so geht es dem konvertierten christen unter muslimen...
#36401
23/03/06 05:29 PM
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Hallo, sorry, ich weiß, die Überschrift ist etwas provozierend ausgedrückt... und vor allem: Afghanistan ist nicht repräsentativ für die anderen muslimischen Ländern dieser Welt. Aber lest das aus der Süddeutschen Zeitung von heute: Christen-Prozess in Afghanistan
Unglaube als Geisteskrankheit
Wenn im Fall Abdul Rahman der internationale Druck nicht hilft, hat der konvertierte Christ noch eine Chance: Wird bei ihm eine geistige Störung diagnostiziert, könnte er freigelassen werden. Für viele Christen dürfte diese Lösung einen üblen Beigeschmack haben. Ein Kommentar von Markus C. Schulte v. Drach:
Wenn die Richter in Kabul, die das Urteil über Abdul Rahman sprechen werden, sich strikt an die Scharia halten, gibt es für den zum Christentum konvertierten Afghanen eigentlich nur noch eine Hoffnung: Statt ihn hinzurichten könnte man ihn für geisteskrank erklären – und freilassen.
Staatsanwalt Sarinwal Samari, so berichtet die Agentur AP, hat in der afghanischen Hauptstadt bereits erklärt, in Vernehmungen sei der Eindruck entstanden, dass Rahman möglicherweise nicht voll zurechnungsfähig sei.
Und Moajuddin Baluch, ein Berater des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, bestätigte, dass der bereits vor einigen Jahren konvertierte Christ psychologisch untersucht werde. Sollte der 41-Jährige geisteskrank sein, „muss ihm vergeben werden“.
Auch aus Diplomatenkreisen in Kabul war zu erfahren, dass die Diagnose einer Geisteskrankheit für die afghanischen Behörden die einfachste Möglichkeit wäre, den Prozess zu beenden, ohne religiöse Vertreter der Bevölkerung zu provozieren.
Ist dieser Weg tatsächlich der einzige, auf dem das Leben des Angeklagten Rahman zu retten ist, so sollte er beschritten werden.
Auf der anderen Seite sehen die Überlegungen der Staatsanwaltschaft und dem Umfeld Karsais aus wie der verzweifelte Versuch, sich ohne echte Lösung des Konflikts aus der Situation herauszuwinden:
Der Westen würde sich beruhigen, da es zu keiner Hinrichtung käme. Und die gläubigen afghanischen Muslime wären beschwichtigt, da der arme konvertierte Christ schließlich unter geistiger Verwirrung leidet und somit nichts für seine Verfehlung kann.
Das eigentliche Problem aber bliebe unberührt: In Afghanistan herrscht einerseits Religionsfreiheit – zugleich ist der Islam jedoch Staatsreligion und es gilt die Scharia. Das bedeutet, der Übertritt vom muslimischen Glauben zum Christentum stellt eine Art Staatsverrat dar, der mit dem Tode bestraft werden muss.
Der nächste afghanische Muslim, der sich für ein Leben als Christ entscheiden würde, befände sich also wieder in Lebensgefahr.
Für die meisten Menschen im Westen ist die Vorstellung, dass die Entscheidung zum Christentum ein todeswürdiges Verbrechen darstellen soll, überhaupt absurd. Und viele Christen dürften sie sogar als Beleidigung wahrnehmen.
Nun kommt noch dazu, dass in Kabul der Eindruck vermittelt wird, eine solche Entscheidung könnte ein Ausdruck geistiger Verwirrung sein. Christlicher Glaube als geistige Störung?
Viele Muslime erheben den Anspruch, auch Ungläubige müssten Rücksicht auf das nehmen, was der Koran den Gläubigen ge- und verbietet. Und im Westen gibt es – bei aller Intoleranz und allem Rechtsextremismus – durchaus eine relativ große Bereitschaft, dies zu tun. Das belegen die Diskussionen um die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen oder das Schächten von Tieren in Deutschland.
Die manchmal tödliche Intoleranz des islamischen Rechtssystems erschwert es jedoch erheblich, offen zu bleiben für die muslimische Forderungen nach Toleranz und Akzeptanz in Glaubensfragen. Das gilt für die Anhänger anderer Religionen als auch für jene, die einfach nur an die universelle Gültigkeit der Menschenrechte glauben.
Vielleicht gelingt es Kabul, die Hinrichtung von Abdul Rahman auf dem Umweg über eine psychiatrische Diagnose zu vermeiden und zugleich die eigenen Fundamentalisten ruhig zu halten.
Doch die Menschen im Westen – insbesondere die Christen – würden den weiteren Aufbau des Landes auch in Zukunft vermutlich weit bereitwilliger unterstützen, wenn sich Kabul darum bemühen würde, das archaische islamische Rechtssystem in Afghanistan endlich abzuschaffen.
Drohungen, die Hilfe nun einzustellen oder die Bundeswehr abzuziehen, machen derzeit trotzdem wenig Sinn: Sie helfen nur jenen Kräften, die versuchen, den real existierenden Modernisierungsprozess in Afghanistan rückgängig zu machen. Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt1m3/ausland/artikel/618/72546/
Viele Grüße, Ulla
"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais
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Re: so geht es dem konvertierten christen unter muslimen...
#36402
23/03/06 06:35 PM
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Claudia E.
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Hallo Ulla, Ja, die Überschrift ist wirklich provozierend (machst du ja ganz gerne mal, gell? ) Es ist vermutlich ziemlich egal ist, dass er zum Christentum konvertiert ist. Er könnte Atheist geworden sein, Buddhist oder sonst irgendwas. Was ihm das Todesurteil (wozu es hoffentlich nicht kommen wird) bescheren könnte, ist also nicht die Tatsache dass er zum Christentum konvertiert ist, sondern dass er sich vom Islam abgewendet hat. Mir stellt sich bei diesem Fall die Frage ob er nur halb so viel Empörung auslösen würde, wenn es sich nicht um einem zum Christentum konvertierten Muslim handeln würde. Was wäre, wenn er einfach z.B. Kommunist geworden wäre und sich vom Islam abgewendet hätte? Und noch mehr, was wäre wenn er nicht so lange Jahre in Deutschland gelebt hätte... Ich fürchte man würde nicht so viel darüber lesen. Vielleicht gar nicht mitbekommen wenn er hingerichtet würde. Was ich noch viel trauriger finde.. Man sollte den Fall besser diskutieren unter dem Thema „Grundsätze /Gesetze im Islam“ aber nicht unter dem Thema „Konvertierte Christen unter Muslimen“ Und noch eins: Hut ab vor Herrn Rahman! Er steht zu seiner Konvertierung zum Christentum, obwohl er als ehemaliger Muslim wissen muss, dass das mit dem Tode bestraft werden kann und auch jetzt noch wo ihm ein Prozess gemacht wird der mit dem Todesurteil enden kann. Ich glaube, ich würde lieber leugnen.. Viele Grüße Claudia
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Re: so geht es dem konvertierten christen unter muslimen...
#36403
23/03/06 07:01 PM
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Hallo Cesara, nein, Du verstehst mich nicht. Provozierend dachte ich eigentlich, weil man es als Hinweis auf Tangeroise's Beitrag vor einer Woche unter der Überschrift "Thema: so geht es dem nichtmuslim bei den Muslim" (hier: http://www.marokko-online.net/cgi-bin/forum6500/ultimatebb.cgi?ubb=get_topic;f=4;t=001086;p=&r=nfx) verstehen könnte. (Sorry, Tangeroise, aber ich fand Deine Überschrift so passend.) Die Information aus der SZ finde ich recht schlimm, aber wie gesagt, Afghanistan ist nicht repräsentativ für alle muslimischen Länder. Jedoch wäre es auch interessant zu hören, wie man in Marokko auf einen zum Christentum Konvertierten reagieren würde.
Viele Grüße, Ulla
"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais
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Re: so geht es dem konvertierten christen unter muslimen...
#36405
23/03/06 07:29 PM
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Rachida Azercane
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Re: so geht es dem konvertierten christen unter muslimen...
#36410
16/05/06 07:34 AM
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mimhaat
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Hallo, ich bin so beim stöbern auf dieses Thema gestoßen - schon ein bisschen alt, trotzdem wollte ich noch was dazu sagen 1. finde ich es schon sehr gewagt, als konvertierter Christ nach Afghanistan zu gehen... nun gut, das war seine Entscheidung aber vor allem 2. gibt es im qur´an auch den Satz - es gibt keinen Zwang in der Religion. Außerdem gibt es die Ansicht, dass sich das Hinrichten von konvertierten Muslimen nur auf den Ausnahmezustand des Krieges bezieht... also wenn jemand sozusagen zu den Feinden übertritt mit seiner Konvertierung. Leider scheint es nicht wirklich so, als ob man jede liberalere mögliche Auslegung im Gesetz integrieren würde wollen - ohne gegen die sharia zu verstoßen. Ich finde es aber gut, dass sich in diesen Fall andere Länder eingeschaltet haben, das hat nichts mit Intoleranz zu tun. Dazu muss man sich nur mal vorstellen, welchen Ärger es wieder gäbe, wenn man plötzlich zum Islam konvertierte Christen hier vor Gericht stellen würde... viele Grüße
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Re: so geht es dem konvertierten christen unter muslimen...
#36411
24/05/06 01:13 AM
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TV-Hinweis:
Mi. 31. Mai 23.15 ARD Gesellschaftsreportage: Verfolgte Christen "Die bedrohte Religionsfreiheit"
In manchen islamischen Ländern leben Christen gefährlich. Das Grundrecht auf Religionsfreiheit steht hier nur auf dem Papier. Der Fall Rahman hat diese Diskriminierung und Verfolgung einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerufen. Das Vergehen des Mannes aus Afghanistan: Er war vor 16 Jahren vom Islam zum Christentum übergetreten. Die Reportage "Verfolgte Christen - Die bedrohte Religionsfreiheit" berichtet über Diskriminierung christlicher Minderheiten bis hin zu Verfolgung in Nigeria, Palästina, Indonesien und Ägypten.
Beispiel Nigeria: Muslime machen Jagd auf Christen. Christen schließen sich zusammen und drangsalieren Muslime in den Landesteilen, in denen sie die Mehrheit bilden. Nigeria droht in einem Bürgerkrieg zu versinken. Nur wenige Jahre später hat sich die Lage beruhigt. Jedenfalls für den Augenblick. Und ehemalige Kämpfer reichen sich an den Gräbern die Hände, wie ARD-Korrespondent Werner Zeppenfeld berichtet. Es gibt durchaus auch überraschende und mutmachende Ereignisse, die Reporter der ARD auf ihrer Suche nach den Spuren von Christenverfolgungen gefunden haben.
Oft scheint die Lage aber auch hoffnungslos. In Palästina verlassen viele junge und gut ausgebildete Menschen das Land. Und gut ausgebildet, das sind oft Christen, die zudem auf die Hilfe von Verwandten in Europa oder den USA rechnen können. In seiner Reportage aus Bethlehem zeigt Uri Schneider, wie Christen von Landräubern bedroht werden und aufgehetzte Jugendliche gegen ein orthodoxes Kloster randalieren. Die Bilder in Schneiders Bericht stammen aus seiner Dokumentation "Terror gegen Christen", die im März im Ersten ausgestrahlt werden sollte. Aber die dringende Bitte von christlichen Palästinensern, die in dem Film vorkommen und sich bedroht fühlten, hatte dazu geführt, dass die SWR-Produktion aus dem Programm genommen wurde. Der Schutz der Informanten steht weiterhin im Vordergrund, dennoch können nun einige Beispiele aus Schneiders Film gezeigt werden.
Gefährliche Situationen für christliche Minderheiten gibt es in weiteren Ländern. Ariane Reimer berichtet aus Indonesien, wo junge Christinnen ermordet wurden. Doch der Staat versucht, die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Kurz vor den Dreharbeiten wurden die mutmaßlichen Mörder gefasst. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn es weit verbreitete Vorbehalte in der Bevölkerung gegen die christliche Minderheit gibt.
Auch in Ägypten stehen Christen unter Druck. Ausschreitungen gegen Mitglieder der koptischen Kirche gibt es immer wieder. Ausschreitungen, die bis zum Mord gehen. Doch auch hier Zeichen der Hoffnung: Auch Nachbarn islamischen Glaubens geleiten die Ermordeten zur letzten Ruhe. Ein Zeichen von Verständnis und Versöhnung, das Golineh Atai in Alexandria gefunden hat.
Viele Grüße, Ulla
"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais
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Re: so geht es dem konvertierten christen unter muslimen...
#36414
29/08/06 02:30 PM
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Karim Habbouri
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@Kadi1 weiss echt nicht , aber in dem Gestezt heisst es auch: wer datzu beiträgt und videokassetten und bibel kostenlos verschenkt.... Das ganze erinnert mich an Algeciras. Dort werden auch immer arabische Bibeln verschenkt. Auf Anfrage sprach die schenkende "es sei der Koran". @Ulla Nur mal kurz: In Marokko ist der Islam Staatsreligion. Gleichzeitig gibt es die Religionsfreiheit. Gesetze der Scharia zählen nur für Muslime.
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