Marokkoforum Archiv Herzlich willkommen beim Marokkoforum, NUR ARCHIV
powered by Marokko.Net
Liebe Forennutzer, dieses Forensystem ist nur als ARCHIV nutzbar. Unser aktuelles Forensystem ist unter (www.forum.marokko.com) erreichbar.
...
Previous Thread
Next Thread
Print Thread
Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23139
17/10/05 02:56 PM
17/10/05 02:56 PM
Joined: Sep 2003
Posts: 189
Österreich
H
Helias Offline OP
Mitglied
Helias  Offline OP
Mitglied
H

Joined: Sep 2003
Posts: 189
Österreich
Dr. Hamid Lechhab, aus Matmata bei Fes stammender und in Vorarlberg lebender Psychologe, Autor und Übersetzer (u.a. von Werken Erich Fromms ins Arabische) lädt ein zur Präsentation seiner Erzählung:

Mein Vater ist Marokkaner
Die vergessenen Kinder des zweiten Weltkrieges in Vorarlberg

- am 20. Oktober 05 um 20 Uhr, in der Vorarlberger Landesbibliothek,
Fluherstr. 4, 6900 Bregenz
und
- am 25. Oktober 05 um 18 Uhr, im Theater am Saumarkt, Feldkirch.

Das Buch handelt von einem der marokkanischen Besatzungssoldaten, die 1945 für einige Monate in Westösterreich stationiert waren, von seiner Liebe zu einer Vorarlbergerin, und von seinem Sohn, der den Vater niemals und das Land, aus dem sein Vater stammte, und dessen Kultur erst sehr spät kennenlernte.

„Am 20. Oktober 05, um 20 Uhr findet die Buchpräsentation „Mein Vater ist Marokkaner. Die vergessenen Kinder des zweiten Weltkrieges in Vorarlberg“ von Dr. Hamid Lechhab, in der Landesbibliothek in Bregenz statt. In Anwesenheit von Landesrätin Dr. Greti Schmid und des Vorsitzenden der Kommission für Militärgeschichte in Marokko, General Bouchaib Arroub, liest Heidi Braun, eine Österreicherin marokkanischer Abstammung, einige Passagen aus dem Buch vor.
Der Vorarlberger Historiker Prof. Dr. Weber wird eine kurze historische Darstellung dieser Zeit präsentieren. Während seiner Ausführungen werden Bilder von marokkanischen und französischen Soldaten aus dem Jahr 1945 gezeigt.

Der ORF-Journalist Thomas Matzak, der den Dokumentarfilm: „Autriche mon Amour“ [Ausstrahlung: ORF 2 18.10.2005 20h15, Wh. 19.10.2005 02h30] mitrealisiert hat, wird von seinen Erfahrungen bei der Entstehung der Dokumentation erzählen, um zu zeigen, wie schwierig die Suche dieser Kinder nach ihren Vätern ist. Mit oft nur äußerst spärlichen Informationen, in der Regel ein Foto, ein Vornamen oder eine Nummer, versuchen viele Betroffene ihre väterliche Seite zu finden. Eine sehr komplizierte Unternehmung, die oft ohne Erfolg bleibt und die damit diese Menschen die Trauer noch tiefer spüren lässt.

Am Schluss wird Dr. Hamid Lechhab über seine Motivation, diese Erzählung zu schreiben, berichten.“

„Am Dienstag, den 25. Oktober 05, um 18 Uhr findet die Buchpräsentation „Mein Vater ist Marokkaner. Die vergessenen Kinder des zweiten Weltkrieges in Vorarlberg“ von Dr. Hamid Lechhab im Theater am Saumarkt in Feldkirch statt. In Anwesenheit der Nationalratsabgeordneten Sabine Mandak, des Vorsitzenden der Kommission für Militärgeschichte in Marokko, General Bouchaib Arroub, des Kulturstadtrat Dr. Karlheinz Albrecht liest die Künstlerin Brigitte Walk einige Passagen aus diesem Buch vor.

Dr. Hamid Lechhab wird eine kurze historische Darstellung dieser Zeit präsentieren. Während seiner Ausführungen werden Bilder von marokkanischen und französischen Soldaten aus dem Jahr 1945 gezeigt.

Der Salzburger Regisseur und Theatermacher Dr. Michael Worsch wird von seinen Erfahrungen erzählen, um zu zeigen, wie schwierig die Suche dieser Kinder nach ihren Vätern ist.. Mit oft nur äußerst spärlichen Informationen, in der Regel ein Foto, ein Vornamen oder eine Nummer, versuchen viele Betroffene ihre väterliche Seite zu finden. Eine sehr komplizierte Unternehmung, die oft ohne Erfolg bleibt und die damit diese Menschen die Trauer noch tiefer spüren lässt.“

Re: Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23140
18/10/05 09:48 PM
18/10/05 09:48 PM
Joined: Jul 2002
Posts: 1,624
Süddeutschland
E
Elvire Offline
Mitglied
Elvire  Offline
Mitglied
E

Joined: Jul 2002
Posts: 1,624
Süddeutschland
Guten Abend,

salut @ Helias, schön wieder von Dir zu lesen und danke für den Hinweis

Dokumentarfilm: „Autriche mon Amour“ [Ausstrahlung: ORF 2 18.10.2005 20h15, Wh. 19.10.2005 02h30]

zur Lesung nach Bregenz oder Feldkirch ist es doch zu weit \:\(

aber den Film werde ich heute abend sehen.

In der Tageszeitung "Libération" (Maroc) las ich über das Treffen, das am 18. September in Vorarlberg stattfand und über das Problem der Kinder aus dieser Zeit, die gesellschaftlich geächtet und aus dem sozialen Leben augeschlossen waren. All das war lange Zeit mit einem Tabou belegt. 'L'association des Marocains" in den deutschsprachigen Ländern organisiert eine Reise im Frühjahr 2006 für die Betroffenen, damit sie die Heimat ihrer Väter kennenlernen.

viele Grüsse,
Elvire

Re: Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23141
19/10/05 12:22 AM
19/10/05 12:22 AM
Joined: Feb 2001
Posts: 1,282
Süd-Baden
Blandina Offline
Mitglied
Blandina  Offline
Mitglied

Joined: Feb 2001
Posts: 1,282
Süd-Baden
Hallo zusammen,

leider habe ich es verpasst, habe erst gerade eben das Thema geöffnet. SChade
Wir hatten hier schon mal das Thema der vergessenen Kinder. Da war auch jemand auf der Suche nach den Wurzeln.

( Die Nadel im Heuhaufen )

Elvire oder jemand anderst..Wisst Ihr wie man Kontakt zu der 'L'association des Marocains" aufnehmen kann ?
Denke diese Reise dürfte hier manch einen interessieren.
Es gibt Schätzungen, dass in Baden-Württemberg ca. 2000 - 3000 Kinder aus diesen Beziehungen hervorgegangen sind.
Bei uns im Ort 3 oder 4, im Nachbarort anscheinend über 10.
Meine Hebamme erzählte mir, wie oft hier das Mongolenmal anzutreffen ist.
So sprachbegabt wie die Marokkaner sind haben sie als Besatzer ruck zuck die deutsche Sprache beherrscht, die Franzosen nicht.
Sie waren anscheinend sehr beliebt.
Im Schwäbischen habe ich schon von Vergewaltigungen durch Marokkanische Soldaten gehört. Hier in unserer Gegend nicht.
Das Sie allerdings auch in Österreich waren, wusste ich bisher noch nicht.

Falls also jemand weiss wie man mit der 'L'association des Marocains" im deutschsprachigen Raum Kontakt aufnehmen kann, her mit der Adresse bzw Telefonnummer. Danke

Viele Grüsse


give peace a chance.

Re: Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23142
19/10/05 01:14 AM
19/10/05 01:14 AM
Joined: Jul 2002
Posts: 1,624
Süddeutschland
E
Elvire Offline
Mitglied
Elvire  Offline
Mitglied
E

Joined: Jul 2002
Posts: 1,624
Süddeutschland
Hallo,

@ Blandina - der Film wird morgen wiederholt, zwar zur Nachtzeit, Wh. 19.10.2005 02h30, aber vielleicht machst Du eine Videoaufzeichnung. Der Film ist sehr sehenswert.....

Über die "Association...." weiss ich bis jetzt nichts Näheres, vielleicht Helias??
Möglicherweise ist auch in dem neuerschienenem Buch von Dr. Hachim Lechhab

Mein Vater ist Marokkaner
Die vergessenen Kinder des zweiten Weltkrieges in Vorarlberg

im Anhang eine Adressenangabe der Association.

Zum Thema marokkanische Truppen in Österreich wurde schon heftigst kontrovers diskutiert:

http://www.marokko-online.net/cgi-bin/forum6500/ultimatebb.cgi?ubb=get_topic;f=5;t=001875;p=&r=nfx

Am 7. April, anlässlich der Feiern zum 60. Jahrestag des Befreiung Vorarlbergs von den Nazis, hat das „offizielle Österreich“ in Gestalt von Bundeskanzler Schüssel u. von Vorarlbergs Landeshauptmann Sausgruber die Bedeutung der marokkanischen Truppen gewürdigt und ihnen Dank und Anerkennung für ihren Beitrag zum Sieg über die Hitlerarmee ausgesprochen.

Dokumente aus dieser Zeit sind im Rahmen der Ausstellung "Freiheit und Einheit" bis Freitag, 29. April von Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr, im Landhaus in Bregenz (Römerstr. 15) bei freiem Eintritt zu besichtigen.

Aus dem Ausstellungskatalog:
Foto von Mohammed V. auf Truppenbesuch in Vorarlberg

„Truppenbesuch Sultan Mohamed V. von Marokko in Bregenz, 22.Juni 1945, Foto (Archiv der Landeshauptstadt Bregenz).
Die 1940 von der deutschen Wehrmacht besiegte französische Armee wird in den afrikanischen Kolonien neu aufgebaut. Kolonialtruppen tragen einen großen Teil der französischen Kriegsanstren-
gungen. Sie kämpfen und sterben für die Befreiung Frankreichs und Europas. Ihren Ländern hingegen soll die Unabhängigkeit vorenthalten bleiben.
An der Befreiung Vorarlbergs sind maßgeblich zwei marokkanische Divisionen beteiligt.
[…]
Am 22. Juni 1945 nimmt auch Sultan Mohamed V. von Marokko(1927 bis 1962) in Bregenz selbstbewusst eine Parade seiner Truppen ab: wohl ebenfalls eine politische Geste. Frankreich hatte das
Königreich Marokko 1912 als Protektorat in seine Abhängigkeit gezwungen. 1953 setzen die Franzosen den Sultan ab, 1956 müssen sie Marokko jedoch in die Unabhängigkeit entlassen.“

Über die Marokkaner im 2. Weltkrieg siehe auch:
http://www.lematin.ma/journal/article.asp?id=natio&ida=46300

Re: Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23143
19/10/05 01:43 AM
19/10/05 01:43 AM
Joined: Feb 2001
Posts: 1,282
Süd-Baden
Blandina Offline
Mitglied
Blandina  Offline
Mitglied

Joined: Feb 2001
Posts: 1,282
Süd-Baden
Hallo Elvire,

danke, das Thema ist tatsächlich unbemerkt an mir vorbei, bzw ich meine mich erinnern zu können, den Anfang gelesen zu haben.
Aber auch da geht es soweit ich es jetzt überflogen habe nicht um die vergessenen Kinder, und gerade die sind es eigentlich die mich bei diesem Thema interessieren.
Leider kann ich nicht von der Schüssel aufnehmen und auf Kabel ist bei uns ORF2 nicht eingespeisst.
Leider.
Nun ja, u.U kaufe ich mir ja das Buch.

Viele Grüsse

P.S:
Beschreibung der Doku:
DIE ALLIIERTEN IN ÖSTERREICH (4)4. Folge: Autriche, mon amour
Nach dem Einzug der Franzosen machten Tiroler und Vorarlberger, erstmals Bekanntschaft mit höchst exotischen Gästen. In der Uniform der "Grande Nation". marschierten Hunderte Marokkaner in Westösterreich ein. Um die "Söhne der Wüste" in alpiner Umgebung ranken sich ebenso viele Anekdoten wie ängstliche Erinnerungen. Mit den Franzosen kam der "historische Erbfeind" bereits zum zweiten Mal nach Tirol. 1810 ließ Napoleon, damals Herr über das Land am Inn, den Nationalhelden und Freiheitskämpfer Andreas Hofer hinrichten. Das hatten die Tiroler nicht vergessen. Die Dokumentation von Thomas Matzek berichtet über die Versuche der Franzosen, die historischen Wunden zu heilen, über die Charmeoffensiven der französischen Militärverwaltung. Im Gegensatz zu früher demonstrierten die Besatzer nun Verbundenheit mit dem Tiroler Wesen, mit lokalem Brauchtum, Trachtentanz Volkskultur und Schützenwesen. Sie förderten Tourismus und Wintersport.
Ein Film von Thomas MatzekGestalter
Thomas Matzek


give peace a chance.

Re: Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23144
19/10/05 01:47 AM
19/10/05 01:47 AM
Joined: Feb 2001
Posts: 1,282
Süd-Baden
Blandina Offline
Mitglied
Blandina  Offline
Mitglied

Joined: Feb 2001
Posts: 1,282
Süd-Baden
P.P.S
Das Buch ist bei amazon nicht zu finden.
Kommt es erst heraus ?


give peace a chance.

Re: Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23145
19/10/05 03:40 PM
19/10/05 03:40 PM
Joined: Sep 2003
Posts: 189
Österreich
H
Helias Offline OP
Mitglied
Helias  Offline OP
Mitglied
H

Joined: Sep 2003
Posts: 189
Österreich
Hi Blandina,
das Büchlein ist derzeit nur beim Autor zu beziehen u. nicht über den Handel, also auch nicht über amazon.

Kontaktadressen:

Marokkanischer Verein in deutschsprachigen Ländern
Hämmerle Strasse 19a
A - 6800 Feldkirch-Vorarlberg
Telefon: 0043 / 5522 78693
E-Mail: verein@maroc.li
Homepage: http://www.maroc.li

Homepage Dr. Lechhab:
http://www.jugendraum.ruggell.li/Hamid.htm

Dass diese Reise überhaupt stattfinden kann, verdankt sich nicht zuletzt dem Umstand, dass sie von der öffentlichen Hand (Land Vorarlberg u. Stadt Feldkirch, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt) (mit-?)finanziert wird. Und diese Finanzierungszusage verdankt sich dem Umstand, dass der u.a. auch politisch sehr engagierte Dr. Lechhab u. der Marokkanische Verein die Gunst der Stunde bzw. des Jubiläumsjahres 2005 (60 Jahre Kriegsende + 50 Jahre Staatsvertrag) zu nutzen wussten, um für die (noch) Lebenden etwas zu erreichen, was auch in der Praxis brauchbar ist – brauchbarer jedenfalls als die Gedenkveranstaltungen u. Festreden.

Salut Elvire,
„der Film ist sehr sehenswert“ – ähm, das wär aber doch gar nötig gewesen ;-) . N a c h d e m ich ihn gesehen hab, muss ich sagen: Naja, so sehenswert, wie ein Versuch, das Thema „Die frz. Besatzung in A 1945-1955“ filmisch in einer dreiviertel Stunde abzuhandeln, eben sein kann...

In Eile grüßt
Helias

Re: Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23146
19/10/05 08:38 PM
19/10/05 08:38 PM
Joined: Jul 2002
Posts: 1,624
Süddeutschland
E
Elvire Offline
Mitglied
Elvire  Offline
Mitglied
E

Joined: Jul 2002
Posts: 1,624
Süddeutschland
Hallo,

@ Helias
danke für all die Infos. ;-))

Ich fand den Film schon sehenswert - sicherlich in 45 Minuten kann nicht zuviel Information hingeingepackt werden, und ich wünschte mir auch mehr über marokkanische Soldaten als über die franz. Besatzungsmacht zu erfahren. Besonders berührt hat mich das Beispiel der Erwachsenen Heidi, deren Suche nach ihrem Vater aufgezeigt wurde und ihre Schilderungen, wie sehr sie in der Nachkriegszeit unter dem Anderssein litt.

Re: Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23147
20/10/05 04:15 PM
20/10/05 04:15 PM
Joined: Sep 2003
Posts: 189
Österreich
H
Helias Offline OP
Mitglied
Helias  Offline OP
Mitglied
H

Joined: Sep 2003
Posts: 189
Österreich
Hallo Elvire,
ich find´s schön, dass Du´s auch schön findest, von mir zu hören, wenn ich hier von Zeit zu Zeit mal viele Infos abliefere - das hab ich doch sicher richtig verstanden, hm? <img src=" title="" src="graemlins/lachen2.gif" />

Zum Thema „Besatzungskinder“ möcht ich noch `was nachliefern:

Du schreibst, dass es Dich berührt hat, wie sehr die in dem Film gezeigte Tochter eines marokk. Vaters unter ihrem „Anderssein“ gelitten habe. War´s das „Anderssein“, worunter sie litt? Hätte sie unter dem „Anderssein“ auch dann gelitten, wenn diese spezielle Art des Andersseins in der Gesellschaft der Nachkriegsjahre in Westösterr. – eine sehr katholische, sehr konservative, patriarchalische und rassistische Gesellschaft - weniger negativ bewertet worden wäre? Das Schmerzhafte am „Anderssein“ war unter diesen Bedingungen vielfach, dass es auf Ausgrenzung hinauslief und auf Verachtetwerden, u. zwar – ein wenig überspitzt - als a) „Negerkind“ einer b) ledigen Mutter, die sich c) für Schokolade, Butter oder Zigaretten mit den „Franzosen“, also d) den Mördern des Tiroler Nationalhelden Andreas Hofer eingelassen hatte.

@Blandina hat oben die Vergewaltigungen im Schwäbischen erwähnt - damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Es hat auch in A massenweise Vergewaltigungen gegeben – allerdings in der sowjetischen Besatzungszone (Ostösterreich). Aus den Besatzungsgebieten der „Westmächte“ sind nur wenige Einzelfälle bekannt. Das lag auch daran, dass Amerikaner, Briten u. Franzosen interessiert waren, von der österr. Bevölkerung nicht als Feinde oder Unterdrücker oder als Rächer für die Schandtaten der Nazis wahrgenommen zu werden, sondern als Befreier und Helfer, und dass sie bei der Schaffung der dafür erforderlichen Voraussetzungen - ob Disziplinierung der Truppen, ob Marshallplan-Hilfe - recht erfolgreich waren. Dem gegenüber hatte die Armee Stalins erhebliche Probleme, in den eigenen Reihen der Erkenntnis zum Durchbruch zu verhelfen, dass Propaganda allein nicht reichen würde, um die ÖsterreicherInnen geneigt zu machen, an die vielen Vorteile des kommunistischen Systems gegenüber dem besiegten faschistischen bzw. dem von den Westmächten propagierten demokratischen zu glauben, falls diese Propaganda, wenn schon nicht von einer „Charmeoffensive“, so doch zumindest vom Verzicht auf Übergriffe, wirtschaftliche Ausbeutung und Brutalitäten (und die Vergewaltigungen erwiesen sich als dem Image der Russen in A besonders abträglich) begleitet sein würde.

Die Marokkaner lagen auf der Skala der Beliebtheit weit vor den Russen, aber auch weit hinter den Amerikanern.

Im Vorwort zu „Mein Vater ist Marokkaner“ schreibt Hamid Lechhab (die Textstellen in Anführungszeichen sind übersetzte Zitate aus historischen Quellen, hauptsächlich aus den Archiven des französischen Aussenministeriums):
Die Truppen der ersten französischen Armee, die Anfang Mai 1945 von Norden her kommend Vorarlberg befreiten, bestanden zum Großteil aus Einheiten mit farbigen Soldaten. Neben Teilen der 5. Panzerdivision unter General Schlesser und anderen Kräften war die gesamte 4. Marokkanische Gebirgsdivision unter General de Hesdin am Einmarsch in Vorarlberg beteiligt. Diese Division stellte dann im Sommer 1945 das wichtigste Element der Besatzungstruppen. Diese waren überall „mit Sympathie und Wärme begrüßt“ worden. Sehr bald konnten auch „Verbindungen zwischen der weiblichen Bevölkerung und den Besatzungstruppen festgestellt werden“; dabei scheinen gerade diese Farbigen „das Objekt einer gewissen Vorliebe“ gewesen zu sein.
„Im September 1945 wurde die 4. Marokkanerdivision abgezogen und durch die 27. Gebirgsdivision unter General Molle abgelöst“. „Schon Ende Juli hatte die zuständige Direktion im französischen Außenministerium auf die Tatsache aufmerksam gemacht, dass die Anwesenheit von farbigen Truppen in Österreich bei der Bevölkerung zunehmend auf Vorbehalte stoße“. „Dabei“, so hieß es in diesem Bericht, „handelt es sich nicht um einen Vorbehalt oder um Ängste, die auf handfesten Tatsachen beruhen. Die Disziplin der farbigen Truppen scheint in Österreich nicht besonders negativ beurteilt zu werden. Es handelt sich dabei vielmehr um eine Art psychologisches Vorurteil, dem man mit keinerlei Propaganda entgegenwirken kann [...].“
Wie den Berichten des französischen Nachrichtendienstes zu entnehmen ist, gab es bei der Bevölkerung generell „Ablehnung“, „schlechte Laune“, ja z.T. massive Repressalien gegen Frauen, die „galante Beziehungen“ mit Franzosen unterhielten.

[...]
Beide, Mütter und Kinder, haben viel gelitten, wurden manchmal auch körperlich angegriffen. Darüber spricht man aber ganz selten.
[...]
Seit ich in Vorarlberg lebe, sind mir immer wieder Geschichten über diese Kinder und ihre Mütter zu Ohren gekommen. Ich konnte mit vielen von ihnen persönlich sprechen und spürte und teilte ihren Schmerz. Mit vielen habe ich längere Kontakte aufgebaut und wir versuchten, die Väter oder deren Familien in Marokko zu finden.
[...]
Vor 60 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Die Mütter und Väter dieser Besatzungskinder sind zum Großteil bereits gestorben, und die Kinder stehen gerade vor der Pensionierung. Nun, im Alter, wenn sie Zeit haben, werden sie wieder vermehrt mit ihrer Geschichte konfrontiert. Sie beschäftigen sich intensiv mit der Suche nach ihren Wurzeln. Und ich denke, der Wunsch, seinen Ursprung zu erfahren, sollte ein Menschenrecht werden. Denn die Nachkommen werden bestimmte psychische Problematiken in die folgende Generation mitschleppen, wenn die erste Generation ihr Schicksal nicht abklärt und aufarbeitet.

Wenn es in Westösterreich gelungen ist, Politiker zu überzeugen, dass mit Beträgen, die im Vergleich mit den für die Gedenkfeiern ausgegebenen geradezu lächerlich gering sind, etwas Sinnvolles getan werden kann, indem man die Besatzungskinder bei der Suche nach ihren familiären Wurzeln in Marokko unterstützt, dann müsste das doch andernorts auch möglich sein, oder?

Gruß
Helias

Re: Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23148
21/10/05 02:31 AM
21/10/05 02:31 AM
Joined: Jul 2002
Posts: 1,624
Süddeutschland
E
Elvire Offline
Mitglied
Elvire  Offline
Mitglied
E

Joined: Jul 2002
Posts: 1,624
Süddeutschland
Guten Abend,

salut @ Helias,
ich freue mich immer von Dir Beiträge zu lesen \:\) !! in letzter Zeit hast Dich ja rar gemacht

Deine Ausführungen sehe ich auch so......und dieses Los war leider jedem Kind beschieden, das "anders" war, wenn es einer anderen ethnischen Gruppe angehörte.

Kennst Du den kleinen Gedichtband (ich bin sicher) von Peter Turrini "Ein paar Schritte zurück" in dem er trefflich seine schmerzlichen Gefühle, als (Italiener)Kind beschreibt?

"Ich hatte die Wahl
zwischen dem Schweigen
meines Vaters
und dem Spott
der Kinder.

ich entschloss mich
sitzenzubleiben
und zu phantasieren"

oder

"Wenn das Kind des Nachbarbauern
einen Frosch mit einem Strohhalm aufblies
habe ich geweint.
Wenn ich in der Schule alles besser wusste
haben sie mich in der Pause geschlagen.
Wenn sie mich zwangen Kuh******* zu essen
sahen sie meine Tränen.

Alles an mir
passte nicht zu ihnen"



In dem Film blieb die Antwort auf die Frage offen, wer die Kinder, deren Mütter heimlich im Kloster entbanden, aufgenommen/adoptiert hat.
Hast Du darüber Informationen?

Grüsse nach Wien

Re: Buch + TV-Doku: Marokkan. Soldaten und ihre Kinder in A #23149
21/10/05 04:32 PM
21/10/05 04:32 PM
Joined: Sep 2003
Posts: 189
Österreich
H
Helias Offline OP
Mitglied
Helias  Offline OP
Mitglied
H

Joined: Sep 2003
Posts: 189
Österreich
Bonjour Elvire,

auf Anhieb kann ich leider nichts über das weitere Schicksal zur Adoption freigegebener Kinder marokkanischer Soldaten aus der frz. Besatzungszone sagen (Ich kenne nur aus den Medien 2, 3 besonders tragische und vermutlich nicht repräsentative Geschichten von Kindern dunkelhäutiger US-Soldaten, die herumgeschoben wurden, weil keiner sie haben wollte, und deren ganzes Leben von daraus resultierenden schweren psychischen Problemen überschattet wurde), aber vielleicht finde ich noch etwas...

Gruß
Helias

P.S.: Ich fühl mich gebauchpinselt \:\) \:\) \:\) und kenn von Turrini nur die Theaterstücke.


Search

Forum Statistics
Forums17
Topics18,515
Posts164,845
Members9,959
Most Online12,010
Dec 24th, 2014
Popular Topics(Views)
611,815 Strassenverkehr
Bildergalerie
Marokkoreise KaterKarlo ab 17.03.2016
Flechte als Gewürz
https://goo.gl/maps/xxwhc
Powered by UBB.threads™ PHP Forum Software 7.7.1