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Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25356
25/03/02 09:19 PM
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Azul,
einige neue ForumteilnehmerInen kennen die Forderungen der masirischen Kulturbewegung nicht. Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen das masirische Manisfest zu lesen.
Dieses Manifest ist das Ergebnis einer Diskussionsreihe über die Amasirität Marokkos.
Das Manifest gibt es in vier Sprachen ( Tamazight/Arabisch/Farnzösisch und Englisch.
Es liegt noch keine deutsche Übersetzung vor.
Die französische und englische Version des Manifest Amazigh ist auf der Website : www.mondeberbere.com zu finden ( Rubrik : societe ).

M.S


Tidt n umya!
Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25357
25/03/02 10:36 PM
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Azul / Hallo,
ich war gerade auch dabei lieber Mohand. \:\)

direkter Zugriff:

the Berber Manifesto

le manifeste berbère

eine arabische Version gibt es auch. Im Internet steht sie leider nicht zur Verfügung.

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25358
25/03/02 11:38 PM
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"manifeste" - "erklärungen" - "grundsätze" - hat euch der marokkanische staat den krieg erklärt? oder findet hier stellvertretend etwas statt, was auf anderes zielt?

1. in marokko gibt es eine hohe arbeitslosigkeit.

2. in marokko fehlt es an schulen

3. marokkos infrastruktur ist nicht entwickelt

4. marokko leidet unter korruption

5. marokko vollzieht nicht den schritt, religion vom staat zu trennen

6. marokko ist keine demokratie

7. marokko zensiert die presse

8. marokko strukturiert sich in "clans"

8. marokko - das sind "familien"

9. marokko darf das regierende königshaus nicht kritsieren

10. marokko hat die inszenierungen des staates zu bewundern

11. marokko hat ein assozierungsabkommen mit der eg

12. marokko erhebt anspruch auf westsahara

13. marokko verletzt menschenrechte

14. marokko besitzt - bis heute - keinen standard, um mit europäischen staaten auf vernünftiger ebene zu diskutieren und zu kooperieren.

das ist alles.

das elend sind nicht die "araber", sondern die durch und durch korrupte gesellschaft in marokko.

und darunter leidet mein freund samir (berber) und mit ihm 100 tausende in marokko. und....

...zwingt ihnen nicht einen neuen ort der auseinandersetzung auf!

gleichheit, frieden, selbstbestimmung, respekt, toleranz und das bewusstsein, dass siebzig oder achtzig jahre auf dieser welt (eine kurze zeit!) uns alle dazu bringen sollte, nachsichtiger und freundlicher miteinander umzugehen...

wir werden es schon schaffen, uns zu respektieren!

\:D

rolf

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25359
26/03/02 02:26 AM
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Hallo Rolf,
wenn ich mich nicht irre, schreiben sie zum zweiten Mal im Forum Tamazight. Und ich muß leider feststellen, dass Sie , als Neuling , Ihre Sätze hier ein wenig provokativ formulieren. Für mich ist es kein Problem.
Aber was möchten uns sagen ?
Dass Marokko viele andere Probleme hat , das wissen wir und die anderen Marokkaner auch.
Die Foderungen der Masiren sind als Demokratie-Problem zu betrachten.
Alle Bewegung, ob sie kulturelle Themen in Vorderung stellen oder nicht , sind als Forderungen für mehr Demokratie und mehr Gleichberichtigung.
Lesen Sie das Manifest und dann werden Sie verstehen worum es eigentlich geht.
Ich habe auf das Manifest hingewiesen, weil ich Ihren ersten Beitrag anderswo gelesen habe und mir schien wichtig, zunächst Ihnen und allen Neulinge , die sich noch nie mit dieser Thematik beschäftigt haben, diese Möglichkeit anzubieten.
Das Problem der Amsirität Marokkos hat mit Demokratie und Wirtschaft zu tun.
Die Nationale Identität Marokkos ist immer noch ein Thema und das , was Sie Integration der Masiren anderswo genannt haben, heisst für uns Arabisierung , Assimilierungspolitik und Diskriminierung der Kultur und Sprache der Masiren.
Wenn ein Mensch im eigenen Land kein Recht hat , auf seine Muttersprache eingeschult zu werden und sie in staatlichen Behörden zu verwenden , dann ist es ein Menschrechtsproblem.
Wenn ein berberisches Kind zu Schule geht und eine arabische Geschichte lernt, dann ist es ein Problem.
Ich will hier nicht auf alle Details eingehen.
Die masirophonen Marokkaner leiden in kultureller Hinsicht mehr als die arabophonen und ihre Kultur wird nur für touristische Zwecke instrumentalisiert.
Es gibt aber auch die ökonomische Dimension der masirischen Forderungen.
Ich habe anderswo über Korruption , über Prostitution , über Armut , über Monarchie , über Demokratie usw....mit anderen diskutiert, aber hier diskutieren wir Themen , die direkt mit der masirischen Kultur zu tun haben.
Ich habe überhaupt nichts gegen Ihre Beiträge hier.
Aber tun Sie nicht so, als würden Sie das Land besser kennen als
andere.
Bitte, hier diskutieren wir über die Probleme der masirischen Kultur in Marokko und Algerien und Sie können gerne mitreden, wenn sie möchten.
Gruß
Mohand Sroub


Tidt n umya!
Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25360
26/03/02 10:18 AM
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richtig! mit meinem beitrag wollte ich provozieren...

leider konnte ich das "manifest", weil auf englisch und so furchtbar lang, nicht insgesamt lesen. es wäre sehr verdienstvoll, wenn jemand es für uns ins deutsche übersetzen könnte.

auch ich denke, dass man menschen, wenn man ihnen ihre sprache verbietet, ihnen damit auch ein grosses stück ihrer identität nimmt.

aber, meiner meinung nach, gibt es, wie in algerien auch, einen grösseren - ökonomischen - zusammenhang, in dem das problem gesehen werden sollte.

wie auch immer! ich werde mich dazu in diesem board nicht mehr äussern, weil meine kenntnisse nicht ausreichend sind und ich bis zu diesem tag auch nicht erkennen kann, dass es in marokko eine aktuelle diskriminierung der berber gibt. sollte es anders sein, wäre weiterhin aufklärung und information wichtig.

wie gesagt, sich in diesem board der meinung zu enthalten, sagt ja nicht, dass ich es nicht auch weiter aufmerksam lesen werde. :o)

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25361
26/03/02 02:01 PM
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>> Die masirophonen Marokkaner leiden in kultureller Hinsicht mehr als die arabophonen und ihre Kultur wird nur für touristische Zwecke instrumentalisiert.

hallo lieber Mohand,

ich antworte hier aus dem bauch, denn ich war vor kurzem in marokko und habe - mal wieder - festgestellt, daß die arabophonen es auch nicht viel besser haben. sie leiden nämlich auch unter einer massiven marginalisierung durch die francophonie. allerdings eine mediokre !

in behörden, service-stellen, agenturen, auch der privatwirtschaft, sowie in vielen privaten kreisen gilt die französische sprache als die primärsprache. ein amalgam von umgangs- und schulsprache. in ihr wird gegrüßt und das hauptsächliche des themas angegangen. lenken sie in ihrer kommunikation auf arabisch sehen sie enttäuschte, überraschte gesichter vor sich. die meisten schriftlichen verbindungen geschehen und gelten fast nur in französisch.

arabophone, die der frz. sprache nicht mächtig sind, verlieren den faden in ihren konversationen. bei geselligkeiten werden sie überstimmt und verunsichert, was dazu führt, daß sie sich zurückhalten und nicht an der kommunikation teilnehmen. auf dauer führt das generll zu einer sozialen entmachtung, denn wer nicht dauernd seine präsenz durch auch nur im ton beindruckende argumente markiert, riskiert nicht mehr gefragt und konsultiert zu werden, und somit in die marge zu geraten.

trotz meiner (wie ich hoffe shre guten) kenntnisse der frz. sprache habe ich mich immer geweigert, diese - zumal für administrative belange - zu benutzen. nicht in meinem land. es war mühselig und führte zu spannungen mit den 'dienstleitern'. viele ziele hätte ich einfach erreicht, wenn in frz. wie ein gatsarbeiter der gehobenen klasse gesprochen hätte.

ich habe das hier erwähnte manifest nicht gelesen und werde es auch nicht tun, es sei eine kürzere version wird veröffentlicht. wir leben in einem zeitalter, in dem es leider nicht erlaubt wird, nebenher noch so viele seiten zu lesen, um nur zu erkunden , worum es im kern geht (!?). dennoch kann ich behaupten, daß frz. gegenüber der arabischen sprache für die meisten 'berberisten' kein problem dazustellen scheint. im algerischen fernsehen habe ich oft beobachtet, wie berber (zumeist singer und künstler) bei interviews, die in arabisch geführt werden, in frz. antworteten.

ich finde, es handlet sich hier um ein sehr sensibles thema, bei dem arge luzidität von anfang an gefordert wird, sonst begeht man die gefahr, das zu erreichen, was einige (befreiuungs-) ideologien anderswo erreicht haben: polarisierung.

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25362
26/03/02 03:48 PM
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Massinissa Ait Kahina Offline
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Azul roddod,
Ihrer eigenen Aussage nach, verfügen Sie nicht über ausreichende Kenntnisse, was dieses Thema anbelangt.
Wie dem auch sei, hier einiges zur Aufklärung:
1. Der Kampf um kulturelle Anerkennung der Imazighen in Algerien gibt es mindestens seit der Unabhägigkeit.D.h. es hat in erste Linie nichts mit der wirtschaftlichen Situation zu tun, die Sie als Grund angeben.

2. Ökonomie: Die Arabisierungsregierungen in ganz Nordafrika (TAMAZGHA) unterdrücken jeglichen wirtschaftlichen Aufschwung in den Berberregionen. Ihre Politik sit die, dass jeder, der sich nicht arabisieren , wird nicht nur kulturell unterdrückt, sondern auch wirtschaftlich.

UND wenn man im EIGENEN Land zusehen MUSS, wie die eigene Bevölkerung assimilliert , d.h. arabisiert wird, UND wie einem jegliches RECHTE aberkannt werden, dann ist es nicht nur legitim, sondern dringend Notwendig sich zu erheben und um seine RECHTE zu kämpfen.
UND: eines darf nicht vernachlässigt werden, und zwar: die Person, die das Arabisierungsgesetz in Algerien verabschiedet hat ist ein Berber.
Und er ist kein Islamist.
Die Islamisten (Berber)-nicht zu verwechseln mit Muslime- pochen darauf alles zu arabisieren. Sie sind der "Überzeugung", weil der Koran in arabische Schrift geschrieben, daß arabisch Gottessprache sein, und wollen, daß NUR noch arabisch und nur Arabisch gesprochen wird.
In Tunisien wurden sogar Zwangsverheiratungen durchgeführt, u zu arabisieren.
Du siehst also, ein rational denkender Mensch kann dieses nicht mehr verstehen.
Ich hoffe Ihnen ist einiges klar geworden

P.S. Bitte gut informieren, bevor Sie Ihre Meinung Kund tun (Bitte nicht missverstehen)


tudert i tmazight d tamazgha
-----------------------------
Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25363
26/03/02 08:23 PM
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Azul,

 Antwort auf:
ich habe das hier erwähnte manifest nicht gelesen und werde es auch nicht tun, es sei eine kürzere Version wird veröffentlicht. wir leben in einem Zeitalter, in dem es leider nicht erlaubt wird, nebenher noch so viele Seiten zu lesen, um nur zu erkunden , worum es im Kern geht (!?).


die sind NUR 13 Seiten lieber jamil ;\) , die vor einem Jahr, von mindestens 1 MILLIONS Marokkaner unterschrieben wuden \:\) .

Wer kein Englisch oder Frnazösich kennt, kann eine Idee über das Manifest bilden mit der Benuzung eines Übersetzer :

Arabisch

Deustsch und viele andere Sprachen.....

Aber wer nicht in der Lage 13 Seiten zu lesen, der weiß was ist zu machen ist ;\) . Wenn ich mich für eine Thema nicht interessiere , halte ich mich einfach zurück \:\)

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25364
26/03/02 08:39 PM
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es wäre doch sehr einfach, die kernpunkte des mainfestes ins deutsche zu übersetzen! auch ich bin nicht bereit, mich durch dichtbedruckte dreizehn seiten englisch zu quälen, die noch dazu - beim flüchtigen lesen - ein englisch benutzen, das zumindest gewöhnungsbedürftig ist.

ich meine, die sache ist zu wichtig, als dass sie nicht ins deutsche übersetzt wird.

an die arbeit!

viele deutsche freunde marokkos warten drauf!

rolf

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25365
27/03/02 12:37 AM
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Hallo Rolf,
Du hast ja recht mit der Bemerkung , dass wir die wichtigsten Forderungen ins Deutsche übersetzen müßen.
Du scheinst ein joveler und neugieriger Kerl zu sein.
Hier sind die wichtisgten Forderungen der Masiren in Marokko :
1- Eine Verfassungsrechtliche Anerkenung der Masiren und ihre Sprache
2- Tamazight soll als offizielle und nationale Sprache Marokkos anerkennt werden.Arabisch ist und bleibt weiterhin auch offizielle Sprache.
3- Einführung des Masirischen in das marokkanische Schulsystem
4- Das Ende einer ideologischen Geschichtsschreibung , welche aus panarabistischen Gründen das arabische Element im Vordergrund stellt
5- Das Ende der Arabisierung der Städtnamen in Marokko
6- Die Aufhebung des Verbots der masirischen Vornamen
7- Die Demokratisierung des politischen Systems und die Beendigung der einseitigen Wirtschafts- und Sozialpolitik ( Ein großteil der öffentlichen und privaten Investition werden nur an der Küste betätigt)
8- Die Schaffung eines Fernsehen-Kanals in masirischer Sprache ( TV-Tamazight )
9- Die Schaffung eines Instituts für Tamazight, das sich mit der Standarisierung und Normalisierung der Sprache beschäftigen soll ( diese Forderung wurde erfüllt )

Da ich und andere in verschiedenen Foren über Tamazight zu viel geschrieben haben, möchte ich nicht alles wiederholen.
Du hast geschrieben, dass Du nicht erkennen kannst, dass die Masiren in Marokko diksriminiert werden. Diesen Satz werde ich jetzt kommentieren und Dir etwas erzählen:
Würdest Du dich gut mit der Kulturpolitik in Marokko auskennen, sähst Du dieses Thema etwas anders.
Die Kultur und Sprache der Masiren wird zwar gelebt, aber im Fernsehen, in der Schule , im Radio dominiert eine Sprache( Hocharabisch), die in Marokko gar nicht gesprochen wird. Im Fernsehen werden Filme und Sendungen gezeigt, welche mit Marokko nichts tun haben und ein anderes Marokko-Bild präsentieren.
Schaust Du marokkanisches Fernsehen ?
Der beste marokkanische ( arabophone ) Kabarettist ( Mohamed Essnoussi / Bziz ) fordert seit Jahren die Marokkaner auf, die Fernsehengeräte in den Müll zu werfen, weil diese Geräte ein Marokko-Bild präsentieren, dass es gar nicht gibt.
Das erste Fernsehen (RTM) ist in den Händen des Innenministeriums und sendet bis auf 15 Minuten Tamazight-Nachricht alles auf Arabisch.
Das zweite Fernsehen (2M) ist auch staatlich und sendet 50 % Arabisch 50% Französisch.
Die politische und kulturelle Rolle/ Manipulationen des Fernsehens in den Nicht-Demokratischen Staaten ist sehr groß und das Fernsehen wird in diesen Ländern nur als Instrumment verwendet. Wer sich über Marokko inforemieren möchet sieht , liest oder hört andere Sender.
Es gibt viel zu schreiben, aber ich empfehle Dir wenigstens die alten Beiträge zu lesen, damit Du nachvollziehen kannst, dass uns nicht um die Schürung eines ethnischen Konfliktes geht, sondern es geht uns primär darum, unsere Kultur und Sprache zu Retten und das Recht auf eigene Identität durchzusetzen.
Bevor ich Schluß machen, möchte Ich Dir noch sagen, dass alle Konflikte der Erde immer eine Vorgeschichte haben.
Sowohl bei den zwischenstaatlichen Konflikten als auch bei den innerstaatlichen , geht es um Kultur , Sprache, Interessen und Macht.
Wer die Macht hat definiert welche Identität und Sprache ein Staat haben soll.
Der Sprachkonflikt in Marokko und Algerien ist nicht neu, man kann ihn bis ins 7 Jh. verfolgen; Er hat auch mit der Gründung beider Staaten zu tun, die eine importierte Identiät in Nordafrika durchsetzen wollen, welche arabisch-nationalistischen Christen für alle islamische Ländern durchsetzen wollen.
Dieser Sprachkonflikt wurde nicht demokratisch gelöst sondern aufgeschoben, in Marokko und Algerien.
Der verstorbene König Hassan II bekam im Jahre 1968 einen Besuch von einigen masirischen Intelektuellen, die ihn gebeten haben, die Masirität Marokko in die Verfassung zu verankaren und einen Platz für die Kultur zu reservieren. Er sagte daraufhin, dass er dieses Thema nicht jetzt diskutiert werde, sondern in ein paar Jahren. Weder die Monarchie noch die anderen Kräfte haben sich dafür eingesetzt, sondern jeden bekämpft, der sich für Pluaralismus in Marokko eingesetzt hatte.
Und ohne den Druck der masirsichen Kulturbewegung wäre es zu der Gründung des Königlichen Instituts für masirsiceh Kultur nicht gekommen.
Soll ich Dir von den Verhaftungen und Misshandlungen erzählen, die einige Prof. in marokkanischen Gefängnisen wegen Tamazight erdulden müßten ?
Eine Diskriminierung zu erknnen oder einen Einblick in ein Problem zu gewinnen, erfordert viel Zeit und viel lesen.
Mit freundlichem Gruß
Mohand Sroub


Tidt n umya!
Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25366
27/03/02 12:52 AM
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ich danke dir sehr für deine ausführliche antwort! und ich sage es nocheinmal: wer einem menschen die sprache und seine kultur raubt oder sie unterdrückt, nimmt ihm seine identität. das darf nicht sein! nur noch eines: ich weiss inzwischen, dass es in nordafrika eine idee des "nationalstaates" nie gegeben hat. die gesellschaft findet ihre identität in "familien" und "clans". dies sind kräfte, die einem nationalstaat völlig entgegengesetzt sind. warum reist der marokkanische könig das ganze jahr durch sein land. weil er reiselustig ist? nein! weil er die provinzfürsten, familien und clans dauernd auf den staat einschwören muss.

wie kann da "eigenständigkeit" der volksgruppen wachsen, wenn alle und alles tendenziell auseinander driftet?

dies ist eine frage. widerspruch ist sehr erwünscht.
nochmals dank für deine antwort!

rolf

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25367
27/03/02 01:53 AM
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Lieber Jamil,
Du hast ein weiteres Problem mit deinem Beitrag angesprochen.
Ich habe meinen Beitrag aus der Sicht eines Masiren( Berbers) dargestellt.
Ich will dein Vorwurf zurückweisen, wonach die Berber nur Französisch sprechen und Arabisch ablehnen.
Was Du wissen mußt, ist das Marokko und Algerien diejenigen sind , die Französisch in den Schulen zugelassen haben.
Also, wenn wir den Schuldigen suchen wollen, dann sind es zunächst beide Staaten ! Einverstanden ? Wo lernen die Nordafrikaner Französisch ? In den nordafrikanischen Schulen natürlich und für Französisch geben beiden Staaten viel Geld aus!!
Ich hoffe, es ist Dir jetzt klar, wo der Knoten ist.
Das ist die marokkanische Sprach- und Kulturpolitik.
Die Machthaber wollen Französisch und Hocharabisch und das Volk spricht Masirisch und Marokkanisch.
Französisch domminiert sowohl im Indusrie- und Bankenwesen als auch in der Rechtsprechung. Die marokkanischen Gesetze werden im französischer Sprache verfasst und dann werden sie ins Arabische übersetzt.
Der König M6 kann auch nicht so gut Arabisch , seine arabischen Rdeen schreibt ihm der Direktor des Palastes.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die politische Elite in Marokko von Arabisierung spricht, aber heimlich dem Französischen die Überhand überlässt.
Mann muß wissen, dass eine Reihe dieser Politiker und Wirtschaftsmenschen, aufgrund ihrer Ausbildung weiterhin gute Kontakte nach Franreich unterhalten und auf Frankreich politisch angewiesen sind. Auch die Monarchie.
Ich kenne viele Marokkaner, die sich auch fragen , warum verwendet das Marokkanische Fernsehen anstatt Ägyptisch oder Hocharabisch nicht Marokkanisch, die Sprache , die alle verstehen ?
Für die Masiren ist die Situation gravierender und das habe anderswo geschildert.
Ich mag Französisch ,aber bitte nicht in Marokko.
Ich mag auch deutsch , aber bitte nicht in Marokko.
Ich finde , dass Tamazight und Marokkanisch mehr Beachtung und Entwicklung erhalten müssen als alle anderen Sprachen.
Hocharabisch wird in Marokko nur geschrieben und was soll man mit einer Sprache anfangen , die nicht gesprochen wird ?
Sind die Verantwortlichen im Staat Marokkaner oder Marionetten anderer Kulturen und Nationen ?
Ein Ex-Minister für Bilddung hatte Jahre lang die Arabisierung im Parlament gepredigt und schickte seine Kinder in die französischen Privatschulen ( Mission francaise et Lycee Descartes ) !
Welch ein Widerspruch !
Wir haben keine nationale Sprach- und Kulturpolitik und das ist unserer großes Problem !!!
Soziolinguistisch gesehen haben wir in Marokko folgendes Skala der Sprachen und Klassen in Marokko :
Dies soll nur das Verhältnis zwischen Macht, Wirstchaft und Sprachen zeigen.
1. Französisch ( 1. Stelle )
2. Französisch und Hocharabisch ( 2. Stelle )
3. Hocharabisch und Marokkanisch ( 3 Stelle )
4. Nur Marokkanisch ( 4. Stelle )
5. Marokkanisch und Tamazight ( 5. Stelle )
6. Nur Tamazight ( 6. Stelle )

Ich will daraufhinweisen, dass die Mehrheit in Marokko nur Masirisch und Marokkanisch beherrschen.
Die Zahl der Kompetenten-Sprecher des Französischen und Hocharabischen wird auf 12 bzw. 15 % geschätzt.
Gruß
Mohand


Tidt n umya!
Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25368
27/03/02 02:07 AM
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Lieber Rolf,
Die Idee des Nationalstaates gabt auch in Deutschland nicht.
Eine Nation zu gründen hat mit Gegenseitigem Respekt und Interessensausgleich zu tun und nicht mit Einfalt ( = Dummheit ).
Es ist nicht zuffälig, dass wir in deutschland die regionalen Parlamente haben und eine Bundesstaatliche Ordnung, in der die Länder ein großes politisches Gewicht besitzen.
Die alte politische Kultur in deutschland hat Ähnlichkeit mit Marokko.
Deswegen ist die Kultur immer noch Ländersache und der Bund besitzt hierfür keine Kompetenzen.
die alten deutschen Stämme nennen sie heute noch Bayer, Schwabe , Westfale , Franke , Friese , Sachse , Rheinländer usw..... und sie sitzen ganz bequemm in ihren regionalen Parlamente. Sie haben es mit ihren Länderbüros sogar bis nach Brussel geschafft.
Alles ist möglich, wenn man will......
Gruß
Mohand


Tidt n umya!
Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25369
27/03/02 10:19 AM
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die erste hälfte des 19. jahrhunderts war in deutschland geprägt von der idee eines nationalstaates, die 1848 in einer revolution endete und erst sehr viel später, unter dominanz preussens wieder aus ganz anderen beweggründen aufgenommen wurde. preussen ging dabei nicht zimperlich mit "regionalen" forderungen um, kassierte hannover und machte bayern mit grossen zahlungen in die königliche kasse ludwigsII. gefügig.

aber es ist selbstverständlich, dass in einem staat regionale und kulturelle besonderheiten respektiert und gefördert werden sollten. allerdings hat dies meiner ansicht nach dort eine grenze, wo es zu seperatismus und ausgrenzung führt.

rolf

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25370
27/03/02 08:03 PM
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lieber Itri,

>> die vor einem Jahr, von mindestens 1 MILLIONS Marokkaner unterschrieben wuden

das ist eine erfreuliche information. wenn eine ganze million marokkaner, sich mit einem 13 seitigen, in sehr gutem französisch oder englisch verfassten manifest konstruktiv auseinandersetzen und es unterschreiben, wobei zu unterstellen wäre, daß weitere millionen marokkaner möglicherweise das manifest kritisch gegenüber standen und davon abstand genommen haben, dann bestünde kein grund zu großer sorge und man kann getrost in sich behaupten, um das demokratische bewußtsein und die frage der tamazight sei in unserem land wohl gar nicht schlecht bestellt.

denn, von so einem ergebnis können andere gruppen und bewegungen wohl nur träumen, sogar die, die auf eine professionelle und organisierte kommunkation sowie politisches marketing setzen, wie z.b. das liefern von kurzen zusammenfassungen ihrer manifeste und die präsentation ihrer kernfragen und forderungen in form von leaflets, überschaubaren html-seiten, plakaten usw.

eine MILLION marokkaner - bei denen es sich wohl zum teil als arme unterdrückte und analphabete imazighen handeln müßte - ohne all dies und bei all der diskrimierung beim zugang zu den medien und zu den offiziellen informationskanälen zu einer unterschift zu bewegen solch eines manifestes zu bewegen, wer dies geleistet hat, der muß wohl mächtig sein.

da es nun so zu sein scheint, weckt es ehrlich gesagt meine neugier und - warum nicht - sogar mein interesse für mein land. ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du, der so viel zeit zu haben scheinst und nicht einmal vor dem lesen ganzer 13 seiten zurückschreckst, mir einige wenige detaillierte informationen über die unterschriftensammlung vermitteln würdest. wo fand sie statt? wann genau? von wem organisiert? welche beobachter waren dabei, usw.? eine pressemeldung, ein link, ein kleines attachment oder desgleichen würden schon reichen.

>> Wenn ich mich für eine Thema nicht interessiere , halte ich mich einfach zurück

Itri, ich finde das pseudonym, unter dem du dich meldest, wirklich ein sehr schönes. als ich vor einigen wochen in rabat spazierte war ich erfreut zu sehen, daß ein café unter dem selben namen - wenn mein gedächtnis mich nicht verrät allerdings mit einem 'h' ( also *ithri*, wie ich es in meiner tamazight aussprechen würde) - geöffnet, und nicht etwa *la belle etoile* oder ähnlich geheißen hat. gefreut hat mich die tatsache, daß ein geldbesitzer, der sein kapital mitten in rabat investierte, seine berberischen wurtzeln nicht vergessen wollte und am eingang seines geschäftes so einen schönen namen festgenagelt hat. soviel hat ihm sein geschäft, und umgekehrt, soviel hat ihm seine kultur bedeutet.

jemandem, der wie du in solch einem respektierten forum mit solch einem schönen pseudo meldet, will ich auch unterstellen, daß die amazighe kultur viel bedeutet, daß sie ihm wichtig ist und am herzen liegt, und daß er vielleicht sogar aktiver militant von und für tamazight, als sprache, lebensform, kultur u.v.m. ist.

von so einem forumteilnehmer würde ich jedoch am geringsten erwarten, daß er einem nachdenkenden diskutanten mit kritischen anmerkungen zu welchen beiträgen auch immer als nicht interessiert einstuft und mit der plumpen aufforderung *sich einfach zurückzuhalten* leichthin abfertigen will.


gruß

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25371
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ich grüße dich lieber Mohand,

ich möchte dich weder unnötig in eine vertiefte diskussion um fakten und details weiterhin ziehen noch will ich von deiner wertvollen zeit rauben, da du einiges grundsätzliches zu diesem thema hier und in anderen foren wohl schon im detail und mehrmals diskutiert und/oder gar klargestellt zu haben scheinst.

in deinen ausführungen fällt mir nur auf, daß es sich bei den von dir avancierten punkten um gesamtgesselschaftliche probleme und aspekte, die die frage der tamazight und sicherlich auch andere fragen in sich einschließen, und keinesfalls um isolierte berberische leiden handelt. in meinem ersten beitrag habe ich, wie du es nennst ein *weiteres problem angesprochen*. dies ist aus meiner sicht kein *weiteres* problem, sondern eins von vielen problemen, die die marokkaner erleiden, wie arbeitslosigkeit, analphabetismus, misere des mannes und der kinder, ungleichstellung der frau u.a.m..

die frage der sprache ist auch eine der herrschaft, und leute sprechen frz. in unserer geliebten heimat nicht nur, weil wir frz. in der schule lernen, sondern weil sie auch für unsere 'herrschenden' sozialen klassen die sprache ihrer 'herrscher' in paris ist [die meisten holländer können english und haben keine probleme, es bei bedarf zu benutzen; sie unterhalten sich aber in niederländisch]. über dies ist man sich, soweit ich urteilen kann, einig (klassiker der soziologie wie der verstorbene pierre bourdieu, norbert elias und/oder sogar unser genius ibn khaldoun kamen zu diesen u/o ähnlichen schlüssen, nämlich daß der besiegte den sieger nachahmt).

es mag wohl zu denken geben, wenn, wie du vorgibst, selbst der größte herrscher des landes, unser könig mohamed 6 nicht (wie sein vater) des hocharabischen wirklich mächtig zu sein schein. wie gut ist sein französisch? kann er auch etwas spanisch wie viele marokkaner? vielleicht sogar ein paar wörter tamazight? und wie verhält es sich mit der runde seiner jungen und in mancher hinsicht doch als fitt einzustufenden berater? und, spricht überhaupt noch jemand in einem arabischen land, selbst im orient, alltäglich hocharabisch?

die von dir angesprochenen fragen und probleme scheinen wohl nicht einmal den palast und einige soziale gruppen, die es sowohl materiell als auch intellektuell gut zu haben scheinen, erspart zu haben. richtig bleibt leider nur, daß tamazight und imazighen wohl in mancher und einiger hinsicht als letzte an der reihe sind. warum? weil es sich um kernteil des allgemeinen und nicht um ein auf eine spezifische ethnische gruppe begrenztes problem handelt. die lage von tamazight sprechenden menschen und von tamazight als unsere wurtzelkultur widerspiegelt nur, wie es uns allgemein geht und in welchem zustand von gesellschaftlichem bewußtsein wir uns befinden. sie soll als der brennpunkt eines ganzen gesehen und gefühlt werden. das ist, was ich von deinen ausführungen - bestimmt gegen deinen wunsch - ziehen kann, denn sie zielen - von dir bestimmt ungewollt - dahin.

in bezug auf die bevorzugung des französischen bei imazighen hätten ich hinzufügen sollen *bei manchen* und vor allem bei militanten kreisen. denn die einfachen imazighen sprechen generell marokkanisch (oder algerisch) bzw. geben sich mühe dies zu tun und sie scheinen damit - wohl zum bedauern - kein prolem zu haben. anders herum wage ich fast die frage: wenn es sich um ein offizielles und öffentliches dokument, eine bestimmt bis in offizielle kreise gebrachte schrift handelt, warum wird das manifest z.b. in frz. und englisch nur veröffentlicht? für wen?

gruß

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25372
04/04/02 02:43 AM
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Uschen Offline OP
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Lieber Jamil,
es tut mir leid, dass ich so spät auf Deinen letzten Beitrag eingehe.
Ich bin mit Dir einverstanden und viele Marokkaner und Nicht-Marokkaner sehen die masirische Frage als eine Demokratie-Frage. Das habe ich auch am Anfang gesagt.
Ich habe in diesem Froum ausführlich über den Zusammenhang zwischen Tamazight und Demokratie in Marokko gesprochen und Du scheinst diesen Zusammenhang mit mir und anderen zu teilen.
Aber, dass Imazighen im eigenen Land kulturell diskriminiert werden ( weil unsere Sprache und Kultur in staatlichen Institutionen( Schule / TV- usw..) nicht present ist ), dürfte Dir , glaube ich , bekannt sein.
Auch die masirischen Militanten sind unterschiedlich und jeder hat eine Ausbildung in einer bestimten Sprache genossen, die er dann neben Tamazight( und anderen ) auch spricht und verwendet. Wer in französicher Sprache ausgebildet ist, der spricht lieber Französisch als Arabisch und umgekehrt.
Ich kenne auch Militanten, die neben Tamazight auch Arabisch sprechen bzw. sie verteidigen Tamazight auf Arabisch und es gibt andere , welche Französisch verwenden!
Eine dritte Kategorie schreibt und spricht nur noch Tamazight !!!
Und ich und andere machen auf die kulturellen Probeleme der Imazighen auf Deutsch !
Lieber Jamil,
ich wünschte mir, dass auch unsere "arabophonen" Brüdern in Marokko sich für Tamazight interessieren ! Die masirische Kulturbewegung hat von Anfang an gesagt, dass die masirische Identität alle Marokkaner betrifft , d.h Tamazight ist eine nationale Frage und nicht nur eine Frage der Imazighen alleine ! Aber fakt ist auch, dass viele arabophone Marokkaner sich damit nicht identifizieren möchten und die Offiziellisierung des Tamazight total ablehnen ! Und so etwas führt eben zur Radikalisierung der Imazighen und der masirischen Frage !!! Ich kannte einige Miltanten der USFP , die arabischer waren als die Araber selbst; sie haben immer nur von Marokko als eine arabische Nation gesprochen usw.... und solche Haltung findet man überall bei s.g Nationalisten !
Was die Veröffentlichung des Manifest Amazigh angeht, möchte ich dich darauf aufmersam machen, dass die erste Version dieses Manifestes nicht auf Tamazight , Französisch oder English veröffentlicht wurde , sondern auf Arabisch !! Und eine Kopie wurde allen Parteien und Insitutionen geschickt ! Die arabische Zeitung " Bayane-Alyaoum "(PPS) hatte als erste Zeitung dieses Dokument veröffentlicht.
Die Übersetzungen ins Tamazight , Französisch und Englisch folgten erst nach zwei Wochen !!!
Gruß
Mohand


Tidt n umya!
Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25373
04/04/02 01:36 PM
04/04/02 01:36 PM
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umniya Offline
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Mohand,
mir scheint, dass du Jamil entweder nicht verstehen willst oder aber kannst. jamil Einwände gegen fordrungen sprachlicher oder ethnischer natur möchte er/sie in einem soziopolitischem Kontext eingebettet sehen. damit deutet er höchstwahrscheinlich an, dass im prinzip heutige forderungen der imazighen in marokko sowie im nachbarland algerien ein teil einer ablenkungspolitik seitens der " Herrschaft" seien, um gezielt betsimmte politische probleme aufzufangen. jamil spricht den kernpunkt der probelmatik an. Er schreibt: weil es sich um kernteil des allgemeinen und nicht um ein auf eine spezifische ethnische gruppe begrenztes problem handelt. die lage von tamazight sprechenden menschen und von tamazight als unsere wurzelkultur widerspiegelt nur, wie es uns allgemein geht und in welchem zustand von gesellschaftlichem wir uns befinden.

tatsächlich wird in letzter zeit der inflationäre diskurs der amazighophonen intellektuellen nicht mehr so sehr wahrgenommen, weil sie sich damit von vielen anderen gesellschaftskomponenten länsgt abgelöst haben. Während z. B. die frage der institutionellen also verfassungsmäßigen kontrollmöglichkieten der politischen macht in marokko an der spitze der tagesordnungen zivilgesellschaftlicher und politischer organisationen steht, flüchten viele der amazighophonen in kulturalistische fantasien. und gerade dies dient mit sicherheit nicht der amazighität, im gegenteil es schadet ihr unheimlich viel.
die betonung der diglossalen natur der sprachverhältnisse im heutigen marokko mag vielleicht für den debutanten in der sprachsoziologie ein verblüfender befund sein. man lernt zwar die rangstellung jeder sprachvariante und deren verbreitungsarea bzw. ihre frequenz im kommunkiationsnetzt im lande, aber dann war es auch.
das problem der amazighen stellt sich tatsächlich als das problem einer mehrheitlichen minderheit. Minderheit desahlb weil im marokkanischen nationalismus der makhzenfamilien seit 1940 und später im postnationalimus beginnend mit dem konsens um die marokkanität der Sahara ist nach wie vor die rede von Amazighen als kulturelle und sprachliche menderheit, auch wenn dies faktisch nicht stimmt.
zweitens minderheit, weil der große makhzen also Frankreich die Amazighität zum Pferd seiner Kolonialpolitik machte und somit den amazighen das recht auf kulturelle gleichheit in der differenz beraubt hat. der marokkanische nationalismus aber auch die legitimitätsgrundlagen der monarchie, die religiösen insbesondere laufen dem anspruch auf kulturelle gleichheit in der differenz zuwieder. so wird der marokkanische staat in der verfassung als arabischer und islamischer staat bestimmt, dessen offizielle sprache arabisch ist.
ein anderer aspekt, der dem anspruch der amazighen auf gleichheit in der differenz entgegensteht, ist die letzte entwicklung in marokko. weil sich das land immer schneller verstädtert und die verstädterungsrate mittelweile über 42% liegt, ergibt sich automatisch, dass immer mehr amazighisch sprechenden menschen ihre mundarten im städtischen milieu verlieren.
Dazu spielen natürlich ansdere faktoren bei diesem sprachverlust genauso eine wichtige rolle, Landflucht, Schulsystem und gravierender noch die migration.

auch die vorkoloniale geschichte marokkos hat wesentlich zur verdrängung der amazighität beitgetragen. die dynastie der alawiten stützte sich als cherifische also arabische dynastie auf arabische Familien, cherifische familien ( die Kettanis) arabische stämme
(die Moqris) und andalusische Familien ( die Barguach ) mit konzentration in fez, rabat, salé und tetouan. diese familien bildeten annäherend die führungselite im vorkolonialen marokko. in der kolonialzeit wandten sich die selben familien der wirtschat zu. sie gingen in die hafenstädte und ließen sich in casablanca ( die ben chekrounes und die tazis) oder nach tanger ( die ben jellounes) somit waren sie auch als erste nutznießer der modernisierung marokkos. die wichtigsten arabophonen leaders des marokkanischen nationationalimus stammen doch aus diesen familien.
die französische bildungspolitik begünstigte eben diese arabischstämmige führungselite aus dem vorkolonialen marokko. sie bauten les écoles des notables " schulen für Kinder des marokkanischen Adels".

auch im unabhängigen marokko haben wir es mit dem selben szenarion. schriftkundigen oder besser frankreich nah stehenden übernahmen die moderne verwaltung und bestimmten seitdem die politischen geschicke des landes.

die amazighen haben sich indes regional spezialisiert. die rifis im ethnic business, die soussi im lebensmittelhandel und die zianis im mittelatlas in der armee. sie stellen die wirbelsäule der marokkanischen armée und stammen aus dem im jargon der militärs in marokko bezeichneten " Berberdreieck " östlich von fez bis an die grenze zu fluss moulouya und südlich von meknes bis hinein im mittelatlas.

diese regionale spezialisierung zeigt , dass es einflußreiche amazighen gibt, die aber voll im system integriert sind. sie mögen vielleicht mit den forderungen der amazighischen intellektuellen symathisieren, aber ihre verflechtungen in der wirtschaft und in der armee lassen es nicht zu, sich ganz der amazighität zuzuwenden.

dies alles heißt aber nicht, dass der anspruch der amazighien auf institutionelle gleichheit in der differenz nicht legitim ist, aber er darf nicht nur kulturalistisch bertrachtet werden. ansonsten hätten wir irgendwann einen amazighischen Arend, der uns dann belehren würde, was eine "amazigische nation" sei.
so legitim wie der anspruch der amazigehn ist, er wird immer davon anhängen, wie weit marokko sich zu einem rechtsstaat entwickelt. das ist der einzige rahmen, in dem gleichheit in der differenz konkretesiert und nicht in einem abstrakten begriff wie Nation oder Nationalstaat, der bekanntlich aus dem gemeinschaftlichen geist der blutverwandschaft herrührt.

umni

Re: Das Masirische Manifest : Forderungen der marokkanischen Masiren #25374
05/04/02 03:12 PM
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Uschen Offline OP
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Umni,
ich habe das Gefühl, dass Du aus dem Beitrag "Jamils" nur das herausgepickt und interpretiert hast, damit die Diskussion auf andere Aspekte gelehkt wird.Ich habe kein Problem damit !
Ich freue mich jedenfalls über deine Beiträge,die genau wie meine keine Rücksicht nehmen auf die Tabus und keine Personen schonen. Das ist auch meine Art !
Zurück zum Thema :
die ersten Zeilen meiner Antwort auf Jamils-Beitrag betonnen den Zusamenhang zwischen DEMOKRATIE und TAMAZIGHT und das hättest Du auch sehen müssen !!!!! Oder hätte ich konkreter werden können ?
Der Rest meines Beitrags bezieht sich auf die Vorurteile, die viele haben: Militanten schreiben und sprechen nur auf Französisch usw... Darauf habe ich geantwortet.Und das ist alles !
Jetzt zu deinen Vorwürfe gegen die Militanten :
Erstens: Die masirische Bewegung fordert von Anfang an eine Verfassungsreform und ein Ende eines auf Mythen basierten Nationalstaates !
Dass die marokkanische Verfassung keine Demokratische ist wissen alle Marokkaner.
Du mußt ja wissen, wie auf solche Forderungen zur Zeit des Hassan II reagiert wurde !
Ein masirischer Militant, hatte Anfang der achziger Jahren die Demokratisierung der Verfassung verlangt und wurde zu 2 Jahren Haft verurteilt ! Und die politische Klasse hatte damals nicht geschwiegen.
Wer hat Ben Berka und die UNFP bei ihrer Gründung untersützt ? Waren nicht die Imasiren aus Ssuss ?
Ich habe auch in diesem Forum mehrmals von der Verfassungsreform gesprochen und sogar den Artikel 19, der ja das Fundament des politischen Systems,kritisiert !!!
Ich habe jedoch das Gefühl, dass die Leserschaft gar nicht versteht wovon die Rede ist, weil die meisten unpolitisch und desinterssiert sind !
Zweitens:
Die Machsanisierung von Intelektuellen, Politiker, Sportler usw... ist ein altes
Modell in Marokko, das weiterhin gepflegt und ausgebaut wird ! Es gibt freie Marokkaner und Marokkaner der " Sserbis / des Machsen ! Und darunter findest Du Araber und Imazighen ! Das ganze politische System mit seinen Parteien und Eliten ist ein Produkt des Machsen und von diesen Institutionen kann man nicht viel erwarten ! Nur neue Bewegungen und eine neue Elite könnte die verkrusteten Strukturen reformieren.
Die Initiative einer Verfassungreform ist in den Händen des Königs( Artikel 103 ) . Und nur er könnte die Herrschaft des Machsen beenden ! Aber, ich glaube nicht, dass er die Zerstörung der Strukturen will, die bis heute das ganze korrupte System stützen !
Drittens:
Als die Imasiren gegen die Franzosen und Spanier noch kämpften, saßen die ersten Kinder des Fes-Bürgertums bereits in den französischen Schulen in Paris oder in der ersten französische Schule in Marokko : Ecole de Fes 1912 !!!!
Bekanntlich haben die Imasiren gegen den schwachen König damals rebilliert und er war es, der den französischen Vertreter in Tanger einen Brief geschrieben hatte mit der Bitte : Befreien Sie uns bitte von diesen Berbern !
Die freien Imasiren haben bis 1934 für ihr Land gekämpft und die s.g Nationalisten hatten die ganze Zeit Abkommen in allen Bereichen mit Frankreich unterzeichnet !
Frankreich zwang die Istiqlal-Partei die Berfreiungs-Aramee zu kontrolieren und Allal al-fasi und Ben bark auch haben die Ermordung einiger Berber organisiert, damit sie diese Armee unter ihrer Kontrolle bringen ! Bekanntlich wollte diese Armee so lange Kämpfen bis den ganze Maghreb unabhängig ist ! Für das Bügertum ( Istiqlal-Partei) war das zu viel und bevorzugten eine Kooperation mit den Franzosen, die bis heute andauert!
Die Franzosen stützten sich am Anfang auf den König und die Fassi, weil die Mehrheit der Marokkaner gegen das Protektorat waren !
Wer hat das Protektorat und die Dahirs der " Pacification / Befriedung " der berberischen Regionen unterschrieben ? Ich nicht und die Imasiren auch nicht !!!
Warum hatte die damaligen marokkanischen Machthaber mit dem französischen Militär die Aufteilung des Landes in Militär ( Aufstand der Berber ) und Zivileregion ( Keinen Aufstand !) ?
Dass die Mehrheit in Marokko in iher Geschichte , Kultur und Sprachen betrogen wurde ist eine bittere Wahrheit ! Die masirische Bewegung ist eine politische Bewegung ( Der Mensch ist ein Politisches Wesen)und die Verfassungs- und Geschichts- und Wirtschaftsreform stehen an erster Stelle !! Die politischen Gegner der Imasiren erzählen vieles und haben Angst davor, dass diese Elite eines Tages großen Einfluss auf die Politik bekomt !
Letzte Woche ist eine Partei von Militanten Masiren , Islamisten und Neue-Linke gegründet worden, ist das die neue politische Elite in Marokko ? Keine Anhnung ?
Mohand


Tidt n umya!

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