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angst? #3437
01/06/02 08:30 PM
01/06/02 08:30 PM
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Jocim Offline OP
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kann es sein, dass der tourismus in marokko langsam in eine krise kommt? durch die ereignisse des letzten halben jahres überlegen sich sicher viele, wohin sie in diesem jahr fahren sollen.

türkei, spanien? oder tunesien, marokko? ich schätze einmal, dass sich die mehrzahl für - türkei, spanien - entscheiden wird. was kann marokko tun, um das ruder zu wenden?

ich denke, dass ist sehr schwierig. denn die potentiellen urlauber unterscheiden nicht. ich gehe sogar so weit zu sagen, dass der durchschnittliche urlauber in europa überhaupt nicht unterscheiden kann zwischen israel, palästina, ägypten, tunesien und marokko! für den urlauber, der auf urlaub hofft, ist das eine region, die unruhig ist. kein urlauber mag unruhe! ich sage noch mehr: einen urlaub in tunesien, ägypten oder marokko zu buchen, ist für den durchschnittlichen urlauber (hört sich komisch an! ich weiss! ich meine das aber nicht wertend, sondern statistisch!) ein schritt in die unsicherheit. im urlaub soll doch alles so sein, wie zu hause - nur besser!

die wenigsten urlauber möchten im urlaub mit konflikten konfrontiert werden, von denen sie zu hause die nase voll haben!

was kann marokko tun, um seinen tourismus in ruhiges fahrwasser zu bringen? nun sage mir keiner, wie schon einmal geschehen, marokko braucht den tourismus nicht.das wäre eine trotzhaltung! ich sehe auch, dass das meiste geld aus dem tourismus doch wieder bei thomas cook landet, oder wem auch immer, also europäischen firmen die taschen füllt. dennoch kann marokko, - mit ehrgeizigen touristischen zielen - nicht auf die touristen verzichten!

josef hat es hier vor einigen tagen im forum gesagt: die tendenz in marokko ist der isolierte, von land und leuten getrennte tourist. wer die hotels in der türkei und ägypten (hugarda) kennt, weiss, welche horrorvision josef da an die wand gemalt hat!

hermetisch gegen die bevölkerung verriegelte all-inclusive-hotels? ist das der weg für marokko?

ich denke, so geht es nicht. aber ich höre immer mehr leute sagen: wir fahren nach marokko, na, klar. wir geniessen das preis-leistungsverhältnis, aber ansonsten gehen wir auf distanz zu den menschen in marokko. aber, das kann es doch auch nicht sein!

ein recht ratloser

Jocim

Re: angst? #3438
02/06/02 12:46 AM
02/06/02 12:46 AM
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marie Offline
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Hallo Jocim,
ich kann jetzt keine Statistik anführen, sage aber mal was ich denke. im Sommer wird Agadir nicht so häufig von dt. Flughäfen aus angeflogen. Agadir ist zwar tourist. ein Ganzjahresziel, aber wird von dern Reisebüros eher favorisiert im Winter angeboten. Das Klima /Wetter ist zwar auch im Sommer sehr gut und entgegen der landläufigen Meinung ist es in der Türkei/ Griechenland eher zu heiß als in der Umgebung von Agadir. Aber, im Sommer will man ja auch die Betten auf griechischen und spanischen Inseln füllen, das darf nicht vergessen werden. Preis-Leistungsverhältnis: der Flug allein ist einfach schon ein bisschen weiter und damit teurer als z.B. Mallorca. Für Tunesien gilt das gleiche, kurzer Flug und viele Schnäppchenpreise.
Ich glaube nicht, dass sehr viel Leute Angst haben nach MA zu fahren, wegen des Terrorakts im Sep. oder wegen Palästina.
Türkei, Tunesien (vermutlich trotz Djerba-attentat), Bulgarien, im Sommer auch warm. Meiner Meinung nach ist im So einfach auch die Konkurrenz größer und MA wirbt ja auch nicht sonderlich, wie etwa die Türkei.
Mir persönlich ist jetzt auch schon sehr häufig begegnet, dass MA den Ruf hat: Durchfall, schlechtes Essen! hab das Gefühl, dass hier mal das Image aufpoliert werden müsste.
Marie

Re: angst? #3439
02/06/02 11:24 PM
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Thomas Friedrich Offline
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Hallo Jocim,

leider ist es so, daß die allermeisten Touristen sich im Reisebüro und in schöngedruckten Katalogen ein Urlaubsziel aussuchen, welches sich dann anhand der Verhaltensweise im Gastland kaum von den letzten. bzw. nächsten Zielen unterscheiden wird. Wichtig und interessant scheinen nur Hotel, Wetter und Preise zu sein. Ob das ganze dann in Tunesien, Marokko, Gran Canaria oder sonstwo ist, scheint nachrangig zu sein. Dann sind da noch die Reiseveranstalter, die gleich raten: Von keinem Einheimischen ansprechen lassen, nur in die von uns empfohlenen Geschäfte kaufen gehen, am besten in der Umgebung der Touristenzonen bleiben, weil es sonst gefährlich werden könnte u.s.w..So sitzt man dann da in Agadir, der am wenigsten typisch marokannischen Stadt im ganzen Land, unterhält sich bei Weißbier und Bratwurst mit anderen deutschen Touristen übers Wetter.
Nach drei Wochen Agadir fliegt man dann zurück ohne aber wirklich einmal in Marokko gewesen zu sein. Marokko, das wird ohnehin nur erwähnt, wenn es bei den Nachbarn heißt "Wir waren in Marokko". Gesehen vom land haben die allermeisten kaum was und genau das wollen sie entweder auch gar nicht oder sie sind so unbeholfen, wenn sie einmal aus Deutschland herauskommen, daß sie gar nicht wissen, wie man ein Land entdecken und kennenlernen kann. Ja viele müssen erst lernen, wie man sich in einem anderen Land verhält. Das was eigendlich aus natürlichen Instinkten und logischen Überlegungen heraus kein Problem sein dürfte, muß mit Hilfe von Büchern oder Gesprächen erlernt werden. Ich vergleiche diese Menschen immer mit Stallhasen, die man vor ihren Käfig auf die Wiese gesetzt hat. Ein richtiges Wildkaninchen würde diese Gelegenheit wahrnehmen, ein paar Haken schlagen, davon laufen und sich wohl fühlen. Stallhasen aber bleiben auf der Stelle hocken, stecken die Nase in die Luft und richen etwas herum, dann hopeln sie einen unsichern Schritt nach dem anderen, bleiben nach einem halben Meter wieder stehen, schauen verängstigt in die Gegend und wissen überhaupt nicht, wie sie sich zu verhalten haben. Noch nicht einmal das saftige Gras unter ihnen können sie fressen, weil sie gleich danach Durchfall bekommen würden. Was für ein elendiges Leben!
Zurück zu den Zweibeinern:
Nein sie wollen es nicht anders, weil sie es nicht kennen und können würden. Ureigene Fähigkeiten sind in der Welt in der sie in Deutschland leben, verkümmert.
Ich möchte an eine Begegnung erinnern, die ich vor etwa zwei Jahren auf einem Flug von Düsseldorf nach Agadir hatte: Ein Ehepaar, etwa Mitte dreißig saß vor mir. Während dem Flug unterhielten wir uns und ich erzählte über meine Tätigkeiten in Marokko. Etwa zwei Stunden lang hörten sie mir interessiert zu.
Der Mann war sehr begeistert von meinen Erlebnissen und fand das alles recht toll. dann meinte er: "Wir fliegen ja leider nur bis nach Agadir. Wie weit ist es denn noch von Agadir bis nach Marokko?")))
Dies sagt wohl viel über die Art von Touristen aus, über die wir hier reden. Einen weitern Kommentar möchte ich mir ersparen.
Diese Art von Touristen treffen wir leider auch kaum hier im Board an, sondern vielmehr unter den Sonderangebotsschildern in den Reisebüros.

Thomas
http://www.emarokko.net/thomas


Beste Grüße
Thomas

In Marokko ist alles möglich nur nichts schnell.
Re: angst? #3440
03/06/02 11:10 AM
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Jocim Offline OP
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hallo thomas, das erinnert mich an eine geschichte, die mir einmal jemand erzählte. er war mit seiner frau im urlaub in spanien. als sie am strand lagen, fragte seine frau ganz harmlos: "wie weit ist es eigentlich bis zur russischen grenze?"

das ist kein witz! diese geschichte illustriert aber, mit welchem backround viele leute verreisen.

und die ziele sind ja völlig austauschbar geworden. in hugarda am roten meer steht hotel an hotel, eines grösser als das andere. wenn du nach hinten raussiehst, hast du das rote meer vor augen, wenn du nach vorn raussiehst, die wüste. in der türkei ist es ähnlich, nur ohne wüste! das ist gewollt: die touristen sollen in abhängigkeit ihrer hotels sein, möglichst nichts ausserhalb verzehren (in der türkei wurden ja schon einmal taschenkontrollen in den hotels vorgenommen, was dann wieder untersagt wurde!)

wenn das die perspektive auch für marokko ist, - und es sieht ja ganz danach aus - dann verliert dieses land für den touristen jeden charme und jeden reiz! vor allem aber jede individualität!

diese hotel-ghettos können auch nicht antwort sein auf die verunsicherung von touristen. zum schluss sitzen die, bewacht, in ihren hotelburgen und sehen, aus sicherer entfernung den einheimischen zu. dann wird aus dem tourismus ein ausflug in den zoo! warum dann nicht gleich disney-land buchen? da weiss man wenigstens, dass alles fiktion und pappe ist.

und disney-land hat noch einen grossen vorteil: man kann dort im american-hofbräuhaus "würstel mit sauerkraut" bestellen.

na, ja! in agadir habe ich entsprechende hinweise auch schon gelesen. gott sei dank noch sehr vereinzelt.

ach! wie wärs mit einem "ballermann" am strand von agadir? der ist doch gross genug, damit deutsche da ihr "wettsaufen" veranstalten können.

aber, im ernst: marokko muss gerade die alternative herausstellen, wenn es als ziel für touristen wirbt.

zb. reise ich als "alleinreisender" nicht mehr nach italien oder spanien! warum nicht? weil ich jeden abend den alltäglichen horror erlebte, am katzentisch neben der küche placiert zu werden. das ist mir in marokoo noch nie passiert. in den hotels, in den ich war, wurde ich nie als gast "zweiter klasse" behandelt.

hoffentlich bleibt das so. dies ist - neben anderem - ein grosser pluspunkt im tourismus marokkos. es wird noch rücksicht auf individualität gelegt. die touristen werden als "menschen" gesehen und nicht als eine "ware".

Jocim

Re: angst? #3441
06/06/02 02:31 PM
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sk8er3 Offline
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Hallo zusammen!
Die jüngsten entwicklungen in tunesien, wo nach bombendrohungen in port el kantaoui am 3.6. von der TUI mehrere hundert touristen umquartiert wurden, einige den urlaub abbrachen und das betreffende Hotel Bellevue Park zusätzlich (vorübergehend?) komplett geschlossen wurde, zeigen wie aktuell die von jocim aufgeworfene diskussion ist.

Nachstehend ein in meinen augen sehr interessanter beitrag zum thema tourismus und seine auswirkungen.

Allen interessierten sei der link am ende meines beitrages zu einem forum speziell zu diesem thema sehr empfohlen.

Schrumpfende Ferne - expandierender Tourismus

Kritische Einführung in den 3.Welt Tourismus
von Tina Goethe
"Zu den größten Kämpfen des Menschen, gut/böse, Vernunft/Unvernunft etc., gehört auch dieser gewaltige Konflikt zwischen der Phantasie der Heimat und der Phantasie der Ferne, der Traum von den Wurzeln und der Fata Morgana der Reise."
Salman Rushdie, 1999
Doch die Ferne schrumpft. Was früher weit und ohne Begrenzung schien, wirkt nun klein und bekannt, spätestens seit auf dem Fernsehschirm zu sehen ist, wie winzig unsere Welt als blauer Planet in der schwarzen Unendlichkeit schwimmt. Erst recht seit es für jedermann und jedefrau technisch möglich und vor allem finanziell erschwinglich ist, im Reisebüro eine Reise an egal welchen Flecken dieser Erde zu buchen. Mit dem Flugzeug relativieren sich alle Distanzen. Im Tourismus lässt sich das Phänomen der Globalisierung persönlich am intensivsten erfahren.
Der alljährliche Exodus - auf der Suche nach dem Paradies
Von diesen Möglichkeiten machen jedes Jahr mehr Menschen aus den Industrieländern (1) Gebrauch. Gesucht wird neben Erholung und Tapetenwechsel, Freiheit, Glück und Abenteuer. In Massen begeben wir uns auf die Reise ins imaginierte Paradies, wie es uns in Katalogen, Reiseführern und Dia-Shows in verschiedenen Ausführungen als Auswahl á la carte versprochen wird. 625 Millionen TouristInnen waren 1998 grenzüberschreitend unterwegs, 10 Jahre vorher waren es noch 200 Millionen weniger (2). In Deutschland unternehmen rund 2/3 der Bevölkerung (49 Millionen Menschen) pro Jahr insgesamt 64,8 Millionen Urlaubsreisen und geben dafür 69 Milliarden Mark aus - fast doppelt soviel wie 10 Jahre zuvor (3). Dieser touristische Vollrausch teilt die Welt in Gesellschaften, die Urlaub kaufen, und solche, die ihn verkaufen bzw. die Kulisse dafür bieten. Die Aufteilung verläuft entlang einer nicht nur durch Sonnenwärme definierten Nord-Süd-Grenze, die sich ständig verschiebt. Noch liegen die klassischen Urlaubsländer in Europa und die USA an der Spitze der Top Ten touristischer Destinationen - sowohl bezüglich der Anzahl internationaler Ankünfte, als auch - und vor allem - bei den Einnahmen(4). Dennoch läßt sich bei den Destinationen deutlich eine Trendwende in den letzten Jahren ausmachen. Der Anteil von Drittwelt-Ländern am internationalen Reisemarkt ist seit 1970 von 10% auf knapp 30% gestiegen. Fuhren die Deutschen in den 60er und 70er Jahren noch vornehmlich in die Mittelmeerländer, reizen heute fernere Ziele: statt Griechenland Thailand oder Indonesien, statt Spanien die Karibik oder Südamerika. Bestes Beispiel ist die Dominikanische Republik, die dieses Jahr als "Mallorca der Karibik" zu Spottpreisen auf dem Markt gehandelt wurde, während die Balearen ihrerseits versuchen, ihr Billig- und Ballermann Image aufzupolieren.
Mit Tourismus läßt sich viel Geld verdienen. Nicht zufällig wird er als einer der weltweit wichtigsten Wirtschaftssektoren mit den sichersten Wachstumsraten gehandelt. Kein Wunder also, dass auch viele Länder der Dritten Welt nach wie vor hoffen, durch Tourismus die wirtschaftliche Entwicklung anzukurbeln. Die World Tourism Organisation (WTO) verkündete im November 1998 auf einer Konferenz in Zimbabwe, wie Tourismus im Kampf gegen die Armut Erfolge erzielen könnte. Angola als eines der ärmsten Länder Afrikas nimmt sich vor, Tourismus mit auf die Prioritätenliste des nationalen Wirtschaftsprogramms zu setzen.(5) Doch der Euphorie, das für den Urlaub ausgegebene Geld leiste einen wichtigen Beitrag zur Beseitigung der Armut, bringe notwendige Devisen und schaffe Arbeitsplätze, stehen ernüchternde Erfahrungen gegenüber. Auch die Entwicklungszusammenarbeit der 60er Jahre war der Vision erlegen, die massenhaft Reisenden würden ihre jährliche "Spende" quasi persönlich bei den Armen abliefern. Zwischenzeitlich wurde das Image des und der FerntouristIn (zu Recht) massiv angekratzt. Die durch das jährliche Fernweh verursachten Probleme, vor allem in den Entwicklungsländern, werden mittlerweile selbst von der Tourismusindustrie kaum noch geleugnet.
Wer profitiert im Geschäft mit den "Paradiesen"?
Die Weltbank als tonangebende Entwicklungsorganisationen, nationale Tourismus-Ministerien und VertreterInnen der Tourismusindustrie argumentieren nach wie vor, dass Tourismus für viele arme Länder eine der wenigen Möglichkeiten darstellt, um an Devisen zu kommen und Anschluß an den Weltmarkt zu finden. Als arbeitsintensive Industrie, die vergleichsweise wenig Investitionskapital benötigt, scheint sie den Ausgangsbedingungen in Entwicklungsländern gut angepaßt zu sein. Gerade die gefragten Ressourcen, wie "unberührte" Natur und Kultur, scheint es in diesen Ländern (noch) zur Genüge zu geben. Sie lassen sich hervorragend vermarkten, da sie der - ebenso gnadenlos vermarkteten - Paradiessehnsucht zivilisationsmüder EuropäerInnen entsprechen. Zudem kosten Sonne, Strand und Exotik die Tourismusindustrie nichts und Arbeitskräfte sind billig.
Doch der Tourismus ist für die Zielländer bei weitem nicht so profitabel, wie die enormen Ausgaben der Reisenden für ihre Ferien vermuten lassen. Mehr als die Hälfte der Reiseausgaben werden für Flugkosten, Veranstalterprovision, Ausrüstung, Gewinne und Versicherungen usw. ausgegeben und bleiben damit im Herkunftsland der TouristInnen. Auch Rucksackreisende geben einen Großteil ihres Budgets im eigenen Land aus - "alternative" Ausrüstung wie Zelt, Schlafsack, Wanderschuhe und der obligatorische Rucksack sind inzwischen high-tech Produkte und ausgesprochen teuer.
Das, was schließlich im Urlaubsland selber ausgegeben wird, muß gegen Ausgaben für tourismusbedingte Importe (spezielle Lebensmittel, Klimaanlagen, Sportgeräte, Baumaterialien, Kläranlagen...), für Werbekampagnen und Investitionen in touristische Infrastruktur aufgerechnet werden. Diese Rechnung geht für die einzelnen Länder jeweils unterschiedlich auf: insbesondere kleine oder wenig industrialisierte Länder und Inseln verlieren zum Teil bis zu 80% der Deviseneinnahmen für Importe. Ein Großteil der Tourismuseinnahmen gelangt damit gar nicht erst in die lokale Wirtschaft. Besonders problematisch sind die "all-inclusive-Reisen", wie sie derzeit vor allem in der Dominikanischen Republik angeboten werden. Essen, Getränke und Unterhaltung gibt es innerhalb der Hotelanlagen und sind im voraus bei den Veranstaltern bezahlt. Im Umland wird von den TouristInnen kaum noch konsumiert, von ein paar Souvenirs vielleicht abgesehen. Zudem wird von den Hotels viel importiert, die einheimischen Betriebe haben kaum noch eine Chance. Im Mai diesen Jahres entschied die Regierung Gambias daher, "all-inclusive Angebote" in ihrem Land zu verbieten.(6)
Das Argument, der Ausbau der für den Tourismus notwendigen Infrastruktur (asphaltierte Straßen, Flughäfen...), würde auch der Bevölkerung zugute kommen und daher den Einsatz von Steuergeldern rechtfertigen, ist eine Frage der Priorität. Für die medizinische Versorgung der Bevölkerung hingegen, scheint oft nicht ausreichend Geld vorhanden zu sein. Zumal ist der tatsächlich Nutzen fraglich, wenn große, ausgebaute Straßen in fast ungewohnte Gebiete führen, wo sich die Nationalparks befinden.(7) Der Unterhalt von diesen ausschließlich touristisch genutzten Straßen und Flughäfen geht zu Lasten des Landes und seiner Bevölkerung und nicht der davon profitierenden Tourismusindustrie.
Die globale Schlacht um die billigsten Paradiese
Im Glauben an den Goldregen durch die Reiseindustrie haben viele Länder verstärkt in touristische Infrastruktur investiert. Entstanden sind touristische Monokulturen, gänzlich abhängig von den Trends und Moden auf dem globalen Markt. Immer mehr "Paradiese" werden auf den Markt geworfen, unterbieten sich gegenseitig im Preis. Gerade die Asienkrise machte deutlich, wie anfällig die Branche ist. Der Rückgang der Tourismusgeschäfte in Thailand beispielsweise ermöglichte es den internationalen Reiseveranstaltern, die Preise zu drücken, da lokale Anbieter aufgrund schlechter Auslastung der Hotels gezwungen waren, niedrige Preise zu akzeptieren. So war selbst eine Nacht in einem Luxushotel für unter 50 US$ zu haben.(8)
Vor allem Inselstaaten haben ganz auf die touristische Karte gesetzt - 87% des Bruttoinlandprodukts der Inseln Barbados und Antigua (im Vergleich dazu Spanien: 5.2%) stammen aus Tourismuseinkünften.(9) Sie unterliegen im besonderen Maß dem Diktat der internationalen Tourismuskonzerne, die zunehmend die verschiedenen Sektoren im Tourismus in sich vereinen. So arbeiten Hotelketten, Reiseveranstalter und Fluggesellschaften immer enger zusammen und fusionieren zu transnationalen Unternehmen. Kleinere Unternehmen haben in dieser Branche daher nur begrenzt Chancen und sind dem Druck der Großen ausgesetzt. Der Preiskampf untereinander ist gnadenlos, gespart wird wie immer am untersten Ende der Kette, bei den Löhnen für die Dienstleistenden vor Ort. Frauen sind da billiger als Männer (ihr Lohn liegt in Entwicklungsländern durchschnittlich ca. 30%, in Industrieländern ca. 20% niedriger), Kinder kosten fast nichts. Kein Wunder also, dass der Anteil der Kinderarbeit gerade im Tourismus besonders hoch ist (10). Andererseits wächst der Druck, die touristischen Destinationen an internationalen Standards auszurichten - westliche Reisende sollen sich überall wie zu Hause fühlen. Ferienziele werden dadurch immer austauschbarer und den UrlauberInnen wird es zunehmend gleichgültiger, in welches Land sie fahren - Hauptsache Wetter und Service stimmen.(11) Dass die Reisemotivation vieler TouristInnen sich eher aus dem "weg von" - raus aus dem Alltag - speist, als dem "hin zu", hatte der Gesellschaftskritiker Hans Magnus Enzensberger schon vor 40 Jahren konstatiert. Erwartungen der Nachfrage und Ausgestaltung des Angebots bestimmen sich auch im Tourismus gegenseitig. Das "Exotische" und das "Fremde" soll in möglichst verträglicher Form präsentiert werden. Hotels, Restaurants und Einkaufszentren werden an internationalen, also westlichen Standards ausgerichtet. Es kann dazu führen, dass wir nahezu überall auf der Welt das Gefühl haben, schon mal dagewesen zu sein.
Paradiesisch - für wen?
Tourismus in Entwicklungsländern schafft Arbeitsplätze, heißt es. Tatsächlich steht ein Heer von Dienstleistenden bereit, um für das Wohl der Reisenden zu sorgen. Zimmermädchen, Beachboys, Barmixer, Tourguides, Schuhputzer, SouvenirverkäuferInnen, Sexarbeiterinnen, FolkloretänzerInnen, Taxifahrer und viele mehr verdienen mehr schlecht als recht am Tourismus. Doch wieviel und unter welchen Bedingungen? Die zum Großteil schlecht bezahlten Jobs sind saisonal begrenzt und bieten nur selten arbeitsrechtliche Sicherheiten. An die höher qualifizierten Stellen kommen nur wenige der dort lebenden Menschen, da es um die Ausbildung im touristischen Bereich meist schlecht steht. Große, internationale Hotelketten bringen einen Teil ihrer Angestellten sogar selbst mit. Der Ausbau touristischer Infrastruktur, wie beispielsweise große Hotel- und Vergnügungsanlagen, macht vielerorts andere Arbeitsmöglichkeiten zunichte. So haben in Tansania ausländische Investoren ganze Strände in Beschlag genommen und den Fischern den Zugang zu den Gewässern verboten, von denen sie bisher lebten. (12) Auf den Philippinen sollen auf Reisfeldern Golfplätze angelegt werden. (13) Auch die Nachricht von der malaysischen Insel Redang, wo für den Bau eines komfortablen Landestegs und ein weiteres Tourist-Resort mit 150 Villen ein ganzes Dorf zwangsumgesiedelt wurde, ist bei weitem kein Einzelfall. (14) Andererseits ziehen touristische Regionen tatsächlich viele Arbeitssuchende an, oft länger, als das Arbeitsangebot reicht. Nicht immer geht die Rechnung vom einfach verdienten Geld auf und anderen Produktionssektoren wie der Landwirtschaft gehen Arbeitskräfte verloren.
Im touristischen Sektor werden koloniale (Dienst-)Verhältnisse wiederbelebt. Für ein geringes Trinkgeld hat die lokale Bevölkerung den weißen TouristInnen freundlich zu Diensten zu sein. Zwischen der Inanspruchnahme der Menschen und ihrer Lebensweisen als Kulisse und unbezahlte Fotomodelle und Sextourismus als krassestem Ausdruck dieses Ausbeutungsverhältnisses bestehen fließende Grenzen. Wer dient und wem gedient wird ist nicht zufällig - die Rollenzuteilung erfolgt entlang von Herrschaftsverhältnissen, die sich über Haut und Geschlecht definieren. So wurde ein in Deutschland studierender Kenianer, der eine Pauschalreise in sein Heimatland buchte, die ersten Tage in seinem Hotel schlichtweg ignoriert bzw. als Angestellter angesprochen. (15) Einer schwarzen Tansanierin, die sich in Sansibar aufhielt, wurde der Service in einer Hotelbar verweigert - Schwarze hätten in diesem Hotel (als Gäste wohlbemerkt) keinen Zutritt. (16)
Dort, wo der Zugang in die touristische Welt den Einheimischen nicht explizit verboten ist, ist er ihnen dennoch meist faktisch verwehrt, da die Preise verglichen mit dem landesüblichen Niveau horrend sind. Über die gesteigerte Nachfrage an Land, Lebensmitteln und anderem steigen die Preise jedoch auch außerhalb des direkten touristischen Umfeldes und die lokale Bevölkerung sieht sich mit einem stetigen Anstieg der Lebenshaltungskosten konfrontiert. In Gambia erhöhte sich der durchschnittliche Tageslohn von 1,55 US$ (1972) auf 2,85 US$ (1980), während sich im gleichen Zeitraum die Lebenshaltungskosten mehr als verdoppelten, so dass der Reallohn unter den Stand von 1972 sank. (17)
Was bleibt von den "Paradiesen"?
Die ökologischen Auswirkungen unserer Erholungsbedürfnisse sollten eigentlich aus Erfahrungen "vor der Haustür" längst bekannt sein. Teile der Mittelmeerküste und insbesondere der Alpenraum bieten traurige Beispiele. Was dort an Verbauung, Landschaftsvernutzung und -zerstörung inzwischen als bedauerliche Fakten hingenommen wird, wurde in vielen Ferienzielen in Entwicklungsländern wiederholt und steht anderen erst noch bevor. Neben dem einmaligen Eingriff in die Landschaft durch den Bau einer großen Hotel- und Vergnügungsanlage, der das Ökosystem gänzlich verändert, leiden Land, Luft und Bevölkerung kontinuierlich unter dem massiven Ressourcenverbrauch der TouristInnen. Insbesondere Golftourismus ist Wasser- und Landschaftsfresser Nummer 1. So entspricht der Fläche eines Golfplatzes ungefähr der von 40 Reisfeldern mit einer Jahresproduktion von 500 000 kg Reis. Das für die glattgemähten Spielwiese verbrauchte Wasser würde den täglichen Bedarf an Trinkwasser von 15 000 EinwohnerInnen in Manila decken oder 65 ha Ackerland bewässern. Aber auch Duschen, Swimming Pools und Wassertoiletten, die zur Grundausstattung auch der einfacheren Hotels gehören, verursachen in vielen Gebieten Wasserknappheit, die jedoch nur die lokale Bevölkerung im Haushalt oder in der Landwirtschaft zu spüren bekommt. Das Wasser fehlt damit für die Produktion von Nahrungsmittel, als sicheres Trinkwasser und für die tägliche Hygiene.
Auch RucksacktouristInnen sind Teil der Umweltproblematik. Ein beliebiges Beispiel ist die Vermüllung eines 33km langen Wanderwegs in Peru. Auf dem sogenannten Inka Trail zur Inkafestung Machu Pichu wurden im Jahr 1983 400 Kilogramm leerer Dosen eingesammelt - das entspricht etwa 16 000 Thunfischbüchsen. 40% der Dosen trugen deutsche Aufschriften. (18) Das Umweltbewußtsein Einzelner mag sich inzwischen verändert haben, die grundsätzliche Problematik bleibt bei der massiven saisonalen und geographischen Konzentration von UrlauberInnen auch bei den besten Absichten bestehen.
Am deutlichsten zeigen sich diese Umweltprobleme auf Inseln, wie z. B. den Malediven. Sie sind weit fragiler als Festlandgebiete - ihnen fehlt das Hinterland zur Müllentsorgung und ihre Wasserreserven sind begrenzt. Jede Insel ist ein Mikrokosmos, eine Erde im Kleinen. Für die Erde seien Inseln das, was früher Kanarienvögel für Bergleute waren, meint Anjali Acharya vom Washingtoner World Watch Institute: "Ein kranker Kanarienvogel zeigte schlechte Luft in den Stollen an; kranke Inseln könnten den Rest der Welt vor ihrer Zukunft warnen." (19)
Die Rettung der Paradiese?
Die Phase der bitteren Erkenntnisse ökologischer Katastrophen hat die Tourismusdebatte jedoch inzwischen hinter sich gelassen. Heute wird dem Tourismus selbst von vielen seiner ehemaligen KritikerInnen sogar eine positive Rolle zugesprochen: "Tourismus - vorzugsweise Ökotourismus - ist längst zum unverzichtbaren Faktor im weltweiten Naturschutz geworden und leistet in diesem Zusammenhang unstreitig täglich neue Schrittmacherdienste", ist in einer Veröffentlichung der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (gtz) nachzulesen. (20) Mit der Zauberformel des "nachhaltigen Tourismus" hat die Entwicklungszusammenarbeit den Tourismus wieder entdeckt. Es geht um eine "Form des verantwortungsbewußten Reisens in naturnahe Gebiete, die negative Umweltauswirkungen und sozio-kulturelle Veränderungen zu minimieren sucht, zur Finanzierung von Schutzgebieten beiträgt und Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung schafft." Laut der BefürworterInnen dieses Konzeptes biete der Ökotourismus ökonomische Anreize zum Erhalt von Naturräumen und Biodiversität. Gedacht wird hauptsächlich an kleinere Projekte, idealerweise in Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften. Auch die sogenannte "kulturelle Identität" lokaler Gemeinschaften würde durch das (zahlende) Interesse der TouristInnen gestärkt. Nach rein ökonomisch-monetären Überlegungen werden Natur und Kultur - in "Wert gesetzt". Das geht oft zu Lasten traditioneller Landnutzungsarten, die auf dem (touristischen) Weltmarkt keinen "Mehrwert" besitzen. Generell besteht in dieser Logik, die Ökonomie und Ökologie auf einen Nenner bringt, die Gefahr, dass alle kulturellen und sozialen Beziehungen von Mensch zu Mensch und Mensch zu Natur zu Warenbeziehungen degradiert werden. Ein "monetäres Inwertsetzen" schützt die Menschen nicht vor ökonomischer Ausbeutung. Tourismus tendiert dazu, Menschen als Träger bestimmter "Kulturen" zu Waren zu degradieren. Auch der Ökotourismus kündigt diesbezüglich keine positive Änderung an. Die Wendung vom Tourismus als "Landschaftsfresser" (21) hin zum "Tourismus als Instrument für nachhaltige Entwicklung" ist damit nicht einmal in der Theorie erfolgreich vollzogen.
Vernachlässigt wird ebenso der grundsätzliche Widerspruch, dass auch ÖkotouristInnen den Flieger benutzen, um ihr Projekt mit dem grünen Punkt zu erreichen. Mit einer einzigen Flugreise an die Westküste Südamerikas belastet einE PassagierIn die Atmosphäre so stark, wie ein deutscher Durchschnittsautofahrer in mehr als 2 Jahren, ist der Greenpeace-Studie zur Klimaschädlichkeit des Luftverkehrs zu entnehmen. Die bereits zitierten Autoren der gtz geben zu, dass Ferntourismus in der Summenbilanz unter sozialen wie ökologischen Gesichtspunkten mehr Schaden anrichtet, als er nutzt. Folgen für die Propagierung dieses neuen Allround-Rezeptes hat ihre Einsicht jedoch nicht.
Die Tourismusindustrie nimmt das ökotouristische Konzept mit Freuden auf, verspricht es doch eine Angebotsdifferenzierung und damit eine neue Marktnische. Was sich dann unter der Bezeichnung "öko" alles findet, ist mehr als haarsträubend. So will Südafrika beispielsweise bis 2000 führende Ökotourismus-Destination werden. Dazu sollen allein 30% der Fläche des Maputalandes zum Maputa National Park zusammengefaßt werden und unter Heranziehung "weltbester wissenschaftlicher Experten einem intensiven ökologischen Rehabilitierungsprogramm" unterzogen und mit Wildtieren aufgefüllt werden. (22) Für die Errichtung von Luxusunterkünften, Busch-Suiten und Privatflugplätzen wurden von der Weltbank und der südafrikanischen Industrie 12 Mio Dollar bereitgestellt. Wieder einmal wurden die ansässigen Menschen nicht an dieser monströsen Planung beteiligt. Zudem droht ca. 8000 BewohnerInnen allein aus der Provinz Dukuduku die Vertreibung im Zeichen des Naturschutzes. Auch aus dem Grenzgebiet zwischen Burma und Thailand gibt es Berichte, denen zufolge ein schwer zugängliches Waldgebiet im Norden Thailands als ökotouristische Attraktion genutzt werden soll. Da "bewußt Reisende" nicht nur "ursprüngliche" Landschaften genießen wollen, sondern sich auch für deren BewohnerInnen samt ihrer Kultur interessieren, ist von Seiten der Planenden die Errichtung neuer Dörfer für die Karen - die derzeitigen BewohnerInnen des Waldgebietes - vorgesehen. Dort können diese dann ganz "authentisch" von den TouristInnen in ihrem Alltag beobachtet und sicherlich auch fotografiert werden - mit allem Respekt versteht sich.
Sicherlich stehen diese Beispiele nicht für ernstgemeinte Projekte im Sinne von Umwelt- und Sozialverträglichkeit. Doch auch die "echten" Projekte haben bisher keine verallgemeinerbaren Lösungen für die anfänglich skizzierten Probleme gefunden, so dass bisher nicht guten Gewissens von der Möglichkeit eines "nachhaltigen Tourismus" gesprochen werden kann. Denn wer wirklich von dieser neuen und "guten" Form des Reisens profitiert, bestimmen nach wie vor die Gesetze des internationalen Marktes.
Entwicklung durch Tourismus?
Sicherlich nur für diejenigen, die die Entwicklung eines Landes ausschließlich an dessen Bruttoinlandsprodukt festmachen. Sicherlich nicht für diejenigen, die für selbstbestimmte Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen in allen Teilen der Welt einstehen. Unter gegebenen wirtschaftlichen und politischen Bedingungen werden Rechte und Bedürfnisse der Bevölkerung in den touristischen Zielländern bestenfalls nicht berücksichtigt, schlimmstenfalls verletzt. Auch im Tourismus ist eben der Kunde König, und der konsumiert - wenn´s das Konto erlaubt - nach Herzenslust rund um die Welt.
Anmerkungen
1 99% aller TouristInnen weltweit sind in Europa, Nordamerika, Australien, Neuseeland und Japan zuhause. Vgl. Integra Magazin 2/99.
2 WTO-Statistik "Tourism Highlights 1999"
3 SPIEGEL special 2/97
4 Nur China und Mexiko schafften es in die Top Ten ´98, bezüglich der Einnahmen liegt Mexico nur auf Platz 14. WTO-Statistik „Tourism Highlights 1999„
5 WTO news, Dec/Jan 1999
6 Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung Basel (akte), Kurznachrichten 3/99
7 Christian Stock (1997): Trouble in Paradise. Tourismus in die Dritte Welt. iz3w Freiburg.
8 Christine Plüss (1999): Die Mär vom nachhaltigen Wachstum des Tourismus. In Rundbrief Forum Umwelt und Entwicklung 1/1999
9 WTO 1996
10 Christine Plüss (1999): Ferienglück aus Kinderhänden. Kinderarbeit im Tourismus. Rotpunktverlag
11 Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Tourismusforschung, vergl. Tourism Watch 3/99
12 akte - Kurznachrichten 3/99
13 akte - Kurznachrichten 3/98
14 Tourism Watch 3/97
15 Gespräch mit dem Betroffenen während eines Seminars zu Tourismuspolitik in Loccum
16 akte - Kurznachrichten 3/99
17 Mechtild Maurer in: Solidarische Welt 3/90
18 Peter Zimmer (1984): Alternativtourismus - Anspruch und Wirklichkeit
19 SPIEGEL special 2/1997
20 Jürgen Wolters (1998) in: (Öko-)tourismus als Instrument für nachhaltige Entwicklung? Tourismus und Entwicklungszusammenarbeit. gtz.
21 Jost Krippendorf (1976): Die Landschaftsfresser. Tourismus und Erhohlungslandschaft. Verderben oder Segen? Bern
22 Ökozid journal 11/96

Tina Goethe
4/1/100

Hier nun nähere Infos (in form einer selbstdarstellung) zu dem oben erwähnten eigenen Forum zum thema,

FernWeh - das Forum Tourismus & Kritik denkt, schreibt und diskutiert über Tourismus in die Dritte Welt. Sie sind eingeladen, sich in unserem Diskussionsforum mit Interessierten und Engagierten über das Reisen und Ferntourismus auszutauschen. Als Anstoß und zur Information bieten wir Artikel über verschiedene Themen an und hoffen auf kommentierende Beiträge Ihrerseits. Ihre Erfahrungen, Stellungnahmen und Berichte können Sie im Anschluss an die von uns veröffentlichten Texte direkt online veröffentlichen. Zusätzlich haben Sie im offenen internationalen Forum Gelegenheit, Beiträge zu ganz anderen Themen im Tourismus zu platzieren.

Mit den Nachrichten möchten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Tourismus und in der Tourismuskritik auf dem Laufenden halten. Auf der Seite Aktivitäten informieren wir Sie über eigene und andere relevante Seminare, Tagungen und Kampagnen. Unter der Rubrik Materialien bieten wir Literaturhinweise und Rezensionen an. Informationen und links zu weiteren tourismuskritischen Gruppen und Institutionen finden Sie unter Kooperationen.


FernWeh-das Forum Tourismus & Kritik

Wie gesagt-sehr empfehlenswerte seite für alle, die sich intensiv mit der thematik beschäftigen wollen.
andré 


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Re: angst? #3442
06/06/02 03:56 PM
06/06/02 03:56 PM
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gleich noch ein beitrag.

git es eigentlich ähnliche aktivitäten wie die nachstehende vom syndicat d'initative oder dem onmt in marokko? gibt es vielleicht sogar eine überregionale vertretung der offiziellen guides und verfügt wer über kontakte dorthin?

Wie beurteilt ihr solche intitiativen, was bringen sie und wem bringen sie gegebenenfalls etwas?


Dem Terror keine Chance

Appell türkischer Reiseleiterinnen und Reiseleiter

Terroristen können behaupten, sie seien Katholiken, Protestanten, Juden oder Moslems, aber sie vertreten diese Glaubensgemeinschaften in keiner Weise.

Wir, 46 Reiseleiterinnen und Reiseleiter eines Landes, dessen Bevölkerung zu 98 Prozent Moslems sind, haben jahrelang - zusammen mit unseren Kolleginnen und Kollegen - hunderttausende Gäste aus anderen Ländern, Religionen, Sprachen und Kulturen betreut. Dabei haben wir nicht nur versucht, unseren Gästen die touristische, geographische oder historische Seite der Türkei zu zeigen, sondern auch - und vor allem - den Alltag unseres Landes, zu dem auch die Religion gehört: um gegenseitige Vorurteile abzubauen, um uns näher zu kommen, damit wir uns wirklich besser verstehen. Diese Aufgabe möchten wir fortführen.

Wir glauben, daß gewalttätige Auseinandersetzungen, die im Namen von Religionen geführt werden, der Menschheit über Jahrhunderte nichts als Vernichtung, Blut und Leid gebracht haben. Religion soll den Menschen das bringen, was ihre ureigene Mission ist: inneren und äußeren Frieden. Deshalb rufen wir unsere Mitmenschen sowie jene, die an den Schnittstellen der Weltpolitik Einfluß nehmen und gestalten können, auf, sich nicht einschüchtern zu lassen, und dem Phänomen des "gewalttätigen Islamismus" entschieden entgegenzutreten

* weil die Wurzel des Islam wie auch anderer monotheistischer Religionen den Frieden zum Ziel hat,
* weil alle Religionen verschiedene Wege gehen, aber doch immer die gleichen Absichten verfolgen: Den Frieden für, die Würde von und den Respekt vor den Mitmenschen zu fördern.


Nichts hat die Menschheit mehr gekostet als die gewalttätigen Religionsfanatiker aller Weltreligionen. Sie haben den Glauben verfälscht und Macht mißbraucht. Im 21. Jahrhundert sollte es endlich möglich sein, diesen Fanatikern ihre Grundlagen zu entziehen. Ein erster Schritt wäre getan, wenn Gewalttätigkeiten jedweder Art, die angeblich im Namen einer Religion ausgeübt werden, nicht pauschal dieser Religion angelastet würden.

Als Interkulturelle Lehrer und Reiseleiter in der Türkei haben wir gelernt, daß die Menschen verschiedener Kulturen voneinander abhängig sind. Wir haben gelernt, daß Menschen miteinander in Frieden leben können, wenn sie Brücken zueinander bauen. Damit der Terror keine Chance hat.

gez. Naz?m Akgül, Ünal Ayd?n, Mehmet Azak, Tankut Bar?n, Nihat Beydemir, Gamze Büber, Yasemin Buyukl?, Tayfun Can, Suphi Cepheci, I?lyas Çidem, Ak?n Çimen, Erkan Das¸kan, Ugur Demirel, Olcay Dursunlar, Gamze Efe, Meltem Erdog, I?brahim Genç, Kaan Gençtürk, Suzan Gülp?nar, Emel Gündogdu, Mesut Güvenç, Hakan Hepaksaz, Nilgün I?lter, Yakup I?s¸çioglu, Aysel Is¸?k, Serpil Kalender, Mehmet Kamç?, Can Kavakç?, Faruk Kös¸ker, Ak?n Kosova, Serkan Kurtulan, Aylin Oklap, Kamil Özil, Belgin Sancak, Ferda Savumlu, Özkan Sayg?l?, Kayhan S¸aylan, I?brahim S¸en, Ilhan Tan, Ufuk Tevetoglu, Aykut Topal, Mine Uluskan, Çaglayan Ünal, Özlem Uyar, Turcan Uysal, Ays¸in Vardar


Anmerkung der Redaktion:

Die Verfasser des Appells sind MitarbeiterInnen einer türkischen Touristikagentur. Als türkische ReiseleiterInnen hatten sie in den vergangenen Jahren an "Entwicklungsbezogenen und interkulturellen Motivationsseminaren" des Ammerlander Studienkreises für Tourismus und Entwicklung teilgenommen. TOURISM WATCH ist Mitveranstalter dieser Fortbildungsseminare.

quelle für den artikel

gruß aus berlin andré


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Re: angst? #3443
06/06/02 04:06 PM
06/06/02 04:06 PM
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Andrea2002 Offline
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Andrea2002  Offline
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Meine Güte! Was für ein Beitrag! Die ganzen Infos muss ich erst mal verdauen....
Vielen Dank dafür!

Ich glaube nicht, dass der (deutsche?)Durchschnittstourist sich soooo viele Gedanken über sein Urlaubsland oder die Auswirkungen seines Urlaubs macht. Da kann ich auch Jocim nur zustimmen.
Für viele Urlauber ist die gepflegte Ferienanlage mit Wettergarantie, einer nicht zu "ausländischen" Küche und einem organisierten Ausflug genau das, was für 14 Tage pauschal erwartet wird - das dazugehörige Land ist da (fast) egal.

Dieser Typ Tourist ist sicher nur schwer/bzw. nicht zu ändern (oder müsste zu Veränderungen liebevoll gezwungen werden ;)) und hat sich mit genau diesen Ansprüchen an das von vielen Veranstaltern fertig gepackte "Urlaubspaket" angepasst (oder ist es umgekehrt?).
Eine andere Art des Urlaubs ist ja auch auf den ersten Blick viel unbequemer:
man sollte ein nicht zu ängstlicher Typ Mensch sein und einen gewissen Optimismus besitzen, sollte/muss sich wenigstens mit Grundzügen der Landessprache beschäftigen und sich aufraffen, möglichst viele & gute Informationen über Land & Leute zu besorgen. Zudem sind diese individuellen Urlaube ja auch oftmals nicht billiger.

Wie diese man dieses "Problem" - dass viele Menschen ja gar nicht als solches empfinden und vom dem eine ganze Branche gut lebt - lösen kann, kann ich natürlich auch nicht sagen. Aber die individuell Reisenden werden in meinen Augen immer mehr und es gibt auch immer mehr gute Reisebüros, die sich darauf einstellen. Schließlich heißt Reisen doch vor allem Neues entdecken - in jeder Beziehung.
Außerdem hoffe ich darauf, dass es auch durch Foren wie dieses immer mehr Leute gibt, die auch mal Lust haben, andere Wege zu gehen - und bisher kenne ich niemanden, der das bereut hat.

Re: angst? #3444
10/06/02 02:19 PM
10/06/02 02:19 PM
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hallo andrea, hallo zusammen!

Du und jocim, ihr habt vollkommen recht- "durchschnittstouristen" machen sich vermutlich niemals so viele gedanken dazu, welche auswirkungen im einzelnen ihre reisen haben.
Deine Beschreibung >>Für viele Urlauber ist die gepflegte Ferienanlage mit Wettergarantie, einer nicht zu "ausländischen" Küche und einem organisierten Ausflug genau das, was für 14 Tage pauschal erwartet wird - das dazugehörige Land ist da (fast) egal.<< bringt es auf den punkt.

Die zunahme bei den individuell reisenden ist glücklicherweise (?!) ebenso fakt.

Das lässt sich schon daran erkennen, dass sich zunehmend selbst die großen veranstalter um diese klientel bemühen und entsprechende angebote auf dem markt zunehmen nicht zuletzt, weil die margen die mit dieser klientel zu verdienen sind, erheblich höher liegen als beim massentourismus was das "mehr" an Beratungs- und Buchungsaufwand auf veranstalterseite leicht aufwiegt. Andere überlegungen, wie z.b. die, mehr Geld vor ort in den besuchten ländern zu lassen, sind es ehrlicherweise nicht.
Wenn durch foren wie dieses mehr menschen ermuntert werden "andere wege" zu gehen und ein land intensiver und auf eigene faust zu bereisen so freut mich das genauso wie dich!

Ich hoffe, die unmengen an informationen in meinem obrigen beitrag sind halbwegs "verdaut", ich poste mal (in einem eigenen thread) einen weiteren -leider nicht minder "anstrengenden"- Artikel zum thema "all inclusive urlaub"

viele grüße aus berlin
andré


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