Veranstaltungshinweis - Moderner Tanz

"PROTOKOLL" von Dali Touiti aus Tunesien
[img]http://www.i-camp.de/graphics/programm/dali_touiti/dalitouiti_0404[/img]

Freitag, 23. April 2004, und Samstag, 24. April 2004, um 20.30 Uhr

i-camp, Entenbachstr. 37, 81541 München, Eintritt 12,- / 7,- €

Kartenreservierung per Mail an info@i-camp.de oder per Fax an (0 89) 65 43 25

Diese Arbeit des Tunesiers Dali Touiti ist eine sehr persönliche Momentaufnahme. Sie beleuchtet Stationen eines Weges nach Deutschland.

Ein innerer Monolog, Bilder, Emotionen - Stillstand, Hoffnungslosigkeit, Wut, aber auch Energie und Lebensfreude, die archaische Kraft des Körpers - nach außen getragen und auf der Bühne in Bewegung übertragen von Dali Touiti und zwei Tänzerinnen.

Wo hat alles angefangen? Den gegen Widerstände erkämpften Anfängen folgt eine professionelle Tänzer- und Choreographenkarriere. Die Anfänge liegen im Keller eines Kulturzentrums in der Medina von Tunis, wo eine Gruppe von Freunden mit Modernem Tanz beginnt. Sie bilden später den Kern des „Ballet National Tunisien“, das vom Kulturministerium hervorragende Arbeitsmöglichkeiten erhält, mit internationalen Choreographen arbeitet und auf Tourneen in die Welt geschickt wird.

„Der Anfang als zeitgenössischer Tänzer und Choreograph in Tunesien war nicht einfach, aber dann war es eine wunderbare Zeit, lebendig und inspirierend. Musik und Tanzen gehören bei uns zum Alltag. Aber klassisches Ballett oder gar zeitgenössischer Tanz waren in den Achtzigern noch kein Begriff. Und ein tunesischer Mann, der so tanzen wollte, war sehr suspekt und mindestens schwul.“

Wo ist heute sein Platz als Künstler? Eine Ankunft mit Träumen und Erwartungen. Das Erlernen einer Sprache, und trotzdem versagen die Worte. Kommunikation ist mehr.

Erste Projekte in Deutschland. Es begann in Weimar. Mit zwei Tänzern von Ismael Ivo entstand eine eigene Choreographie. Wieder ein Neuanfang in München, die Bedingungen sind schwieriger. Profitraining ist rar, Probenräume für eine kontinuierliche Arbeit sind nicht bezahlbar, die Tanzszene hat nicht auf einen Neuankömmling gewartet, Kommunikation und Austausch sind begrenzt. Große Freude über die städtische Förderung im letzten Jahr. Dali Touiti sucht immer wieder die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und neuen Tänzern, er ist neugierig und will Menschen und Ideen zusammenbringen.

„Als ich nach Deutschland kam, freute ich mich auf die vielfältige Tanzszene, die Freiheit in den tänzerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Aber die Produktionsbedingungen sind meistens sehr schwierig und die Szenen bleiben ziemlich für sich. Ich musste wieder bei Null anfangen.“

Wie lebt er heute - in einer anderen Kultur, in einer fremden Gesellschaft? Obwohl in München nicht wenige Ausländer leben, gibt es relativ wenig authentisch arabisches Leben. Alle versuchen, wenig aufzufallen. Die islamische Welt ist tägliches Thema, und doch bleibt sie noch relativ fremd. Gerade in diesen Tagen ist sie vornehmlich angstbesetzt. Dali Touiti spürt ein großes Verlangen nach Offenheit, Kommunikation und Verständnis.

„Es ist derzeit mal wieder nicht einfach, Nordafrikaner zu sein. Man fühlt sich unsicher, Kontrollen nehmen zu, die Stimmung ist gereizter. Man erlebt wieder die Zurückhaltung beim Gegenüber, wenn man sagt, dass man aus Tunesien kommt. Gleichzeitig gibt es viele, die sich für die arabische Kultur interessieren, die Musik und arabische Wohn-Accessoires sind ja ziemlich hip.“

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- Freie Kunst braucht Unabhängigkeit -

TANZTENDENZ: Unser Ziel ist es, einen Teil dieser Unabhängigkeit zu ermöglichen – für Münchner und in München arbeitende freie Choreografen im Bereich des Zeitgenössischen Tanzes. Wir tun dies, indem wir ihnen Räume und strukturelle Hilfeleistungen für ihre Tätigkeit zur Verfügung stellen.