Was mir bei der Nominierung von Gauck auffällt, ist, daß er zuerst mal ein evangelischer Pfarrer (andere würden sagen: ein "Pfaffe") ist, wie Merkel eine evangelische Pfarrerstochter ist. Die beide nichts anderes kennengelernt haben als einen Pfarrershaushalt im Osten Deutschlands. Mit anderen Worten: die wirtschaftsstärkste Macht in Europa wird von zwei in evangelischen Pfarrershaushalten sozialisierten Menschen regiert, wobei der eine sogar ein waschechter "Seelsorger" mit protestantischem Sendungseifer ist.
Die beide das Regierungshandwerk nicht gelernt haben.
Das ist dasselbe als wäre Marokko von einem Imam regiert, der sein ganzes Leben in der Diaspora bei den Kabylen verbracht hat und jetzt plötzlich sich wiederfindet als Staatsoberhaupt aller Marokkaner in einem verlassenen Palast (ich stand mal gegenüber dem Kanzleramtsbüro und habe Merkel in ihrem Blazer an ihrem Schreibtisch stehen sehen - sie soll ja persönlich in Apfelsinenkisten wohnen) - während draußen vor der Türe die algerische Streitmacht mit Bombern steht und droht alles in Grund und Boden zu planieren. Nichts anderes ist die Verschuldung Europas, die über kurz oder lang zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen wird (nicht nur in Griechenland).
Kein Wunder haben bei uns nur nichtsnutzige Berater das Sagen (die Lehrer, die Rechtsanwälte, die Roland-Bergers und die Pfaffen). Demokratie funktioniert schon deshalb nicht (so sie mehr als drei Jahrzehnte andauert), weil jeder glaubt, was auf dem Etikett steht sei auch das, was er bekommt: in unserem Fall meinen wir, wir könnten darauf verzichten, nachzuschauen, welchen Beruf jemand erlernt hat, weil auf der ganzen Kiste draufsteht
"Hier sind Staat und Religion getrennt".
Ich habe ziemlich lange darauf gewartet, daß das hier mal ein anderer als ich thematisiert: vor allem jedoch diejenigen, die in Marokko so darauf dringen, daß "Staat und Religion" getrennt werden sollten und bevor das nicht passiert ist, sowieso keine Augenhöhe möglich sei.
Josi
P.S.: ich erwähne nicht, daß es in Marokko einen König gibt, der zuerst das Regierungshandwerk lernen musste (und wie schwer ihm das gefallen sein muß, kann man an dem ernsten Gesicht sehen, das schon der kleine Jungen hatte, wenn er neben seinem Vater stand) und dann erst auch geistliches Oberhaupt geworden ist. Keine Frage, wen ich in der derzeitigen Lage in Europa lieber am Ruder hätte und wen ich für völlig unfähig halte die Entscheidungen zu treffen, die jetzt getroffen werden müssten.