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Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34457
15/04/04 02:42 PM
15/04/04 02:42 PM
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Schwaben
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Schwaben
... eine weitere kleine Anregung zur aktuellen Debatte zum Thema "Terrorismus und Islamismus", da ich nachwievor finde, dass hier in diesem Forum - gerade unter der Rubrik "Religion" erstaunlicherweise viel zu wenig überThema diskutiert wird!

Meiner Meinung z.T. etwas krass und übertrieben. Traurig allemal, aber trotzdem zum Teil recht interessante Aspekte! Und wunderbarer Stoff zum diskutieren...

... gelesen auf spiegel-online

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Ich schäme mich, ein Muslim zu sein"

Von M. Walid Nakschbandi

Drücken sich die Muslime in Europa vor einen klaren Verurteilung des islamistischen Terrorismus? Der Deutsch-Afghane M. Walid Nakschbandi wirft seinen Glaubensgenossen vor, sich nicht klar genug zur Gewissens- und Religionsfreiheit zu bekennen. Ein politischer Weckruf.

Als am 11. September 2001 zwei Flugzeuge die beiden Türme des World Trade Centers in New York wegrasierten, hat eine weltweit kleine Minderheit der Muslime inständig gehofft und gebetet, dass dies kein Terroranschlag sein möge. Eine spürbar große Menge der Muslime allerdings hat sich gefreut.

Mit dem Massaker fanatischer Muslime in Madrid hat nun der Terror Europa ins Herz getroffen. Und wieder herrscht klammheimliche Freude bei vielen der Muslime.

Freude darüber, dass man den Ungläubigen eine Lektion erteilt hat.

... solche Strömungen wurden hier zu Lande nicht ernst genommen und von Politikern als ein irrationaler Akt der Dumpfen empfunden....
Die Muslime in Deutschland sind nicht radikal, fanatisch, sondern einfache gläubige Menschen, die Frieden und Ruhe wollen. So lautete das Glaubensbekenntnis vieler Politiker. Ich sage: Sie irren.

Nicht wenige Muslime, auch in Deutschland, haben sich als militant erwiesen, pfeifen auf die Demokratie und treiben Missbrauch mit den Werten der Freiheit, Toleranz und Menschenwürde.

"Wir haben die völlig paradoxe Situation, dass Kindern in Hamburg oder in Kalifornien eine fanatischere und intolerante Version des Islam gelehrt wird als irgendwo sonst in der islamischen Welt - außer in Saudi-Arabien", so der amerikanische Islamwissenschafter Bernard Lewis kürzlich in der "Zeit".

Sie wollen unsere Ideale vernichten

Wir meinen es gut mit ihnen, weil wir einen unbändigen Gefallen daran finden, uns vor aller Welt als politisch korrekt aufzuspielen....
... Wenn wir aber das Leben unserer Bürger schützen und die Grundwerte einer liberalen Gesellschaft verteidigen und die eher kleine Zahl aufgeklärter Muslime in Deutschland und andernorts stärken wollen, dann müssen wir mit den militanten Muslimen und deren Sympathisanten anders verfahren.

Dann müssen wir den Artikel 2, Absatz 2 Satz 3 des Grundgesetzes endlich ernst nehmen und ihn womöglich revidieren.

Jedenfalls müssen wir im Westen den Irrweg der Verständigung um jeden Preis meiden, und der Duldung auch nur eines Ansatzes von Gewalt und der scheinheiligen Anpassung an die fanatischen Muslime eine Absage erteilen.

Kostenlos radikale Schulbücher

Ein Blick in eine Moschee in Köln-Mülheim, Berlin Neukölln oder Hamburg-Altona beim Freitagsgebet reicht aus, um zu sehen, dass der Hass dieser Gruppe tief sitzt und ihm mit Argumenten nicht beizukommen ist. Dort werden die nicht gerade friedfertigen Schriften der Maulawis, der so genannten Islamgelehrten, der Gemeinde aufgezwungen. Dort werden Schulbücher radikalen Inhalts kostenlos verteilt.

Wir alle dachten früher, dies seien verwirrte Gedanken einiger Analphabeten. Wie naiv! Begreift endlich, dass sie uns und unsere Ideale vernichten wollen! Auch hier - in Deutschland.

...

Ist etwa die Politik der freien Demokratien für die Gewaltzustände verantwortlich?

Wir müssen uns die Frage stellen, was uns in dieser Ausnahmesituation wichtiger ist: mit vorübergehend eaingeschränkten Rechten dem Überleben unserer Gesellschaft eine Bresche zu schlagen oder im Vollbesitz der Grundrechte ein Opfer des Terrors zu werden!

Die Muslime in Deutschland müssen begreifen, dass es den Missbrauch der Glaubens-, Gewissens- und der Bekenntnisfreiheit für Fanatiker und deren Zöglinge nicht länger geben kann.

Muslimische Fanatiker und deren Sympathisanten haben es geschafft, dass die Vernunft gesteuerten, aufgeklärten Muslime sich mittlerweile schämen, dieser Religionsgemeinschaft anzugehören. Wie ich.

Der in Afghanistan geborene Autor ist deutscher Staatsbürger muslimischen Glaubens und Geschäftsführer der Berliner AVE Gesellschaft für Fernsehproduktion, die unter anderem "Zeit-TV" herstellt.

Der Beitrag ist in der Berliner Tageszeitung "Der Tagesspiegel" erschienen
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Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34458
15/04/04 03:19 PM
15/04/04 03:19 PM
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Amira77 Offline
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 Antwort auf:
Als am 11. September 2001 zwei Flugzeuge die beiden Türme des World Trade Centers in New York wegrasierten, hat eine weltweit kleine Minderheit der Muslime inständig gehofft und gebetet, dass dies kein Terroranschlag sein möge. Eine spürbar große Menge der Muslime allerdings hat sich gefreut.
Ich hatte eigentlich vor nach der Überschrift aufhören zu lesen, aber hab es noch bis hierhin geschafft. Ich finde diese Aussage sehr gefährlich. Vielleicht spricht der Author von der Mehrheit der Afghanen in seiner Umgebung, was ich stark bezweifle, aber auf die Mehrheit der Muslime diese Aussage zu schließen finde ich sehr sehr gefährlich. Aber das wundert mich nicht, daß sowas gerne verbreitet wird.

Weder ich, noch meine Familie, noch meine Freunde, noch die Leute, die ich in Marokko kenne fanden die Anschläge auf das WTC oder Madrid ein freudiges Ereignis. Ich war in Marokko als das in Madrid passierte u. als die Nachricht darüber im Fernsehen lief stand alles still u. guckte sich die Tragödie an, genauso fassungslos standen wir vor dem Fernsehen, wie bei der Nachricht als das Erdbeben geschah - auch da war ich in Marokko.

Komischerweise interessiert niemanden, ob Muslime demonstrieren oder nicht. Keiner zeigt sie, aber es gibt diese Demonstrationen, die von Moscheen in Europa organisiert werden. Aber sie interessieren niemanden, solange keiner mit einem Sprengstoff-Gürtel sich auf dieser Demo blicken läßt. Denn die westlichen Medien haben kein Interesse daran friedliche Muslime zu zeigen. Das paßt nicht ins Bild der restlichen Nachrichten. Man will ja die Leute nicht verwirren. Wenn man etwas nicht im TV sieht, heißt das noch lange nicht, daß es nicht passiert. Aber man sollte nicht erwarten, daß die gesamte muslimische Welt massenweise auf die Straßen rennen wird, für die reichen westlichen Länder, die sich selbst verteidigen können und wohl nicht viel mit Mitleidsbekundungen anfangen kann. Selbst für die Glaubensgeschwister im Irak, Afghanistan, Palestina, Tschetschenien tut man das nicht. Nein nicht mal für die eigene Sache tut man das. Man vergißt, daß in diesen Ländern von denen man sich wünscht Mitleid von den Völkern zu bekommen Unterdrückung herrscht u. Demonstrationen nicht erwünscht sind, außer staatlich organisiert.
Keiner hat die Terroristen demokratisch gewählt und gab ihnen die Genehmigung zum Morden in andere Länder zu gehen.

Der Westen sieht die Muslime in Erklärungsnot. Die Mehrheit der Muslime tut das nicht, denn man teilt nicht, die Ansicht, daß man sich nur aufgrund der Tatsache, daß man Muslim ist, sich für die Taten anderer Muslime entschuldigen muß. Der Muslim glaubt daran, daß jeder Mensch für seine eigenen Taten verantwortlich ist. Die westliche Welt denkt da wohl anders. Da liegt wohl der Unterschied. Aber ich bin sicher die Mehrheit der Muslime ist gegen Terrorakte, egal wo sie stattfinden u. egal ob es sich dabei um demokratisch gewählte oder selbsternannte Terroristen handelt. Aber du wirst Muslime sicherlich in ihren Wohnzimmern dabei ertappen, wie sie sich darüber aufregen, daß Unschuldige Menschen sterben.

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34459
15/04/04 04:04 PM
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Amira77 Offline
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Achja, ich glaube auch, daß hier wenige Marokkaner darauf reagieren werden. Ich kann mir vorstellen, daß es die meisten leid sind, sich ständig verantwortlich fühlen zu müssen. Man muß sich in der Arbeit, im Studium, im Bekanntenkreis rechtfertigen und dann auch noch in einem Forum. Fühlen sich die Deutschen hier verantwortlich für das was im Irak, in Afghanistan, Tschetschenien oder in Palestina passiert? Ich glaube kaum! Also bitte erwartet auch nicht zuviel von den Muslimen.

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34460
15/04/04 04:40 PM
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amira,

was die gründe auch sein mögen, die islamische welt ist nicht bereit mit sich selbst kontsurktiv kritisch umzugehen, sondern sombriert lieber in ihre opferrolle oder in verschörungstheorien. auch hier im forum ist der allgemeine tenor die nicht-reaktion, oder die infragestellung der täterschaft (s. beispielsweise reaktionen von kalilooo auf madrid).

in solchen kontexten reagieren die muslime nur und warten, bis andere an ihrer stelle die kritische auseindadersetzung annimt. es kommen dann solche artikel heraus und wenn sie einmal bei spiegel und bild auf der ertsen seite stehen, ist es generell zu spät und die allgemie reaktion der muslime sieht genauso wie deine aus: wieso wir schon wieder.

wenn es allerdings darum geht irgendwelche fatwas gegen ungläubige zu sprechen, bücher zu verbrennen oder leute aus dem land zu jagen ist eine hoher grad der aktivität zu bemerken.

in meinen augen ist die öffentliche meinung in der islamischen welt, nicht zuletzt wegen der ideologisierung der religion gefährlich dumpf und stumpf geworden.

in den anschlägen von madrid sind unzählige marokkaner verwickelt und es hat bislang keinen einzigen islamischen publizisten oder pseudo-intellektuellen aus marokko gekümmert, warum dies so ist und wie es in zukunft zu verhindern wäre. auch hier sagen sie alle: "ach wir ? wir sind nur opfer, warum schon wieder wir!"

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34461
15/04/04 05:24 PM
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Hallo Amira,

danke für Dein Posting. Dazu passt sehr gut auch folgender Artikel aus der Zeit vom 1.4., (eine Zeitung, die bekanntlich liberal und anti-konservativ eingestellt ist):

 Antwort auf:

„Ihr müsst euch bekennen!“

Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslime? - Von Jörg Lau

Seit den Anschlägen von Madrid am 11. März vergeht kaum ein Tag ohne die Forderung an die Muslime in Deutschland, sich entschieden vom islamistischen Terrorismus zu distanzieren. Die Innenminister Schily, Beckstein und Schönbohm finden sich mit ihren Appellen zum Coming-out der friedliebenden Muslime in der ungewohnten Gesellschaft des PEN-Clubs, der die islamischen Intellektuellen aufruft, „das Schweigen gegenüber dem mörderischen Terror“ zu brechen. Und auch die Oberhäupter der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland, Bischof Huber und Kardinal Lehmann, sprechen in einem neuen Ton der Dringlichkeit von einer „Bringschuld des Islams“, endlich die Bejahung von Rechtsstaat und Demokratie ohne „taktische Anpassungsmanöver“ erkennbar zu machen.

Angesichts von 191 Toten und über 1000 Verletzten fragt eine große Koalition von Politikern, Intellektuellen und Geistlichen: Wo bitte sind die Lichterketten, wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslime in Deutschland?

Der so genannte Zentralrat der Muslime in Deutschland sieht zunächst keinen Grund, sich in dieser Frage zu äußern. Erst mehrere Tage nach den Anschlägen und erst auf Anfrage deutscher Medien lässt sich der Vorsitzende des Verbands, Nadeem Elyas, zu einer Stellungnahme bewegen. Sie fällt recht schmallippig aus. Die Terroristen verfolgen Ziele, so Elyas, „die mit dem Islam nicht das Geringste zu tun haben“. Die religiösen Rechtfertigungen der Täter seien „ein klarer Missbrauch der Religion“. Nach solchen einsilbigen Statements setzt Elyas zum Gegenangriff an: „Allein die Frage, wie stehen sie zu diesen Anschlägen, beinhaltet schon eine Anschuldigung.“

Erst wenn es darum geht, Muslime als potenzielle Opfer neuer deutscher Sicherheitsmaßnahmen darzustellen, kommt der Zentralratsvorsitzende in Wallung. Verdächtige Moscheen mit Video zu überwachen, lehne er ab, weil dadurch „die Leute ansprechbarer für Fanatismus werden. Man darf das nicht leichtfertig verursachen, sondern muss damit rechnen, dass eine destruktive Politik ihre Folgen hat.“

Von der pflichtschuldigen Betroffenheit zur unterschwelligen Drohung ist es nur ein kleiner Schritt. Wer Muslime zur Rede stellt und überwacht, dränge sie an den „Rand der Gesellschaft“ und mache sie „empfänglicher und ansprechbarer für Fanatismus. Einzelne Muslime könnten dadurch für den Terrorismus gewonnen werden.“ Nadeem Elyas stellt die Muslime in Deutschland als immer schon gekränkt, leicht fanatisierbar und latent gewaltbereit dar. Er nährt die Ressentiments, die er zu bekämpfen vorgibt.

Dass dieser Mann in Wahrheit nur für einen kleinen Bruchteil der 3,5 Millionen Muslime in Deutschland spricht, weiß kaum jemand. Sein Verband repräsentiert nach Schätzungen der führenden Kennerin der Szene, Ursula Spuler-Stengemann von der Universität Marburg, „höchstens ein bis zwei Prozent der hiesigen Muslime“. Der anmaßende Titel Zentralrat kommt einer Mogelpackung gleich. Noch aber geht die Rechnung auf. In den Talkshows sitzt Herr Elyas, und die Agenturen verbreiten seine Lesart der muslimischen Seele wie ein Hirtenwort.

Viele liberale Muslime in Deutschland aber wollen sich nicht länger von solchen selbst ernannten Sprechern repräsentiert sehen. Safter Cinar lebt seit 1967 in Berlin und ist im Vorstand des Türkischen Bundes für religiöse Angelegenheiten zuständig. „Wenn im Namen einer Religion schwerste Verbrechen ausgeübt werden“, sagt der 58-Jährige, „gibt es durchaus die Pflicht, sich hiervon glaubhaft abzugrenzen. Das hat nichts mit Generalverdacht zu tun, im Gegenteil, eine offensive Abgrenzung wäre ein probates Mittel gegen Vorurteile. Das ist durch Organisationen, die den Anspruch erheben, ,die Muslime‘ zu vertreten, nicht geschehen. Nicht nur diese Organisationen sind in der Pflicht, eindeutig Stellung zu nehmen. Vielmehr sollte sich die schweigende Mehrheit der Muslime in unserem Lande, die unsere Grundwerte schätzt und respektiert, bemerkbar machen.“

Diese Mehrheit wird wohl noch länger schweigen. Die islamischen Geistlichen scheuen die deutsche Öffentlichkeit als Arena für die Auseinandersetzung mit dem Islamismus. Um eine Stellungnahme zum Islam in Deutschland nach den Anschlägen von Madrid gebeten, verweist ein Sprecher des DITIB-Verbandes, des größten islamischen Vereins in Deutschland, ausweichend auf „Sprachprobleme“. Ein Imam der Mannheimer Moschee, der größten in Deutschland, lässt sich auf die gleiche Bitte hin mit „Krankheit“ entschuldigen. Mag sein, dass dem Prediger wirklich unwohl ist. Vielleicht haben wir es bei diesem Mangel an Zivilcourage auch mit einer Krankheit des Islams zu tun.

Das Schweigen der offiziellen Vertreter nach Madrid wird von neuen Stimmen unterbrochen. Sie haben die Abwiegelei und die Opferpose der offiziösen Muslimvertreter satt. Seyran Ates, geboren 1963 in Istanbul, lebt seit mehr als dreißig Jahren in Deutschland. Die Berliner Anwältin und Autorin, die in diesem Frühjahr mit dem Berliner Frauenpreis geehrt wurde, sagt, es sei „überfällig, der Weltöffentlichkeit ein anderes Gesicht des Islams zu zeigen.

Nach Mölln, Solingen, Hoyerswerda und Rostock waren Hunderttausende Deutsche auf der Straße, um sich zu distanzieren. Nach New York, Istanbul und Madrid gab es keine Demonstrationen von friedlichen Muslimen gegen diese Gräueltaten.“ Sie frage sich, so Ates, ob die Mehrheit der Muslime diese Taten wirklich verabscheut: „Wenn Massenmorde im Namen des Islams begangen werden, müssen friedliche gläubige Muslime sichtbar werden. Wir dürfen nicht zusehen, wie der Islam weltweit zu einer Selbstmordattentäter-Religion degradiert wird.“ Seyran Ates, die selber in den achtziger Jahren ein Attentat nur knapp überlebte, hält es für „die Pflicht und Schuldigkeit der islamischen Gemeinden, jene Menschen, die inzwischen ‚den Islam‘ verabscheuen und auf Terrorismus reduzieren, eines Besseren zu belehren.

Wer für das Kopftuch auf die Straße geht, sollte auch für den Frieden demonstrieren können. Deutschland hat bei der Integration vieles falsch gemacht. Die Migranten aber auch. Die Zeit der gegenseitigen Vorwürfe muss aufhören. Wer Teil dieser Gesellschaft sein will, darf nicht nur protestieren, wenn es um Rechte geht.

Wer sich von der Mehrheitsgesellschaft und ihrer Leitkultur nicht bevormunden lassen will, muss Gegenangebote machen, um ein friedliches, demokratisches und gleichberechtigtes Leben zu gewährleisten.“

Es ist frappierend, wie oft im Gespräch mit liberalen Muslimen das Wort von der deutschen Leitkultur fällt. Die Migranten, die selbstbewusst ihren Platz in dieser Gesellschaft fordern, verbinden mit diesem Begriff die Hoffnung, den Laisser-faire-Multikulturalismus zu überwinden. Denn gerade in den Nischen der Gleichgültigkeit, die dieses Konzept hat wachsen lassen, so glaubt Sanem Kleff von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, gedeiht der Fundamentalismus. Sanem Kleff, 1955 in Ankara geboren und seit über vierzig Jahren in Deutschland, leitet das Projekt „Schule ohne Rassismus“, das sich mit Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus, aber auch mit dem wachsenden Antisemitismus der islamischen Jugendlichen auseinander setzt. Auch sie hält angesichts der terroristischen Herausforderung den Begriff der Leitkultur für unverzichtbar:

„Eine Leitkultur besteht allerdings nicht aus einem fest zementierten Kanon, sondern muss zu jedem Zeitpunkt neu verhandelt werden. Und das bedeutet heute eben auch: mit uns, den Eingewanderten. Es ist auch unser Land. Gegen die Bildung von abgeschotteten Subkulturen muss die Idee einer Leitkultur für alle verteidigt werden. Das heißt aber auch: Wer den Islamismus bekämpfen will, muss den Islam anerkennen.“

Talat Kamran von der Mannheimer Yavuz-Sultan-Selim-Moschee, der prächtigsten in Deutschland, sieht die Madrider Ereignisse als herben Rückschlag für seine jahrelangen Bemühungen um die interreligiöse Verständigung. Kamran ist 1959 in der Türkei geboren, lebt seit 25 Jahren in Deutschland und betreut seit neun Jahren das Projekt „Offene Moschee“, das Schulklassen vor Ort den Islam nahe bringen will. „Seit Madrid bekomme ich Rückmeldungen von Lehrern, dass einige Eltern ihre Kinder nicht zu unserer Moscheeführung gehen lassen wollen. Die Angst vor dem Islam nimmt zu. Der schlimmste Feind der Muslime aber sind heute diese Terroristen. Im Koran steht, wer einen Unschuldigen tötet, tötet die ganze Welt. Die Mehrheit der Muslime fürchtet sich vor der terroristischen Gefahr und steht loyal zur deutschen Gesellschaft. Deutschland ist unsere Heimat. Wir wollen als Teil dieser Gesellschaft akzeptiert werden. Wir werden Terroranschläge weder tolerieren noch begünstigen.“

Die Kölner Bundestagsabgeordnete Lale Akgün ist seit ein paar Wochen die neue Islam-Beauftragte der SPD. Der Bundeskanzler hat die 1953 in Istanbul geborene promovierte Psychologin kürzlich auf seine Türkeireise mitgenommen. Sie steht für einen selbstbewussten und konfliktfreudigen Kurs in Fragen der Integration und arbeitet an einem „Masterplan für die Muslime in Deutschland“. Akgün bedauert, dass „die muslimischen Einwanderer, deren überwiegende Mehrheit einen unscheinbaren und unspektakulären liberalen Islam des privaten Alltags lebt, zunehmend für die schrecklichen Taten der Terroristen verantwortlich gemacht werden. Das ist ungerecht, weil viele Ältere aus der Generation der Gastarbeiter von sich aus spontan ihr Mitgefühl äußern und sich vom Terror distanzieren. Diese Menschen empfinden die Behauptung religiöser Motive durch die Terroristen als Gotteslästerung.“

Akgün ist allerdings sehr beunruhigt darüber, dass „der Terror in den islamistischen Jugendmilieus als legitime Verteidigung gedeutet wird“. Akgün ist allerdings sehr beunruhigt darüber, Der Grund für den Zulauf zu diesen Milieus sei die „verweigerte Teilhabe an der deutschen Gesellschaft“, sagt sie, ohne damit irgendetwas zu entschuldigen. Die empörende Chancenlosigkeit der jungen Männer in den Großstädten enthebe die Muslime nicht der Pflicht, sich „öffentlich von den Morden ihrer Glaubensbrüder zu distanzieren“.

Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu reagiert allergisch auf Appelle jeglicher Art, besonders aber wenn sie aus dem Establishment der deutschen Mehrheitsgesellschaft kommen. Zaimoglu, 1964 im anatolischen Bolu geboren, in München und Berlin aufgewachsen, hat nie Anerkennung als „Alibi-Ali“ (Zaimoglu) gesucht. Er ist ein hoch geschätzter Sprachkünstler unter den Schriftstellern seiner Generation: „Mich widern diese selbstgerechten Aufklärer an, die sich nur in ihrer Liberalität bestätigen wollen. Es ist billiger Populismus, irgendwelche Appelle gegen den bösen Fundamentalismus aufzusetzen, die doch niemand erreichen. Ohne mich.“

Zaimoglu ist allerdings fern davon, die Gefahr kleinzureden. Im Gegenteil: „Der Begriff Islamo-Faschismus scheint mir nach meinen Erfahrungen mit den jungen Radikalen sehr treffend. Das sind junge, kluge Kader mit einem politischen Willen. Dass die sich mit 72 Jungfrauen locken lassen, ist eine dumme Karikatur. Es fehlt hierzulande einfach das Grundwissen über diese Szene. Der politische Islam ist als Jugendbewegung überhaupt noch nicht verstanden. Und diese Bewegung ist im Wachsen, glauben Sie mir. Mit diesen Leuten muss man eine echte Auseinandersetzung führen. Distanzierungen helfen genauso wenig wie gutwilliges Dialoggequatsche. Diese jungen Leute lassen sich nicht irgendeine postmoderne Identität anhängen. Sie reagieren auf Leidenschaft, Enthusiasmus, Bekenntnis. Ich sage denen: Als orientalischer Deutscher bin ich für die deutsche Leitkultur. Ihr seid auch Deutsche, ihr müsst euch bekennen. Wer sich nicht an die Spielregeln hält, muss hart angegangen werden. Jede Kultur, auch die deutsche, hat ein Recht auf Selbstverteidigung. Dann leuchten bei denen die Augen, und wir können anfangen, ernsthaft zu reden.“

Zaimoglu ist sich der Ironie wohl bewusst, dass ausgerechnet er – der als Erfinder von „kanak attack“ zum Symbol des unassimilierten neuen Selbstbewusstseins der hiesigen Türken wurde – nun einer deutschen republikanischen Leitkultur das Wort redet. „Ich weiß natürlich, warum die Deutschen Probleme mit patriotischem Enthusiasmus haben. Vielleicht ist es ja mein Job als Orientale, sie damit zu versöhnen.“

Die moderaten Muslime, die ihren Weg in den Gesellschaften des Westens machen, wissen nicht erst seit Madrid, dass ihre Lebensweise den Terroristen ein Dorn im Auge ist. Niemand wird für ihre Sache das Wort ergreifen, wenn sie es nicht selber tun.
quelle


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34462
15/04/04 06:20 PM
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Hallo Amira, Du sagst

 Antwort auf:
Komischerweise interessiert niemanden, ob Muslime demonstrieren oder nicht.
Das glaube ich nicht ! Ich bin sehr interessiert an den Aktivitäten der Moscheen hier und bin auf oft auf der Seite der islam.de Webseite. Abgesehen von einem kurzen Statement auf der Islam.de Webseite gibt es keine großen Aktivitäten, so wie damals, als die Deutschen mit Lichterketten auf die Straßen gegangen sind und gegen Hoyerswerda und Ausländerfeindlichkeit protestiert haben. Und was ist mit Irak ? Es gab hier in meiner Stadt zahlreiche Demonstrationen gegen die Politik der Amerikaner, als der Krieg gegen den Irak begann.

Nein, es gibt keine große öffentichtliche Bekundung von Muslimen, obwohl ich denke, daß dies den Menschen in Europa helfen würde.

Ich habe punktuell den Eindruck, daß den Muslimen Folgendes fehlt:

- Einigkeit (zuviele Splittergrüppchen (regional, sozial etc., auch Dissens über die Interpretationen des Islam ! Siehe auch Herr Elyas vom Zentralrat des Islams in Deutschland, er vertritt nur 2 % der Muslime hier, tritt aber als "Oberhirte" der Muslime in Deutschland auf!)

- Eine demokratische Bildung
Zwar etwas anders gelagert, aber Du schreibst selber: "Der Muslim glaubt daran, daß jeder Mensch für seine eigenen Taten verantwortlich ist. Die westliche Welt denkt da wohl anders. Da liegt wohl der Unterschied"

- Toleranz (ein marokkanischer Freund in Marokko bezeichnete die Muslime als derzeit intoleranteste Relgionsgruppe)

Meiner Ansicht entsteht Letzteres durch diese ständige Opfer-Haltung, daraus entsteht eine Ohnmacht, die lähmt und die viele dazu verleitet, sich noch mehr abzukapseln, als den Dialog zu suchen, den Streit von mir aus, und nach vorne zu gehen.

Ich glaube wie Du, Amira, daß ganz ganz viele Muslime entsetzt sind über die Anschläge. Aber ich glaube auch, daß es nicht zu unterschätzende radikale faschistische Gruppen gibt, die im Namen des Islams ihre Wege suchen.

Sehr interessant fand ich deswegen die folgenden Sätze aus dem o.g. Artikel aus der Zeit
 Antwort auf:
Zaimoglu ist allerdings fern davon, die Gefahr kleinzureden. Im Gegenteil: „Der Begriff Islamo-Faschismus scheint mir nach meinen Erfahrungen mit den jungen Radikalen sehr treffend. Das sind junge, kluge Kader mit einem politischen Willen. Dass die sich mit 72 Jungfrauen locken lassen, ist eine dumme Karikatur. Es fehlt hierzulande einfach das Grundwissen über diese Szene.
Ich frage mich in der Tat:

Welcher Imam in einer Moschee in Deutschland hält denn dagegen, oder überprüft überhaupt, ob in seiner Gemeinde unter den Jungen nicht schon "Islamo-Faschisten" sind ? Der letzte Imam in einer sehr bekannten und großen Moschee hier, den ich sah, war türkischer Abstammung und konnte kein Wort deutsch. Meine Güte, wie soll der gute Mann denn hier einen positiven Einfluß haben können ? Er ist überglücklich und zufrieden, wenn möglichst viele junge Leute zum Freitagsgebet kommmen... Und alles weitere ??? Inscha'allah ???

Und was ist mit Euch Marokkanern und Muslimen hier ? Seid Ihr wach Euren muslimischen Nachbarn gegenüber ? Wer aber könnte denn am allerbesten diesen Jungen Einhalt gebieten ? Die Eltern ? Überfordert ! Freunde ? Man ist ja froh, wenn der Freund ein strenger Muslim ist ! etc. etc.

Sorry, bitte nehmt nicht jedes Wort aus diesem Beitrag wortwörtlich, ich merke, bei mir gehen bei dem Thema auch die Emotionen hoch. Einfach, weil ich es immer wieder so schade finde, was mit dieser Religion bzw. im Namen dieser Religion passiert. Ich will auch nicht pauschalisieren und daß wissen alle meine marokkanischen Freunde und Freundinnen, denen ich größte Wertschätzung entgegenbringe.

Und genervt bin ich genauso über die Borniertheit der deutschen Menschen hier (das Thema "Islam und die Medien" hatte ich ja vor kurzem hier hereingestellt), genervt bin ich genauso, wenn man von unseren Verhältnissen (demokratisch gebildet, wirtschaftlich und sozial gut gestellt) auf die Verhältnisse der Menschen in anderen Ländern schließen will... Genervt bin ich, weil man 50 Jahre lang die Augen vor den muslimischen Türken in D. verschließt und erst jetzt auf die Idee kommt, Islam-Unterricht in den Schulen anzubieten....grrr....

In diesem Sinne, ich hoffe, ich werde nicht mißverstanden. Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34463
15/04/04 10:11 PM
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"Und was ist mit Euch Marokkanern und Muslimen hier ? Seid Ihr wach Euren muslimischen Nachbarn gegenüber?"

Ulla ich verstehe diese Frage nicht..

Ich denke auch, daß die Muslime in Deutschland schlecht organisiert sind. Wenn es eine dicke Demo gegen Terror initiiert seitens der Muslime gäbe, würde sich vielleicht ein wenig an dem schlechten Bild tun??? Voraussetzung wäre aber auch, daß die Medien dies registrieren und ausstrahlen...Dafür war anscheinend keine Demo bisher groß genug.
I don*t know!

Der Terroranschlag in Madrid war erschütternd! Es sind wieder einmal unschuldige Menschen dabei ums Leben gekommen. Mögen sie in Frieden ruhen..insha'ALLAH!!

Ich verstehe, daß Nichtmuslime den Muslimen mißtrauisch gegenüber sind. Das ist natürlich!

Deswegen ist es für einen Muslim wichtig, sich ausdrücklich von diesen Terrorakten zu distanzieren, abzugrenzen.

Aber ich persönlich muss sagen, ich bin nicht bereit dazu! Ich möchte nicht andauernd runterleiern, daß diese Morde nicht mit dem Islam vereinbar sind. Daß die Religion von Bestien mißbraucht wird. Und wenn es mein Bruder gewesen wäre, ICH KANN NICHTS DAFÜR!!! Ja jetzt passen Amiras Worte: Jeder Mensch ist für seine Taten allein verantwortlich!!! Ich bin einfach nicht gewillt, in die Verteidigungspose zu gehen, für etwas, was ich nicht verbrochen habe!!!

Mag sein, daß das trotzige Kind in mir rauskommt, aber es reicht mir vollkommen, daß ich weiß, daß ich diese Morde verabscheue... Und wenn andere in meinem Schweigen terroristische Potenzial sehen, dann sollen sie bibbern..

Ich hoffe meine Aussagen waren nicht allzu provokativ, aber es ist das, was ich gerade denke...

Tschöö!


Leben und leben lassen!
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34464
15/04/04 10:53 PM
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Hallo Mariah, ich habe mich vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt...aber in Gedanken an faschistische Gruppen erinnerte ich mich an rechtsradikale Jugendliche im Osten Deutschlands...und da schauen die deutschen Nachbarn anscheinend gerne weg, wenn man den deutschen Reportagen Glauben schenkt ! Die Berichte von Hoyerswerda habe ich noch in guter Erinnerung und dann der arme Algerier, den der rechtsradikale Mob in einer ostdeutschen Stadt zu Tode gehetzt hat (würg). Und hinterher wollen die ortsansässigen nichts gewußt haben von diesen radikal gewordenen Jugendlichen !

Deswegen fragte ich mich - wenn dieser türkische Schriftsteller meint, es gäbe zunehmend "islamo-faschistische Tendenzen" unter den muslimischen Jugendlichen auch in Deutschland - wer könnte das überhaupt bemerken und in den von ihm beschworenen so wichtigen Dialog treten ? Ein deutscher Mitbürger wohl eher weniger. Und sonst Eltern ? Lehrer ? Nachbarn aus der eigenen Volksgruppe? - Ich weiß es nicht !

Viele Grüße, Ulla


Viele Grüße, Ulla

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Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34465
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Erde
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Erde
Es ist leider unsere Pflicht die Menschen da draussen davon zu überzeugen, dass der Islam nicht Bestien züchtet, die in seinem Namen unschuldige Menschen töten.

Nach dem Vorfall in 2001 war ich in der darauf folgenden Ramadanzeit öfters in der Moschee. An einem Tag sass ich unglücklicherweise inmitten einer Frauengruppe, die ihre eigenen Themen diskutierten, während der Imam gerade predigte. Ist ja keine Seltenheit, zumindest in der hier angesiedelten Moschee nicht . Diese Frauen diskutierten über den Anschlag in NY und trugen ihre Freude zur Schau, wie toll sie es doch finden, dass auf einem Schlag soviele"Ungläubige" umkamen.Die Wut, die in mir aufstieg hätte genügt, diese Frauen an den Kragen zu packen um ihre letzten paar Gehirnzellen ein Ende zu bereiten. Ja, ich war wütend auf ihre Äusserungen, und ich war wütend dies aus dem Mund meiner Landsfrauen zu hören. So naiv es nun jetzt klingen mag, aber bis dahin dachte ich, dass alle meine Landsleute so denken wie ich und meine Familie. Und ich hätte alles und jeden verteidigt, so wie es einige auch in diesem Forum tun, der mir was anderes erzählt hätte. Tatsache ist aber, auch wenn ich es vielleicht an dieser Stelle nicht hätte erwähnen sollen, dass es genug Landsleute unter uns gibt, die diese Anschläge begrüsst haben.

Meine Reaktion auf den Vorfall in der Moschee war die, dass ich seit dem meine Gebete zu Hause verrichte, und zu keiner Zeit mehr dahin gehe.
Ist das die Lösung, frage ich mich? Wohl kaum....!
Und nicht anders ergeht es allgemein den Menschen da draussen. Sie hören die Worte......Muslime, Anschlag, zig Tode......und schnell ist das Bild gemalt. Wir wissen, dass dieses Bild nicht den richtigen Muslimen wiedergibt, aber die Stimmen der Aufklärung sind zu leise als das diese von den Menschen da draussen gehört und verinnerlichert werden würden. Natürlich haben wir keine Lust mehr dauernd uns rechtfertigen zu müssen. Wenn wir aber das Wort "Rechtfertigen" weglassen, und es als unsere Pflicht sehen die Menschen in dieser Sache aufzuklären, dann entstehen auch nicht solche undurchdachten Sätze wie "ich-schäme-mich-jetzt-ein-Muslim-zu-sein"

Wäre ich damals jemand in dieser Moschee gewesen, die zum Islam konvertieren wollte, und hätte ich dann eine solche Diskussion mitgekriegt, so hätte ich mit großer Sicherheit von meinem Vorhaben Abstand genommen. Deshalb dürfen wir nicht böse oder der Sache leid sein, dass wir immer und immer wieder die Menschen aufklären müssen. Sicher ist, wir haben kein Blut an den Fingern, wir haben mit dem was die "anderen" gemacht haben nichts zu tun.

Nur geht es mir mittlerweile echt auf den Senkel, dass bei guten Nachrichten, die "WIR"-Rufe nicht zu überhören sind, und bei schlechten Nachrichten, "WIR" nicht damit zu tun haben wollen. Erst dann wenn "WIR" uns in allen Situationen als eine Einheit sehen und auch zu -allem- stehen, nur dann werden wir mit dem was wir zu sagen haben von allen Menschen dieser Welt und den Medien regestriert.

Ist nur meine Meinung.......

SeiD mir herzlich gegrüsst
wassalam
Khira

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34466
16/04/04 10:22 AM
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U l l a Offline
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Khira, ohne Worte ! (wie immer ;\) )

Auch ich hatte damals in der Zeit nach dem 11. September etwas seltsame Einzelfall-Erlebnisse. Ich hatte Kontakt zu marokkanischen Studenten und nicht wenige hatten ein Poster in DIN A2-Größe von den einstürzenden "Twin Towers" in ihrer Studentenbude an der Wand hängen. Auf meine Frage "wozu?" kam die Antwort (wenn auch verschämt): "Naja, man sieht halt so selten, daß wir Muslime auch mal mächtig sind".

Jugendliche Unwissenheit - denn jeder Jugendliche träumt auch einmal davon, groß und stark zu sein ? Und haben wir Deutschen in der Zeit, als wir Anfang 20 waren, nicht auch mal klammheimlich Rudi Dutschke und Che Guevara oder ähnliche "Helden" bewundert ???

Naja, und irgendwann verschwanden die Poster dann auch wieder und im Grunde sind es sehr unpolitische Leute.

Das nur aus meinem persönlichen Erleben, und wie gesagt, absolute Einzelfälle in meinen Begegnungen mit Marokkanern und Muslimen. Denn alle sonst, die ich kenne, verabscheuen die Taten der Terroristen und sind pflichtbewußte, friedliche Mit-Bürger.

Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34467
16/04/04 10:49 AM
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Salam Khira,

die Frage ist, ob es nicht besser gewesen wäre, diesen Frauen die Meinung zu sagen, anstatt selbst nicht mehr in die Moschee zu gehen. Es bringt sicher nicht viel, wenn man ständig Nicht-Muslimen zu erklären versucht, wie der Islam tatsächlich ist, aber Ignoranten in den eigenen Reihen, nicht aufklärt über die eigene Religion, weil man sich nicht traut. Man braucht sich dann auch nicht über diese Leute zu beschweren, wenn man eigentlich die Gelegenheit hatte sie eines besseren zu belehren.

Ich war auch mal in solch einer Situation, wie du, wobei es sich dabei nicht Marokkaner handelte - aber egal, das spielt eh keine Rolle - jedenfalls nach dem ich die Befürworter der Anschläge fragte, ob sie sich vorstellen könnten, daß unser Prophet (SAS) das gutheißen würde unschuldige Zivilisten zu töten, nachdem er den Muslimen die Regeln von Kriegsführung nur im Verteidigungsfall erlaubte u. dabei verbot Zivilisten zu bekämpfen, waren sie ruhig.

Ich denke die Plicht aufzuklären sollte erstmal in den eigenen Reihen passieren. Und ich gebe dir Recht, daß da wohl nicht genug getan wird. Denn wenn Muslime selbst nicht mehr wissen, was falsch u. richtig ist, dann nützt es nicht viel andere vom Gegenteil zu überzeugen.

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34468
16/04/04 11:24 AM
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Einen guten Morgen an alle

Als ich nach den Anschlägen vom 11.9. in Marokko ankam haben sich alle meine Bekannten und Freunde ungefragt von dem Terror in Amerika distanziert. Wenn im Laufe meines Aufenthaltes ein längeres Gespräch entstanden ist wurde für mich eine Ambivalenz deutlich. Einerseits wurde der Terror klar verabscheut, andererseits gab es eine deutliche Freude darüber, dass Amerika (dabei wohl die Staatsführung und nicht die Menschen gemeint) endlich mal negative Konsequenzen aus ihrem politischen Handeln erfahren hatte; und dabei wurde auch klar, dass eine Konsequenz geingeren Ausmaßes nicht als adäquat angesehen worden wäre. Anders ausgedrückt: nur ein Anschlag dieses Ausmaßes hatte die Chance das von Amerika verübte Unrecht zu vergelten.

Mittlerweile erlebe ich meine Freunde und Bekannten auch sehr genervt und unter einem Rechtfertigungsdruck stehend (woraus auch immer der sich für sie ableiten mag).Ich allerdings wünsche mir nicht diese Rechtfertiungen, die, soweit ich es beobachten kann, nur dazu führen, dass mir zum 738sten Mal versichert wird, dass die islamistischen Terroristen nicht wirklich im Namen des Islam handeln und keine wahren Muslime sind. Aber: ICH weiß das. Ich frage mich allerdings ob die das wissen.

Von daher sage ich jetzt mal an Mariah: Ich habe kein Intersse, dass sich die Muslime in der Welt rechtfertigen für Terrorakte, die sie nicht begangen haben. Aber ich frage mich, warum nicht die Muslime aller Länder in denen das möglich ist aufstehen, sich aus ihrer Opferrolle verabschieden und in den *Angriff* (verbal) und Protest GEGEN die Terroristen gehen. Sollte das in großer Menge und Lautsärke geschehen, glaube ich, dass dies dann von den Medien auch aufgenommen werden würde (- mag sein ich bin da zu naiv?)

In diesem Sinne allen einen schönen Frühlingstag
Keela


Ich bin nicht dumm, ich hab' nur voll so Pech beim Denken...
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34469
16/04/04 12:30 PM
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Hallo zusammen,

ich kann schon verstehen, wenn Muslimen dauernde Dementis und Rechtfertigungen auf den Senkel gehen. Trotzdem finde ich es wichtig, einseitige Berichterstattung zurückzuweisen und den Mund aufzumachen, bzw. seine Meinung auch öffentlich kund zu tun. Würde das in der Breite geschehen, die Medien wären dabei.

 Antwort auf:
Der Imam an der Spitze und eine große Gruppe Frauen

Islamische Gemeinden demonstrieren mit einem Schweigemarsch gegen den Terror und sprechen den Opfern ihr Beileid aus

Gegen Terror tun wir uns zusammen", haben die islamischen Gemeinden des Rhein-Main-Gebiets beschlossen. Sie bekräftigten das am Samstag mit einem Schweigemarsch durch Frankfurt. Rund 300 Menschen, überwiegend Marokkaner, gingen mit.

Muslime gegen Terror

"Frankfurt· 4. April· clau · "Wer immer das in Madrid war, im Islam kann er keine Heimat finden", sagte ein Sprecher der Veranstalter morgens am Opernplatz zur Einstimmung. Der Aufruf zur Demonstration ging von der Frankfurter Taqwa Moschee aus. Der Imam der Moschee lief an der Spitze in den ersten Männer-Reihen mit. Eine große Gruppe Frauen wurde von den Demonstranten in die Mitte genommen. Ein weiterer Männerblock bildete den Schluss des Zuges, der zum Spanischen Generalkonsulat im BCN-Hochhaus am Nibelungenplatz führte. Es sollte ein Trauerzug sein. "Wir Muslime sprechen unser Beileid den Opfern in Spanien aus", war ganz vorne auf einem langen, weißen Transparent zu lesen.

Im Konsulat haben die Demonstranten einen Blumenstrauß übergeben. "Wir haben tiefstes Mitgefühl für das spanische Volk", lautete die Botschaft. Und: "Wir wollen der Welt zeigen, dass wir den Islam als Frieden in unseren Herzen haben und nicht als Gewalt."

In dem "Stellungnahme" überschriebenen Flugblatt, das den Passanten in der Stadt in die Hände gegeben wurde, betonen die Islamischen Gemeinden, dass ihre Religion Mord als Mittel der Auseinandersetzung verbiete. Schon "das absichtliche Ermorden eines einzigen unschuldigen Menschen" gelte im Islam als "Angriff auf das menschliche Leben, das uns vom Schöpfer gegeben wurde" und werde darum "mit dem Mord an der ganzen Menschheit" gleichgesetzt. Der Terror der Attentäter bei den Anschlägen in Madrid am 11.März 2004 und in New York am 11. September 2001 gegen wahllos Betroffene verstoße gegen alle humanitären Werte. "Keine Religion ist dran schuld", äußerten die Demonstranten auf einem der Spruchbänder. Und: "Wir sind ein Teil Deutschlands".


Frankfurter Rundschau

PS: über diese Demo wurde auch am 3.4. kurz im Hessenradio berichtet.

Schönes Wochenende

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34470
16/04/04 02:20 PM
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Hallo zusammen,

ich denke, dass die religion immer wieder zu sehr in die diskussionen und berichterstattungen zum terrorismus mit hineingezogen wird. terroristen, egal aus welcher gruppierung, sind fanatiker, sie sind bessesen von einer idee, und diese idee heißt macht über alles und jeden - und der sieg über alle andersdenkende. viele terroristische gruppierungen missbrauchen den islam für ihre zwecke, sie berufen sich auf die religion, ohne ihr handeln auch nur im geringsten danach zu richten.

aber man spricht ständig vom "islamistischen" terror, von gefährlichen islamisten etc. so wird automatisch und fälschlich der islam an sich immer mehr mit terror verbunden. ich für meinen teil spreche von terroristen, ob sie einen islamischen, christlichen (wie in nordirland der fall) oder sonstigen hintergrund haben - die auswirkungen sind genauso schrecklich. wenn sie sich nicht auf die religion beziehen würden, würden sie etwas anderes finden und ihre greueltaten genaus ausführen.

das falsche bild des islam in der öffentlichkeit abzuwenden und begreiflich zu machen, dass islam nichts mit terror zu tun hat - das müssen nicht nur moslems selbst, indem sie sich deutlich davon distanzieren, sondern in erster linie müssen das die massenmedien - indem sie vorsichtiger in ihrer wortwahl und ihren schlagzeilen umgehen. denn eine öffentliche meinung bildet sich leider sehr schnell, da genügt nur ein blick im vorbeigehen auf einen zeitungsständer mit einer abgehackten, halb zutreffenden aber leicht einprägsamen schlagzeile. dazu gibt es hier aber schon den thead "der islam in der mediensprache".

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34471
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Es passt zwar nicht unbedingt hierher, aber eine Diskussion lebt ja auch von Vielfalt!

Ich verstehe zwar, wenn Muslime es leid haben, sich für Terroranschläge, die von fanatischen Extremisten begannen wurden, rechtfertigen zu müssen. Aber es ist wichtig! Jeden Tag aufs Neue! Es gibt so viele Menschen in Deutschland/Europa/auf der ganzen Welt, die überhaupt keine Ahnung vom Islam haben (Ich selbst weiß auch nicht viel, und das wenige nur, weil mein Freund Marokkaner ist.). Gerade deswegen müssen Muslime (meiner Meinung nach) ein Zeichen setzen, sie müssen sich gegen den Terror stellen, durch Demonstrationen, Lichterketten, Diskussionen, Offenheit, Öffentlichkeit!

Ich habe es auch leid, als "Deutsche", wenn ich im Ausland bin, klarstellen zu müssen, dass ich kein "Nazi" bin. Das stimmt, noch vor einigen Jahren wurde ich gefragt, ob ich ausländerfeindlich bin, was ich über Hitler denke usw. Und das im Jahr 2001, über 50 Jahre nach dem Dritten Reich! Es gibt so viele Menschen, die leben in ihrer eigenen Welt, der einzige Kontakt zu anderen Ländern und Kulturen ist der Fernseher, sind die Medien. Die Medien sind oft einseitig, da sie von der Sensationslust der Leute leben. Deswegen müssen Muslime diese Einseitigkeit selbst aufheben und sich öffentlich vom Terror distanzieren!

Sorry, ich hab grad nicht viel Zeit, deswegen habe ich jetzt etwas lückenhaft so drauf los geschrieben...


There is no way to happiness - happiness is the way.
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34472
16/04/04 11:05 PM
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hallo leute,

beim lesen eurer beiträge habe ich so den eindruck, als würde es, latent opportunistisch, in erster linie um das image einer religion gehen. in wirklichkeit ist der islamismus bereits eine große reale gefahr für marokko und andere länder geworden. über die imageschäden für den islam hinaus ist er in der lage auch innen ganze gesellschaften in blut und horror zu stürzen, das öffentliche leben ganze jahre durch terror zu lähmen und die gesellschaft durch seine tyrannische soziale und moralische kontrolle zu ersticken.

das beängstigende ist, daß er nun in der gesellschaft verwurzelt ist. die islamisten sind unter uns. sie als irgendwelche exoten zu bezeichnen scheint mir blind zu sein.

jm - in eile

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34473
18/04/04 07:15 PM
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hallo jm,

wie definierst du denn bitte "islamismus"? und wo siehst du in deinem umfeld die ganzen "islamisten", die deiner meinung nach "mitten unter uns" sind? genau diese panikmache ist doch das gefährliche, ist das, womit sich muslime derzeit immer konfrontieren lassen müssen.

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34474
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hallo recht habt ihr. man darf der aufklärung nicht müde werden.

wenn ich dran denke, daß mir erst seit jahren der begriffliche unterschied zwischen islam und islamismus bewußt ist - als muslimin wohlgemerkt, wie kann ich erwarten, daß nichtmuslime darum wissen?

wir allesamt sind angesichts der politischen ereignisse angehalten uns mit dem islam(bzw. -ismus) zu befassen. vielleicht sollte man diesem umstand etwas positives abgewinnen.

ja amira wieder einmal hast du weise worte gefunden. es ist vön nöten in den eigenen reihen AUFZUKLÄREN, alles andere wäre ohne sinn. und auch nur so kann die mitläuferschaft, sei es auch nur die gedankliche, um ein immenses maß begrenzt werden.


sodann wünsch ich euch noch ein schönes restwochenende!


Leben und leben lassen!
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34475
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-seit wenigen jahren-


Leben und leben lassen!
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34476
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hallo mirah,

so meine rasche antwort, da ich im moment nicht viel zeit habe:

>> wie definierst du denn bitte "islamismus"?

es handelt sich um den umstand, aus der islamischen religion eine ideologie zu machen und sie für politische zwecke zu nutzen.


>> und wo siehst du in deinem umfeld die ganzen "islamisten", die deiner meinung nach "mitten unter uns" sind?

viele der muslime sind allmählich zu islamisten geworden oder tun dies ohne es zu realisieren. die religion wird nicht mehr in dem bereich der persönlichen diskretion gehalten oder sozial bzw. grossfamiliär gelebt, sondern dient bereits der ideologischen (mis-) deutung und wertung, der beziehung von politischen positionen sowie der (gänzlichen) konzeption von politischen und gesellschaftlichen alternativen.

der kern der ganzen tragödie ist nämlich, dass die die meisten muslime dies nicht zu merken bzw. zu begreifen scheinen. sie denken, terroristen wären ausserirdische oder irgendwelche exoten und ihre taten seien vereinzelte zu bedauernde geschehnisse.

so hatten, noch vor wenigen jahren bzw. jahrzehnten, viele europäer über ihre rechtsextremisten gesprochen. sie versuchten sie als einzeltäter darszustellen, ihnen jede verankerung in der gesellschaft abzusprechen und ihre taten mit der armut und sozialer benachteilgung zu rechtfertigen usw.; die wirklichkeit zeigte allerdings, dass alles dies irrtum war.


>> genau diese panikmache ist doch das gefährliche,

damit muss langsam aufgehört werden. das gefährliche ist nicht die "panikmache" sondern der islamismus !

neben dem imageschaden in deutschland/europa, geht es mir in erster linie darum, dass länder, wo die islamisten aktiv sind, in blutvergiessen, horror und bürgerkriege gestürzt werden oder davon bedroht werden. das ist extrem wichtig.


>> ist das, womit sich muslime derzeit immer konfrontieren lassen müssen.

ich ziehe es vor, mich in deutschland und europa mit diesem problem auseinaderzustezen als opfer eines verblendeten kamikaze wie in casablanca am 16 may 2003 oder in madrid am 11 märz 2004 zu werden.

was du allerdings hier ansprichst ist eine ernste angelegenheit und die muslime bzw. alle bürger, die arabo-islamischer herkunft sind, müssen es erleiden, glaubten sie an allah oder nicht.

für die muslime ist es ein problem, mit dem sie sich nun auseinandersetzen müssen und der richtige weg ist nicht opfer zu spielen und zu lamentieren, sondern aktiv zu werden, position zu beziehen, allen voran gegen die islamisten und terroristen, die eigenen reihen zu bereinigen und den islam von der der politik und der ideologie zu befreien. die moscheen müssen gebetstätte wieder werden und nicht mehr als estraden den totalitaristen und extremisten zur verfügung stehen.

welche handlungswege den nicht (praktizierenden) muslimen arabo-islamischer herkunft - ausser sich zu distanzieren und zu hoffen - noch bleiben, ist mir im moment unklar.


gruss
jm

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34477
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Hallo zusammen,

Wenn man von Islamismus global spricht sollte man folgendes unterscheiden:
die politische Gesinnung, deren langfristiges Ziel die Einführung einer islamischen Gesellschaft quasi als Regelfall ist, die jedoch "Menschenleben als Opfer" nicht als erlaubt ansieht. Die offene Forderung z.B. nach Einführung der Scharia ist nicht opportun, da man realistisch von diesem Ziel Generationen entfernt dasteht.

Auf der anderen Seite steht eine politische Gesinnung, deren Zielhorizont kürzer greift und die massenhafte Gewalt gegen Menschen als legitimes Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele ansieht. Diese Gesinnung ist nicht zwingend mit dem Islam verbunden, völkerrechtliche Verbrechen gab es in den letzten Jahren auch aus Machtgier, Geldgier oder Haß.

Welche Handlungswege heute richtig sind, muss jeder für sich entscheiden, für mich spricht vieles für die Vorschläge von jm: "aktiv werden, Position beziehen"

Viele Grüße

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34478
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Der Tenor ist wohl "aktiv werden" und "Position beziehen". Das tun wir doch, ich meine zumindest die Leute in meinem Umfeld tun dies, obwohl man der Rechtfertigung manchmal müde ist. Leider sind die Muslime (der/die null-acht-fünfzehn Mann/Frau, die ihre Religion friedlich in ihrem Umfeld leben und keine politische oder gar salatsfeindliche Ansichten oder Ziele verfolgen) sehr schlecht organisiert und zudem haben diese im Gegensatz zu anderen Glaubensgemeinschaften keine Lobby. Nicht zuletzt sind sie schlecht organisiert, weil es keine Einheit unter dem Banner des Islams gibt. Die Strömungen und Völker sind vielfältig und entsprechend sind auch die Moscheen oder die islamischen Vereine organisiert oder nicht organisiert. Jede Nationalität hat ihre eigene Moschee (türkische, bosnische, marokkanische, pakistanische). In Aachen habe ich es sogar erlebt, dass die Marokkaner aus Ouajda/Berkan/Bou3arfa ihre eigene Moschee gegründet haben, weil diese nichts mit den Marokkanern aus dem Süden zu tun haben wollten (was vollkommen am islamischen Gedanken vorbei ist). Wenn wir vom Aufstand der Muslime reden, müssen wir bedenken das leider der Gedanke der islamischen Umma nicht wirklich gelebt wird, daher fehlt auch das so notwendige Zeichen aller oder meisten Muslime und die vereinzelten Bemühungen gehen einfach unter. In diesem Fall gibt es leider im Islam keine konzentrierte Kirche oder Organisation, die z. B. im Namen aller Katholiken Stellung bezieht und zu Aktionen aufruft.
Eine große wirksame Kampagne der muslimischen Umma in Deutschland oder in Europa tut wirklich Not, aber wer oder welche Vereinigung soll diese Kampagne initiieren und kontinuierlich durchsetzten? Wie gesagt ich würde mich freuen, wenn alle Muslime sich auf die Basis konzentrieren und die friedlichen Grundlagen des Glauben gemeinsam in der Öffentlichkeit deutlich machen.

Der Zentralrat der Muslime hat nachfolgendes veröffentlicht, und meiner Meinung nach wird dies von der Mehrheit der Muslime bestätigt.

Gemeinsame Stellungnahme des Islamrats und des Zentralrats zu den aktuellen Geschehnissen in Madrid

Der erneute Versuch einer Terrortat in Spanien erfüllt uns mit Abscheu für solche Terrorakte und zugleich mit großer Sorge um den Frieden in der Welt und in Europa.
Wir nehmen dies zum Anlass, unsere grundsätzliche Haltung gegen Terror und Gewalt, die wir eindeutig nach dem 11. September 2001 und dem 11. März 2004 geäußert haben, ein weiteres Mal in aller Deutlichkeit kundzutun.

Wir verurteilen jede Art von Terrorismus und sehen darin sowohl einen abgrundtiefen Verfall aller Maßstäbe der Menschlichkeit und der Vernunft als auch einen Widerspruch zu den Lehren aller Offenbarungsreligionen.

Dass auch Muslime hinter terroristischen Gräueltaten stecken und sich dabei auf den Islam berufen, macht uns mehrfach betroffen:
Ihr Verbrechen an Unschuldigen versetzt die Muslime - wie alle anderen Menschen auch - in Schock und Trauer...
Ihren blinden Taten fallen wahllos Christen, Juden und Muslime; Frauen und Männer; Greise und Kinder zum Opfer.

Wer immer solche blutigen Taten verübt, findet im Islam keine Rechtfertigung. Der Islam verbietet Mord, Geiselnahme, Anarchie und Terror.

Wer solche Verbrechen duldet, gutheißt oder gar deckt, macht sich der Mittäterschaft schuldig. Für solche Täter oder Mittäter wird es in unseren Gemeinden kein Verständnis, keinen Platz und keine Unterstützung geben. Gegen den Missbrauch unserer Religion lehnen wir uns auf und distanzieren uns von den Verbrechern.

Eschweiler/Bonn, 5. April 2004


Immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen.
(Mark Twain)
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34479
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liebe cyndirella,

der rechtfertigung müde zu sein, scheint mir in anbertracht der lage wohl ein luxus- wenn nicht das falsche problem zu sein. damit kann man die unzähligen opfer in madrid, casablanca, algerien oder afgahnistan nicht trösten und die gesellschaften in den arabo-islamischen ländern vor horror und terror nicht bewahren.

es gibt einen wichtigen geredazu zentralen weg, wie man eingermassen daraus kommt: den islam endlich und endgültig wieder als religion etablieren und von politik und ideologie befreien. solange dies in den köpfen der leute nicht geschieht, wird sich wenig ändern.

auch europa muss mit seiner duldung von islamisten aufhören und zumindestens die, die keine europäischen pässe unter ihnen besitzen, abschieben. diese extrem wirksame massnahme wird von europa nicht eingesetzt. es ist erschreckend erstaunlich, welche freiheiten sie auf europäischem boden geniessen !


jm

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34480
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"... es ist erschreckend erstaunlich, welche freiheiten sie auf europäischem boden geniessen!"

Islam kennt "Freiheit" nicht, ist dort nicht definiert. Deshalb kann man dem Islam den Mißbrauch der Freiheit nicht vorwerfen! Ähnlich einem Kind/Jugendlichen, das "Ordnung" nicht sieht, nicht sehen kann! Ein Skeanhead (ein verwahrlostes Kind Gottes), findet diese Ordnung nicht, von der immer die Rede ist, von der die sog. "Erwachsenen" immer reden!

Islam wird nie "erwachsen", weil Totalitarismus lediglich "steckenbleiben" in einer kindlichen* Entwicklungsstufe bedeutet, und eine Weiterentwicklung verweigert, "Werden" verweigert. Islam kann sich nicht weiterentwickeln, weil es nichts "Gelebtes" (im Sinne des Guten) "nachzuleben" gibt!

*Als kindliche Entwicklungsstufe zur entwicklungsspezifischen "Zeit" aber ganz normal ist!

Diejenigen "Islamisten", die "Oberwasser" (entsprech. soziale Schichten) haben, werden wahrlich alles daran setzen, so viele Millionen (hunderte...) wie nur möglich "Dümmlinge" heranzuzüchten, die den Boden küssen, sie hörig und untertan halten, um dort und da einen kleinen Abszeß (Inferno) aufbrechen lassen zu können.

Ein Inferno im WTC oder Casa oder Madrid oder ..., löst keinen Zacken irgend eines Geigerzählers aus, verändert die Todesfallstatistik weder regional, geschweige denn national, und international überhaupt zero!

Der einzig Betroffene ist der/die Muslime selbst, der/die das eigene Leben verweigert. AvP.

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34481
22/04/04 05:43 PM
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Nasim Offline
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hi spaetzle ,

-------------
Spaetzle :"Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen ?"
-----------

natürlich bei unsern brüdern Sunniten in Falluja city Iraq !

Allah hilft alle unseren anständigen muslimische Geschwestern in der islamiche welt in ihre Aufstand gegen der KoffarsBesatzung

Amin ;-)


i love you Roma
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34482
05/09/04 12:06 PM
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Hallo, alle miteinander!

Ein Artikel aus dem Online-Spiegel über Reaktionen zum Geiseldrama in Beslan:


Arabische Medien rechnen mit muslimischen Terroristen ab

Anna

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34483
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Ähnlich Aussagen, wie jetzt die moslemischen Medien verbreiten, hatten wir vor einiger Zeit hier im Forum. Die Verfasser dieser Aussagen wurden daraufhin als islamfeindlich angegriffen.
Ich könnte mir vorstellen, daß diese Medien jetzt enormen Angriffen radikaler Glaubensfanatiker ausgesetzt sind.
Was ich in Marokko ein wenig feststelle ist, daß sich junge Leute nach dem vielen "moslemischen Terror" damit beschäftigen, daß ihre Vorfahren auch mit "Blut und Schwert" zu Moslems gemacht wurden und daß sie ursprünglich eine ganz andere Religion hatten....
"Back to the root´s?"


Beste Grüße
Thomas

In Marokko ist alles möglich nur nichts schnell.
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34484
06/09/04 10:25 AM
06/09/04 10:25 AM
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Hier eine Stellungnahme von Frauen:

"91.8. Und bei der Seele und ihrer Vollendung -
9. Er gewährte ihr den Sinn für das, was für sie
unrecht und was für sie recht ist.
10. Wahrlich, wer sie lauterer werden läßt, der
wird Erfolg haben,
11. Und wer sie in Verderbnis hinabsinken läßt,
der wird zuschanden.
(Qur'an Sure 91, die Sonne)

Wir verurteilen die jüngsten Terrorakte von Madrid. Ebenfalls verurteilen wir die außerrechtliche Tötung von Scheich Yassin, als einen Akt des Staatsterrorismus.
Wir verurteilen jede Form des Terrorismus, egal ob von Einzelpersonen, Gruppen oder Staaten.
Wir wenden uns gegen jede Instrumentalisierung von Religion.
Wir müssen uns noch mehr als bisher Gedanken machen über neue Wege und Initiativen zur Gewaltüberwindung und zur Friedenserziehung.
Es gilt der Gewalt den Boden zu entziehen.

Wir finden Gerechtigkeit nicht in und durch die Anwendung von Rache und blindem Hass.
Gerechtigkeit und Frieden liegen jenseits der Mauern und Gräben die durch die heutige Gewaltspirale immer mehr vertieft und verstärkt wird.
Wir müssen nach gemeinsamen Wegen zur Überwindung der Gewaltspirale suchen.
Wir müssen Wege finden, dass Ängste, Wut und Hass uns nicht blind werden lassen, so dass wir abkommen von den Wegen der Menschlichkeit und somit Stück für Stück verlieren, was uns zu Menschen macht.
Wir müssen ohne Ausnahme alle Aktionen verurteilen, gleich von wem und wo, die nichts anderes mehren als Leid, Tod, Ungerechtigkeit, Hass und damit die Gewaltspirale zu einem immer größeren Monster heranwachsen lassen, dass alles an zivilisatorischen Werten aus der Geschichte der Völker vernichtet.
Die Alternative ist nicht Rache mit den Mitteln der Vernichtung durch Unterdrückung und Mord oder Rache durch Vernichtung und Unterdrückung.
In dieser Gewaltspirale, die wie ein Wirbelsturm, immer mehr Länder der Welt und die Herzen und Hirne der Menschen überzieht, gibt es keine Sieger und gab es noch nie Sieger.
Alle geistigen, kulturellen und ethischen Werte und Potenziale müssen gebündelt werden um Gewalt und ihre Ursachen wirksam zu bekämpfen.

"Ich bin Leben das Leben will, inmitten von Leben das leben will."
Albert Schweitzer

Wir widersprechen entschieden jeder Idee, mit der Menschen heute versucht wird einzureden, dass das Leben zu verdammen sei und der Tod ein erstrebenswertes Ziel. Genauso entschieden sprechen wir gegen alle Versuche in unserer heutigen Zeit jegliche Art von Krieg zu legitimieren. Das Leben ist lebenswert und das Ziel ist die Steigerung des Wertes des Lebens und der Schutz und die Bewahrung des Lebens für das ewige Leben. Unser ewiges Leben fängt im hier und heute an und die Frage ist nicht Leben oder Tod, sondern wie sollen und können wir leben und wie können wir Miteinander leben?


Das Ziel ist nicht der Tod, sondern die Überwindung des Todes - auch nicht seine Verdrängung. Um hier und heute für das ewige Leben zu leben, müssen wir das Leben, lieben, ehren, schützen und bewahren und seinen Wert steigern in dem wir gemeinsam Gerechtigkeit und Liebe verwirklichen.

"Auge um Auge - und die ganze Welt wird blind sein"
Mahatma Gandhi

Liebe und Gerechtigkeit verleihen unserem Leben ihren eigentlichen Wert. Liebe und Gerechtigkeit lassen sich nur im Frieden vervollkommnen - der Friede ist bereits ein Teil davon: ihre Notwendigkeit, Voraussetzung und Bedingung.
Jede Verbesserung des Lebens, jede Möglichkeit zum Leben überhaupt, die sich heute Menschen auf der Welt wünschen, wird nicht mehr erreicht durch Gewalt, Terror und Krieg.
Vernichtung schafft Vernichtung. Leben - unser gemeinsames Leben - braucht die Bewahrung des Lebens, braucht eine Kultur und einen Geist des Lebens und eine Sprache des Lebens. Und wir brauchen den Wechsel vom Nebeneinander - Leben zum Miteinander - Leben.

Eine der Arten Gott zu loben und zu preisen, bedeutet seine Schöpfung, von der wir Teil sind, zu bewahren, zu schützen und durch unsere Liebe und Gerechtigkeit als Menschen zu veredeln.
Wir haben uns selbst versprochen und dazu verpflichtet, uns in Zukunft in neuen Diskussionen und Initiativen konzentrierter damit zu befassen.
Entschieden fordern wir von der deutschen Regierung und allen europäischen Regierungen mit politischem Nachdruck auch Israel zur Respektierung des Völkerrechts zu zwingen.

Z.Hassani
Frauen Ahlulbayt (a.s.) Deutschland
FADAK e.V."

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34485
06/09/04 10:31 AM
06/09/04 10:31 AM
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Interessanter Kommentar zum Thema:

"04.09.2004:
Kommentar: Es fehlen die Instrumente
Nur auf Grundlage der eigenen Begrifflichkeit können Muslime sich sinnvoll vom Terrorismus "distanzieren". Von Sulaiman Wilms, Berlin

Der Übergang zwischen August und September - eine Art negativer „Islam-Woche“ - hatte in ihrer Häufung dramatischer und erschütternder Ereignisse - Terror in Russland, Entführungen im Irak und neue Selbstmordattentate in Israel - nicht nur eine bestimmende Wirkung auf die internationale Welt, sondern auch Einfluss auf die Debatte um den Islam in Deutschland. Neben getragenen Kommentaren und den zu erwartenden Stellungnahmen der diversen Experten, kristallierte sich auch, wie zu erwarten war, die ritualisierte Forderung an die hier lebenden Muslime, sie mögen sich doch „distanzieren“ und gegen den Terror Stellung beziehen.

Das Spektrum dieser Forderungen reichte von der verständlichen Hoffnung auf Solidarität mit den Opfern von Terror bis hin zu dem durchschaubaren Versuch, sämtliche Muslime haftbar zu machen und den Islam unisono zu diskreditieren.

Natürlich reicht in diesem Fall der - einfache - Verweis auf die vermeintlichen oder wirklichen „Missetaten“ der eingebildeten Gegenseite keinesfalls aus. Die Forderung nach Distanzierung, nicht nur einmal gestellt, läuft mittlerweile nach einem eingespielten Schema ab: Irgendwo ereignet sich ein dramatischer Akt des Terrors, worauf die muslimischen Verbände voll moralischer Rechtfertigung aufgefordert werden, sich doch zu "distanzieren". Dabei wird sehr gerne vergessen, dass die Forderung an Muslime, sich von grauenhaften Ereignissen inhaltlich zu distanzieren, auch an die ihnen mögliche Öffentlichkeit gebunden ist.

Hier tritt nun die Paradoxie des Verhältnisses zwischen medialer Öffentlichkeit und den hier lebenden Muslimen vollends zu Tage. Wer sinnvolle und eine deutliche Ablehnung des Terrors will, die nicht nur moralischer und rhetorischer Natur ist, sondern sich auf islamisch rechtliche bindende Substanz gründet, also unabhängig von politischer Verortung ist, der muss Muslimen einen herrschaftsfreien Diskurs bieten. Vor allem muss es möglich sein, eine islamische begründete Begrifflichkeit zu benutzen.

Denn nur auf Grundlage eines authentischen Verständnisses islamischer Offenbarung kann eine eigene, den Terror ablehnende Position begründet werden. Aber solange jede eigentlich islamische Position aus dem öffentlichen Raum verbannt, kann auch keine wirkliche „Distanzierung“ gelingen und es bleiben „Lippenbekenntnisse“.

Wenn es Muslimen möglich ist, verdachtsfrei auf qur'anischer Basis zu argumentieren, können diese deutlich machen, dass die erschreckenden Ereignisse im Kern nichts mit der muslimischen Lebensweise zu tun haben und auch die absolute Mehrheit der hier lebenden Muslime nicht repräsentieren."

Quelle: "Islamische Zeitung" vom 04.09.04

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34486
06/09/04 12:06 PM
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Stimme ich vollkommen damit überein !

Viele Grüße, Ulla


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"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais
Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34487
06/09/04 01:59 PM
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So viele und so schön formulierte Sätze, fast (zu) edle Worte...! Wohl auch uralt, oder?

Wann wird mit der Umsetzung begonnen? AvP.

Re: Wo bleibt der Aufstand der anständigen Muslimen #34488
06/09/04 02:37 PM
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Anton in Austria, warum so negativ ? Nein, nicht uralt, sondern jüngste, frische Entwicklungen !

Gruß, Ulla


Viele Grüße, Ulla

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