmasten, Garagen und Parabolantennen auf die Unaufhaltsamkeit der Moderne.

Wohl versuchten die Behörden und vor allem Private in letzter Zeit Gegensteuer zu geben. So wurden etwa das unter dem Schutz der Unesco stehende Dorf Aït Benhaddou sowie eine Reihe von besonders schönen Kasbahs restauriert und für Touristen zugänglich gemacht. Zunehmend haben auch Tourismusunternehmer entdeckt, dass sich in solchen Kasbahs sehr wohl Gasthäuser einrichten lassen. Sowohl in Ouarzazate selber wie auch der weiteren Umgebung gibt es heute mehr als ein Dutzend solcher Kasbah- Hotels in allen Preiskategorien. Sie haben das touristische Angebot der Region bereichert und dazu beigetragen, einen Teil des architektonischen Erbes vor dem Verfall zu bewahren. Doch die schleichende und flächendeckende Zerstörung der Dörfer in den Flussebenen des Dadès- und Draa-Tals lässt sich dadurch nicht aufhalten.

Felszeichnungen im Djebel Saghro
Dazu kommt eine Banalisierung und Kommerzialisierung des kulturellen Erbes, die - wie andernorts - gelegentlich die Grenze des Erträglichen erreicht. Dass Ouarzazate auch die grössten Filmstudios des Landes aufweist, dürfte einer Hollywoodisierung der lokalen Kultur noch zusätzlich Auftrieb geben. Vieles, allzu vieles ist nur noch Kulisse, ist zur billigen Show verkommen, welche für Touristen auf der Suche nach orientalischer Exotik geboten wird.

So oder so: Wer heute den legendären Grand Sud und authentische Erfahrungen sucht, kommt nicht darum herum, Ouarzazate und seine touristischen Trampelpfade zu verlassen und stillere und nur wenig erschlossene Gebiete aufzusuchen. Solche finden sich glücklicherweise im gebirgigen Umland noch mancherorts. Das weitgehend vegetationslose Saghro-Gebirge südöstlich der Regionalstadt gehört dazu. Es gibt einen triftigen Grund, sich gerade dieses touristisch und verkehrstechnisch kaum erschlossene Gebiet vorzunehmen: Für den Djebel Saghro ist seit kurzem eine Detailkarte im Massstab 1:100 000 erhältlich, in der nicht nur die wichtigsten Pisten und Wege, sondern auch die Sehenswürdigkeiten der Region und die bescheidenen Unterkunftsmöglichkeiten eingetragen sind. Angesichts der Schwierigkeit, in Marokko brauchbares Kartenmaterial zu finden, ist dies ein Argument. Die Karte ist das Resultat einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit von Geographen der Universität Bayreuth und denjenigen von Rabat. Ziel ist die Förderung eines angepassten Tourismus, welcher der Bevölkerung neue Einkommensquellen erschliessen soll.

Spektakuläre Sehenswürdigkeiten hat der Djebel Saghro nicht vorzuweisen; er eignet sich in erster Linie für Wander- und Trekkingtourismus und für Erkundungen per Mountainbike oder Geländefahrzeug. Daneben hält er aber für kulturgeschichtlich interessierte Reisende eine Reihe von Überraschungen bereit, so etwa Felszeichnungen, aufgegebene Manganminen und ausgedehnte Henna-Kulturen.

Wir hatten uns den Tizi-n-Tazadert vorgenommen, einen der Pässe, welche das Dadès-Tal mit der Hochebene von Nkob verbinden. Die Piste ist ruppig, und nur allzu gerne verlassen wir ab und zu das Geländefahrzeug, um die schönsten Stellen der Passroute zu Fuss zu erwandern. In der Biegung eines vollkommen trockenen und von Palmen gesäumten Flussbetts liegt ein kleines Dorf wie aus einem Bilderbuch; kein unpassender Farbton, kein Blech und kein Beton stört die Harmonie. Es folgen kleine, sorgfältig bestellte Felder mit Mandel- und Aprikosenbäumen inmitten kahler, violett-braun getönter Schotterflächen und immer wieder beeindruckende Canyons.

Dann erreichen wir die zwei gewaltigen Felssäulen des Bab-n-Ali, den landschaftlichen Höhepunkt jeder Saghro-Tour, eine beeindruckende Szenerie. Vom Pass aus geht der Blick schliesslich über das Dadès-Tal hinweg auf die verschneiten Berggipfel des Hohen Atlas. Das Schönste ist aber vielleicht das phantastische klare Licht über der weiten, fast menschenleeren Landschaft, deren Schotterflächen und Hügelkuppen metallisch schimmern. Wer starke Gefühle sucht, ist hier am richtigen Ort; dies ist der Grand Sud, von dem so viele geschwärmt haben.

Beat Stauffer

http://www.nzz.ch/2006/12/28/to/articleEMD00.html


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