Marokko: Gefängnisstrafe für Angriff auf « Heiligkeit » von Mohammed VI.

Walid Bahomane, ein junger 18 jähriger Marokkaner, wurde am 24. Januar 2012 festgenommen und am 16. Februar vom Gericht Erster Instanz in Rabat auf ein Jahr Gefängnishaft und eine Geldstrafe von 10 000 Dirham (1000 Euros), für „Anstoß an die Heiligkeit von Mohammed VI.“ in Facebook verurteilt.

Sein Verbrechen ist, auf seiner Facebook-Seite eine von einem Zeichner aus Burkina Faso realisierte Karikatur eingestellt zu haben: Seine Majestät König Mohammed VI., Kommandant der Gläubigen, in einem Türschloss eingezeichnet (siehe Zeichnung).

Der Titel « Kommandant der Gläubigen“ wird auch von Sultan aus Brunei und dem Mullah Omar aus Afghanistan beansprucht.

Wenige Tage später wurde Abdessamad Haydour, 25, auf 3 Jahre Gefängnis für ähnliche Motive verurteilt, nachdem er den absoluten Monarchen in einer, während einer Manifestation in Taza gedrehten und auf Internet geladenen Video, einen „Diktator Hund“ geheißen hatte.

Nach dem BlogVox Maroc, besäße die marokkanische Cyber Polizei große Büros in Rabat, wo sie sich Propaganda Aktivität und Einschüchterungen auf dem Web widmet, sowie der Internetüberwachung, dank eines französischen Spion-Softwares.

Letzten Dezember hatte die französische Firma Amesys einen 2 Millionen Dollar Kontrakt in Marokko für Computer und Harddisk Lieferungen und die Installierung des Überwachungsprogramms Eagle bekommen. Dieses erlaubt, mehrere Millionen Nachrichten zu prüfen, sie aufzuzeichnen und Namen und Schlüsselwörter zu notieren, selbst wenn sie beim Schreiben leicht deformiert wurden. Es identifiziert auch die Verbindungen zu verdächtig klassifizierten Sites, kann jene identifizieren, die Post dorthin schicken und den Inhalt der Mails kennen, sowie telefonische Anrufe abfangen.

Seit fast einem Monat kennt die Jugend der Stadt Taza im Nord-Osten des Königreichs einen beispiellosen Aufstand. Man zählt mehrere Tote und hunderte Verletzte gemäß provisorischen Berichten der Marokkanischen Gemeinschaft für Menschenrechte.

Das mittlere Jahreseinkommen in Marokko beträgt 5100 US$ (146. Weltrang). Mohammed VI. ist der siebent-reichste Staatschef der Welt.

Am 17. März 2011 hatte der französische Außenminister, Alain Juppé, vor dem Sicherheitsrat die Ankündigung der königlichen Reformen als mutige und weitsichtige Rede bezeichnet.
Letzten Montag, [den 13. Februar] hat seine US-Kollegin, Hillary Clinton, in einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärt: „Es ist das Recht des syrischen Volkes, die gleichen politisch gelungenen Änderungen genießen zu können wie sie in Marokko, Tunesien, Ägypten oder Libyen durchgeführt wurden“.

Nachzulesen im Bericht vom 19.02.2012 >>>>>>>>>>
http://www.voltairenet.org

Lieber Latino,

Du hast großes Lob dafür verdient dass Du hier schon über einen längeren Zeitraum immer und immer wieder kritische Dinge sachlich vorträgst!
Nur durch Kritik können Veränderungen entstehen und nur durch Veränderungen können Verbesserungen kommen.

Und Verbesserungen sind doch dass was jeder gerne möchte.

Wer hingegen immer alles so wie es ist ganz toll findet, wohlmöglich noch gegen Kritik verteidigt, der hat Mitschuld daran, dass es nur unzureichende Verbesserungen der Menschen in ihren Lebenslagen gibt.
Stell Dir vor es hätten immer alle Menschen nie etwas kritisiert, dann liefen wir heute alle noch mit Bärenfellen bekleidet herum!

Also Latino: Weiter so!!

DANKE!

Abgesehen davon, daß es jetzt jeden erwischt, der in Facebook zu irgendetwas aufruft (auch in England war sofort Schluß mit lustig: zweimal 4 Jahre für den Hinweis auf eine Demonstration, bei der dann auch geplündert wurde), würde ich mich ja an Latino's und vor allem Thomas Friedrichs Stelle mal ganz, ganz vorsichtig fragen, ob nicht doch einer der hier mitlesenden Marokkaner nicht doch einmal die Schnauze voll hat (Vorsicht: Injurie! Schnauze voll!) und den marokkanischen König (hat ja praktisch jeder Marokkaner auch direkten Zugang in Marokko) darauf aufmerksam macht, daß Facebook nicht alles ist:

es gibt ja auch noch das Marokko-Forum.

Mit sehr viel drastischeren Aufrufen zu "Angriffen auf seine Heiligkeit", mit persönlichen Diffamierungen und Aufwiegeln zum Unbotmässigsein, mit Tips und Tricks wie man keine Steuern zahlt, den Islam verhöhnt, Frauen und Kinder ausnützt, Spendengelder für "verlogene und heuchlerische" Projekte sammelt etc. etc.

Das soll jetzt aber keine Erpressung sein, die ich aus Schillers Glocke hätte abschreiben müssen: ich habe nur Angst um Eure Sicherheit und frage mich, was Euch so sicher sein lässt, daß es Euch nicht erwischt.

Zu alt?

Oder zu harmlos?

Josi

Ich finde es ja immer recht nett von Euch mir ein paar Stichworte zu liefern, hier die England-Facebook-Verknackung:

In England sind die ersten Facebook-Verurteilungen durch. Der eine Verurteilte hatte auf Facebook ein Event namens "massive Northwich lootin'" angemeldet (*fazialpalmier*). Der andere war ein wenig subtiler und nannte seine Webseite "Warrington Riots". Beide müssen jetzt für vier Jahre hinter Gitter.

Moment, Moment, noch nicht weggehen. Die Pointe kommt noch!

In beiden Fällen gab es keine Vorfälle. Kein Plündern, keine Ausschreitungen.

Trotzdem ab in den Knast.

Josi

Und falls hier noch jemand besonders in Facebook vertraut oder aber jemandes Facebook-account (zu Erpresserzwecken?) knacken will: da gibt es doch sicher ein paar Experten (langjährige User, die gerne über Treppenwitze nachdenken), die das jetzt gleich mal versuchen (mit oder ohne Fahrrad: ich habe übrigens kein Facebook-Profil):

Bug des Tages: Wenn man bei Facebook jemandes Profil als anstößig meldet, und Pornographie als Grund angibt, gibt es da einen Knopf für "Help us take action by selecting additional photos to include with your report". Wenn man den klickt, dann kann man alle Bilder des Profils einsehen, auch die als privat markierten.

Josi

Ich habe ja noch eine besonders schöne Seite:

von einer Demonstration in Kanada wo ca. 150.000 Menschen drauf sind. Mit einer Gesichtserkennung drüber fahren und schon poppen alle Facebook-accounts auf, verlinkt zu Facebook: wer seine Kinder nicht schützt, wer selbst in Facebook ist und wer glaubt, daß er nie etwas tun wird, was andere zur Weißglut bringt (eine Brille tragen beispielsweise reicht manchen ja schon aus, einen auslöschen zu wollen), der soll sich an Facebook wenden.

Die Seite suche ich jetzt nicht raus: seid mir nicht böse, aber ich muß aufräumen....


Josi

hallo




aus dem mutterland der modernen demokratie:

Moderator-nach-Majestaetsbeleidigung-gefeuert





quelle

was längeres .




ja, gerade da halb marokko hier mitliest, ist dieses forum super zum verändern geeignet.

ich denke ja, dass es den marokkanern gar nichts bringen würde, dürfte man witze über den könig reissen.

wenn jemand das heute öffentlich macht, dann aus provokation, er will auf sich aufmerksam machen. dabei möchte ich seine motive nicht bewerten. die können edel, aber auch sonst was sein.
reisst man öffentlich einen witz über den könig, wenn es erlaubt ist, dann reisst man halt einen witz über den könig. na und?
es heisst ja nicht, dass es keine witze über den könig gibt. man schreibt sie halt nicht in die zeitung oder in's internet.
der witz ist nur gefährlich, wenn er verboten ist. sonst ist es nur ein witz.
wer also wirklich was verändern will, nutzt den witz als waffe und fordert nicht als erstes die selbstentwaffnung.
der verurteilte blogger hat das wahrscheinlich verstanden, andere verstehen das nicht und springen wiedermal auf einen zug auf, der in die verkehrte richtung fährt.

kein ernsthafter revolutionär mit einem fünkchen verstand, würde erstmal die abschaffung der majestätsbeleidigung fordern.


also ich persönlich denke ja, dass der straftatsbestand der majestätsbeleidigung nicht unbedingt das problem ist, das vielen marokkanern am meisten unter den nägeln brennt.
ansonsten kann man ja sagen, was man will, wenn es nicht gelogen ist.

mich würde mal eine fundierte aussage darüber interessieren, was denn genau verändert werden soll und wie marokko nach diesen veränderungen aussehen soll.

es wäre schön, wenn thomas oder latino darauf antworten würden.
ich meine in eigenen worten und ruhig mal einen absatz mehr.

gruss
Najib

@Josi&Najib,

vielleicht hätte es Euren Schreibeifer etwas gedämpft wenn ich meinem Beitrag zugeschrieben hätte, dass sich meine Aussage gar nicht auf den o.a. Artikel von Latino bezog, sondern ich generell seine Beiträge als hilfreich (für Lernfähige) ansehe.

hallo

thomas,

nein, es hätte zumindest meinen schreibeifer nicht gedämpft.
der grösste teil meines postings bezog sich auf die von latino angesprochene thematik.

an dich war nur die frage, wie du dir marokko nach den veränderungen vorstellst.

gruss
Najib

@Najib,

das ist keine in wenigen Worten zu erklärende Sache.
Wenn ich mal wieder in Chechaouen bin und ausnahmsweise mal viiiiel Zeit habe kann ich Dir einiges dazu erklären.

Sicherlich möchtest auch Du gewisse Veränderungen in Deiner Stadt, Deinem Land, Deiner Welt, usw. aber auch das ist nicht mit weniger Worten erklärt.
Ich bitte daher um Verständnis dass ich mich dazu hier nicht äussern kann.

hallo


lol, thomas, genau so habe ich es erwartet.

nimm dir halt mal eine stunde, wenn dir das thema doch so wichtig ist.

ich denke aber, es liegt weniger an der zeit, als das du da nichts zu schreiben weisst oder nichts schreiben willst.



mir sind es schon zu viele veränderungen.
ich bin damals hier her gezogen, weil es genau das war, was ich gesucht habe. es bestand für mich kein anlass nach veränderungen zu rufen.
ich bin nicht nach marokko, um es zu verändern, sondern weil es so ist, wie es ist.

in meiner stadt ändert sich momentan gerade das alles, was ich auch verändert hätte, hätte man mich gefragt.
es wird alles etwas liebevoller ausgebaut, abwasser und abfallbeseitigung funktionieren und mehr veränderung, wäre nicht mehr das chefchaouen, das ich liebe.
schon gar nicht dürfte sich die mentalität der menschen hier ändern.

ein land habe ich in dem sinne nicht mehr.
ich fühle mich nicht mehrbesonders als deutscher. wäre da nicht der pass, würde ich meine nationalität vollkommen vergessen.
das heisst nicht, dass ich mich nicht deutsch fühle. aber zu deutschland als staat habe ich emotional nichts mehr zu tun. das hat sich im laufe der zeit verflüchtigt.

genauso wenig bin ich marokkaner. man kann vielleicht die gleiche mentalität haben und deswegen einige dinge anders sehen als der normalmentale mitteleuropäer, aber ein marokkaner ist man deshalb noch lange nicht.
da sind ganz viele dinge, die in jugend und kindheit verinnerlicht werden und die sind bei mir halt deutsch, da beisst die maus keinen faden ab.
und meine welt; ja da würde ich mir auch wünschen das es zugeht wie im poesiealbum.


ich sage es dir ganz ehrlich, auf ein treffen mit dir habe ich schon lange keine lust mehr.
ich habe dich im fernsehen gesehen, das hat mir dann die letzte gewissheit gegeben.
also, wenn es dir in chaouen mal langweilig wäre, mache einen spaziergang zur quelle, dann am bach entlang nach unten auf die hauptstrasse und von dort wieder hoch in die altstadt.
wenn du am outa hammam wieder ankommst, ist eine stunde um.




gruss
Najib

Ehrlich gesagt, nachdem ich Dich einige male life in Chefchaouen gesehen habe möchte ich mich auch nicht unbedingt mit Dir treffen. War natürlich nur ein Witz mein Angebot ausgerechnet Dir etwas zu erklären.

hallo



hast du bei der gelegenheit erfahren, was ... (usw. du weisst ja was ich meine)?

sicher sind dir bei der gelegenheit auch meine schwarzen locken aufgefallen.

gruss
Najib

Ja, und zwar etwas über das Vorlife, wenn möglich.

Josi

Ganz verstehe ich die Begründung nicht: ich stehe total auf schöne lange Erklärungen - bei bestimmten Usern schaue ich zuerst darauf wie lange sie geschrieben haben und wenn es schön lang ist, weit ausholt, abzweigt, sich vertieft - dann setze ich mich hin, brühe mir einen Kaffee auf und geniesse jeden Satz.

Einem gut denkenden Menschen bei der Findung eines guten Gedankens zuzusehen (passiert oft erst während des Schreibens: also ran an die Buletten) ist einer der höchsten Genüsse, die ich mir überhaupt vorstellen kann und nur wer dieses Abenteuer nicht scheut, hat ein Recht anderen die Lebenszeit zu stehlen.

Ich bin mir sicher, wenn Du Dir Mühe gibst, dann wird die Kritik auch so rüberkommen, daß Du nicht gleich verhaftet wirst: warst Du es nicht, der vom König persönlich beglückwünscht worden ist zu seinen sozialen Projekten für und in Marokko?

Woher also plötzlich der Kleinmut?

Josi

Gut!


Ich dachte, du hättest so oft und über alles nachgedacht, sodass die Gedanken sich selbst schreiben. Jetzt weiss ich aber, dass du das Denken bis zum Schreiben aufschiebst, also muss ich alles von Dir noch einmal lesen.

Gruss,
Afulki

hallo

afulki,



nicht ganz, denke ich.

die gedanken sind schon lange da, aber unzusammenhängend, jeder in einer anderen schublade. beim schreiben finden sie sich dann und fügen sich zusammen.


gruss
Najib