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Das vermögen des königshauses #43505
12/06/02 10:55 AM
12/06/02 10:55 AM
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umniya Offline OP
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Die Monatszeitschrift " Economie et Entreprises" hat in ihrer Juniausgabe das königliche Vermögen auf mindestens 550 Mill. US$( 584 Mill. EUR) eingeschätzt. Damit widersrpicht sie den Entschätzungen des Leaders der Islamisten Abdesslam Yassin, der 2001 das Königliche Vermögen mit 14 Mrd. US$ übergeschätzt hat.
Vor allem zwei königlichen Holdings legen das Vermögen des Königshauses an: " Diger" und " Ergis" ( ein Anagramm von "regis" = König auf Latein).
Ein Großteil des königlichen Vermögens bilden die Hinterlassenschaften des verstobenen Hassan II. Die Erben sind der König, sein Bruder und seine drei Schwester.
Die wichtigsten Investitionensbereiche für das königliche Vermögen sind:
Omanium, Norafricain ( ONA)= Bergbau, Agroindustrie, Kommunikation, Versicherungen Tourisus und Vertrieb.
Ergis= Hauptaktionär bei Multinationalen (AXA, Coca Cola, Aucham)
Sevam= Verpackungsindustrie.
Königlicher Grundbesitz= 150 MIll. US$ Kapitalvolumen, mehr als 2/3 der Produktion für den Export, vorallem Zirusfrüchte.
Primaros= Bauunternehemen
CCT( Compagnie cherifienne des Textiles= Textil, Gewächshäuser)

Die Juniausgabe von " Economie und Entreprises" war die Überraschung des Jahres in der Presselandschaft Marokkos. Es war tatsächich eine Premiere. Besitzverhältnisse des königlichen Familie waren genauso ein Tabuthema wie die religiöse legitimierung der politischen Macht. Jetzt grübeln die Interessieren nach den wahren Motiven der Recherche von " Economie und Entreprises". Man fragt sich , ob die Angaben die Einschätzungen der Islamisten relativieren sollten. Andere wiederum sehen in der Recherche eine gut dosierte Pressefreiheit im Dienste der Macht.
Marokko ist das Land der Unsichtbaren Geister und der sichtbaren Touristen.

Umni

Re: Das vermögen des königshauses #43506
12/06/02 05:39 PM
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Tamazgha
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Shabazz Offline
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Tamazgha
Marokko das Land der Lügen!

Es ist kaum vorstellbar, dass Hassan-2 in 38-jahren absolutistischer Macht so bescheiden War, um sich nur klägliche 550 Mill US$ anzuhäufen.
Hassen-2 war bekannt für seine Prunksucht und Eitelkeit- und dass er der alleinige Herrscher Marokkos war, und das Volk allein ihm zu dienen hatte, und er somit sowohl über das Volk als auch über das Land und seine Schätze und Ressoursen verfügen konnte, wie er wollte!
Das Vermögen des Hassan-2 würde noch zur seine Lebzeiten auf 42 Mrd US$ geschätzt!
Wenn seiner Handlanger Edriss Al-bassri schon mehrfache Milliardär ist, was musste denn sein Chef gewesen sein!

Es ist davon auszugehen, dass diese Meldung nichts als eine Verschleierung der eigentlichen Fakten ist!
Es soll dem verarmten Volke sagen, dass Das Königshaus doch so bescheiden und bodenständig ist: nur wer will das glauben?

Re: Das vermögen des königshauses #43507
12/06/02 08:16 PM
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stephanie Offline
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ich bin neu hier und kenne mich in marokko noch nicht so gut aus. solche sachen habe ich noch nie gelesen und finde sie deshalb interesant. was ist denn richtig?

kann ich bitte eine antwort haben? würde mich darüber sehr freuen.

eure steffi

Re: Das vermögen des königshauses #43508
12/06/02 10:45 PM
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hallo steffi,
erstmal ganz herzlich willkommen im forum!

Zu deiner frage: Ich vermute du wirst schwierigkeiten haben irgendwen hier im board zu finden, der die diese frage wirklich zutreffend beantworten kann.

Das liegt eben einerseits daran, dass in vielen zurückliegenden jahren, besser jahrzehnten noch nie (!) offizell dazu zahlen genannt wurden, nicht in den letzten jahren der regentschaft von mohamed 6 und schon gar nicht unter seinem langjährigen vorgänger hassan 2. Auch war es definitiv unmöglich so wie jetzt dazu schätzungen in der marokkanischen presse anzustellen ohne das dies schwerste konsequenzen für den verlag gehabt hätte.
Fakt ist, er ist -gemessen am rest der bevölkerung marokkos- schier unermesslich reich! Ich persönlich kann mir auch vorstellen, dass die veröffentlichten zahlen eher deutlich zu niedrig angesetzt sind. Aber wie gesagt ich weiss es nicht.

Weit spannender ist für mich im beitrag von umnia die tatsache DASS eine marokkanische zeitung die zahlen veröffentlichen konnte, ohne dass es bis jetzt konsequenzen hatte. Bei den motiven dafür rätsele ich allerdings genauso wie umnia.
Auch wenn meine antwort vielleicht nicht zufriedenstellend für dich ist
viele grüße

andré


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Re: Das vermögen des königshauses #43509
12/06/02 10:51 PM
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hallo steffi, - ich antworte dir mal. andere hier werden es sicher auch noch tun! weisst du: es gibt kein "richtig", oder "falsch"! weil niemand etwas weiss! niemand etwas wissen soll!

was schrieb umni hier im forum?

----Marokko ist das Land der Unsichtbaren Geister und der sichtbaren Touristen.-----.

mit diesem satz ist - für mich - eigentlich alles gesagt. es tut mir leid, dir keine eindeutige antwort geben zu können. du musst dich eben, wenn du magst, auf den weg machen, um marokko selbst zu erleben - als touristin!

herzliche grüsse!

Re: Das vermögen des königshauses #43510
12/06/02 11:10 PM
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@-andré: hallo andré. ich erinnere mich dunkel, dass die weltbank dem marokkanischen staat geraten hat, dass, bevor neue kredite bewilligt werden, erst einmal das vermögen des königs offengelegt werden müsste. nun sage mir keiner, das vermögen des marokkanischen königshauses sei ein rein "privates" vermögen und somit unantastbar! allerdings: wenn so ein vermögen klein geredet wird, ist vielleicht die weltbank - so sie es glaubt - voller mitleid und gewährt dem marokkanischen staat unbesehen neue kredite. wer weiss das schon?

was ist eigentlich aus dem plan von m6 geworden, die vielen königspaläste in marokko aufzulösen und sie als museen der öffentlichkeit zugänglich zu machen? wenn ich mein haus anderen menschen öffne, gehören doch grund und boden immer noch mir, oder? aber selbst zu diesem vergleichsweise kleinen schritt kann sich in marokko wohl niemand entschliessen.

es würde im übrigen ja auch niemand danach fragen, wenn es nicht so vollmundig irgendwann angekündigt worden wäre.

Jocim

Re: Das vermögen des königshauses #43511
13/06/02 12:22 AM
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Hallo jocim,

ohne jetzt polimisch sein zu wollen glaube ich fest, dass die weltbank immer und prinzipiell irgendwelche forderungen stellt bevor sie kredite bewilligt.

"Marokko, der neuntgrößte darlehensnehmer der weltbank, hat seit seinem beitritt zur weltbank im jahr 1958 darlehen und kredite (d.h. zinslose darlehen der internationalen entwicklungsorganisation) in höhe von insgesamt 8,1 Mrd. dollar bekommen. Im april 1998 bestanden zusagen in höhe von 1,75 Mrd. dollar für 23 projekte. Knapp die hälfte des aktiven portfolios der weltbank in marokko entfällt auf die verbesserung der infrastruktur, 13 prozent auf die entwicklung des privatsektors, 10 prozent auf die Landwirtschaft, 13 prozent auf wasser und umwelt, 10 prozent auf bildung und 9 prozent auf den gesundheitsbereich." Quelle: Weltbank
(Diese angaben waren der broschüre "weltbanknachrichten, ein zweiwöchentliches mitteilungsblatt für journalisten und entwicklungshelfer" vom 7. mai 98 zu entnehmen)

Insofern wäre es nicht verwunderlich, wenn -z.b. bei der zahlungsunfähigkeit MA's 1983, als man dringend auf hilfe von iwf und weltbank angewiesen war- seitens der weltbank versucht worden wäre in der richtung druck auszuüben. Insbesondere kann ich mich allerdings nicht erinnern, dass MA diesem druck nachgegeben hätte und tatsächlich dazu etwas veröffentlicht worden wäre.

Ich bin auf einen sehr interessanten artikel in "le monde diplomatique" gestossen, ausgabe vom 15.6.2001 den ich mal hier poste:

Harte Landung in der Weltwirtschaft

MAROKKO - DIE MODERNISIERUNG KOMMT NICHT VORAN


GROSS waren die Hoffnungen, die die Marokkaner in die sozialistische Regierung und in ihren vor zwei Jahren inthronisierten König Mohammed VI. gesetzt haben. Der populäre König begreift sich als Modernisierer, der sein rückständiges Land an internationale Standards heranführen will. Aber der höfische Machtapparat lässt sich nur schwer zurückdrängen, die angeblichen Sozialisten der USFP erweisen sich als korrupt und inkompetent, und die versprochene Modernisierung erschöpft sich in einem Privatisierungsprogramm, das keine Investitionen bringt und erst recht keine Arbeitsplätze schafft. Wirksamer als der König regiert in Marokko offenbar immer noch das Prinzip Langsamkeit.

Von FRANCIS GHILES *

* Mitglied des wissenschaftlichen Beirats am Institut de la Méditerranée, Marseille.

"Leider muss man feststellen, dass im Vorfeld nicht ausführlich genug diskutiert wurde, um Einigkeit in den entscheidenden Fragen zu erzielen. Auch die Politik hat hier versagt. Der Eintritt Marokkos in die Globalisierung findet darum gewaltsam und unvermittelt statt - die Folgen sind nicht genau absehbar, geschweige denn kalkuliert, und es besteht die Gefahr des Scheiterns."(1 )Dieser Feststellung, die Driss Benhima, Leiter der staatlichen Elektrizitätswerke, vor zwei Jahren getroffen hat, würden viele Marokkaner zustimmen. Besonders enttäuscht ist man über die offensichtliche Unfähigkeit der Regierung, ihre Trümpfe erfolgreich auszuspielen und Marokko den aufrechten Gang ins 21. Jahrhundert zu ermöglichen.

Marokko wird seit 1998 von einer Koalitionsregierung geführt, in der die linkssozialdemokratische "Union Socialiste des Forces Populaires" (USFP) die entscheidende Kraft darstellt. Gerade weil diese Regierung viele Hoffnungen geweckt hatte, ist nun die Enttäuschung umso größer. Zwar sorgen die Einnahmen aus dem Tourismus und die Überweisungen von marokkanischen Arbeitsmigranten für einen gewissen Ausgleich zum stagnierenden Wachstum und dem zunehmenden Handelsdefizit. Ohne eine entschlossenere Umsetzung der Strukturreformen jedoch wird das mittelfristige Wachstum durch die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit begrenzt bleiben. Weder Ministerpräsident Abderrahmane Youssoufi noch sein Finanzminister Fahtallah Oualalou haben Instrumente zur Konjunktursteuerung oder wirtschaftlichen Entwicklung zu bieten.

Dennoch wäre es übertrieben, von einem Scheitern zu sprechen. Der junge König Mohammed VI. hat seit seiner Inthronisierung einige Zeichen gesetzt, um deutlich zu machen, dass er die Armut bekämpfen will. Geld- und Lebensmittelspenden für die Armen sind allerdings ein sehr beschränkter Beitrag zur Überwindung der sozialen Ungleichheit. Der Anteil der Armen an der Gesamtbevölkerung Marokkos ist zwischen 1991 und 1999 von 13,1 auf 19 Prozent gestiegen, und der König wird wohl all sein Charisma brauchen, um etwas gegen den wachsenden sozialen Druck zu unternehmen.

Einstweilen lassen weder die Zusammensetzung der Regierung noch ihr politischer Fahrplan einen stärkeren Reformeifer erwarten. Der 76-jährige Youssoufi, der gerade zum Generalsekretär der USFP wiedergewählt wurde, hat die Schlüsselressorts in seinem Kabinett nach einem Kalkül vergeben, das mit den Problemen der Wirtschaft wenig zu tun hat. So gingen die Ministerien für Landwirtschaft, Gesundheit und Verwaltungsreform an die Konkurrenzparteien der USFP - mit dem Hintergedanken, den Führern dieser Parteien das absehbare Scheitern der Programme anlasten zu können. Im Herbst 2002 stehen Wahlen an, dann werden sich die führenden Politiker zweifellos wieder mit Wahlversprechungen überbieten.

Ein Blick auf die jüngere Geschichte macht deutlich, weshalb sich die USFP mit der Durchführung von Reformen so schwer tut. 1983, als Marokko zahlungsunfähig und auf die Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank angewiesen war, wurde der wirtschaftliche Wandel notgedrungen akzeptiert. Das geschah damals ohne politische Diskussion und ohne Einbindung der politischen Parteien, die unter König Hassan II. ohnehin nur eine Statistenrolle spielten. Noch bis in die Mitte der Achtzigerjahre war die USFP-Führung vom Erfolg des Wirtschaftsmodells überzeugt, das der östliche Nachbar Algerien praktizierte, und ihr Einschwenken auf die Linie der Marktwirtschaft resultierte nicht etwa aus grundsätzlichen Erwägungen, sondern vollzog sich ganz abrupt mit dem Eintritt der USFP in die Regierung.

Der Rückgang des Wirtschaftswachstums ab 1990 (auf durchschnittlich 2,4 Prozent in den vergangenen zehn Jahren) hatte mit konjunkturellen Faktoren wie den Dürreperioden zu tun, aber vor allem mit den ungelösten strukturellen Problemen. In welchem Ausmaß das Ausbleiben einer Verwaltungsreform und die Zunahme der Armut die Erfolge der Maßnahmen gefährden würden, wurde auch von der Weltbank unterschätzt.(2) Aus diesem relativ schlechten Ergebnis erklärt sich, weshalb Marokko, trotz einiger Fortschritte und trotz guter Voraussetzungen in Sektoren wie Fischerei und Tourismus, in vieler Hinsicht noch immer die typischen Merkmale eines Entwicklungslandes aufweist.

Viele marokkanische Unternehmer haben gar nicht versucht, ihre Betriebe zu modernisieren. Stattdessen wurden sie einfach an internationale Firmengruppen veräußert, womit man in Kauf nimmt, dass sich ausländische Firmen die Rosinen aus dem Kuchen picken und dass am Ende auch die wirtschaftlichen Entscheidungen im Ausland getroffen werden. So hat bereits die französische Axa-Gruppe die Versicherung Compagnie Africaine dassurances übernommen, und Danone hat den Backwarenhersteller Bisco geschluckt. Coca-Cola kaufte die großen Getränkehersteller von Fes und Marrakesch und zwei Limonadefabriken von der Familie Benabdallah, angeblich für 1,5 Milliarden Dirham (150 Millionen Euro).(3)

Die Auslandsdirektinvestitionen waren also häufig keine Neuinvestitionen, sondern nur die Folge von Aktiengeschäften und Privatisierungen. Fast die Hälfte der 15,9 Milliarden Dirham (1,6 Milliarden Euro) Einkünfte aus Privatisierungen stammen von Aufkäufern aus dem Ausland. Für die Zurückhaltung der Investoren gibt es viele Gründe: die Unfähigkeit der Behörden im Bereich der Wirtschaft, die fehlende Rechtssicherheit (die vor allem von kleinen und mittleren Unternehmen aus dem Ausland bemängelt wird, die nicht über so gute Beziehungen zum machsen, dem Machtapparat des Königs und der großen Familien, verfügen wie die internationalen Großunternehmen) und auch die Tatsache, dass viele Geschäfte mit dem Drogenhandel zusammenhängen.

Hier wird auch deutlich, wie die Konzentration politischer und ökonomischer Macht respektive ihre Verschmelzung verhindert, dass neue wirtschaftliche Kräfte ins Spiel kommen und Einfluss gewinnen können. Ein gutes Beispiel ist die Affäre um die Privatisierung der staatlichen Investitionsgesellschaft SNI (Société Nationale dInvestissement). Eigentlich sollte mit diesem Schritt ein Gegengewicht zur damals größten privaten Holding Marokkos geschaffen werden, nämlich zur Omnium Nord Africain (ONA), die von Fouad Fillali, dem Schwiegersohn von Hassan II., geführt wurde und in der auch die königliche Familie Kapitalanteile hielt. Aber sein Ergebnis war praktisch das Gegenteil: Die ONA erwarb eine indirekte Beteiligung an der SNI. Und die ONA finanziert keine großen Entwicklungsprojekte, sondern investiert in Geschäfte, die kaum Arbeitsplätze schaffen, aber hohen Wertzuwachs versprechen. Jenseits solcher grundsätzlichen Fragen zeigen sich viele Führungskräfte in der Wirtschaft zunehmend enttäuscht über die Inkompetenz und den Populismus, die die Regierung in Sachen Wirtschaftspolitik an den Tag legt.

Die Regierung war bereits Ende 2000 knapp an einer Katastrophe vorbeigeschlittert, als 35 Prozent des Kapitals der Maroc Telecom an Vivendi verkauft wurden. Erst ganz zum Schluss gelang es André Azoulay, einem der erfahrensten Finanzberater des Königs, die Verhandlungen in die Hand zu nehmen und 2,2 Milliarden Dollar herauszuschlagen. In dem Ausschuss, der die Operation ursprünglich abwickeln sollte, hatten die Minister monatelang debattiert und offenbar mehr Interesse an der Aufteilung des zu erwartenden Geldsegens gezeigt als am Abschluss des Geschäfts. 18 Monate zuvor hatte die Versteigerung der Lizenz für Marokkos zweites GSM-Netz (Global System of Communication, ein Mobiltelefonnetz) 1,2 Milliarden Dollar eingebracht. Auch bei dieser Transaktion, die voll von König Hassan II. unterstützt wurde, hatte die Regierung nichts zu sagen.

Ein weiteres Beispiel ist der Umgang mit den Auslandsschulden des Landes. Die Regierung nimmt stolz für sich in Anspruch, das Kreditvolumen seit 1998 von 19,6 Milliarden auf 15,3 Milliarden Dollar reduziert zu haben. Dies war allerdings einem "Zinssenkungsprogramm" zu verdanken, das einige Jahre zuvor der damalige Finanzminister Mohamed Kabbaj auf den Weg gebracht hatte. Und zum Teil wurde dieser Schuldenabbau durch die Zunahme der Inlandsverschuldung wieder aufgehoben, die von 1996 bis 2000 von 38 Prozent auf 47 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angestiegen ist. Außerdem beruht die ganze Berechnung auf dem fragwürdigen Kalkül, dass der Wert des Dollar - der Währung, in der ein Großteil der Auslandsschulden zu bezahlen ist - sinken wird.

Das dritte Beispiel liegt ein Jahr zurück. Damals beschloss die Regierung eine Gehaltserhöhung für ihre 780 000 Staatsbediensteten. Dieser Schritt von Ministerpräsident Youssoufi fand den Beifall der Gewerkschaft CMT (Confédération Marocaine du Travail), deren Vorsitzender Noubir El Amaouï auch Sitz und Stimme im Politbüro der USFP hat. Die großzügige Maßnahme muss aus anderem Blickwinkel jedoch höchst fragwürdig erscheinen, denn damit wurde ein Haushaltsposten aufgestockt, der bereits 53 Prozent des Budgets ausmachte. Für ein Land, in dem jeder Vierte arbeitslos ist, in dem vier Millionen Menschen von weniger als 10 Dirham am Tag leben und der Schuldendienst 30 Prozent der Staatseinnahmen verschlingt, kann man diese Entscheidung schwerlich für angemessen halten. In den Augen der Öffentlichkeit wäre es weit wichtiger, neue Arbeitsplätze zu schaffen und Geld für Bildung, Wohnungsbau und Gesundheitswesen auszugeben.

Die Erhöhung der Beamtengehälter war nur durch die Erlöse aus dem Verkauf von Maroc Telecom zu finanzieren. Dasselbe gilt für die öffentlichen Investitionen in Höhe von 17 Milliarden Dirham, die vor kurzem vom Finanzministerium bewilligt wurden. Wie Finanzminister Oualalou dieses Tempo im nächsten Jahr durchhalten will, hat er allerdings noch nicht verraten. Diese Mischung aus Verkennung der Wirklichkeit und Missachtung des Volkes könnte sich als ein explosiver Cocktail erweisen. Die Großzügigkeit des Ministerpräsidenten konnte allerdings nicht verhindern, dass der Gewerkschaftsvorsitzende El Amaouï im März 2001 den 11. Parteikongress der USFP im Streit verließ.

Nun ist Marokko aber wesentlich reicher, als es die offiziellen Statistiken vermuten lassen, und verfügt durchaus über ein beträchtliches ökonomisches Potenzial. Stellt man den Drogenhandel, die Steuerbefreiungen (der Landwirtschaft ist gerade eine Verlängerung der 2000 endenden Steuerbefreiung bis 2010 zugestanden worden) und die verdeckten Einkommen in Rechnung, so muss man von einem um mindestens 50 Prozent höheren Bruttoinlandsprodukt ausgehen. Viele junge Leute versuchen ihr Glück im Produktionssektor und haben eine Reihe von ausgesprochen erfolgreichen Firmen aufgebaut - zum Beispiel das von Aziz Akhennoush geführte Unternehmen Ifriquia, mit einem Jahresumsatz von einer Milliarde Dollar.

Es gibt auch zahlreiche Staatsbeamte von Rang, deren Kompetenz und Integrität über jeden Zweifel erhaben sind. So hat Mohammed El Alj die Verwaltung der staatlichen Eisenbahnen saniert, bevor er in die staatliche Kreditanstalt für Grundbesitz und Hotelgewerbe versetzt wurde, um eine umfassende Sanierung durchzusetzen. Abderrazaq El Mossadeq hat sich um die Neuordnung des Zollwesens verdient gemacht, eine Aufgabe die bis vor kurzem unlösbar schien. Zur Leiterin der Behörde für die Erschließung von Erdölvorkommen ist Amina Benkhadra ernannt worden. Damit dürfte ein "Bluff" wie im vergangenen Jahr nicht mehr möglich sein, als der König - unter Berufung auf offenbar weitgehend fiktive Daten - die Entdeckung bedeutender Ölvorkommen bei Talsint verkündete.(4) Auch Ibrahim Saïd bei der Landwirtschafts-Kreditanstalt, Nourdine Bensouda in der Steuerbehörde und Abdelfettah Benmansour im Schatzamt leisten gute Arbeit, die auf lange Sicht Erfolge bringen wird.

Die entcheidende Frage lautet jedoch: Wie soll die Wirtschaftsreform wieder in Gang kommen? Manche sind der Meinung, der König solle eingreifen, die Wahlen verschieben und ein neues Konzept vorstellen, das in allen wirtschaftlichen Bereichen den renommierten Technokraten mehr Einfluss verschafft. Die Masse der Armen dagegen erwartet von ihrem König, dass er sich vor allem den sozialen Problemen widmet. Zweifellos könnte Mohammed VI. sein internationales Ansehen nutzen, um - auch unter Verweis auf die ernsten Konflikte mit Algerien - die westlichen Partner Marokkos davon zu überzeugen, dass eine Verschiebung der Wahlen dem Land helfen würde, aus seiner verfahrenen Situation herauszukommen. Innenpolitisch verfügt das Königshaus über aureichend symbolischen und finanziellen Rückhalt, um einen solchen Schritt zu wagen.

Doch abgesehen davon, dass Mohammed VI. wenig Neigung zeigt, sich an die Methoden seines Vaters zu halten, muss ihm auch klar sein, dass die Gesellschaft im Wandel begriffen ist. Natürlich stellt die Regierung unablässig ihre Unfähigkeit auf dem Gebiet der Wirtschaft unter Beweis, doch in vielen Bereichen geht es dennoch voran - ganz ohne Beteiligung der Ministerien. Wie schon seit langem bietet Marokko ein verwirrendes Bild. Das Land ist eine krude Mischung aus Tradition und Moderne, aus alten Zöpfen, die an den Hof von Versailles erinnern, und avantgardistischen Zügen. Der König macht von seinen Eingriffsmöglichkeiten durchaus Gebrauch: Er ernennt unabhängige Ausschüsse, die sich mit besonders dringenden Fragen wie der industriellen und der touristischen Entwicklung beschäftigen. Dabei übergeht er die Regierung, die sich allerdings nicht einmal dagegen verwahrt, sondern zusieht, wie sie Tag für Tag an Glaubwürdigkeit verliert.

Wie der Karren aus dem Dreck gezogen werden kann, weiß niemand so genau. In Marokko geht alles langsam voran. Und für eine Beschleunigung des Reformprozesses stehen die Voraussetzungen nicht besonders gut, denkt man an die regionale Situation (das Spannungsverhältnis zu Algerien, die mangelnden Wirtschaftsbeziehungen zu den Nachbarländern im Maghreb), an den Zwang zur Anpassung an den Weltmarkt, an die teuren Erdölimporte und an die beiden letzten Dürrejahre. Das Prinzip der Langsamkeit gilt dabei für die Politik wie für die Wirtschaft. Eine marokkanische Volksweisheit besagt, dass man sein Erbe erst dann wirklich angetreten hat, wenn es von einem Besitz ergreift. So weit ist es noch nicht.

dt. Edgar Peinelt

Fußnoten:
(1) Driss Benhima, "LImpact de la mondialisation sur léconomie marocaine", Vortrag im Rahmen einer im April 1999 von der Vereinigung Ribat El Fath organisierten Konferenz, die von Nadia Salah, Chefredakteurin der Zeitschrift LEconomiste (Casablanca) geleitet wurde.
(2) Königreich Marokko, Bericht vom 29. Januar 1997.
(3) Monçef Laraïchi, "LArgent qui dort. Ces friqués qui ninvestissent plus dans la pays", Economie et Entreprise (Casablanca), Januar 2000. Der Autor führt aus, dass Gelder in Höhe der doppelten Summe des Staatshaushalts auf Bankkonten deponiert sind.
(4) Siehe Ahmed Benchemsi, "Poker Menteur", Jeune Afrique (Paris), 20.-26. März 2001.


Le Monde diplomatique Nr. 6471 vom 15.6.2001

Ich werde in den kommenden tagen so ich etwas zeit habe versuchen das genauer zu recherchieren.
Was die umwandlung königlicher paläste in öffentliche museen anbelangt bin ich nicht sicher ob das zweckmäßig wäre. ich erinnere mich sehr gut an ein gespräch mit mitarbeitern des musée privé in marakech wo wir über die finanzierung der privaten und öffentlichen museen in ma diskutierten und das fehlende budget zum wirklichen erhalt selbiger stätten. die einfache übertragung wäre also nicht ausreichend, M6 müsste dann sicher gleichzeitig auch die zukünftige finanzierung sicherstellen da der kulturetat MA's bereits jetzt hinten und vorne kaum langt.
Andererseits muss ich mir nur D anschauen, wo zwar keine könige aber immerhin regierungen ebenso das blaue vom himmel herunterversprechen und oft genug nicht einhalten. das scheint mir eher ein generelles problem.
viele grüße aus berlin

andré

viele


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Re: Das vermögen des königshauses #43512
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klar dass polEmisch gemeint war ;\)


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Re: Das vermögen des königshauses #43513
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sicherlich sind die angaben in " economie und entreprises" sorgfältig zu genießen. dass man nur bruchteile der wahrheit erfahren "darf", liegt auf der hand. dies ist nicht so sehr das wichtigste an der geschichte, sondern die tatsache, dass besitzverhältnisse des königshauses veröffentlicht werden, auch wenn mit teilweise diffusen angaben spekuliert wird. jetzt ist die königliche familie dran. später folgen mit sicherheit viele andere von der machtclique aus der zeit Hassan II. André hat hier einen Artikel aus le monde diplomatique gepostet, den übrigens schon gelesen habe und damals nach der lektüre mich gefragt habe, wieso der autor sich nur mit andeutungen begnügte.
eine fußnote am ende des artikels scheint mir viel wichtiger zu sein.
Monçef Laraïchi, "LArgent qui dort. Ces friqués qui n´investissent plus dans le pays", Economie et Entreprise (Casablanca), Januar 2000.
Der Autor führt aus, dass Gelder in Höhe der doppelten Summe des Staatshaushalts auf Bankkonten deponiert sind.
die kolossalen summen der " friquès" sind für die marokkanischen verhältnisse unbegrenzt. der artikel ist auch in der selben monatszeitschrift erschienen wie der über das vermögen des königshaus.

ja, andré. marcel hat recht: "Die wirkliche Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu erforschen, sondern darin, mit neuen Augen zu sehen" Marcel Proust

aber die tourismusbranche verkauft leiber die zauberhaften landschaften marokkos als seine nackte wirklichkeit. so ein geschäft wirft mehr ab als sich mit der "condition humaine" zu befassen.denn für die braucht man wirklich andere augen. die touris haben aber nur fotoapparate und harte währung und manchmal "Lüste"

umni

Re: Das vermögen des königshauses #43514
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hallo umniya,
ich habe versucht den artikel von Monçef Laraïchi, "LArgent qui dort. Ces friqués qui ninvestissent plus dans la pays", Economie et Entreprise (Casablanca), Januar 2000 online zu finden, leider bisher ohne jeden erfolg. Würde mich sehr interessieren.

Besitzt du ihn zufällig und könntest ihn hier posten oder falls er gedruckt vorliegt vielleicht irgendwo einscannen?
danke andré


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