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Unverheiratet schwanger >>>landet auf der Strasse #126650
29/10/11 10:36 PM
29/10/11 10:36 PM
Joined: Feb 2010
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Wenn Aicha Ech-Channa über den Marktplatz in Marrakesch schlendert, wird sie behandelt wie ein Filmstar: Frauen sprechen sie an und wollen sich mit ihr fotografieren lassen, junge Mädchen bleiben stehen und winken ihr zu, Männer schütteln begeistert ihre Hand. Dabei nimmt die resolute Frauenrechtlerin kein Blatt vor den Mund, wenn es um Missstände im Königreich Marokko geht.

Gerade hat sie in einer TV-Talkshow lautstark die Entscheidung eines Richters kritisiert. Der hatte sich geweigert, ein uneheliches Kind anzuerkennen, obwohl der Mann die Vaterschaft übernehmen und die Frau heiraten wollte. „Ungerechtigkeit macht mich wütend. Und am meisten stören mich Leute, die Religion als Vorwand nehmen, um Frauen zu unterdrücken“, sagt die 70-Jährige.

Aicha Ech-Channa ist in Marrakesch, der Metropole im Südwesten Marokkos, geboren und leitet die Organisation „Association Solidarité Feminine“ in Casablanca, die sich für die Rechte unverheirateter Frauen und deren Kinder einsetzt. In Talkshows, im Radio und bei Podiumsdiskussionen spricht sie selbstbewusst über Tabu-Themen wie Sex vor der Ehe, Prostitution, sexuellen Missbrauch, verfasst Petitionen und organisiert Kampagnen. Wenn die energische Frau mit den kurzen Locken davon erzählt, kann man sich lebhaft vorstellen, dass ihre Stimme in der Öffentlichkeit Gehör findet.

Wer unverheiratet schwanger wird, landet auf der Straße
Doch das war nicht immer so. Als Aicha 12 Jahre alt war, beschloss ihr Stiefvater, dass sie den Schleier tragen und nicht mehr zur Schule gehen sollte. Ihre Mutter lehnte sich jedoch dagegen auf. „Sie hat mich heimlich in einen Bus nach Casablanca gesetzt und zu Freunden geschickt.“ Die hätten dann Geld gesammelt, damit sie zur Schule gehen konnte, erzählt sie.

Nach dem Abschluss arbeitete sie als Krankenschwester in Casablanca. Bei der Arbeit auf der Sozialstation seien ihr immer wieder junge, unverheiratete Frauen begegnet, die schwanger waren oder ein Kind hatten, und von der Familie auf die Straße gesetzt wurden.

„Ein uneheliches Kind ist in Marokko ein Tabu. Die Frauen waren verzweifelt und wussten nicht, wohin,“ erzählt Aicha. Viele Mütter setzten ihr Kind einfach aus und arbeiteten als Prostituierte, weil sie keinen Beruf gelernt hatten.
Aicha kam deshalb auf die Idee, einen Kindergarten zu eröffnen. „Das war aber nicht die richtige Maßnahme, weil die Mütter eine Wohnung und einen Job brauchten.“ 1985 gründete sie dann die „Association Solidarité Feminine“, die mit internationaler Unterstützung – zum Beispiel der deutschen Heinrich Böll Stiftung – Aus- und Weiterbildungen für unverheiratete Mütter organisiert, dazu Unterkünfte, Sozialberatung und Krankenversicherung.

Politische und rechtliche Unterstützung vom König
Geld vom Staat bekommt Aicha Ech-Channa dafür nicht. Wohl aber politische Unterstützung von höchster Stelle: dem König. „Unsere Gesellschaft ist gespalten zwischen Modernisierern und Islamisten“, sagt sie.
„Die Islamisten haben mich beschimpft und behauptet, ich fördere die Prostitution. Der König dagegen will Marokko schrittweise demokratisieren und hat sich auf die Seite der Frauen gestellt.“

Durch die Initiative von Mohammed VI. erhielt Marokko 2004 ein neues Familienrecht, das im arabischen Raum als vorbildlich gilt. Kernpunkte: Die Gehorsamspflicht der Frauen gegenüber ihren Ehemännern wurde abgeschafft. Die Frau braucht keinen männlichen Vormund mehr, um zu heiraten, die Möglichkeiten der Polygamie wurden stark eingeschränkt. Die Gesetzgeber erleichterten die Scheidung und setzten das Mindestheiratsalter auf 18 Jahre herauf.
Zu der Reform gehört auch, dass der Richter einen Gentest anordnen kann und der Vater die Verantwortung für ein uneheliches Kind übernehmen muss.

In der Praxis hätten die Richter jedoch bei der Auslegung der Gesetze zu großen Spielraum, kritisiert die Frauenrechtlerin So würden viele einen Gentest ablehnen oder verlangen, dass die Frau ihn bezahlt – und die hat meist kein Geld.
Die Mentalität verändern, nicht nur die Gesetze
„Modernisierer sind wir bisher nur auf dem Papier“, sagt Aicha. Das Familiengesetz von König Mohammed VI. sei hilfreich, um Marokko voran zu bringen. Denn Demokratie beginne in der Familie. Ebenso wie die im Juli dieses Jahres verabschiedete Verfassungsreform, in der die Gleichberechtigung von Männern und Frauen bekräftigt wurde. „Jetzt kommt es darauf an, die Mentalität zu verändern, nicht nur die Gesetze.“

Quelle: marokko-press.de

Re: Unverheiratet schwanger >>>landet auf der Strasse [Re: latino] #126651
29/10/11 11:23 PM
29/10/11 11:23 PM
Joined: Nov 2010
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sonnenuhr Offline
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Durch die Initiative von Mohammed VI. erhielt Marokko 2004 ein neues Familienrecht, das im arabischen Raum als vorbildlich gilt. Kernpunkte: Die Gehorsamspflicht der Frauen gegenüber ihren Ehemännern wurde abgeschafft. Die Frau braucht keinen männlichen Vormund mehr, um zu heiraten, die Möglichkeiten der Polygamie wurden stark eingeschränkt. Die Gesetzgeber erleichterten die Scheidung und setzten das Mindestheiratsalter auf 18 Jahre herauf.
Zu der Reform gehört auch, dass der Richter einen Gentest anordnen kann und der Vater die Verantwortung für ein uneheliches Kind übernehmen muss.


Leider steht das nur auf dem Papier!
Gehandhabt wird es immer noch ganz anders.
Die Verhaftung mit der Religion,vielmehr das Vorschieben irgend welcher religioeser Dogmen ist leider immer noch Gang und Gaebe!
Ich selbst habe vor kurzem erst erfahren,dass eine Bekannte (sie arbeitet in einem Waisenhaus) ein Kind vor der Tuer gefunden hat.
Natuerlich ist nicht sicher,dass die Mutter des Baby's nicht verheiratet ist,aber es ist an zu nehmen.
Es wird wohl noch einige Jahrzehnte dauern,bis in den Koepfen der Menschen der Makel der Schande ein uneheliches Kind zu haben,halbwegs korrigiert ist.
Aber so lange man sich immer wieder auf die Religion beruft,wird das wohl eher nicht der Fall sein....leider!
Die Maenner,die ja nicht unschuldig sind,haben es leicht.
Sie verziehen sich meist und lassen die Frauen im Stich.
Auch in anderen,gebildeteren Laendern,leider immer noch eine gaengige Praxis!


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