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Bleiberecht #37912
29/07/00 11:43 PM
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Hallo!
Ich lese seit einiger Zeit die Beiträge im schwarzen Brett.
Ich bin besonders erfreut darüber, daß es hier viele deutsche Frauen gibt, die einen marokkanischen Freund oder Mann haben.
Seit einiger Zeit bin auch ich mit meinem Freund (Marokkaner) zusammen und ich möchte gerne, daß er bei mir bleiben kann.
Könnt ihr mir Tips geben, wie er auch bleiben kann, ohne daß wir sofort heiraten müssen?
Er möchte gerne studieren, kann er sich als Marokkaner hier an der Uni anmelden und als Student bleiben?
Wer kann uns Tips geben? Wir würden uns über jede Hilfe freuen!
Vielen Dank Leonie

Re: Bleiberecht #37913
30/07/00 12:00 AM
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Hallo,

jeder darf in Deutschland studieren, er braucht nur sein Abitur und die Finanziele-sicherheit, natürlich auch die Deutsche sprache.

Hucin aus Agadir

Re: Bleiberecht #37914
30/07/00 01:38 AM
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Hallo Leonie,

Marokkaner haben es nicht immer ganz leicht, ein Studium in Deutschland zu beginnen. Notwendig ist zuallererst ein Abitur aus Marokko, in Deutschland kommen dann zunächst ein mindestens halbjähriger Deutschkurs und ein einjähriges Studienkolleg zur Anerkennung des marokkanischen Abiturs hinzu. Bevor also ein Studium angetreten werden kann, sind in aller Regel bereits zwei Jahre vorbei. Mir sind allerdings keinerlei Restriktionen anderer Art bekannt, Samy hat also recht damit, daß grundsätzlich jeder hier ein Studium absolvieren darf.
Meine Verlobte ist Marokkanerin und steht kurz vor der Beendigung ihres Studiums, mir sind daher eine Vielzahl anderer Probleme ausländischer Studierender bekannt. Zum einen ist dies der alljährliche Kampf um die Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung, wenn man sich nicht mehr innerhalb der (zugegebenermaßen oftmals unrealistischen) Regelstudienzeiten befindet, zum anderen muß in vielen Fällen der Nachweis der finanziellen Sicherheit erbracht werden, dies meist in der Form einer Unterhaltsbestätigung der Eltern oder anderer Verwandter. Zu beachten ist, daß in den meisten Fällen meines Wissens keinerlei Arbeitsgenehmigungen erteilt werden, was ausländischen Studierenden das Leben oft sehr schwer macht. Ausnahmen hiervon sind studentische Jobs an der Universität, da man diese wohl als eine Art der Fortbildung ansieht (was sie auch sind, und deshalb sind sie auch so schwer zu bekommen). Dies vielleicht auch ein guter Tip an deinen Freund.
Zuletzt vielleicht noch der Hinweis: Die Auslegung des Ausländerrechts wird in vielen Städten (vermutlich oft aus Unwissenheit der jeweiligen Beamten) unterschiedlich gehandhabt. So berichten mir viele marokkanische Freunde, daß sie diese oder jene Regel, die wir in unserer Heimatstadt ärgerlicherweise antreffen, von ihrer Behörde nicht oder anders kennen. Ich empfehle dir und deinem Freund daher dringend, euch in der für euch zuständigen Ausländerbehörde schnellstens schlau zu machen. Auch Willkür sollt und dürft Ihr euch nicht gefallen lassen, und dies kommt leider immer wieder vor. Es wirkt oft Wunder, wenn man seine ausländischen Freunde ab und an mal zu den Behörden begleitet. Ist leider manchmal tatsächlich so...

Ich wünsche euch viel Glück,

Martin

Re: Bleiberecht #37915
30/07/00 07:09 PM
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Ganz vergessen: Das Studienkolleg kann man sowohl an einer Fachhochschule als auch an einer Universität absolvieren. Ich empfehle hierbei dringend den Besuch des Studienkollegs an einer Universität (wo dies überall angeboten wird, sagt man euch im Studentensekretariat an einer beliebigen Universität in eurer Nähe.), da man sonst bei einem absolvierten Studienkolleg an einer Fachhochschule und bei Einschreibung in einen Universitätsstudiengang erneut Kurse besuchen muß, die unglaublich viel Zeit fressen (so geschehen bei meiner zukünftigen Frau). Sozusagen die Anerkennung der Anerkennung der Qualifikation der Zusatzqualifikation...that's germany. Ihr erkennt vielleicht, daß man hier viel falsch machen kann, was sich vermeiden ließe.
Ein guter Ansprechpartner sind in jedem Falle auch die Mitarbeiter an den Universitäten, die sich nur mit Ausländerfragen beschäftigen. Man nennt diese Anlaufstelle in aller Regel akademisches Ausländeramt o.ä. Hier nachfragen ist auf jeden Fall auch Gold wert. Es gibt auch gemeinnützige Stiftungen, die sich um Ausländer in Notlagen oder bei allgemeinen Fragen kompetent kümmern, auch hierfür bitte im Studentensekretariat nachfragen.
Bei Fragen und Erfahrungsaustausch: Mail an UnterDerSonne@gmx.de

Viel Glück, Martin

Re: Bleiberecht #37916
31/07/00 02:59 PM
31/07/00 02:59 PM

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Hallo Hucin, hallo Martin,
vielen vielen Dank für Eure Antworten. Wir haben uns sehr gefreut, schon so schnell ein paar Tips zu erhalten. Es gibt so vieles in unserer Bürokratie, was einem Steine in den Weg legen kann, daher freut es mich besonders, wenn andere Menschen ihre bereits gemachten Erfahrungen weitergeben. Das ist eine wirkliche Hilfe. Vielen Dank an Euch!
Mein Freund würde gern wissen, ob das Studium sehr schwierig ist, d.h. den Deutschkurs mit Prüfung und das Sonderjahr zur Anerkennung seines Abiturs?
Wir haben über die Bedingungen für ein Studium in Deutschland gesprochen, und das er keine Arbeitserlaubnis bekäme.
Von dem Geld, das ich verdiene, könnten wir leben, zwar nicht luxuriös, aber es würde gehen, nur mein Freund hat ein Problem damit, das er von meinem Geld mit leben soll, weil er der Meinung ist, er als Mann müsse selbst für den Unterhalt aufkommen, wobei ich es wirklich gern tun würde, damit er studieren und bleiben kann.
Wenn man nun doch heiratet, bekommt er dann sofort eine Arbeitserlaubnis?
Leonie

Re: Bleiberecht #37917
31/07/00 04:15 PM
31/07/00 04:15 PM

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Hallo Leonie!

Ich bin selber Ausländerin und mein Freund ist auch Marokkaner.Ich studiere seit 93, also habe ich ziemlich viel Erfahrung um diese Thema.
Am besten wird man im schon genannten Akademischen Auslandsamt beraten. Die Einschreibung folgt auch über diesem Amt.
Es gibt einige Länder,die ohne die sogenannte "Feststellungs-Prüfung", sondern nur mit eine Zeugnis über die deutsche Sprache eine Zulassung an einer deutsche Hochschule bekommt. Soweit ich weis die Marokkaner müssen den Studien Kolleg besuchen, das ich nicht schlecht finde. Für mich war es kein Voraussetzung, trozdem habe die 2 Semester fleißig abgeschlossen.Dies war eine große Hilfe für den Anfang des Studiums. Auch, wenn man etwas Sprachkenntnisse schon hatte. Hier wird man auch fachlich für den Studium vorbereitet. Es hängt natürlich davon ab, welcher Studiengang dein Freund wählt. Wenn er Elektrotechnik, Maschinenbau, Fahrzeugtechnik...usw.wählt, sollte er dann natürlich auch "Technik" machen.Fächer des "Technik-Kurses": Math,Physik,Chemie,Informatik, Techn.Zeichen und Deutsch. Es gibt kein Anwesenheitspflicht, aber es läuft hir noch fast wie in der Schule, daher ist es Empfelendswert fleißig dabei zu sein. Dann schaft man das auch ziemlich leicht.Vor dem Beginn muß man aber eine Eignungsprüfung der deutsche Sprache ablegen, hierbei ist 50% zulässig, ansonsten +1 Semester Vorkurs.
Zur Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis bzw. -bewilligung: in den meisen Städten mußt man jährlich verlängern, ausnahme Berlin->alle 2 Jahre. Gleichzeitig bekommt man eine Arbeitserlaubnis für 3 Monate in den Semesterferien, in Berlin auch während des Semesters + noch 3 Monate bei einen festen Arbeitsstelle. Darüber haben schon auch andere Städte nachgedacht, solcher Erlaubnisse zu erteilen. Leider troz diese Möglichkeit in Berlin, haben die Studenten mehr schwierigkeiten, als die aus Westdeutschland, ein Job zu finden.
Falls du noch Fragen hast melde dich unter dem E-Mail: fagyi@gmx.de
Gruß
Georgia

Re: Bleiberecht #37918
02/08/00 01:00 PM
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Hallo Leonie,

Zum Schwierigkeitsgrad des Studienkollegs:
Nach dem, was meine Verlobte mir berichtet hat und was ich von anderen marokkanischen
Freunden weiß, hat virag absolut recht, daß man mit ein wenig Fleiß und stetiger
Anwesenheit hier keine großen Schwierigkeiten zu erwarten hat. Und die gewählte Richtung
ist ebenfalls von Bedeutung. Insbesondere in den technischen Fächern sind marokkanische
Studienanfänger oftmals wegen der diesbezüglichen Qualität des marokkanischen Abiturs herausragend.

Zum Schwierigkeitsgrad des Deutschkurses: Das hängt ganz klar von den Deutschkenntnissen
Deines (hoffentlich zukünftigen!? ;-) ) Mannes ab. Hier hatten wohl einige Leute
Schwierigkeiten, weniger mit der Sprache an sich als mit den dort besprochenen Werken der
Literatur. Der Deutschkurs ist also nicht unbedingt als leicht zu bezeichnen, aber
ebenfalls mit Fleiß zu schaffen. Im übrigen stimmt auch hier virag's Aussage: Bei
Durchfallen durch die Prüfung muß ein komplettes Semester drangehängt werden. Das schmerzt insbesondere dann, wenn sich die Kursdauer mit dem Beginn der Studienaufnahme überschneidet. Auch hier unbedingt schon früh Termine abstimmen.

Zum Studium an sich: Ich weiß von meiner Verlobten und auch von zahlreichen ausländischen Freunden, daß ihnen das Studium große Mühen abverlangt. Dies ist oftmals auf
Sprachschwierigkeiten zurückzuführen (Mit Menschen Deutsch zu sprechen ist eine Sache, aber fachlich fundiert sein Wissen in einer Klausur zu Papier zu bringen ist eine ganz andere Geschichte!). Fakt ist in unserem Fachbereich: Unter ca. 300 Studienanfängern befinden sich i.a. ca. 10-15 Studenten aus Marokko. Ich habe in all den Jahren bislang nur zwei Marokkaner kennengelernt, die es bis zum Schluß geschafft haben und ihr Diplom in Empfang nehmen durften. Natürlich liegt es nicht daran, daß diese Leute eine schlechte Bildung mit sich bringen, aber was ist dann der Grund? Ich denke, hierfür gibt es mehrere Ursachen....

(habe keine Zeit mehr, Pause ist um. Schreibe bald ein wenig mehr dazu).

Gruß, Martin

Re: Bleiberecht #37919
02/08/00 04:03 PM
02/08/00 04:03 PM

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Hallo!
Bei Durchfallen der Prüfung (Feststellungprüfung), hat man noch die Chance mit einer Nachprüfung zu bestehen,es seiden man hat mehr als 2 Fächer nicht geschaft, dann muß man den Semester wiederholen. Es ist auch verständlich.
Man muß Marokkaner und Marokkaner unterscheiden, ich kannte in meinem Studiengang welcher, der eine ist schon erfolgreicher Ingenieur, der andere ist seit meheren Semester eingeschriebeb läßt sich aber nicht mehr blicken. Sie sagen immer die gleiche Schema, danach sie hier in Deutschland schwierigkeiten haben, aber das haben wir (andere Ausländer)auch. Wir müssen unseren Studium selber finanziere, das heißt neben der Vorlesungen arbeiten, das nicht immer Bürotätigkeiten sind. Natürlich ist es hart nach einem Baustellenjob ans Computer zu setzten und denken. Ich kenne es selbst, ich arbeite 20 Std die Woche und muß zwischen die Vorlesungen und die Arbeit rennen. Viele Marokkaner haben vieleicht nicht die kraft das mit einander zuverknöpfen. Oftmals erfahre ich das erst später aufstehen, die Arbeitsvermittlung verteilt die Jobs, aber früh. Dann hört man die gejammer. Es tut mir leid für die fleißigeren Teil, wenn mich jetzt ein bischen mich negativ ausgedrückt habe, aber das ist die wahrheit.
Dadurch das wir nicht in alle Veranstaltungen teilnehmen können(s.o.), verliert man auch an kontakte, freunschaften mit den deutsche Studenten. Dies ist vor allem an der FH sehr wichtig, da oft kein Lernmaterial vorliegt und man auf sie verlassen ist. Während des Studiums muß man auch Gruppen-Arbeiten fertigen, wobei die ausländische Studenten oft allein gelassen werden. Zur Zeit betreue ich selber StudentInnen(Ausl.), die in unteren Semester sich befinden, den die Situation hat sich nicht verändert. Ein Marokkanerin die gerade in dem 2. Semester studiert muß alles alleine schaffen, das für sie nicht einfach, wegen der Sprachschwierigkeiten ist. An der Uni studieren meistens aber viele Marokkaner, die sich gegenseitig helfen können. An der Tu studieren zur Zeit ca. 180 Marokkaner. Hier haben sie einen Verein gegründet, mein Freund ist hier im Vorstand. Sie sind für die m.Stud. in aller Fragen und Problemen da.
Gruß

Re: Bleiberecht #37920
02/08/00 06:40 PM
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So, nun weiter...

Viele Ausländer (und natürlich auch Marokkaner) begehen einen meiner Meinung nach sehr schweren Fehler von Beginn an. Wenn ich vor einer Studentenklasse von meinetwegen 100 Leuten stehe, dann beobachte ich folgendes: Es gibt eine Gruppe von etwa 70 deutschen Studenten, meist in einer großen Ansammlung. Dann, auf der anderen Seite, erkenne ich folgendes: Etwa 6-8 Marokkaner in einer Sitzreihe, ca. 15 türkische Studenten in etwa drei Sitzreihen, vielleicht noch drei asiatische Studenten (ebenfalls nebeneinandersitzend) und noch einige andere. Was ich damit sagen will, ist folgendes: Soziale Kontakte zwischen ausländischen und deutschen Studenten finden bis auf kurze und oberflächliche Kontakte leider viel zu selten statt. Man bleibt offensichtlich "unter sich". Ohne jemandem nahe treten zu wollen,
stelle ich aber folgendes fest: Einige Marokkaner haben erstens große Berührungsängste gegenüber deutschen Mitmenschen, offensichtlich aus Angst, zu viel von sich und ihrer Persönlichkeit
preiszugeben, sozusagen ihre "Wurzeln zu verlieren", wenn die deutsche Lebensart zu sehr in das eigene Leben hineingelassen wird. Zweitens bemerke ich bei einigen, auch sehr jungen Marokkanern, eine gewisse Überheblichkeit gegenüber Nichtmarokkanern, frei nach dem Motto: "Marokko ist besser,
die Kultur reichhaltiger und wir haben in Marokko Anstand und ein Gespür für gute Sitten.". Diese Sichtweise ist aber doch völliger Humbug! Man bemerkt oft eine latente Ablehnung von deutschen Menschen und deren Lebensart. Drittens ergeben sich viele Mißverständnisse, wenn beide Seiten nur wenig Ahnung von der jeweiligen Mentalität des Gegenübers haben. Mir passiert es auch heute noch, daß ich etwas unglaublich komisch finde, worüber meine Verlobte überhaupt nicht lachen kann und weswegen es manchmal auch Streit geben kann. Daß dieses Verhalten nur schaden kann, versteht sich wohl von selber. Abhilfe kann hier nur ein reger Kontakt mit deutschen Kommilitonen und der Versuch des Verstehens des gewählten Studienlandes schaffen. Und gerade diese Bereitschaft und Offenheit vermisse ich bei vielen marokkanischen Studenten!
Ich sehe das so: Wie kann man auch nur ansatzweise glücklich werden, wenn ich mir keine Mühe gebe, das Land, in dem ich mich aufhalte, zu verstehen und mich mit den Menschen dort anzufreunden? Mich verwundert angesichts dieser Tatsachen auch nicht, daß viele Marokkaner über extremes Heimweh klagen. Und darüber hinaus, und das ist wohl eines der größten Probleme überhaupt, resultiert diese selbstgewählte Abschottung in extremen Sprachproblemen, wohl mit einer der Gründe dafür, daß es viele nicht bis zum Ende des Studiums schaffen. Logisch, daß man nur bruchhaftes Deutsch spricht, wenn Kontakte mit Deutschen nie oder selten vorhanden sind. Auch diese Äußerung bitte ich wertfrei zu verstehen, aber die Sprache einiger Studenten ist so mies, daß ich überhaupt nicht darüber verwundert bin, daß extreme Probleme auftreten können, die letztendlich zu einem Studienabbruch führen und das vorher hoffnungsvoll angestrebte Leben in Deutschland jäh beenden. Den Vogel schoß übrigens einmal eine Gruppe von 5 jungen Marokkanern in einer meiner Übungsgruppen ab, von denen nur einer genügend Deutsch sprach, um mir eine Frage zu stellen. Der junge Mann übersetzte dann meine Antwort für seine Kollegen ins Arabische, so daß alle fünf danach weiterarbeiten konnten. Keiner dieser Jungs, die damals kurz vorm Vordiplom standen (das bedeutet Halbzeit) ist heute noch an unserer Universität, leider.

Mir ist Dein Anliegen deshalb so sehr am Herzen gelegen, Leonie, weil ich diese Situation von meiner Verlobten und mir selber hautnah kenne und ich mich auch gleichzeitig darüber freue, daß Du so sehr helfen möchtest. Ich denke aber, daß Du entscheidend dazu beitragen kannst, daß Dein Freund hier mit Dir zusammen seinen Weg machen wird. Dies sind ganz einfache Sachen. Fordere ihn zu einem aktiven Leben mit Dir und Deiner Umwelt auf, und alles weitere wird sich vermutlich von selber ergeben. Ich glaube, Du erkennst meine Sichtweise der Dinge.
Aber sicher wirst Du schon ahnen, daß dies auch Einsatz von Dir erfordert. Beschäftige Dich mit seiner Religion, lerne sein Land kennen, suche den Kontakt zu anderen Marokkanern und Arabern und lerne, mit dem spezifischen Denken und dem Verhalten dieser Leute umzugehen, Du wirst überrascht sein, was für liebe Menschen Du kennenlernen
wirst. Und mit gegenseitigem Respekt und Verständnis schafft man das alles...

Was eine Arbeitserlaubnis nach einer Hochzeit betrifft, einfach beim zuständigen Amt nachfragen, da bin ich
überfragt.

Nun noch ein paar Sätze zur Arbeit. Das stellt natürlich für viele Ausländer ein Problem dar, aber ich kenne eigentlich keinen, der nicht schwarz arbeiten würde. Stichworte sind hier sicherlich Gastronomie etc. Das ist eine Tatsache, über die wir auch nicht weiter diskutieren müssen. Lob auch an Deinen Freund, daß er selber für seinen Unterhalt sorgen will, das ist auch ein Beweis für seine guten Absichten. Auch hier gilt: Zähne zusammenbeißen und durch, wenn man dies will, dann schafft man das auch.
Meine Verlobte und ich haben auch nie einen Pfennig von irgendwoher bekommen (unsere Eltern sind nicht reich...), und es ist unglaublich hart, bis zu 20 Stunden die Woche zu ackern, richtig miese Jobs zu erledigen und nebenher sein Studium bzw. seine Ausbildung ordentlich zu machen, aber ich persönlich möchte das nicht missen, es formt
die Persönlichkeit, und, seien wir mal ehrlich, man kann verdammt stolz darauf sein, wenn man es aus eigener Kraft geschafft hat. Und das Du Dich hier in einem solchen Forum meldest, zeigt auch Deine Bereitschaft, mit der Sache offen umzugehen und auch durchzuziehen.
Aber ich muß ich noch einmal die Härte einer solchen Lebenssituation betonen, wenn man ein Studium gut machen will und gleichzeitig keinen finanziellen Rückhalt hat. Es wird sicher Zeiten geben, wo es zwischen dem Wechsel Studieren-Arbeiten-Schlafen nichts anderes geben wird, es kommen also ganz bestimmt richtig schlechte Phasen auf euch zu. Es wird garantiert Zeiten geben, wo ihr alles hinwerfen wollt; Dies ist nicht zu unterschätzen, insbesondere nicht (aus den o.g. Gründen) für Ausländer. Und, das ist wichtig zu betonen, Virag hat recht, viele Ausländer benutzen dies als eine Ausrede für ihre Probleme, leider, der Fehler wird aber nicht an sich selber gesucht. Aber auch hier: Nur Mut...

Alles Gute, Martin

Re: Bleiberecht #37921
03/08/00 05:30 PM
03/08/00 05:30 PM

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Erst einmal vielen Dank an Virag und Martin, für Eure hilfe.
Hallo Martin, ich bin überglücklich, wie ausführlich und geduldig
Du auf alle meine fragen eingehst, und ich kann dir gar nicht genug
danken. Es tut so gut, solche unterstützung zu bekommen,
und gleichzeitig soviel guter zuspruch, der uns in unserem Vorhaben
stärkt. Ich habe große Achtung vor der Leistung, die du
und deine Verlobte vollbracht haben, Virag und alle Studenten
natürlich auch, und wir werden es uns als gutes Vorbild nehmen,
denn wir möchten es auch schaffen, und durch Menschen wie dich,
weiß man, daß man es schaffen kann. Wir machen uns keine illusionen
darüber, daß uns harte zeiten bevorstehen, warscheinlich können wir uns die
tatsächliche härte im moment noch nicht
wirklich vorstellen, aber ich hoffe zutiefst, daß es uns genauso gelingen
wird wie euch, es zu schaffen und vorallem, daß unsere
Beziehung stark genug sein wird, alles zu überstehen.ein bißchen
Angst habe ich schon, denn bei deinen ausführungen über den alltag,
lernen, arbeiten usw.klingt es, als sei keine zeit mehr für das private, und so
lange kennen wir uns auch noch nicht, wobei ich mir vorstellen kann, das es
selbst für lange beziehungen eine belastende situation ist. Es ist schon eine
etwas unschöne vorstellung, daß man sich möglicherweise dann nur noch die
klinke in die hand gibt.daher finde ich es ganz toll, daß ihr zwei das so
wunderbar geschafft habt.wir wünschen euch beiden echt weiter alles alles gute.
Was du über die arabischen Kulturen, und den Islam schreibst, daß es gut
ist, wenn auch ich mich damit beschäftige, kann ich dir sagen, daß ich
bereits seit längerem andere arabische Freunde habe, mit denen ich über alles
spreche. Wir tauschen uns aus, ich habe viel gelernt über den Islam, es ist
unglaublich schön, daß ich wirklich alles fragen kann, und sie mir von allein
auch Informationen geben. Wir reden viel über glauben, Lebensumstände und
Probleme. Allerdings sind es keine marokkaner, und es ist überall ja immer noch
etwas anders, aber mein Interesse ist auf jeden Fall groß, und ich werde
mich weiter damit beschäftigen.
Noch einmal 1000 dank! Auch dir, virag, nochmal vielen dank!
Leonie
P.S. Habe eine neue e-mail Adresse:
leowino@gmx.net

Re: Bleiberecht #37922
04/08/00 02:32 PM
04/08/00 02:32 PM

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Hallo Alle,

ich bin seit 2 1/2 Monaten mit einer Marokkanerin verheiratet, wir hatten ca.
2 Jahre harten Kampf hinter uns, das sie letztentlich nach Deutschland kommen durfte.
Wir haben also reichlich an erfahrungen gesammelt was die bürokratischen Hürden anbelangt, und ich muss sagen die könne die Hölle werden.

also wenn ihr verheiratet seit bekommt dein Freund sofort(keine wochenlange Wartezeiten)
seine Arbeitserlaubniss(unbefristet).
und ein aufenthaltsvisum für 1 Jahr, das
geht so 3 Jahre dann bekommt er es für immer.

Ich habe auch noch eine Frage an Euch alle:

Meine Frau ist Lehrerin für Sprachen, sie hat Ihr Diplom Languistik für Arabisch, unterrichtet French and Englisch.
Unsere Erfahrungen zwecks Arbeitssuche ist bestätigt, das es stark an den Deutschkenntnissen liegt.

Hat jemand gute Adressen für Universitäten oder Schulen in denen auch Arabisch unterrichtet wird, wo sie sich dann vielleicht hinwenden könnte.

Also Alles Gute viel Sonne
Euer Micha

;;)

Re: Bleiberecht #37923
04/08/00 03:15 PM
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Hallo Micha,

Adressen kann ich Dir keine nennen (Sprachen sind nicht mein Gebiet), aber hier einige Tips:

i) Berufsinformationszentrum Eures zuständigen Arbeitsamtes (ist aber oftmals auch enttäuschend, was einem dort geboten wird, aber definitiv mal antesten)
ii) Interessengemeinschaften wie z.B. der Deutsch-Marokkanische Freundkreis (keine Ahnung, wo der sitzt, aber das ist sicher leicht rauszufinden)
iii) Ganz wichtig: Sich mal einen Tag Zeit nehmen und alle (ja, alle!) Universitäten der Bundesrepublik anrufen und sich nach Fachbereichen Arabistik o.ä. erkundigen. Ich habe selber die Erfahrung gemacht, daß Institute und Lehrstühle allgemein über sehr gute Kontakte ihr Gebiet betreffend verfügen und hier oft auch sehr gerne weiterhelfen. Eigeninitiative wird hier immer gerne gesehen.
iv) Ich wäre im übrigen auch ganz frech und würde an für Deine Frau interessante Stellen einfach unaufgefordert Bewerbungen schicken, das wird ebenso gerne gesehen (Logisch, wer Initiative zeigt, wird vermutlich auch ein guter Mitarbeiter sein, nicht wahr?).

Alles Gute, Martin

Re: Bleiberecht #37924
05/08/00 02:39 AM
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Rainer Guntermann Offline
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Hallo Micha,
wie Martin schon sagte, kann man die Fachbereiche in Arabistik an deutschen Hochschulen abklappern.
Die sich mit dieser Materie sehr gut auskennt und soweit ich weiss als einzige Hochschule eine Partnerschaft mit einer marokkanischen Hochschule (Uni Rabat) abgeschlossen hat, ist die Ruhr-Universitaet in Bochum, die ein Spracheninstut speziell fuer die arabische Sprache unterhaelt (mein letzter Stand ist der, das Prof. Pleines dessen Leiter ist. Er hat selbst an Forschungsprojekten in Marokko mitgewirkt.) Das Instut bietet auch Arabischsprachkurse in Marokko an (ich meine jetzt in Fes, frueher in an der Uni in Rabat).

Re: Bleiberecht #37925
05/08/00 08:52 PM
05/08/00 08:52 PM

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Hallo Martin,
vielen Dank für deine Mail. Alles alles Gute zu Eurer bevorstehenden Hochzeit, und ein langes glückliches gemeinsames Leben!
Im Moment habe ich erstmal keine Fragen mehr,
aber es kommen sicher noch welche und dann komme ich auf dein Angebot gerne zurück. Werde natürlich weiter die Beiträge im schwarzen Brett lesen, weil, wie Du schon sagst, es ist interessant und man bekommt viele gute Tips. Wir werden jetzt anfangen,
unsere Dinge zu regeln. Bin gespannt, ob alles so klappt, wie wir uns das vorstellen.
Nun denn, erst einmal: Tschüßi


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