Hallo,
nach nunmehr 6 - jähriger Agadir-Abstinenz war die umstrittene Touristenhochburg jetzt Ende August/Anfang September mal wieder an der Reihe.
Umstritten, weil wohl über keine andere marokkanische Stadt so geschimpft wird wie über Agadir:
Die Stadt sei hässlich,heißt es, von Massentourismus gerprägt, überteuert, Tourinepp, dazu noch das unberechenbare Wetter gerade im Hochsommer, wo es oft bewölkt und neblig ist. Außerdem ist Agadir eigentlich nicht Marokko.
Dem will ich meine eigene Sicht gegenüberstellen:
Obwohl ich Essaouira/Marrakesch/Fes/Tanger/Rabat/Chefchaouen und viele andere Städte und Gegenden liebe, so übt doch auch gerade Agadir auf mich einen besonderen Reiz aus.
Die Stadt ist herrlich entspannt, überall gibt es gutes Essen vom einfachen Hamburger bei Jimmys Burger über einfache Restaurants in Talborjt bis zum Gourmetrestaurant.
Überall mischen sich Einheimische und nicht Einheimische unaufgeregt, vom Strand über die Hotels über das Zentrum und darüber hinaus. Ja, auch in den Hotels und Restaurants sind
Einheimsche zuhauf anzutreffen. Sie halten meinem Eindruck nach den Laden am Laufen, nachdem die Deutschen nach Nine-Eleven und anderen Terroranschlägen (meist anderswo, aber Marokko hat es stets voll zu spüren bekommen) wegblieben. In den 90er Jahren war Agadir sehr viel von Deutschen besucht, weshalb bis heute viele Leute noch deutsch sprechen
Der Strand: Kein anderer konnte ihn bisher toppen. Nicht weil er besonders malerisch wäre oder der Sand besonders weiß, die Palmen besonders zahlreich oder solche Sachen. Nein, auch hier ist es die wunderbare und entspannte Durchmischung von marokkanischem und europäischem Leben. Kickende Jungs, Schulklassen, die Sackhüpfen spielen und 5 Minuten später im Wasser stehen. Badende in Vollmontur, im Bikini, in Zwischenformen. Verkäufer, Hennamalerinnen...
Das Wasser: nirgendwo sonst macht es soviel Spaß ins Wasser zu gehen. Stundenlang halte ich es dort drinnen aus ohne dass es mich wieder raus zieht. Das Sprudeln der Brandung. Keine Badewanne für Weicheier, sondern erfrischende Brandung mit enormer Schubkraft. Der eigene Körper als Surfbrett, der mit der Welle 10 Meter weit nach vorne schnellt.
Das zusammen mit der lebendigen Atmosphäre macht es aus, dass auch ein Freund, der mit uns dabei war und der zum ersten mal in Marokko, aber schon oft in Asien war, meinte, einen tolleren Strand noch nicht gesehen zu haben.
Die Strandpromenade - bei meinem letzten Besuch noch eine lästige Baustelle - ist überraschend gut gelungen. Und ich war damals sehr skeptisch.
Ich liebe sogar das Klima von Agadir. Im Hochsommer kann man nur damit rechnen, nicht zu erfrieren. Alles Andere ist unberechenbar: 2 Wochen Wolken und Nebel ohne sonne? möglich!
2 Wochen Hitze pur? Möglich! Diesmal gab es Sonne und Wolken und eine leichte Brise bei 27 bis 29°. Herrlich.
Ich liebe es, in Talborjt zum Friseur zu gehen und danach einen Avocadosaft zu trinken.
Von wegen Agadir sei nicht Marokko: was denn sonst? es repräsentiert ein modernes offenes Marokko, genauso wie Casa, Rabat, Marrakech u.a. Vieles in Agadir und Umgebung ist durch und durch marokkanisch. So sehe ich das jedenfalls.
Ein Ausflug ins palmenreiche Paradise Valley ist auch jedesmal Pflicht. Die Straße nach Immouzer wurde stellenweise deutlich verbessert, stellenweise ist sie aber durch Unwetter zerstört worden und führt über Stock und Stein.
Danach nach Taghazout in ein chilliges Cafe.
Also Agadir, bis bald Inchallah!
