Buch-Tip: "Weltmacht USA. Ein Nachruf."
#53034
16/04/07 11:40 AM
16/04/07 11:40 AM
|
Joined: Jan 2003
Posts: 380 Deutschland
Ulla Martin
OP
Mitglied
|
OP
Mitglied
Joined: Jan 2003
Posts: 380
Deutschland
|
Aus dem Jahr 2003, aber das Thema ist aktueller denn je. Mein Buchtip: "Weltmacht USA. Ein Nachruf." von Emmanuel Todd Ich denke: Man muß Todd nicht in allen Thesen zustimmen, aber es ist bereichernd und außerordentlich wichtig, viele Facetten über ein Thema kennenzulernen. Über Todd liest man: Emmanuel Todd (* 16. Mai 1951 in Saint-Germain-en-Laye, im Großraum Paris) ist ein Autor aus Frankreich. Er studierte Geschichte und Anthropologie und machte sein Diplom am Institut d’études politiques in Paris. An der Universität Cambridge promovierte er in Geschichtswissenschaften. Von 1977 bis 1984 war er Literaturkritiker für die französische Zeitung Le Monde. Seit 1984 arbeitet er am INED, dem Institut national d’études démographiques („Nationales Institut der Bevölkerungsstudien“). Er war einflussreicher Wahlkampfhelfer sowohl für Jacques Chirac als auch für die Kommunisten. 1995 fand der Gaullist Jacques Chirac in Todds Schriften die Inspiration für seine Wahlkampagne zum Thema der "Fracture sociale" (soziale Ungleichheit).
Todd ist Autor zahlreicher Bücher. Er wagte den Zusammenbruch der Sowjetunion in seinem Buch La chute finale von 1976 (deutsch: Vor dem Sturz. Das Ende der Sowjetherrschaft.), aufgrund von Faktoren wie der zunehmenden Kindersterblichkeit, voraus zu sagen. Durch seine Arbeit am Nationalen Institut der Bevölkerungsstudien in Frankreich entstanden die Werke La troisième planete (1983), La nouvelle France (1990), L'enfance du monde (1984), L'invention de l'Europe (1994). Anfang der neunziger Jahre wurde in Frankreich die Einwanderung zu einem wichtigen Thema, so ging Emmanuel Todd auf die Debatte ein und veröffentlichte seine Erfahrungen früherer Forschungsarbeiten in Le destin des immigrès (1994). In diesem Buch, für das er vom französischen Parlament eine Auszeichnung erhielt, zeigt er anhand von demographischem und historischem Material wie die Familienstruktur (insbesondere die Erbschaft) Gesellschaft und Ökonomie beeinflussen. „Weltmacht USA. Ein Nachruf.“ (franz.: Après l'empire., 2002) ist wohl sein bekanntestes und bis jetzt letztes Werk, in dem er den Machtverlust der USA beschreibt und bereits Überlegungen zum zukünftigen internationalen System anstellt. (Wikipedia) Die TAZ schrieb über das Buch: Die aggressive Außenpolitik von US-Präsident George W. Bush beunruhigt die ganze Welt. In diesem aufsehenerregenden Bestseller zeigt Emmanuel Todd, daß diese Politik kein Zeichen von Stärke, sondern von Schwäche ist: In Wirklichkeit sind die Vereinigten Staaten wirtschaftlich und politisch vom Rest der Welt abhängig. Der Kampf gegen den Terrorismus, gegen den Irak und die »Achse des Bösen« ist nur ein Vorwand, um vom eigenen Niedergang abzulenken. »Ein halbes Jahrhundert lang standen die Vereinigten Staaten für politische und wirtschaftliche Freiheit, aber heute erscheinen sie immer mehr als ein Faktor der internationalen Unordnung, und wo sie können, schüren sie Unsicherheit und Konflikt.« (Emmanuel Todd)
»Ein fulminantes Buch! Ein wichtiges Buch zur rechten Zeit.« (taz) Aus der Amazon-Redaktion: Aggressiv und unberechenbar -– so verhalten sich die USA derzeit nach Ansicht des französischen Sozialwissenschaftlers Emmanuel Todd. Sind also die Amerikaner als einzig verbliebene Supermacht der Erde zu stark geworden? Im Gegenteil, meint Todd in dieser Streitschrift. Denn: "Die USA beherrschen längst nicht mehr die Welt, sie sind dabei, die Kontrolle zu verlieren." Genau darin sieht er den Grund, warum Washington vom "internationalen Ordnungsfaktor" zum "Unruhestifter" geworden sei. Seine provokante These vom Niedergang der "Weltmacht USA" unterfüttert der Autor mit einigen, teils durchaus überzeugenden Beobachtungen. Der Franzose verweist beispielsweise auf das immense Defizit in der amerikanischen Handelsbilanz: Die Vereinigten Staaten importieren ein Vielfaches von dem, was sie exportieren. Sie sind, mit anderen Worten, wirtschaftlich stark vom Ausland abhängig -- und damit verwundbar. Auch politisch würden die USA nach dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr als Schutzmacht gegen den Kommunismus gebraucht. Aus dieser tiefen Verunsicherung heraus resultiert nach Ansicht Todds der "theatralische Militarismus" der USA: Mit Angriffen auf schwache Gegner wie Afghanistan oder den Irak wolle Washington eine Stärke demonstrieren, die es de facto längst verloren habe.
Todd betont immer wieder, dass er sich nicht zum Lager der Antiamerikaner zählt. Und er gibt sich alle Mühe, seine Argumente wissenschaftlich zu begründen, oft mit recht ausufernden Theoriegebäuden. Gleichwohl sind Todds Thesen zuweilen holzschnittartig. In der Zeit zwischen 1950 und 1990 stilisiert er die USA zum "gütigen Hegemon", ja sogar zum "Reich des Guten". Umgekehrt hätten die Vereinigten Staaten heute das "Lager der Gerechten" verlassen. Beide Zuschreibungen sind sprachlich wie inhaltlich platt. Und die "Rede vom weltweiten Terrorismus" mag den USA zwar gelegen kommen -- eine Erfindung Washingtons, wie von Todd unterstellt, ist die Terrorgefahr aber ganz sicher nicht.
Fazit: Streitschriften dürfen überspitzen und provozieren. Und deshalb ist Todds Buch ein lesenswerter und zur Diskussion herausfordernder Beitrag zu einer wichtigen Debatte, die uns alle angeht. --Christoph Peerenboom --
|
|
|
Re: Buch-Tip: "Weltmacht USA. Ein Nachruf."
#53035
16/04/07 05:00 PM
16/04/07 05:00 PM
|
Joined: Dec 2002
Posts: 61 La49,200 Lo7,590
Yussef
Member
|
Member
Joined: Dec 2002
Posts: 61
La49,200 Lo7,590
|
In der Tat ein sehr aufschlußreiches Buch, welches hilfreich ist um die Hintergründe der ausufernden Militarisierung und kriegerischen Auseinandersetzungen zu verstehen.
Selbst 2003 waren diese "Thesen" nicht mehr hellseherisch.
Gerade jetzt, wo wir uns in der "Aufschlagsphase" befinden, gibt es demjenigen Einsichten, der sich bisher nicht um diese Thematik bemüht hat. Es gibt Antworten, die die Systempressen nicht beantworten kann oder oder nicht beantworten darf. Es zeigt warum und wie es zum Niedergang kam.
Der beste Beweis für existierende außerirdische Intelligenz ist, dass noch keiner versucht hat Kontakt mit uns aufzunehmen.
|
|
|
|
Forums17
Topics18,515
Posts164,845
Members9,959
|
Most Online12,010 Dec 24th, 2014
|
|
|