Also, ich muss jetzt mal was sagen, was nicht besonders wichtig ist, aber vielleicht mal erwähnt werden sollte.
Ich hab ja als ich jetzt aus MA zurück kam einiges "zu meckern" gehabt (Müll etc.)
Aber ich hab natürlich auch viele positive Eindrücke mitgebracht.
Wir sind in .. , ich weiß nicht mehr wie der Ort heißt, (Straße nördlich führt in Richtung Errachidia und südlich nach Erfoud, wohin wir wollen) um eine kleine Frühstück/Mittagspausespause zu machen. Gegenüber von dem Straßencafe ist eine Schule bzw. eine Art Schulzentrum. Man sieht massenhaft jüngere und älter Kinder und Jugendliche kommen und gehen. Ein absolut ruhiges, freundliches Klima. Sie lachen, sind fröhlich, einige halten sich an der Hand oder haben den Arm um einen anderen gelegt, ich kann gar nicht aufhören zuzusehen (Allal will schon längst weiter), so angenehm wirkt dieser nette Umgang der Kids miteinander auf mich.
Ich bin hier an meinem Arbeitsplatz auch von Schulen umgeben und bekomme es so jeden Tag mit, wie aggressiv und unfreundlich das Klima und der Umgangston selbst unter Grundschülern hier schon ist. Von den anderen will ich erst gar nicht reden. Zufriedene, vielleicht auch glückliche Kindergesichter, scheint es in MA wohl trotz der Armut noch weitaus mehr zu geben als hier.
Marie

Da sagst Du was. Das habe ich auch schon oft beobachtet. Die Kinder in MA sind friedlicher, gehen offen auf fremde Kinder zu, egal ob aus Ma oder woanders, sie haben keine Scheu und lachen oft. Als wir die 5 Wochen im Dez. dort waren, hat mich meine kleine Nichte an die Hand genommen, sie ist 9 J. und dann kam noch eine Nichte, 3.J. und wir sind zusammen die Straßen am Souk langewandert. Sie erzählten mir was, ich ihnen, keiner hat den anderen verstanden, aber es war herrlich.
Ich finde auch, dass die Kinder in Ma einfach noch nicht verdorben sind durch Fernsehen oder technischen Schnick Schnack, sie freuen sich über ein Bonbon oder andere Kleinigkeiten oder einfach nur darüber mit Dir Quatsch machen zu können oder zu spielen.
Ich finde es toll. Und hoffe, dass es noch lange so bleibt. Sie haben in meinen Augen eine schöne Kindheit.
LG
Katja
P.S. Ich gehe jetzt ins Wochenende und wünsche Euch allen ein wunderschönes Wochenende.

Ich glaube, daß Kinder hier in Deutschland schon sehr zeitig unter Streß stehen. Sie haben schlechte Möglichkeiten, ein Verständnis für materielle oder ideelle Werte auszubilden. Schon der "falsche" Pullover oder die absolut unpassende Jeans machen sie zum Spott der Klassenkameraden. Die allgegenwärtige Werbung gerade in Kindermedien suggeriert "Das alles must Du haben". Der Staat tut nur das Allernotwendigste für die Erziehung seiner zukünftigen Staatsbürger. Die Vermittlung moralischer und ethischer Werte bleibt zum großen Teil den Eltern überlassen, die oft genug selbst überfordert sind. Die Bindung der Menschen an die Kirche nimmt weiter ab, viele Kinder bekommen deshalb auch keine solchen Werte vermittelt. Individualismus und Selbstverwirklichung sind die Götzen unserer Gesellschaft.
Nicht zuletzt lassen ehrgeizige Eltern ihre Kinder nicht einfach nur spielen und lernen, auch 5jährige müssen einen vollen Terminkalender haben und zum Ballett, Klavierunterricht, Reitstunde etc. geschleift werden. Alles gute Sachen, aber alles zusammen ist oft zuviel.

Hallo, alle miteinander!

Marie, danke für diesen Beitrag.

Zu Deinen Beobachtungen passen auch die geringen Erfahrungen, die ich mit marokkanischen Kindern machen konnte. Am Strand von Agadir, als drei marokkanische Jungen mit meinen Kindern zusammen im Sand buddelten und nach "Salzwasserbrunnen" gruben. Meine Kinder waren damals 7 und 9 Jahre alt und die marokkanischen Jungen sagten, dass sie 12, 13 und 14 Jahre alt waren. Alle fünf spielten trotz unterschiedlichen Alters und eingeschränkter sprachlicher Verständigung mit grossem Vergnügen zusammen.

Hier in Norwegen lass ich vor einiger Zeit in der Zeitung einen Bericht über Kinder, die eine Telefonberatungsstelle für Kinder und Jugendliche angerufen hatten. Dort wird berichtet, dass 10-jährige Mädchen sich Sorgen darüber machen, warum ihre Brüste so klein sind und dass 8-jährige Kinder traurig und bekümmert anrufen, weil sie nicht die "richtige" Modekleidung haben...

Wo bleibt da die Kinderzeit, als wertvolle Grundlage für das Leben? Wo bleibt die Möglichkeit eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen? Wo bleibt die Möglichkeit kreativ zu spielen, wenn den Kindern die Erwachsenenwelt schon so früh wie möglich aufgezwungen wird?

Es ist doch irgendwie ein Paradox:
Kinder erleben, dass sie sich wie Erwachsene benehmen und kleiden sollen, während die Erwachsenen "jugendlich" bleiben sollen...

"Individualismus und Selbstverwirklichung sind die Götzen unserer Gesellschaft" schreibt ladaisy in ihrem Beitrag.

Ich sehe das anders.

Selbstverwirklichung und Individualismus sehe ich als wichtige Voraussetzungen an, um den Druck der "falschen Profeten" auszuhalten, die als Glück auf Erden das fortwährende Kaufen von immer neuen materiellen Gütern als "Götzen" preisen.
Und im Einklang damit Ideale und Idole produzieren, die schon unsere Kinder daran hindern, in sich hineinzuhorchen, um herauszufinden, was denn wirklich für ein gutes Leben Bedeutung hat.

"Sie haben in meinen Augen eine schöne Kindheit", sagt Katja über die Kinder, die sie in Marokko erlebt hat. Ja, ich glaube auch, dass es um ihre Selbstverwirklichung
und das Erkennen eigener Bedürfnisse besser steht, als bei vielen Kindern in materiell reicheren Ländern.

Nachdenkliche Grüsse von Anna

@-ladaisy: um diesem klamottenzwang zu entgehen, bzw. schon an der kleidung zu erkennen, ob die eltern geld haben oder nicht, hat man in tunesien schuluniformen eingeführt. das hat nichts mit drill zu tun. aber alle kinder sind in der schule gleich!

bei uns in deutschland nicht durchzusetzen, aber in marokko wäre es doch durchaus überlegenswert, oder?

im übrigen: auch ich habe in marokko nur fröhliche kinder gesehen, mal abgesehen von denen, die von ihren müttern dazu missbraucht werden, touristen anzubetteln.

rolf

Hallo Ihr alle,
ich behaupte einfach das die Kinder in Marokko, teilweise eine bessere Jugend haben. Es mag so sein das ich es nicht richtig sehe, aber ein Beispiel. Hier in deutschland haben die Kinder alles, bis hin zu Markenklomotten, über Playstation, Fahrrad und Fabrfernseher auf dem eigenen Zimmer eben allem was man sich denken kann. Es mag die eine oder andere Ausnahme geben, aber im allgemeinen ist es so. Die Kids sitzen dann aber trotzdem rum, wenn sie die Spiele und alles kennen und langweilen sich zu tode.
In Marokko haben die meisten nicht diese materiellen Spielsachen und annehmlichkeiten, sie spielen mit Kleinigkeiten, wie einem alten Rad welches sie vor sich herschieben und dabei Geräusche eines Autos mit dem Mund machen, sie spielen überall Fußball, was sie auch dürfen. Sie Baden, schwimmen um die Wette, wenn sie an der Küste wohnen oder die langen Sommerferien an der Küste im "Sommerwohnsitz" leben, jeden Tag von morgens bis abends. Sie freuen sich über viele Kleinigkeiten, für die die Kids hier bei uns überhaupt keine beachtung hätten.
Sie mögen zwar arm sein, aber ich denke sie sind Glücklich! Auch ohne viel Spielzeug, ohne Markenklamotten usw. Jedenfalls die meisten. DAs es Ausnahmen, wie die Straßenkid´s, die es ja fast überall auf der Welt, so auch in MArokko gibt das ist klar. Aber auch hier sind diese so glaube ich auf Ihre Art glücklich .
Gruß achim

Sorry, noch einen Satz, hier in Deutschland gibt es auch sicher glückliche Kinder, die ein behütetes zu Hause kennen, die sich auch selbst beschäftigen können. Aber bei den vielen ist es so das die Eltern beide arbeiten, keine Zeit für Ihre Kinder haben, und diese dann mit materiellen Sachen zuschütten. Aber eine glückliche Jugend, hängt nicht von materiellen Sachen ab!
Gruß achim

Leider ist es so, dass viele Kinder hier in D materiell überflutet werden, aber trotzdem nicht glücklich sind. Nach meinen Erfahrungen läuft aber bei den Eltern dann schon einiges schief, die dann eben auch eine sehr stark materielle Orientierung haben (Haben statt Sein!)und eine eindeutige Vorzeigementalität. Da können dann eben nur noch Protzekinder bei herauskommen. Meine Kinder haben eher selten Markenklamotten bekommen, meine 18 jährige Tochter hat kein TV auf dem Zi und übrigens als einzige in ihrer Jahrgangsstufe kein Handy. Mein Sohn kriegt meistens Klamotten von C&A und hat weder Fernseher noch Stereoanlage (aber Aldi Computer, den ich jetzt gerade nutze!), wir haben keinen Videorekorder und erst seit 2 Jahren eine Schüssel. Der Fernseher ist bereits 15 Jahre alt. usw. ...Meine Kinder sind dennoch sehr selbstbewusst, haben viele Freunde und sind auch in der Schule erfolgreich, obwohl wir so arm sind! (Weil Mama ja beim Haushaltsgeld sehr sparsam sein muss, denn sonst kann sie ja nicht so oft nach MA!)

Ach ja, und bevor ich es vergesse, ich war immer berufstätig. Denn das mag ich nicht, dass man immer den berufstätigen Müttern unterstellt, sie vernachlässigen ihre Kinder. Man darf nur eben, wenn man berufstätig ist und Kids hat, nicht noch tausend Hobbys pflegen und jeden abend auf Achse sein, weil man dann schon noch viel Zeit für die Beschäftigung mit den Kids braucht.
Marie

Im Prinzip gebe ich Euch recht, dass eine Kindheit in Marokko vielleicht noch etwas unbeschwerter ist, als in D, aber ich würde sagen das gilt besonders für die ländlicheren Regionen. Hier in den Städten, ganz besonders an den Privatschulen besteht auch hier für die Kinder bereits ein enormer Zwang, die richtige Kleidung zu tragen, dass die Eltern mit dem richtigen Auto vorfahren, und dass man die angesagten Spielsachen zu Hause hat. Es geht auch hier schon soweit, dass die kids sich gegeseitig die Designerjeans klauen, wenn die Eltern nicht mitmachen wollen.Die Kinder sind hier schon sehr klein in ein soziales System eingebunden, und an den franz. geführten Schulen haben teilweise schon 6 jährige einen Stundenplan der den ganzen Tag füllt. Am Mittwoch Mittag wenn die Kinder frei haben geht man dann reiten, Tennis spielen etc... Dieser Trend ist in den grossen Städten in den letzten Jahren verstärkt zu beobachten, und ich denke man steht dem Konsumverhalten in D nicht mehr viel nach, leider...

Grüsse
Sabina

Hallo Sabine,
danke fürs Differenzieren, wir hatten fast einen Stand "Kindheit in Marokko = gut, Kindheit in Deutschland = schlecht". So einfach ist es wohl nicht. Mir ist dabei noch eingefallen, daß es kürzlich ein Thema gab über 5(?)jährige Mädchen, die als Dientmädchen in die Städte geschickt werden, sicher auch keine Kindheit, an die man sich gerne erinnert.

Hallo Marie,
wir schrieben über Individualismus und Selbstverwirklichung. Gegen beides habe ich prinzipiell nichts einzuwenden, Menschen, die wissen, wer sie sind, was sie können und wo sie hingehören, sind beneidenswert. Selbst-Bewusstsein ist wunderbar. Es gibt aber noch Eigenschaften die u.a. für das Leben in der Gemeinschaft wichtig sind wie Fleiß, Pflichtbewußtsein, Verantwortung, Bescheidenheit, ... die gelten in unserer Gesellschaft regelrecht als "dumm", und dann tut auch die Individualität nicht mehr gut.

Und um sich selbst auszuloten, muß man ein gesundes Wertesystem aufbauen können, und das ist ein Problem. Oft genug wird vermittelt, daß Indvidualismus Rücksichtslosigkeit und Selbstbewußtsein materiell ist. "Ja, Du kannst alles schaffen, was Du willst! (Und schaffst Du es nicht, bist Du eben ein Versager, selbst schuld, der totale Loser.)"

Hallo Achim,
an einer Berufstätigkeit beider Eltern liegt es sicher nicht (alleine, obwohl materielle Zuwendungen sicher auch aus Zeitmangel und daraus folgendem schlechtem Gewissen gemacht werden). Jedoch: (1) Auch in Marokko gibt es berufstätige Mütter, arbeitende sowieso. (2) Von meiner Berufstätigkeit profitiert "der Staat" nicht schlecht. Und ein Interesse an der Erziehung der Kinder, die schließlich als zukünftige "Staatsbürger" diesen Staat einmal übernehmen sollen, sollte er sowieso haben. Aber wieso läßt der Staat die berufstätigen Mütter/Eltern so allein mit der Erziehung und Wertevermittlung (klar, z.B. weil er keine Knete hat, aber welche braucht). Wieso werden Kinder nicht wenigstens vor Werbung in Kinderzeitungen und im Fernsehen geschützt? Wieso ist kein Geld da, um Kindergärtnerinnen einzustellen und Horte so einzurichten, daß sich Kinder darin wohlfühlen und dort was fürs Leben lernen? (Wieso ist so etwas unwichtiger als Ministerflüge?)

Hallo Rolf,
Schuluniformen für Kinder würde ich auch für Deutschland sofort befürworten.

salam!also ich bin hier geboren und merke den unterschied zwischen meiner kindheit und den unterschied zwischen der kindheit meiner nichten und neffen.
als ich noch klein war,war ich sehr viel draussen spielen.im sommer waren wir auf spielplätzen oder haben einfach vor der tür gespielt.wir haben uns so gefreut wenn mama im sommer erbarmen gezeigt hat und uns jedem 50pfennig geschenkt hat für ein eis.wenn wir dann mal im winter fersehen gesehen haben,dann schauten wir uns heidi,pumuckl und.......
wenn ich mir dann meine nichten und neffen so anschaue,dann schüttele ich nur den kopf.
sie hocken den ganzen tag im haus und schauen fern.aber net so schöne zeichentrickfilme,sondern dragon ballz und wie sie alle heissen.da sieht man nur gewalt und rumballerei.
und unter einem euro wenn sie mal mit gewalt vor die tür geschjickt werden zum luft schnappen ist net.
es ist einfach grauam.unsere kinder sind nur noch konsumhaie geworden.keiner weiss es mehr zu schätzen wenn man ihnen mal eine kleinigkeit schenkt.
einfach traurig!

Hallo Sherezade,
Du hast ja Recht, aber 50Pfennig als Do klein warst, da hast Du sicher mehr oder genauso viel für bekommen, wie die Kid´s heute für einen Euro, oder täusch ich mich da?
Ihr habt ja alles so Recht, früher da war einiges, oder alles besser!???
Stimmt das wirklich so?
Oder war es früher nur alles einfach nur anders, und wir, wir empfinden das was früher als besser!
Die heutigen Kid´s, die werden sicher später auch sagen . Früher war alles besser!
Doch ich bin davon überzeugt, das unsere Kinder, mit allem genauso gut zurecht kommen werden, wir es unsere genaratiom auch geschafft hat. Nur eben anders.

@ ladaisy, Du sprichst mir aus dem Herzen,
für allen möglichen ****** ist Geld vorhanden, nur für vernünftige Sachen nicht!
Für den riesigen palast in berlin, wo allerdings ein Kindergarten dabei ist! Für diesen wurde sogar eine Brücke als Zufahrt gebaut, für 14 Millonen, obwohl man diese nicht unbedingt gebraucht hätte. Achja, im letzten Jahr waren in diesem Kindergarten, in dem natürlich alles vom feinsten und besten ist der für zig Millionen gebaut wurde, grad mal 12 kinder! Ich hör lieber auf, denn sonst sprenge ich hier jeden Rahmen wenn ich anfange aufzuzählen....
Schut Euch die kinderheime in Deutschland an! Nicht alle, aber etliche.... es hakt an allen Ecken!
Und ich bin der Ansicht das die meisten Jugendlichen oder Kinder heute einfach Kälter, sind. Warscheinlich müssen sie das sein, in der heutigen Zeit wo nur noch das Geld, und der materielle Kram zählt.
Gruß achim