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Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48473
11/03/04 03:22 PM
11/03/04 03:22 PM
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Alexandra75 Offline OP
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Hallo an Alle,

hier nun mein „Reisebericht“.....

Da diese REISE für mich ein z i e m l i c h e s Ereignis war/ist und mich nahe an einen Nervenzusammenbruch brachte bitte ich Euch nachzusehen wenn ich mich hier in Gefühlsdusseleien verfahre oder abschweife oder Kommentare dazwischenwerfe die nicht passen. Der Bericht ist dann einfach nur genauso „quer“ wie meine Gedanken in dieser Zeit waren (zum Teil noch sind).

Ja und ich habe mit meinem Bericht gezögert.......weil......ich ANGST vor diesem „Forum“ habe...wie oft schon wurden harmlose Dinge niedergeschrieben einfach nur zum lesen für die anderen und der Betreffende wurde von „extremen“ zerfleischt und verurteilt.

Was ich hier niederschreibe sind MEINE (!) Eindrücke, Gefühle und Erfahrungen, eben alles was ich in dieser Zeit erlebt habe und immer noch erlebe. Es sind MEINE (!) Entscheidungen die keiner gutheißen, schönreden oder sonst was muss...ich will einfach nur auf Wunsch Vieler erzählen......

Sicher fragt Ihr Euch jetzt warum ich denn das alles vorher schreibe aber bei nachfolgendem handelt es sich nicht um einen Reisebericht wie etwa:
„TAG 1 war ich dort & TAG 2 war ich da“ sondern da steckt eine ganze Menge von MIR drin, es ist eher eine Liebesgeschichte mit Open End weil das Ende noch nicht geschrieben ist, es ist sehr persönlich. Ich hoffe ihr wisst das auch zu schätzen, ich lass Euch an meinem Leben, meinen Gedanken teilhaben...

Viele passive Leser dieses Forums schreiben mich noch heute an um zu hören wie es weiter ging. Meist Frauen die gerade aus dem Urlaub kommen...so was.

So eine Begegnung/Liebe bringt das ganze Leben durcheinander.

Lange Rede, kurzer Sinn ich leg los:

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48474
11/03/04 03:25 PM
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Alexandra75 Offline OP
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Wie alles Begann (Kurzfassung):

Oktober 2003 – 7 Tage Kurzurlaub in Agadir – leichtes tanzen der Schmetterlinge beim Anblick „meines“ Oberkellners „Abdelilah“ – jedes Frühstück und Abendessen wird endlos in die lääääääääängeee gezogen nur um in diese Augen zu schauen - zig ausgesprochene Einladungen Zitat: „bitte kommen Sie nach Fés im Dezember und besuchen mich und meine Familie“ – Adressentausch – Urlaubsende – Alexandra schließt alles unter „Urlaubsflirt“ ab – erste Nacht im heimischen Bett – Telefon klingelt nachts um 3 – Abdelilah ist dran und „vermisst“ mich schon – wieder zig ausgesprochene Einladungen „bitte kommen Sie nach Fés im Dezember und besuchen mich und meine Familie“.....

So und ab nun beginnt die Marter: „Flieg ich oder flieg ich nicht“
Bei der Entscheidungsfindung habe ich sehr viel über mich selbst gelernt. J

Kurz was zu mir:
Also, ich bin 28 Jahre alt, bin im Januar dann jetzt seid 3 Jahren Single (oh Gott wie die Zeit vergeht), habe davor 7 Jahre mit einem Mann zusammengelebt der mit der Zeit aber eher zu meinem Bruder wurde was gewisse Schwierigkeiten in manchen Bereichen mit sich brachte:-) Ok habe dann endlich die Trennung geschafft und bin danach überhaupt nicht mit dem Alleinsein zurechtgekommen...viel weggehen, Affären...eben bloß nicht allein sein. Heute weiß ich das gehörte alles zum Verarbeitungsprozess. Jetzt habe ich MICH wieder gefunden, bin ruhiger und genieße die Zeit zuhause ganz allein mit mir (das war lange nicht möglich). Bin in der Zeit sehr gewachsen...in mir, mit mir....und denke das ich jetzt ohne alten Kram im Hirn und Herzen durch die Gegend laufe....was erzähle ich das alles??? Vielleicht versteht man dann bei nachfolgenden Seiten manches besser.
Soll aber auch heißen ich flüchte nicht in irgendeinen Flirt weil ich nicht klar komme sonder weiß schon was ich tue, oder auch nicht :-)
Lebe also allein mit meinem Kater und habe einen guten Job. Mir geht es also richtig gut!!
So das zu mir.

Ja und seid ich mich jetzt so „gefunden“ habe laufe ich durch die Gegend und Ihr könnt mir glauben ich bin auch eher zu sehr realistisch und die rosa Brille im Bezug auf Männer hab ich schon lang nicht mehr auf. Ich bin nicht gefrustet oder so aber mittlerweile etwas resigniert. Was ICH kennen lernte wollte sich nicht binden, alle hatten sie Angst. Erst lassen sie einen an sich ran bis das Herz mit dabei ist und dann kommt der Spruch: "Eigentlich bin ich noch nicht soweit" oder "..eigentlich such ich nur was lockeres". (Ist kein „alles über einen Kamm scheren“ war/ist meine Erfahrung mit Männer zwischen 30 – 38....hm, aber man zieht ja immer nur an was man selber ausstrahlt * grübel *)

Ich bin ein sehr offener und positiv Mensch und einer meiner Fehler (weiß ich jetzt im nachhinein) war das ich zu redselig war...soll heißen ich habe jeden an meinem Marokko-Fieber teilhaben lassen, habe es jedem erzählt und siehe da auf einmal hatte jeder dem ich davon erzählte irgendwelche Bekannte die mit einem Marokkaner oder Ägypter verheiratet sind und NUR noch Putzfrauen sind....am schlimmsten war mein Nebenjob-Chef als ich zwei Samstage frei haben wollte für die Reise...."Ich schlag Dich tot....Dir wird das lachen noch vergehen....Willst immer so Gescheit sein und jetzt bis Du so was von Naiv...Du landest im Marokkanischen-Puff....landest im Harem....bla bla bla). Konnte sagen was ich wollte. Die Meinung der meisten war manifestiert – die ALTE HAT NEN SCHUSS. Am Besten fand ich immer: „...na, findet sie jetzt keinen Deutschen, oder was?“
oooohh....graaaauuuus, brüüüüüll, schrrreeeiiii

Kurzer Einwurf: Wie viele deutsche Frauen sind denn nur ne Putze für den Bier saufenden deutschen Mann?? Jede 3. Ehe wird geschieden...spricht nicht gerade für die DEUTSCHEN BEZIEHUNGEN, oder??? Außerdem ist nicht jede/jeder ne „Putze“??? Der Haushalt erledigt sich nun mal nicht von allein.


Andererseits habe ich sooo viele tolle Leute kennen gelernt, erhielt richtig schöne, sehr offene Mails das ich dem Spruch „Der Weg ist das Ziel...“ echt recht geben muss.

Was ich vorher damit meinte "ich habe sehr viel über mich selbst gelernt" ist: Bei der Frage **Flug buchen - ja oder nein**: ICH WOLLTE diese Entscheidung gar nicht treffen...immer habe ich andere mit reingezogen und habe mich nach deren Meinung gerichtet. War sie positiv - wollte ich buchen. War sie negativ - wollte ich nicht buchen und war sehr verunsichert. Sooo konnte das nicht weitergehen.
Ich hatte mich also entschlossen nicht zu fliegen (weil ja alles so schrecklich)...was war das Ergebnis? Ich habe nicht geschlafen, nicht gegessen...ICH konnte mit diesem Nein nicht leben weil es nicht meins war sondern nur das meiner "Freunde" mit ihren "Vorurteilen".

Ok ich hatte also wieder für mich geklärt ich fliege...saß im Auto auf dem Weg zum Reisebüro...und was soll ich sagen ich habe meiner Freundin noch schnell ne SMS geschrieben "geh jetzt buchen"...logisch was folgte, oder? Ein sofortiger entsetzter Anruf "..Kannst doch nicht...viel zu gefährlich..." und was war auch logisch? Ich wollte schon wieder umdrehen!

Ich musste in diesem Moment echt über mich selber lachen, wieder habe ich die Entscheidung abgegeben....(war mir in dem Moment GOTT SEI DANK schon klar *schmunzel* oder muss ich schon sagen ALLAH sei Dank :-)

Hab mich zusammengerissen und bin ins Reisebüro und habe gebucht! Muss dazu sagen das ich ein klasse Reisebüro habe. Hab mich mit den Worten auf den Stuhl gesetzt "ich bin fix und alle, bin ein seelisches Frack, ich schlafe nicht, ich esse nicht, ich weiß nicht mehr weiter....) (ganz ehrlich das entsprach auch meinem Zustand!!)
Dort sagte man nur "soso hat man dich also wieder mit den üblichen Vorurteilen bearbeitet".....kurze Erklärung: Ich saß schon 2 x dort und bin immer wieder ohne zu buchen gegangen.

Meine Reiseberaterin war total begeistert von meinen Reiseplänen, von Anfang an, selbst wenn ich alleine gegangen wäre hätte sie keine Bedenken gehabt aber ich wurde ja sogar noch am Flughafen in Casa abgeholt.

Ihr seht BIS zum buchen war es die Hölle für mich (also über die Behauptung ich mache das "leichtfertig/naiv" könnt ich brüllen)...

Für Abdelilah war die Zeit auch nicht einfach, eine ständige Achterbahn der Gefühle: Ja ich komm, Nein doch nicht, Angst, vielleicht doch...

Jaa ich hatte Angst!!! Und GENAU deswegen habe ich diese Reise trotzdem gemacht weil man darf seiner Angst keinen Raum lassen.

Ich bin auf jeden Fall sehr stolz auf mich!!

Habe mir also nach all den Vorurteilen sämtliche Reiseführer über Ebay ersteigert und gelesen und gelesen...im Marokko Forum habe ich auch Edith Kohlbach entdeckt, die schon seit 15 Jahren nach Marokko fliegt (blond, allein, Frau!!) mit der habe ich telefoniert...kurz und bündig: alle die wirklich eine Ahnung von Marokko hatten sagten "mache das und es wird die Reise Deines Lebens".

Übrigens ist auch der Reiseführer "Kultur Schock" von Muriel sehr, sehr gut, weil mich ja immer das Thema „Frau allein“ am meisten interessierte.

"Wissen" ist das beste (einzige??) Mittel gegen die Angst und Vorurteile.

Auf jeden Fall wusste ich danach AUCH, das Marokko das Sextourismus Land für europäische Frauen ist. Ha, von wegen ICH lande im Puff!! Es ist wohl falsch zu sagen "Achtung ihr armen „europäischen“ Frauen sonder eher ACHTUNG MAROKKO die „europäischen“ FRAUEN KOMMEN!! :-))

Ich wusste ich kann auf die Nase fliegen aber ich will niemals im Leben später so denken müssen wie "hätte ich bloß...damals..." Ihr wisst was ich meine?

Auch meine Mutter rennt so einem Traum von „Brasilien“ nach damals war sie 19 und zu ängstlich. Heute ist Sie 50 und denkt immer noch daran.....also sie hatte ich auf meiner Seite. Aber geholfen hat das auch nicht weil entscheiden musste ich allein.

Ein sehr, sehr guter Freund sagte zu mir:
Echte Freunde denken an dich und dein Glück und an deine Entwicklung, selbst wenn dies eine schlechte Erfahrung wird ist es immer noch eine Erfahrung und Bereicherung für dein Leben. Jeder der dich mag wird dir seine Ängste mitteilen aber mit den Worten abschließen "aber entscheiden musst du es allein und ich steh trotzdem zu dir". Die egoistischen Freunde die Dir nur Angst machen haben Angst DICH zu verlieren und raten deswegen ab. Die denken nicht an dich sondern an sich....an ihren Verlust deiner Person.

Und schon sah alles ganz anders aus.

Mittlerweile war auch meine große, panische Angst einfach weg und ich fragte mich warum ich ihr soviel Platz eingeräumt habe...es war nur ein Gefühl. Immer wenn ich mich dann fragte WOVOR habe ich denn Angst...ist mir nichts eingefallen. Es ist nur noch eine kleine "vernünftige Angst" geblieben.

Ich bin eine junge, selbstbewusste Frau. Wenn ich nicht heiraten will kann mich keiner dazu zwingen, oder? Wer schon mit Angst und Vorurteilen in die Welt geht wird auch den schlimmen Dingen begegnen...er erwartet sie ja sozusagen.

Mein "Abdelilah"...
Sicher hat er mir auch schon in der Zeit bis zur Reise per Mail geschrieben was ich für Papiere mitbringen soll zwecks Hochzeit, (die blieben in Deutschland), und sicher war ich schon "die Frau bis ans Ende seines Lebens" und all diese Dinge.
Und sicher konnte ich das alles auch nicht so ganz nachvollziehen weil dazu die Zeit des kennen lernens zu kurz war (...tägliches Flirten bei Tisch und einmal Kaffetrinken reichen da für so starke Gefühle nicht aus – bei mir).

Aber ich sagte mir ich akzeptiere ihn und er muss auch mich akzeptieren. Wollte er es einfacher hätte er sich ja eine von seinesgleichen aussuchen können aber er hat mich gewählt. Ich lasse mir nicht sein Leben überstülpen und werde ihm auch nicht meins aufzwängen...sonder es muss viel geredet werden und ein Kompromiss gefunden werden.

Abdelilah schrieb und sagte einfach was er dachte. Sein Herz sprach und spricht auch heute noch ohne Umwege über den Verstand.

Ich dachte ja auch schon viel zu weit, was man ganz automatisch tut. Oft unterbrach ich mich auch einfach und sagte mir "Stop, jetzt flieg erst mal runter bevor du hier schon gedanklich auswanderst oder er schon hier wohnt...) Aber diese Gedanken sind normal und wohl auch typisch DEUTSCH...immer alles ganz sicher, immer doppelter Boden und Netz und überhaupt immer im voraus Planen. Spontan??? NIEEEE

So habe ich auch immer Entscheidungen getroffen immer SICHER sein, am besten noch einen Karabinerhaken im Ohr:-)) und jetzt diese total untypische Verhaltensweise von mir.....

Was mir auch geholfen hat (hatte in meiner Trennungsphase viel Zeit über mich und mein Leben nachzudenken :-)) ) war die Betrachtung meines Lebens und es gab zwei (leider nur zwei) ganz entscheidende Punkte in meinem Leben die eine große Veränderung mit sich brachten...und immer habe ich sie aus dem Bauch entschieden ohne Netz und doppelten Boden...immer war das sehr positiv und gut für mich.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48475
11/03/04 03:40 PM
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Mittwoch 17.12.2003 Flughafen Stuttgart/Casablanca & Fés

Meine Schwester hat mich hingefahren und wir haben beim Abschied nur geheult. Ich wusste ja eigentlich nichts, null Komma nichts. Was erwartet mich. Außer „Vorstellungen“ wusste ich nicht was auf mich zukommt. Wir haben uns verabschiedet als sei es das letzte mal J.

100 x eingehämmert, eingetrichtert, gebetet...trug ich meine persönlichen Papiere im Extra gekauften Bauchgürtel bei mir...man hat ja schließlich „Nicht ohne meine Tochter gelesen“ ha ha ha

Am Flughafen bei der Ankunft in Casa war ich ja sowas von nervös das mir fast das Handy beim SMS´en aus der Hand gefallen ist (musste ja allen schreiben das ich gut gelandet bin)...
Ich wusste nur das Abdelilah und sein Vater mich persönlich abholen. Was erwartet mich??? Eine streng gläubige Familie oder oder oder???? Ich bekam nervöse Zuckungen ums Auge – ich war fix und fertig. J
Nach der eeeewigen Passkontrolle nahm ich dann meinen Koffer vom Band, holte tief Luft, sprach mir Mut zu und ging durch die Milchglas-Schiebetüre....
Marokko ich komme.....aber dann sah ich i h n *schmacht* und das schönste war ich sah in die Gesichter der Eltern (es waren beide mitgekommen) und wußte schon "DAS WIRD EIN SCHÖNER AUFENTHALT"...weil die einfach nur süß sind und die Gesichter allein schon so lieb :-))
So etwas ist mir noch nie im Leben passiert ich schaue jmd. an und sehe nur Gutes, lachende Augen, Freude....so war das bei den Eltern. Ein schönes Gefühl. Keine Vorurteile mir gegenüber – das spürt man gleich.

Die Fahrt mit dem Auto von Casa nach Fés war total lustig. Wir haben viel gelacht. Abdelilah hat viel Respekt vor seinen Eltern das ist mir gleich aufgefallen. Abdelilah war selber so nervös das er nur zittrig sprechen konnte. Ich lernte die ersten arabischen Worte...war sehr „suina“. Sprich ich hatte zu keinem Zeitpunkt ein „Fremdheitsgefühl“...es war einfach nur der Wahnsinn. Pure Herzlichkeit und Freude das ich endlich da war.

Es wurde of pausiert und Kaffe getrunken. Mama Halima sowie Papa Haddou haben sich in ihren warmen Kaftan gekuschelt und mir die ich ständig schwitzte weil ich es im Gegensatz zu Deutschland ziemlich warm fand „brrrrd“ an den Kopf geworfen....es war schon sehr lustig, was ich für einen normalen Laut hielt wenn es einem kalt durchfährt und man sich schüttelt hieß wohl auf arabisch das es kalt ist. Wie gesagt wir haben viel gelacht.

Ich war sehr erleichtert das alles so toll lief und seine Eltern so nett waren.

Jetzt hätte ich mich am liebsten unter die Dusche gestellt und mich erst mal ein bisschen zurückgezogen und die ersten Eindrücke auf mich wirken lassen, sich die ganze Anspannung der letzten Wochen von den Schultern waschen.
Ich war jetzt fast 24 Stunden unterwegs und immer musste mein Geist offen sein für neues, für neues, für neues......

Aber da waren wir auch schon in Fés und sind erst mal in einem riesigen Kaufhaus (wie Wal-Mart, Kaufland....) einkaufen gegangen und ich muss schon das zweite mal schmunzeln...wieder Vorurteile...hm, wo sind denn die kleinen heruntergekommenen Hütten in denen man einkauft, bzw. kann man in Marokko überhaupt was kaufen???

...und mit großem Gehupe fuhren wir vor das elterliche Haus...nichts mit Rückzug...wieder fremde Menschen...ganz schön anstrengend. Ich wurde stolz in den ersten Salon geführt und erst mal auf ein wunderschönes „Sofa“ gesetzt. Bruder, Schwestern, Enkelkinder etc. alles starrte mich an und kein Schneckenhaus in Sicht.
Ich war müde, den Tränen nahe und alle gaben sich so Mühe aber ich konnte in dem Moment nicht aus meiner Haut.
Mir war schon vorher klar das dieser Besuch für mich harte Arbeit an mir bedeuten würde, keine Rückzugsmöglichkeit, ständig fremde Menschen, fremde Sprache, fremdes Land...ich musste mir immer selbst gut zureden um nicht kurzangebunden zu werden und „zickig“ weil mir alles zuviel wurde. Aber ich freute mich auch auf diese „Aufgabe“.
Es ging weiter in den nächsten Stock, wieder ein wunderschöner Salon...das eigentliche Wohnzimmer der Familie. Schön gedeckt mit Milch, Datteln usw..
Trink, iss was, trink, iss was, kleine Kinder kamen auf mich zu und fasten in meine blonden Haare und redeten auf arabisch auf mich ein, Erwachsene lachten und ich verstand kein Wort....
Heute lach ich darüber und finde es im Rückblick toll....damals war mein Nervenkostüm ziemlich wundgescheuert....
Abdelilah erlöste mich in dem er mir erst mal eine dusche anbot.....
Ein lustiges Ereignis folgte dem anderen.
Ich fragte ihn wer denn jetzt duschen würde weil das Wasser so lange lief....er verstand mich nicht....“wie, wer jetzt duscht??? ..Niemand..?? Aber warum läuft das Wasser??? Na ja ich sollte es gleich merken...ich ging angezogen und bepackt mit neuen Klamotten und meinen Duschutensilien ins „Bad“. Ein Raum vielleicht 2,5 auf 2,0 m. Mich traf fast der Schlag das war eine heiße Dampfsauna aber doch kein Badezimmer mit Dusche...ohhhjeee...alles voll mit heißem Dampf....Klamotten nass bevor ich überhaupt aus denselbigen raus kam. Irgendwo plätscherte Wasser und ich fand den Duschkopf und konnte endlich duschen. Auf Toilette musste ich auch und etwas „kleines“ erledigen. Kein WC in Sicht...doch halt da ist doch was am Boden...oh Gott das hatte ich ganz verdrängt....das kann ja heiter werden. Ich kann das einfach nicht, im Sinne von „ich beherrsche nicht die Kunst des Sitzpinkels oder schlimmer noch die größeren Geschäfte ohne Spuren an Haus, Hof und Kleidung. Oder zieht man sich immer kpl. aus um aufs WC zu gehen??).
Das WC war gleichzeitig der Ablauf für die Dusche. Ich nahm`s wie ein Mann und pinkelte im stehen. In Blase drängte, da war kein Platz für geziere. Geduscht war ruck zuck und ich wurde ziemlich befremdlich angeschaut als ich 10 Minuten später schon wieder zu Begutachtung zur Verfügung stand.

Na ja ich hätte wohl schon von tollen „Hamam“-Bädern gehört aber ich wusste nicht das es in den Familien sozusagen wie unser tägl. duschen gehandhabt wird. Daran haben sich alle nie gewöhnt...an mein Blitzduschen, sie fanden das sehr komisch. Ich hatte das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen trotzdem sauber zu sein J *scherz *
Da saß ich wieder im Wohnsalon und alles stürmte mit Fragen usw. auf mich ein. Keiner Verstand warum ich keinen Hunger hatte aber ich KONNTE nicht. Nicht nachts um 12, und nicht nach den Wochen die hinter mir lagen und ich mich verrückt gemacht hatte wegen dieser Entscheidung die Reise meines Lebens anzutreten oder nicht.
Überall knurrten die Mägen bis mir mal dämmerte das die anderen auch nichts essen würden wenn ich nichts aß. Abdelilah stand immer zu mir und erklärte dem Rest das die deutsche Alexandra so spät nicht mehr isst und sonst sowieso eigentlich auch nicht so viel.
Ich musste sehr oft und mit Nachdruck beteuern das sie ruhig essen können und es mir nichts ausmacht. Es wurde eine wundervolle, riesige Tagine aufgetischt die köstlich duftete. Alle um einen Tisch, Brot gebrochen, geformt, gegessen...wie sehr sollte ich das alles noch lieben und vermissen.
Wieder sollte ich probieren, essen, trinken, wieder probieren usw. aber jetzt war Schicht im Schacht und der „Stier“ kam durch...ich war stur und ließ mich nicht erweichen.

In vielen Reiseführern stand man muss sich auch öffnen für eine fremde Kultur um überhaupt einen richtigen Einblick zu bekommen, ich beschloss dieses öffnen auf Morgen zu verschieben, heute konnte ich nicht mehr.

Ich hatte mein eigenes süßes Zimmer und war Gott dankbar dafür. Mir war jegliche menschliche Nähe jetzt einfach zuviel ich wollte mein Ruhe und verdauen. Halima und Haddou haben ihr Schlafzimmer extra für mich geräumt und schliefen auf den „Sofas“ die die ganzen Wände einnehmen. Ich fand es sehr nett das man mir meine Privatsphäre ließ.

In dieser Familie herrscht ein sehr großer Respekt zwischen den einzelnen Familienmitgliedern. Abdelilah hat mir dies alles sehr ausführlich erklärt. Es wäre einfach respektlos dem Vater gegenüber gewesen zusammen in einem Zimmer zu schlafen – so ganz unverheiratet.
Abdelilah hatte bedenken ob ich dafür Verständnis hätte. Hey, ich kannte diesen Mann gerade mal 6 Tage vom sehen und von einem Abend Kaffee trinken, an dem wirklich nicht mehr lief wie eben Kaffee trinken.

Ich war froh darum ein eigenes Zimmer zu haben. Ich wollte nicht nach Marokko um die Nächte durchzuvögeln sondern ich wollte seine Welt kennen lernen, ihn kennen lernen, das Land, die Leute, die Ansichten einfach alles.
Ich weiß das geht auch mit „gevögel“ und vielleicht kann man das was ich jetzt schreibe nicht nachvollziehen aber ich habe schon oft lernen müssen das man in anfänglichen Beziehungen wenn der Sex (noch, alles lässt nach J) MEGATOLL ist das oft mit Liebe gleichsetzt und alles toll findet. Ich wollte meinen Blick mit diesen Dingen nicht trüben, ich hatte nur zwei Wochen Zeit um alles in mich aufzunehmen. Spätere Entscheidungen würden weitreichend sein und das will gut überlegt sein. Sex hat auch später noch Platz. Keine Angst ich bin nicht verklemmt oder so, ich liebe Sex – aber in diesem Fall hatte ich meine Prioritäten ERSTMAL anders gesetzt.
Außerdem hätte ich mich nie gehen lassen können wenn durch die dünnen Holztüren alle mithören.....und man kann das auch diskreter tun \:\) .


Abdelilah stand bei mir „Gute-Nacht“-Kuss-Zeit....ich druckste rum und wusste nicht wie...ICH MUSS AUFS KLO ABER DIESMAL NICHT KLEIN SONDERN GROSS....Oh Gott ich war dem Herzinfarkt nahe..ich hatte doch gerade geduscht und wollte mich nicht wieder einsauen...ich kann mich an alles gewöhnen aber diese Klo´s niiiiiiiiieeeemaaals....Abdelilah lacht sich tot und ich verstehe nicht warum...wir gehen wieder runter in den ersten Stock und siehe da, dort ist ein „richtiges“ WC...mir fällt ein Stein vom Herzen und der Dickdarmknoten löst sich auch....Gott sei Dank...


Juhuuu die Ankunft war überstanden....jetzt geht es los

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48476
11/03/04 03:42 PM
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Donnerstag 18.12.2003

Bin erst mal früh wach, die Aufregung. Und ich friere wie ein Schlosshund. Nachts ist es ganz schön kalt hier. Jetzt verstehe ich warum hier alle im Zwiebel-Look rumlaufen und Halima mit ständig einen ihrer Bademäntel aufdrängte...keine Heizung...ist ja auch nur zwei Monate lang kühl. Ansonsten schwitzt man.

Eigentlich hätte ich mich jetzt erst mal in eine Ecke stellen müssen und mich ein paar Stunden schämen sollen – ging es mir durch den Kopf. Wie bescheuert, voreingenommen und unverschämt ICH und und meine Freunde auf die „Fremde“ reagiert haben. „Marokko“ im Sinne für alles, HATTE nicht den Funken einer Chance. Was blieb mir von all den Warnungen....eben nur eine funkelnde schamesröte im Gesicht weil ich/wir diesen Guten, WELTOFFENEN Menschen so unrecht getan haben...

Ich krame im Koffer.....MIST...ich hatte mein Tagebuch vergessen. Ich hatte extra ein Buch gekauft damit ich ganz genau jeden Tag festhalten kann....>>heute habe ich lauter Hotelbelege, Servietten usw. die mit meinen Erinnerungen vollgekritzelt sind...auch schön.

Frühstück...wir sitzen am Esstisch auf Stühlen und alle trinken aus Teegläsern warme Milch oder Pfefferminztee...nur ich sitze vor meiner rosageblümten Kaffeetasse samt Unterteller....Hey ich bin kein SONDERLING ich will dazugehören...weg mit der Tasse und mir geht es schon besser....Selbstgemachte Butter die mich eher an Ziegenkäse erinnert....alles sehr lecker und immer selbstgebackenes Fladenbrot.

Sie haben wohl gemerkt das ich sein will wie sie....weil an diesem Tisch wurde NIE wieder gegessen....

Schon besser:
Kleiner Tisch...14 Hände....Schneidersitz Sofa....eng...lachen...tolles Essen... Freude. Ja soo wollte ich essen!!

Haddou fährt Abdelilah und mich nach Fés rein...das ja so riesig ist das ich immer noch nicht richtig die Orientierung finde. Vor allem heißt ja jeder Teil anders ohne das ich weiß wo was anfängt und was aufhört.

Ich hatte aber richtig Glück. Wenn ich mir so manche Teile von Fés wie z.B. die Medina vor Augen halte...ohje dort wohnen die Menschen ja echt wie die Tiere.
In D würde man sagen Abdelilah´s Familie wohnt in einer Gegend mit lauter Einfamilienhäusern.
Jeder in seiner Familie hat einen guten Job (Sportlehrer, Polizist, LKW Fahrer)..also keine sozial arme Familie.

Waschmaschine, Staubsauger konnte ich aber trotzdem nicht finden...ging mal kaputt und wurde nicht wieder angeschafft...auch nicht wichtig.

Also, Fés......Abdelilah baut nach und nach meine Vorurteile ab, ich sehe es ja mit eigenen Augen. Mann und Frau laufen Hand in Hand. Fast kein Kopftuch. Ich bin baff. Ich sehe zwar fast nur Männer - hey wo sind die Frauen. Allerdings empfinde ich hier alles chaotisch und schmutzig – wie sauber und geordnet in D doch alles ist.
Abdelilah will mit mir alleine sein und wir gehen in ein Kino. Ich bekomme vom Film nichts mit weil ich erstens kein französisch verstehe und ich zweitens einfach nur die Nähe zu Abdelilah genieße. Endlich nur wir zwei. Ich muss ihn doch erst kennen lernen. Ich habe fast Angst das mir das nicht möglich ist weil das ganze Fremde rings herum schon meinen ganzen Geist in Anspruch nimmt. Abdelilah zeigt mir schöne Plätze, wir gehen in Hotels Kaffee trinken und genießen unser zusammensein.
Wir gehen auch in die Medina. Das haut mich um. Hier pulsiert das leben.
Alles ist ein Gegensatz, das begreifen meine Gehirngänge nicht. Wir laufen eine Stunde bergab durch die Medina und ich habe alle Gefühlsfacetten durch die man haben kann.
Ich habe gestaunt, gezittert, mich gefreut, geekelt, gelacht, mich angewidert abgewandt, Mitleid gehabt, etwas geschenkt bekommen, probiert, meine Dirham´s mit einer armen Seele geteilt, mir wohlige Gerüche in die Nase steigen lassen, versucht mit zerreiben von Minze vor der Nase mein Frühstück bei mir zu behalten vor lauter Gestank (Gerbereien) usw. usw. es ist unbeschreiblich, es ist unbeschreiblich schön...

Wir treffen uns in einem Kaffee mit Halima und Haddou. Es wird ein großes Geheimnis daraus gemacht wo es jetzt hingeht. Nach einer Irrfahrt durch die Stadt stehe ich in einem kleinen Schneideratelier und eh ich´s versehe werden von mir alle Maße genommen und wir sind auch schon wieder draußen. Abdelilah und Halima strahlen um die Wette während Haddou drinnen noch heiß um den Preis feilscht. Es soll wohl ein Kaftan für mich geschneidert werden. Ich habe ein Problem damit weil ich nicht will das die Familie Geld für mich ausgibt. Abdelilah fleht mich an es einfach zu akzeptieren. Seine Familie tut dies alles nur für „seine Liebe“. Genau das ist das Problem, ich werde behandelt wie eine eigene Tochter, wie die zukünftige Schwiegertochter, wie ein Familienmitglied....Oh Gott ich will doch erst alles kennen lernen...wieder beschleicht mich Angst.
Nicht falsch verstehen keiner setzt mich hier unter Druck das bin ich nur selber, ich steh mir nur selbst im Weg.

Wir ziehen wieder allein durch die Gassen der Medina... scheinbare Baracken verwandeln sich, wenn man den Blick dahinter wagt, in ein wundervolles Restaurant. Der Besitzer ist ein Freund von Abdelilah. Überhaupt scheint er fast alle zu kennen. Jeder geht positiv auf ihn zu und freut sich ihn zu sehen. Auch das ist ein Zeichen für mich einen guten Menschen neben mir zu haben.

Der Hotelbesitzer meint heute abend sei ein Brauchtumsabend mit traditioneller Musik aus Fés und Essauoira, Bauchtanz....

Kurz heim, umziehen und schon sitzen wir im Hotel Batha in der urgemütlichen Bar mit Kaminfeuer...wir verquatschen uns total über uns und das vielleicht zukünftige Leben und hätten fast die Aufführung vergessen.

Der Abend wurde eigentlich für eine geschlossene Japanische Touristengesellschaft organisiert.

Man glaubt es kaum Abdelilah und ich bekommen trotzdem den besten Tisch. Als Dankeschön essen und trinken wir etwas in diesem wundervollen Restaurant voller Mosaike, edler Stoffbezüge usw.

Wir essen leider mit Messer und Gabel wozu ich gar keine Lust mehr habe.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48477
11/03/04 03:44 PM
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Freitag 19.12.2003

Der Tag heute verläuft richtig ruhig wir gehen wieder in die Medina die Freitags geschlossen hat. Hat auch mal seinen Reiz alles in Ruhe anzuschauen ohne Menschenmassen.

Kaffee trinke ich schon gar nicht mehr, ich will nur noch diesen leckeren Pfefferminztee.

Wir reden viel und mich beeindruckt seine Sicht des Lebens.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48478
11/03/04 03:47 PM
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Samstag 20.12.2003

Heute scheint wieder etwas geheimes im Busch zu sein. Es hat wieder was mit mir zu tun. Ich sehe das immer am funkeln in Halima´s Augen. Ich liebe diese Frau. Sie ist so schön, sie strahlt von innen. Mehrmals am Tag liegen wir uns in den Armen und sie sagt sie will mich gar nicht mehr gehen lassen

Wiedermal Medina. Wir müssen uns beeilen um der zielstrebig marschierenden Halima hinterher zu kommen. Haddou macht sich über seine Frau lustig die wohl einen „Kaftan-Tick“ hat, immer will sie Kaftan´s kaufen.
Er nimmt ihre Hand und drückt sie lachend an sich. Ich denk....sie lieben sich wirklich.
Wir sind in einer Gasse in der es nur Babouches gibt aber Halima weiß genau wohin sie will. Ich würde mich heillos verlaufen.
Ich bekomme ein wunderschönes paar Babouches geschenkt mit Gold und Silber Stickerei.
Als ob das alles nicht schon genug ist werden für meine Eltern als Geschenk auch gleich noch jeweils ein Paar gekauft. Ich freue mich zwar aber ich tue mich schwer Geschenke anzunehmen aber da kann ich wohl nichts machen. Sie tun es von Herzen gerne.

Danach ziehen Abdelilah und ich wieder alleine los in einem Hotel in dem er auch schon arbeitete...hm, gibt’s eins in dem er noch nicht gearbeitet hat??
Wir essen eine sehr leckere, hauchdünne Pizza zu Mittag.

Wieder daheim liegt ein Päckchen für mich auf dem Bett. Mein Kaftan ist fertig. Er ist traumhaft schön. Halima kramt geschäftig in Ihrem Schrank und schwups bin ich auch noch mit der dazugehörigen Unterwäsche ausgestattet.
Natürlich muss ich alles anziehen und dann geht das Photo Shooting los. Ich muss posen und lächeln und es werden unzählige Photos gemacht – ein megaspass. Halima scheint wirklich einen Kaftan-Tick zu haben stolz schafft sie einen nach dem anderen heran und alle muss ich anziehen...

Abdelilah ist ein leidenschaftlicher Koch, jeden Abend zaubert er etwas anderes.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48479
11/03/04 03:53 PM
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Sonntag 21.12.2003

Ich sitze beim Frühstück inmitten dieser lieben Menschen, genieße die Fröhlichkeit und das lachen aller. Halima sagt etwas zu Abdelilah worauf er mich in den Arm nimmt und mich an sich drückt. Als ich ihn frage was denn jetzt los sei, in Anwesenheit von Haddou verhalten wir uns wie Freunde und nicht wie ein Paar, erklärt er mir das seine Mama ihm sagte er solle mich doch endlich mal in den Arm nehmen.

Halima freut sich uns zusammen zu sehen und ist glücklich. Sie strahlt mich an und bedeutet mir mit Ihren Händen ich solle ihn ruhig auch in den Arm nehmen es sei kein Problem. Die Schwestern lachen laut und machen sich über uns lustig....wie immer ein sehr vergnügliches lachen und so langsam bekomme ich Angst vor dem Rückflug. In Deutschland bin ich wieder ganz allein mit meinem Kater. Ich werde das alles schrecklich vermissen.

Abdelilah will heute mit mir Ifran besuchen. Mein erstes Grand Taxi Erlebnis und ich bin begeistert. Ich verstehe nicht warum bei uns so was nicht möglich ist....jeder fährt mit seinem eigenen Auto und verstopft so die Strassen. Hier alles kein Problem. Wir warten keine 5 Minuten bis wir 6 Personen zusammen haben die auch nach oder in die Richtung von Ifran wollen. Zusammengequetscht auf dem Vordersitz genieße ich die warmen Sonnenstrahlen und natürlich die Nähe zu Abdelilah.

In Ifran stehen viele Busse aus denen viele Kinder im Schulalter quellen, viele Menschen. Wieder fasziniert mich wie zwanglos alle miteinander umgehen. Wir sitzen auf einer Wiese in der warmen Sonne und schauen dem Treiben zu. Mädchen und Jungen, erst in kleinen Gruppen, mit Trommeln

Ifran soll wohl so etwas wie eine Erholungsgebiet sein. Viele Familien kommen hier her und verbringen einen schönen Tag mit Decken und Essen auf den vielen Wiesen. Wir durchforsten etwas die Gegend und was Abdelilah hier so toll findet, kann ich gar nicht so toll finden, weil überall alles voll mit Müll ist. Das fängt bei Getränkedosen an und hört bei herum liegenden Binden und Kondomen nicht auf. Bei diesem Anblick, beim durchstreifen der Wälder wird mir klar was hier in lauen Sommernächten wohl so alles passiert. Ich muss in mich hineinlachen weil die jungen Paare hier wohl auch sehr wohl wissen wo sie sich in Ruhe zurückziehen können.

Ich frage Abdelilah wie es denn tatsächlich mit meinen Vorstellungen von diesem Land mit seinem Glauben aussieht in Bezug auf die Sexualität. Er sagt mir das Paare sehr wohl Sex vor der Ehe haben aber das der unterschied hier wohl eher darin liegt das der Respekt vor den Eltern noch größer ist und man sich vor den Eltern eher „anständig“ gibt.
Ich weiß nicht ob das die gängige Meinung ist oder ob ich nur in eine sehr „lockere“ Familie geraten bin.
Seine beiden älteren Schwestern haben jeweils mit 20 geheiratet. Sanae ist jetzt 22 und im 9 Monat schwanger. Sie wird im Januar ihr Baby erwarten. Ich hatte sogar die Ehre aus 4 Namen die für das ungeborene Mädchen zur Wahl standen einen auszusuchen. Ich habe mich für Hanae entschieden.
Zhor ist jetzt 28 und hat zwei süße kleine Mädchen.
Es scheint eine Art Familientradition zu sein mit 20 zu heiraten. Auch Halima hat in diesem Alter Ihren Haddou geheiratet.
Ob sie alle davor schon sexuelle Kontakte hatten weiß ich nicht und will ich auch nicht fragen – obwohl es kein Problem wäre, hier kann man über alles reden. Es ist für mich aber nicht wichtig. Ich sehe das sie jetzt alle glücklich verheiratet sind.

Abdelilah erzählt und erzählt und ich schweife ab schaue in sein süßes Gesicht und denke mir „ich sage einfach JA“. Abdelilah ist so gut. Einen Menschen mit so einer guten Seele habe ich selten gesehen. Ich könnte ihm stundenlang zuhören. Das Thema Hochzeit bleibt wieder für den Rest des Tage in seinem Munde. Ja ich bin verliebt in ihn aber sein „liebe dich bis ans Ende meines Lebens“ kann ich nicht nachvollziehen. Verliebtheit ok, damit komm ich klar. Aber so ein großes Wort wie Liebe muss doch wachsen und kommt nicht von einem Moment auf den anderen.

Ich frage ihn wie es denn damals in Agadir für ihn war. Er sagt mir ich sei ins Restaurant gekommen und hätte ihn angelacht und irgendetwas lustiges gesagt, wie es meine Art ist. Den nächsten Moment erklärt er mir so. Er streckt die Hände zum Himmel und fährt im nächsten Moment mit ihnen zu seinem Herzen. Er hat mich gesehen und wie der Blitz sei es in ihn und sein Herz gefahren und er hat gewusst ich sei die Frau seines Lebens. Er sieht mich an die Tränen kullern aus seinen Augen...
Ich lächle wehmütig vor mich hin, wie gerne würde ich einfach so fühlen und endlich im Leben mal wissen „das ist es“. Kein rechts und links mehr schauen sondern wissen das ist genau das was ich will.
Ich muss ihn an mich drücken so überwältigt bin ich.

Auf dem Weg zurück so eng neben ihm im Taxi hasse ich mich für meine Unentschlossenheit. Was will ich. Es kann doch nicht so schwer sein. Ich setze mich selbst unter Druck und merke dabei nicht das ich mir das leben selber schwer mache. Ich sollte aufhören zu denken und das Herz sprechen lassen das schon längst weiß was es will – IHN.

Ich weiß nicht ob man das nachvollziehen kann aber er kommt mir mit seinen 29 Jahren so vor wie ich mit 16 als ich meinen ersten festen Freund hatte. Einfach nur verliebt und keiner kann einem etwas böses. Eine heile Welt. Ich traue mich manchmal nicht diesen Menschen mit meinen versauten, deutschen Augen anzuschauen aus Angst er könnte wie eine Seifenblase zerplatzen. Es ist sicher schwer nachzuvollziehen aber ich weiß nicht wie ich es sonst ausdrücken kann.
Ich habe keine Angst um mich, ich lag schon oft am Boden, ich weiß wie man wieder aufsteht – das Leben geht immer weiter. Aber er....ich habe Angst ihn zu verletzen, ich mache mir diese Gedanken doch nur wegen ihm.
Ich lüge ihn nie an, im Gegenteil ich bin so offen und ehrlich und erzähle ihm all meine Gedanken. Er weint oft dabei. Aber er soll auch mich kennen mit all meinen Fehler und Gedanken. Ich will auf keinem Podest stehen das er sich zusammengebaut hat und das dann in sich zusammenfällt.

Wir diskutieren und diskutieren, manchmal stundenlang, in der gemütlichen Bar des Hotel Batha. Aber mir scheint er versteht mich nicht. Wie soll er auch, ich tue es ja meistens selber nicht.
Für ihn steht nur fest er liebt mich und will mit mir sein leben verbringen. Er fragt mich ob ich mir ein Leben in Marokko vorstellen könnte. Ich sage nicht nein und nicht ja. Im Moment könnte ich es mir nicht vorstellen aber vielleicht später einmal.
Ich definiere mich und meinen Wert nicht über meine Familie sondern über meinen Beruf. Ich habe einen guten Job und das müsste ich alles aufgeben. In Marokko würde ich mich sehr schwer tun, wenn nicht gar unmöglich. Ich spreche kein französisch geschweige denn arabisch.
Ihm ist es egal, er will dort sein wo ich bin nur dann ist er glücklich.

Zurück in Fés ruft Halima uns an wir sollen auch ins Krankenhaus kommen. Eine Tante liegt dort. Dieser Besuch übertrifft alles was ich bisher gesehen habe. Vor lauter toll rausgeputzten Frauen sehe ich die Kranke gar nicht....wieder lauter Fremde, wieder viele Fragen.

Endlich daheim. Ich bin ganz kaputt. Meine eigenen Zerrissenheit macht mich ganz fertig und müde. Zuhause will man wieder das ich esse...iss doch, iss, trink, probier mal.
Das Maß ist voll, meine Nerven liegen blank, ich bin wieder den Tränen nahe.
Mama sieht das sofort und ruft nach Abdelilah der mich gleich in den Arm nimmt. Ich kann alles gerade so runterschlucken und lächle. Mama Halima denkt doch sicher alles sei in Ordnung wir sind verliebt und wir werden heiraten. Ist das so???

Ich würde am liebsten schreiben: Versteht ihr denn nicht ich bin seit drei Jahren allein. Ich will meine Ruhe und ich will heim. Mir ist alles zuviel. Abdelilah kümmert sich rührend um mich, nimmt mich mit runter in den ersten Stock, in den Gästesalon und redet beruhigend auf mich ein.
Er nimmt mich mit in den Salon damit ich allein bin.
Er selbst sagt das ihm diese vielen Menschen auch oft zuviel werden. Zuletzt in Agadir hätte er ja auch immer allein in seinem Zimmer gesessen. Er weiß wie ich fühle, es geht mir schon wieder besser. Ich sage ihm das ich das nicht böse meine aber ich kann manchmal einfach nicht anders es ist für mich wie von 0 auf 100. Und dazu oft dieses Gefühl man redet über mich und ich verstehe nichts – das macht mich wahnsinnig. Abdelilah ist verliebt und will mich drücken und küssen aber mir ist alles zuviel ich habe jetzt einfach keinen Kopf für so was. Ich bin wohl ziemlich schwierig für ihn.

Er erzählt mir wie sehr mich seine Familie schon lieben würde. Bei Halima bin ich mir sicher, sie nimmt mich so oft in den Arm und drückt mich. Aber der Rest?? Abdelilah sagt er hätte auch schon ein Vater-Sohn Gespräch gehabt und Haddou hätte ihm gesagt: „heirate Alexandra sie ist ein gutes Mädchen“.

Und er erzählt mir, mir wird ganz bang dabei, dass die Familie extra für mich ein deutsches WC eingebaut hat, auf seinen Wunsch hin. Und die wunderschöne mit Gold und Silber bestickte Sofa Garnitur im Eingangsbereich nur für mich angeschafft wurde damit es richtig schön ist wenn seine Prinzessin kommt. Und in "meinem" Zimmer sind die Kissen und Vorhänge und Überdecken neu genäht worden.
Ich weiß er erzählt es mir um mir deutlich zu machen wie sehr man mich erwartet hat und wie sehr man bzw. ER mich mag.
Mir ist das alles sehr unangenehm...wie kann ich da noch einfach heim und sagen „ok das war schön“ aber ich kann mir nicht mehr vorstellen.
Mir wird schlecht und in meinem Hirn rattert es.

Und dann geht wieder das Thema Hochzeit los...ich kann es nicht mehr hören. Es ist so normal bei uns in D einfach nur zusammenzuleben...ich versuche ihm klar zu machen das dieser Besuch für mich ein Kennenlerntreffen ist. Ich bin so voller Zweifel und dieses ständige Heirat, Heirat macht mich in meinen Gefühlen auch nicht sicherer im Gegenteil.

Auf was warte ich eigentlich auf eine Eingebung die mir ins Hirn schreibt „ja ich will“....darauf kann ich wohl lange warten. Ich bin das Problem und auf einmal wird mir klar warum ich immer an beziehungsunfähige Männer geraten bin – weil ich mich nicht binden will oder besser weil ich angst davor habe...oh was für ein Chaos....ich kann doch so eine Entscheidung nicht in 13 tagen treffen...oh oh oh...armer Abdelilah. Ich glaube ich mache ihn traurig aber ich kann nichts sagen was ich nicht fühle. Ich bringe kein Je t´aime über die lieben nur ein „ich habe Dich lieb“ ich bin immer ehrlich und er weiß immer woran er mit mir ist.
Ich erkläre ihm immer das meine Gefühle eine Schlangenlinie sind...einen Tag will ich ihn, den anderen steht alles in Fragezeichen.....
Er ist sich sicher sobald wir verheiratet sind wird aus der Schlangenlinie ein gerader strich und unterstreicht dies mit einem resoluten geraden ausstrecken der Hand....
Ich bin durch den Wind und fürchte das wird auch nicht besser..

Wenn wir heute durch die Strassen liefen hat er laut gesungen das er mich liebt. Er ist so glücklich und wenn ich es zulassen würde wäre ich es auch....wenn wenn wenn.
Er sagt er ist das erste mal verliebt.....und ich habe eine Vergangenheit die mir die rosa Brille geraubt hat...vielleicht musste er mir begegnen um mir wieder etwas rosa ins Leben zu bringen...wer weiß.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48480
11/03/04 03:56 PM
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Montag 22.12.2003

Heute fahren wir nach Meknes...wir wollen Farnmausi mit Ihrem Hafid treffen „Gruß zurück an dieser Stelle “...bei einem Kaffe unterhalten wir uns. Ich bin froh mal wieder richtig deutsch zu reden und zu hören wie es ihr so geht. Es scheint alles ziemlich identisch zu sein. Und schon machen Abdelilah und ich uns wieder auf den Weg Meknes zu entdecken.

Wir schlendern an der Stadtmauer entlang, besichtigen das Gefängnis und die alten Stallungen unter Moulay Ismail. Alles interessant und imposant. Die Sonne scheint uns warm in die Gesichter, Meknes ist wunderschön.

Wir sind mit dem Zug gekommen. So langsam habe ich alle möglichen Transportmittel durch.
Ich lächle wiedermal über die billigen Preise und bin sehr überrascht das sogar noch ein Mann mit einem „Kaffeewagen“ durch den Zug fährt und uns nach unseren Wünschen fragt...so was habe ich bei den teuren deutschen Bahnpreisen noch nie erlebt.

Zuhause entschließe ich mich endlich meine Geschenke an die Familie zu verteilen.

Ich habe mir sehr viel Mühe bei der Auswahl gegeben. Aus dem Forum wusste ich das sich die Familie für mich in große Ausgaben stürzen würde nur die Erzählungen von gestern von Abdelilah überstiegen bei weitem meine Vorstellungen.

Oft habe ich über die Ausgaben für die Geschenke gestöhnt, natürlich habe ich alles sehr gerne gekauft aber der Flug usw. usw....schließlich war ich ja erst im Oktober in Agadir...so schnell erholt sich mein Konto auch nicht. Na ja ich war sehr, sehr froh jetzt soviel dabei zu haben.
Abdelilah wunderte sich woher ich denn wusste WER alles zu seiner Familie gehörte weil er mir dazu vorher im E-Mail Kontakt gar nicht so viel geschrieben habe.

Ich lache vor Freude in mich rein und denke mir er hat meine geschickten Fragen einfach nur nicht bemerkt. Keiner hat mit Geschenken gerechnet...ich bin froh das ich ein paar Tage gewartet habe.

Es ging also ans verteilen....große Augen und große Freude. Es hat mir soviel Spaß gemacht und ich denke mit viel Freude daran zurück. Zu geben macht einfach mehr Spaß als zu nehmen.
Nur...Abdelilah war plötzlich verschwunden...ich habe dann in seinem Zimmer nachgesehen...da saß er auf seinem Bett und hat geweint...ich fiel aus allen Wolken weil ich dachte ich hätte etwas falsch gemacht...aber er meinte:

"das ist zuviel für mich...soviel Geld gibst du für meine Familie und für mich aus...der Flug, ein anders Land, ich musste nicht meine gewohnte Umgebung verlassen aber du bist einfach so für mich nach Marokko gekommen und jetzt auch noch diese vielen schönen Geschenke und an jeden hast du gedacht...das ist zuviel für mein Herz, ich hatte gerade das Gefühl ich müsste aus lauter Liebe für dich platzen und deswegen sitze ich hier und weine...weil du so gut im Herzen bist..."

Puh mir treten selbst jetzt noch die Tränen in die Augen wenn ich an diesen Moment denke....und es gab soooo VIELE in denen mir die Besonderheit dieser Menschen so klar wurde. Sie haben so ein großes Herz...

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48481
11/03/04 03:59 PM
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Dienstag 23.12.2003

Seine Schwester Zhor wohnt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in einem anderen Ort 40 km entfernt. Sie bleiben aber ein paar Tage in Fés. Abdelilah hat den Schlüssel zu ihrem Apartment bekommen und wir machen uns wiedermal im Grand Taxi auf den Weg.....

Ich sollte die paar Stunden für uns an einem ruhigen Ort genießen aber ich kann nicht. Ich weine. Ich setze mich selber unter Druck ich habe das Gefühl eine Entscheidung treffen zu müssen. Abdelilah hat mitgeweint, er ist so sensibel. Er versteht nicht warum ich aus allem immer ein Problem mache.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48482
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Mittwoch 24.12.2003

Heute ist Haddou zurück. Er fährt LKW und war über Nacht in Marakesch. Ihm zu ehren gibt es ein großes Mittagessen...als Dessert wieder diese herrlichen Mandarinen....ich habe noch nie in meinem leben so leckere Mandarinen gegessen.

Abdelilah und ich besuchen ein Museum in Fés. Wieder zieht es mich in die Medina wir reden und trinken Tee. Heute finde ich ihn wieder zum anbeißen und fühle mich verliebt – es ist zum kotzen mit mir.

Wir laufen ziemlich viel. Fahren aber auch öfters mit den Petit Taxis. Eine tolle Einrichtung...warum gibt es bei uns so was nicht?

Zuhause ist Abdelilah´s Schwester Zhor mit Ihrem Mann Azzis und den beiden Kleinen wieder zurück ins eigene Appartement.

Hey nur 7 Personen \:\) am Abend welch eine Wohltat für mich – ich genieße die Ruhe und Überschaubarkeit und fühle mich sehr, sehr wohl.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48483
11/03/04 04:04 PM
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Donnerstag 25.12.2003

Abdelilah bringt mir beim Frühstück schonend bei das wir bei Azzis Familie zum Mittagessen eingeladen sind.
Er weiß ja schon wie ich drauf reagiere schon wieder bei so vielen fremden Menschen vorgeführt zu werden. Ich ärgere mich echt über mich selber aber ich bocke und komm da nicht aus mir raus. Klar freue ich mich drauf aber ich hasse es auch schon wieder von so vielen fremden Menschen umgeben zu sein. Wieder die selben Fragen....
Ich versuche wieder meinen Geist zu öffnen und mich einfach darauf zu freuen.
Jeder der mich persönlich kennt kann sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen das ich mit so was Probleme habe. Ich bin immer am lachen und habe die frechste und größte Klappe von allen und gehe gerne auf fremde zu.
Aber da will nie jmd .etwas von mir, es wird keine Erwartungen an mich gestellt. Vielleicht ist das hier mein Problem immer will irgendjemand etwas von mir....
Azzis hat 13 (!) Geschwister alle sind mit Mann/Frau und Kindern da....ein Riesenhaufen. Die Salate, die Tagine alles ist wie immer superlecker. Wir lachen viel und ich habe mir wieder umsonst einen Kopf gemacht. Azzis Familie ist begeistert über meinen „reichen“ arabisch Wortschatz und wie ich mich überhaupt sehr geschickt beim mit-der-Hand-essen anstelle.
Abdelilah´s Schwester Zhor fühlt sich hier sichtlich wohl...sie liebt diese große und wiedermal überaus fröhliche Familie.
Gibt es hier keine traurigen Menschen?? Überall wird immer gelacht, von Herzen, das sieht man an den Augen.

Wieder Zuhause bekomme ich von Sanae, Abdelilahs anderer Schwester, einen wunderschönen Kaftan übergestülpt. Sie erzählt mir das wir auf eine Henna-Zeremonie gehen. Sie schminkt mich sogar und erzählt mir dabei das ich ihren Hochzeitskaftan trage. Er ist so wunderschön, besteht aus zwei Lagen und einem wunderschönen Gürtel. Ich komme mir vor wie eine kleine Prinzessin. Sanae und Halima haben sich ebenso in Schale geschmissen und wir drei Diven ziehen los.
Ich dachte diese Henna Zeremonie sei eine Touri-Veranstaltung aber nein es heiratete tatsächlich jemand.
Zu ohrenbetäubend lauter Musik wurde erst ein bisschen geklatscht, getanzt. Dann wurde die Braut hereingeführt. Eine wunderschöne, zierliche Französin. Während bei ihr ein traumhaftes Ornament mit Blüten und Herzen auf die Hände und Füße gemalt wurde tanzte der Rest weiter und stärkte sich mit gereichtem Tee und leckerem Gebäck.

Später zuhause hat Abdelilah wiedermal traumhaft gekocht und gemütlich unter Decken gekuschelt liegt die ganze Familie verteilt an der Wand entlang vor dem Fernseher.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48484
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Freitag 26.12.03/Samstag 27.12.2003

Die Tage verstreichen...

...mit gemeinsamen Frühstücken, was ich sehr genieße.

Abdelilah zeigt mir das Palais Jamai ein traumhaftes Hotel mit einem atemberaubenden Blick von der Terrasse auf die Medina...

Wir streifen immer wieder durch die Medina von Fés. Mittlerweile kann ich die Medina richtig genießen die Eindrücke erschlagen mich nicht mehr.

Und leise frage ich mich was wohl jemand der nur einen Tag in Fés war, während einer Rundreise zum Beispiel, von der Medina hält. Je nachdem was sie an diesem Tag bereit hielt wird sich sein Meinungsbild prägen.

Ich bin froh fast täglich hier zu sein – es mehr genießen zu können, mich darauf zu freuen und gesehen habe ich deswegen immer noch nicht alles...

Ich kenne jetzt sämtliche Hotels von Fés. Abdelilah entführt mich wohl meistens in die Hotels weil er sich wohl denkt das ich mit dem Sanitären sonst nicht klar komme – ich bin froh drum.
Wir sitzen oft in kleinen Buden und essen meist Hühnchen mit Reis, die herrlichen Oliven. Mit den Händen zu essen ist so ein Vergnügen das ich soviel in mich reinschaufle wie nie.

Auch muss man schon viel Disziplin auf bringen seine Papierchen nicht einfach in den Wind zu schicken sondern einen Mülleimer zu suchen wie sich das gehört.
Umweltbewusstsein scheint hier noch nicht so der Renner zu sein.

Ich beobachte Frauen die sich nicht im traditionellen Kaftan kleiden sondern zum Teil schon sehr gewagt mit engen Hüfthosen und kurzen Pullovern durch die Gassen gehen.
Ich finde sie mutig.
Es ist nichts schlimmes dabei und ich finde es toll. Aber ich hätte ein Problem mit den starrenden Männern die die Überzahl in den Straßenkaffees bilden.

Ich frage mich wo sich hier die Frauen vergnügen. Sind die Frauen immer zuhause

Ich habe in Abdelilah´s Familie kein Spielzeug für Kinder gesehen und trotzdem gab es keine Langeweile, kein genörgle. Irgendjemand hat immer Zeit sich mit dem Kind abzugeben...

Ich glaube es ist an der Zeit das „höher Streben“ etwas zurückzuschrauben und sich etwas mehr dem „rückbesinnen“ zu widmen.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48485
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Sonntag 28.12.2003


Mein größter Tag.

Man hat extra für mich eine Henna Zeremonie Organisiert.

Als Geschenk für mich.

Ich musste erst ins Hamam, dann bekam ich einen schönen Kaftan angezogen.

Zhor zupfte mir die Augenbrauen und ich hat mich geschminkt. Dann wurde ich im Wohnzimmer auf das Sofa gesetzt während die Hennaspezialistin schon mal das Henna anrührte.

Alle hatten sich rausgeputzt. Das war echt unglaublich als wäre es eine echte Zeremonie.

Dieses Tablett stand bereit mit dem Parfümierten Wasser, dieses kugelige Gebilde in dem so was wie Weihrauch rauchte.

Ich dachte ich bin gleich fertig das ginge vielleicht ein zwei Stunden aber ich saß von Mittag bis zum späten Abend.

Wunderschön wurden meine Hände und Füße bemalt.

Ein bisschen angetrocknet wurde alles wieder mit diesem parfümierten Wasser oder Öl angefeuchtet.

Zhor und Sanae trockneten wieder mit dem Fön...das wiederholte und wiederholte sich.
Zwischendurch kam Besuch der bis zum Abendessen blieb.

Ich wurde gefüttert was sehr lustig war.

Endlich wurden meine Hände mit Watte abgedeckt und dann in Tücher gepackt und ich konnte mich wieder bewegen. So und nun dacht ich noch ne Stunde und das Henna kommt runter.

Pustekuchen die ganze Nacht sollte das drauf bleiben. Toilette gehen war etwas schwierig aber ich habe es irgendwie hinbekommen.

Abdelilah schaut oft sehr traurig – er hat Angst vor dem 30., meinem Rückflug.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48486
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Montag 29.12.2003

Am nächsten morgen rubbelten alle an meinen Händen und Füssen. Es fühlte sich an als wäre das Henna mit meiner Haut verwachsen man hat es kaum runter bekommen.

Unter der schwarzen vertrockneten Hennapaste kam ein richtig schönes leuchtendes Orange zum Vorschein.

Mit Stolz lief ich mit Abdelilah durch die Strassen jeder der uns sah musste denken wir hätten geheiratet. Abdelilah strahlte über das ganz Gesicht als uns ein paar Junge Mädchen die Hände entgegenwarfen zum Zeichen das wir ein schönes Paar seien.

Ich habe es sehr genossen für Abdelilahs Frau gehalten zu werden. Er ist ein wundervoller Mensch mit einer wundervollen Familie.

Abdelilah weint zwischendurch immer wieder weil mein Rückflug immer näher rückt. Ich bin auch sehr traurig. Aber ich freue mich auch auf zuhause – ich schäme mich fast für solche Gedanken.
...aber ich muss das alles hier erst mal verdauen.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48487
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Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48488
11/03/04 04:22 PM
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Wieder daheim....Januar....Alltag...Februar...und die Frage kann man Gefühle halten die nur 13 Tage Zeit hatten?...März...


Jetzt laufen die Visums-Sachen....Im Januar habe ich meine Papiere runter geschickt. Wir haben ein Heiratsvisum beantragt wobei ich mir da noch nicht so ganz sicher bin...aber hier haben will ich ihn schon. Er soll sich erst mal hier ein bisschen zurecht finden und vor allem meine Familie kennen lernen...und ich denke dann nach 3 - 5 Monaten richtigen zusammenlebens merk ich dann schon ob es was IST oder NICHT. DAS ist immer noch sehr schnell ich weiß..
Anfangs habe ich mich mit diesem Hochzeitsgerede immer unter Druck gesetzt....wohl gemerkt ich wurde NICHT UNTER DRUCK gesetzt von der Familie hat z.B. keiner von Hochzeit geredet aber natürlich ER.
...das machte mir schon ganz schön Kopfzerbrechen. Ich denke und denke und denke...aber ich freu mich schon weil ich diese Familie abgöttisch liebe.
Mit Halima telefoniere ich oft...ich muss alle gelernten arabischen Wörter aufsagen und wir lachen sehr viel....eigentlich verstehen wir uns sprachlich überhaupt nicht und doch ist immer alles gesagt.
Eigentlich bin ich ja noch gar nicht sicher...oh man das ist echt schrecklich. Für mich spricht aber AUCH NCIHTS dagegen...mir fällt mal nichts ein...Probleme gibt's immer...na ja ist wohl wiedermal typisch "ICH" mir Probleme zu "er"denken...oder es zumindest schon mal im voraus tot zu denken.
Wenn ich drüber nachdenke habe ich kein Problem mit seinem herkommen sondern mit dem Gedanken zu Heiraten...

Für mich gehört zum LIEBEN und Zusammensein keine Heirat.

Ein Vogel will nur raus wenn man ihn in einen Käfig sperrt. Gleiches sehe ich bei der Liebe...sie muss frei sein um leben zu können, wenn die Liebe zwischen zwei Menschen nicht als Bindung reicht kann auch keine Heirat helfen.
Puh, na alles in allem freue ich mich einfach auf ihn und denke das werden wir schon gebacken kriegen.
Es ist eben auch eine Eigenart der Leute da unten, sehr schnell in herzensdingen Entscheidungen zu treffen.
Sehen, verlieben, gleich sicher wissen: FRAU fürs Leben, heiraten....
Wir/Ich sind da wohl etwas langsamer:-))
Wie gesagt ich bin jetzt seid über drei Jahren Single....in dieser Zeit habe ich mich ausgetobt, war nur weg und unterwegs...hab endlich diese Beziehung verarbeitet und jetzt wo es mir richtig gut geht...jetzt passiert mir das mit Marokko. Eigentlich richtig schön weil ich erst jetzt den Kopf dazu habe wieder eine richtige, feste, Beziehung...für immer (?) einzugehen :-)
Schön oder? Das musste wohl so sein.
Es ist einfach nur toll und nach den 13 Tagen wollt ich gar nicht mehr weg...das muss man einfach mal erlebt haben:-)
...und ich könnte noch mal so viele Seiten mit Geschichten voll schreiben die mir ans Herz gingen und die ich nie wieder vergessen werde.
Ihr seht...ich bin immer noch genauso durch den WIND und „weiß“ eigentlich gar nichts.

Leider kann ich nicht mal ins Forum s c h r e i en „HILFE SAGT MIR WAS ICH TUN SOLL“ weil es ist wie immer leben muss man sein Leben alleine und Entscheidungen kann einem keiner Abnehmen.

In diesem Sinne:
...selbst ich kann über mich selber lachen und tu das auch immer noch wenn ich diesen Bericht selbst lese und hoffe für Euch war es auch ein „Vergnügen“

Alexandra

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48489
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Liebe Alexandra,

soeben habe ich deinen Bericht gelesen. Vielen dank für die herzliche Beschreibung. Ich Wünsche dir für deine Beziehung zu Abdelilah alles erdenklich Gute.
Spontan kann ich dir nur raten A. nicht nach Deutschland zu holen. So wie du schreibst lebt A. in einer harmonischen angesehenen Familie in Fes. Ich fürchte, an einem längeren Aufenthalt in D. würde er zerbrechen; und damit eure Beziehung. Ich denke, darüber solltest du dir im klaren sein. Er ist hier ein Nichts und das auch noch ohne den Rückhalt seiner Familie. Das habt ihr nicht verdient.

Herzliche Grüße -

Eckhard

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48490
11/03/04 07:16 PM
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Holger R. Offline
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vielen Dank das Du Deine Geschichte und Deine Gefühle hier eingestellt hast. Das ist sehr schön. Schön einiges zu lesen was bekannt vorkommt, sei es die Emotionen +-30 Jahre ohne Bindung genau wie die Gedanken was für Menschen wir hier (in Mitteleuropa) sind wenn man "erfährt" wie gastfreundlich Menschen woanders sind....

Viel Glück weiterhin!

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48491
11/03/04 07:28 PM
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Hallo Alexandra,

könnte mich kringeln, so sehr ähnlichen sich zum Teil unsere Erlebnisse ... immer noch neidisch auf die europäische Toilette bin ... grausele aber vier Jahre allein leben prägen und ich hatte ja dann 24 Stunden ... nun drücke ich euch die Daumen das es flott mit dem Visum klappt und lasse Dir ruhig Zeit. \:\) Mein Hafid hat es endlich akzeptiert das Heirat erstmal kein Thema ist, war schwierig aber .... gute Dinge brauchen eben Ihre Zeit. ;\) Werde Dir unsere Vierer-Bilder einscannen und per Mail schicken, aber es geht mir da wie Dir; zuviele Eindrücke und das Erdbeben hat mir ziemlich zugesetzt ... also liebe Grüßele auch an Abdelila, Farnmausi


Träume nicht vom Leben,
lebe Deinen Traum
Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48492
12/03/04 02:03 AM
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Dolphin Offline
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Hallo Alexandra,

zuerst, liebe auf den ersten Blick gibt es allen Unkenrufen zum Trotz immer wieder mal.

du brauchst länger, auch gut.


notwendige Entscheidungen sind immer positiv. wer nicht entscheiden kann, wächst nicht. Wichtige Entscheidungen bedürfen einer Bedenkzeit von 1 bis max. 3 Tagen, das reicht. mehr Zeit zu benötigen ist kontraproduktiv. Das Ergebnis einer Entscheidung ist immer richtig!!! läuft es subjektiv gut, ist die Entscheidung sowieso bestätigt. läuft es subjektiv schlecht, gibt es definitiv keinen Beweis dafür, dass es mit einer anderen Entscheidung besser gelaufen wäre. Denkbar sind sogar viel schlechtere Entwicklungen. und aus jeder Lebenswendung kann man lernen (Wachstum!!!). Gewinn für die nächste Entscheidung.

warum ich das schreibe? du hast mehrmals von entscheidung geschrieben und ich fahre gut damit immer wieder nach vorne zu schauen.

Alles Gute!

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48493
12/03/04 10:47 AM
12/03/04 10:47 AM
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Alexandra75 Offline OP
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@ rasjerry

Hallo Eckhard,

ich kann Deine Bedenken Abdelilah sozusagen aus dieser Familie zu reißen, was sein Untergang sein könnte, sehr gut verstehen.

Genau DAS ist es ja was mir auch so viele Bauchschmerzen bereitet.

Oft habe ich ihm schon geschrieben das D im zwischenmenschlichen KALT sei. Auch das „Familie“ bei uns nicht so gelebt wird wie bei ihm.

Aber all das will ER nicht hören.
Er schreibt mir täglich das er eingeht ohne mich, es sei "so" kein Leben für ihn.
Für ihn IST das leben IN Marokko ohne mich nicht lebenswert.

Du kannst mir glauben, wie ich auch schon oben oft ausgeführt habe, ich bin immer sehr ehrlich, oft vielleicht auch zu ehrlich für ihn.
Er ist oft traurig wenn ich meine Gedanken schreibe es sei besser wenn er bei seiner Familie in Marokko bleibt, hier sei alles so kalt, er wird nicht glücklich. Und ich versuche ihm auch klar zu machen das es genauso gut sein kann das wir merken "es funktioniert" einfach nicht und er in der 3-monatsfrist wieder zurück nach Marokko gehen muss. Er sagt darauf: „alles wird gut wenn ich erst bei dir bin....“

Ich weiß nicht woher er dieses "Wissen" nimmt. Ich wünsche, bete, hoffe einfach das alles GUT wird. Was letztendlich nichts bringt weil nur unsere Taten, viel reden und das "arbeiten" an unserer Beziehung zum Erfolg führen wird.

Und (!) ich kann ihm auch nicht das Recht auf seine eigenen Entscheidungen nehmen.

Er will zu mir also muss er da durch mit allen Konsequenzen.

Wie kann ich die "Kälte" die hier zwischen den Menschen herrscht auffangen??
Ich werde mit meinem ganzen Herzen versuchen immer für ihn da zu sein. Aber auch ich bin ein Teil dieser „kalten Gesellschaft“, ich habe es nie anders vorgelebt bekommen.

Es wird sicher nicht einfach aber wir mögen uns sehr und verstehen uns sehr gut und wir respektieren einander jeden in seiner Eigenart....nicht immer einfach aber der beste Nährboden auf dem Liebe wachsen kann.

Ich kann nur hoffen das wir beide viel voneinander lernen jeder auf seine Weise.

Und wir oft die Möglichkeit haben nach Marokko zu seiner Familie zu fliegen, was ich mir sehr wünschen würde. Ich kann davon menschlich nur profitieren und ich vermisse alle sehr.

Alexandra


@ Farnmausi

Hey, mach Dir keine Mühe mit den Photos ich hab ja selbst genug von uns Viern. Und mehr werde ich auf Deinen auch nicht sehen, oder??
Trotzdem vielen Dank! Und freu mich das mein Bericht Erinnerungen bei Dir geweckt hat. Mir hat er auch sehr geholfen...all diese schönen "Bilder" wieder aus dem Gedächtnis zu kramen hat mich wieder sicherer gemacht auf dem richtigen Weg zu sein.

Ganz Lieber Gruß

Alexandra


@ Dolphin

Hallo Dolphin,

in Agadir war´s ja bei mir auch "Liebe auf den ersten Blick"....aber leider werden diese Gefühle von meiner Verstand-Maschinerie sowas von durcheinandergewirbelt.....ich denke zu viel...sollte ich mir abgewöhnen.

Danke für Deine Sicht der Dinge und ich hoffe meine Entscheidung "läuft subjektiv gut"... <img src=" title="" src="graemlins/lachen2.gif" />

Alexandra

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48494
12/03/04 12:41 PM
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Ok, es geht schon los wie ich es erwartet habe...

Erhalte Mails...

"Fahrkarte Deutschland" "Traum Europa" usw.

Wo habt ihr rausgelesen das er nach Deutschland will bzw. das er Deutschland als so positiv sieht?

Ich habe niiiieee geschrieben Abdelilah hat die rosa Brille auf im Bezug auf Deutschland.

Sondern er hat sehr wohl die rosa Brille auf was die Liebe betrifft.

Er hat doch alles in Marokko. Einen Job, im Hotelfach kommt er immer unter, eine wundervolle Familie die keine Geldsorgen hat.

Und ich bin nicht total verliebt und habe die rosa Brille auf wie man sicher schon gemerkt hat. Ich sehe alles sehr, sehr realistisch.

Ich habe ihn auch in Bezug auf Deutschland auf den Boden holen wollen weil ich ja schon vorgewarnt war aus dem Forum das Frauen oft ausgenutzt werden. Habe erzählt von Ausländerfeindlichkeit, Arbeitslosigkeit usw und habe in allem extra übertrieben....aber das wußte er alles schon.

Er sagt dazu nur Liebe wohnt doch im Herzen und nicht in einem Land.

Sollte sich das aber Bewahrheiten werde ich dazu stehen und Euch davon Berichten.

Hört sich an als rede ich mir das selber schön???

Finde ich nicht. Ich habe sehr, sehr genau hingeschaut als ich in Marokko war und ich kann mir solche Gründe einfach nicht vorstellen.

Danke für Euren weiteren Antworten, Bedenken usw.

Ich freu mich über alles aus Eurer Sicht ob positiv oder negativ.

Und glaubt mir jeden erdenklichen Gedanken hatte ich selber auch schon.

Ich wag es einfach.

Schönes Wochenende.

Alexandra

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48495
12/03/04 03:56 PM
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Keela Offline
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Hallo Alex,
ich danke dir sehr für die Schilderung deiner Reise! Es erinnert mich sehr an meine Gefühle und Gedanken und das damit verbundene Chaos in mir in meiner Anfangszeit in Marokko. Ich hätte es nie so treffend beschreiben können wie du. Danke.

Ich möchte noch eine Anmerkung zu deinem Bericht machen. Du hast an einer Stelle recht ausführlich über Werte gesprochen. In der Essenz klang dieser Teil für mich als stelltest du die Werte (Familie, soz.Leben, etc.) über die, die wir hier in Deutschland leben. Auch in diesem Punkt erinnere ich mich gut an mich und meine ersten Eindrücke und Wertungen.
Mittlerweile bin ich für mich zu der Überzeugung gelangt, dass die Werte Wertigkeitenin Marokko und Deutschland sehr unterschiedlich sind. Für mich stehen sie aber nebeneinander und nicht eins ist besser als das andere - nur eben unterschiedlich.

LG Keela


Ich bin nicht dumm, ich hab' nur voll so Pech beim Denken...
Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48496
05/04/04 05:46 PM
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Moonlight Offline
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Alexandra,

das ist ein sehr authentischer Bericht - und falls du beruhigung brauchst, du redest dir nichts schön

Ich stehe im Moment an einem sehr ähnlichen Punkt wie du, wobei meine Geschichte dennoch eine andere ist.
Solche Entscheidungen sind sehr schwer zu treffen, wobei ich nur sagen kann, ich für meinen Teil habe mich dafür entschieden, nach Marokko zu gehen und Deutschland den Rücken zu kehren. Nicht sofort aber demnächst.

Alexandra, ich wünsche dir alles erdenklich Gute!

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48497
06/04/04 05:01 PM
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hi moonlight
waaaaas lese ich da???? du willst für immer nach marokko?????
nun aber schnell ab in die hose und erzähl mal etwas mehr!!! \:D
meine email adresse hast du ja,setz einfach noch meinen vornamen davor! ;\)
gruss
silla :rolleyes:

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48498
24/06/04 03:50 PM
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Es ist soweit

am 02. Juli 2004

heirate ich den tollsten Menschen den ich je kennengelernt habe.

Abdelilah wird mein Mann \:\)

Unser zusammenleben war und ist manchmal noch schwierig weil es für mich eine ziemliche Umstellung ist nach 3 Singlejahren "so schnell" und "immer" jmd. um mich herum zu haben...

Aber auch ich habe mich freiwillig für diese Situation entschieden...manchmal vergesse ich das...
Und ich vergesse mich in ihn hineinzudenken...er hat sein Land und seine tolle Familie FÜR MICH verlassen...


Abdelilah hat mich und meine Familie verzaubert.

Wo man sich vorher zum Geburtstag und Weihnachten sah, nicht aus Absicht, sondern weil man es einfach als "nicht so wichtig" erachtet hat, wird jetzt mindestens einmal die Woche zusammen gegessen.

Auch meinen Freundeskreis hat er in seinen Bann gezogen...es ist so eine Bereicherung für uns/mich und unser/mein Umfeld einen Menschen mit einer fremden, schönen Kultur um sich zu haben.

Geburtstag, Feiern oder sonstwas immer muss Abdelilah dabei sein...manchmal komm ich mir schon vor als wäre ich nur noch notwendiges "Anhängsel" \:\)

Ich freue mich so für Abdelilah.

Er wundert sich zwar noch über unser TV Programm das er als "Politik gegen die Familie" sieht..weil ständig werden nur Probleme gezeigt, vor allem Beziehungsprobleme.

Auch versteht er die dt. Männer nicht, seiner Meinung nach lieben die meisten (nicht alle) Männer hier ihre Frauen nicht...warum reden sie immer schlecht über ihre "ALte".

Ich weiß das ist eine extreme Meinung aber das sind Abdelilahs Worte und seine Erlebnisse, Eindrücke.

Ich könnte mich oft kringeln bei seinen Erzählungen oder neuen Erfahrung.

Viele Dinge sehe ich jetzt anderst oder habe die letzte Zeit überhaupt zum ersten mal über für mich "alltägliches" nachgedacht und in Frage gestellt.

Schon nach zwei Wochen in D hat er sich selbst organisiert im hiesigen Verein Fussball zu spielen.

Ich weiß nicht wie er es macht aber ihm schein alles zuzufliegen.

Vielleicht ist es dieses durch und durch ehrliche und vor allen Dingen seine offene, natürliche Art und er denkt immer positiv.

Ich versuche jetzt meine Gehirngänge auch von "negativ, pessimistisch" auf immer "suuuiinaa" umzustellen...bekomme es ja oft genug von Abdelilah vorgehalten :-)))

Sein deutsch wird immer besser, er hat jetzt seit 3 Monaten, 3 mal die Woche unterricht...
auch hier komme ich aus dem staunen nicht raus...er spricht als wäre er schon ein, zwei Jahre hier. Mir glaubt keiner das er erst seit 3 Monaten lernt.

Noch darf er nicht arbeiten aber wir knüpfen schon mal fleissig Kontakte...vor allem Abdelilah. Und so wie es aussieht scheint es auch zu klappen sobald die Arbeitsgenehmigung da ist.

Ich darf auf jeden Fall nicht bei der arbeitssuche helfen...das wurde mir von Abdelilha strikt untersagt "Befehl" :-))) Zitat:...da kümmere ich mich alleine drum."

Ich bin gespannt...aber dieser Mann schafft alles...weil er WILL :-))

Alles rosa, alles toll???

Nein, nein...keine Sorge auch wir haben Probleme und manchmal schwere Stunden :-))

...alles "so schnell" ist nicht so einfach, alles alleine zahlen für auf einmal zwei, finanzielle Sorgen/Umstellung, Erniedrigungen für Abdelilah wenn alles ich bezahle...ich seh´s in den Augen...

...aber was ist das alles WENN MAN LIEBT ??

Und diese Situation ist ja nicht für immer...

Stück für Stück
bauen wir an unserem ab jetzt gemeinsamen Leben und an unserem Glück.

Am 2 Juli heiraten wir standesamtlich. Wir haben uns toll rausgeputzt...viele Menschen werden da sein die uns BEIDE lieben und mögen...am abend gehen wir mit der Familie noch schön marokkanisch essen in Konstanz im maurischen Saal...ein stückchen Heimat für meinen Schatz. Und im August feiern wir ein großes Sommerfest.

Viele Grüße

Alexandra

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48499
24/06/04 10:53 PM
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Hallo Alexandra,

das ist ja ein richtig schöne Geschichte die das Leben schreibt.

Ich wünsche euch viel Glück.

Übrigens wohne ich auch am schönen Bodensee

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48500
25/06/04 08:00 PM
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Hallo Alexandra,

da wuensche ich Euch viel Glueck und ich wuerde es sehr begruessen, wenn Du uns in ein oder zwei Jahren einmal etwas von dem Fortgang Deiner Geschichte berichten wuerdest!


Beste Grüße
Thomas

In Marokko ist alles möglich nur nichts schnell.
Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48501
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Liebe Alexandra und alle anderen, die sich nicht oder dann doch nach Marokko getraut haben und nun vor vollendeten Tatsachen stehen und nicht so recht wissen, wie ihnen geschehen ist: bei Paul Bowles steht zu lesen, dass er im Jahr 1945 nächtens unterhalb von Tanger sich befunden hat und dabei von einem übermächtigen Gefühl zu berichten wusste, "dort" - also oberhalb der Klippen, bei den Lichtern von Tangern - sein zu wollen und dass es ab diesem Zeitpunkt für ihn nur noch darum gegangen ist, den "point of no return" zu erreichen, d.h. er ist zwar bis nach Sri Lanka wie geplant weitergefahren, von dort dann aber umgekehrt, in Tanger an Land gegangen und bis zu seinem Tod 50 Jahre später dort geblieben. Soviel zu diesem beängstigenden Gefühl, von einem Land "gefangen" genommen zu werden - in diesem Fall sogar von einem Land, das man noch nie vorher gesehen hatte...

Und nun zur Liebe: nun kann es zusammentreffen, dass man nicht nur von diesem Land wie vom Blitz getroffen wird, sondern dann auch noch von einem Menschen und später nicht mehr so genau sagen kann, was zuerst da war. Mir schien, bei mir war es gleichzeitig, ich habe dann aber das Land begonnen exzessiv kennenlernen zu wollen und bin in einem Jahr 14 mal hingeflogen, zum Schluss nicht nur ganz alleine, sondern vollkommen allein und mit allem ausgestattet, was man haben muss, um mit dieser Fremdheit klarzukommen.

Es ist deshalb auch einigermassen müssig, sich über Blondheit, Jungsein und gebärfähig sein, Gedanken zu machen, die betreffenden jungen Damen sollten sich lieber darüber Gedanken machen, dass sie - wie Alexandra auch - aus einem Land kommen, in dem ihnen die gebratenen Tauben in den Mund geflogen sind (bei dieser Generation!)und sie dafür nichts, aber auch überhaupt gar nichts getan haben, genausowenig wie sie für ihr Blondsein (wenn es denn echt sein sollte) etwas können, noch dafür, dass sie ein Bündel von erstrebenswerten Möglichkeiten für jemanden darstellen, der das alles nicht hat.

Aber: so fern, so fremd, so vollkommen neu sind diese Begehrlichkeiten doch überhaupt nicht - gerade nicht in dieser Generation. Man stelle sich einfach einen BetriebswirtlerIn Anfang 30 vor, angestellt bei einem der grossen Industrialisten oder auf der freien Wildbahn, gerade noch von der New Economy erfolgsverwöhnt und in seinem näheren Umfeld einen generösen, neuen Ideen offenen Vorstand, einen Grosskunden mit einem ansehnlichem Budget oder einem offenen Karriereposten, für den nur ein anderer irgendwie aus dem Feld geschlagen werden muss und schon haben wir diesselbe Verhaltensweise, nur wesentlich weniger offen, wie die bei Marokkanern angeblich üblichen, wenn sie einer jungen, gebärfähigen, blonden Deutschen ansichtig werden und diese sich dann kaum retten kann vor Anträgen, die sie gar nicht haben will.

Es gibt also keinen Verhaltenskodex, wie man sich in Marokko so bewegt, dass man niemandem signalisiert, dass man zur Gruppe derjenigen gehört, die für jedwede Möglichkeit stehen: man ist nunmal der potentielle Auftraggeber, Wegfreiräumer nach Westen und vielvermögende Deutsche und es ist wenig Selbsterkenntnis nötig, um diese Verhaltensweisen auf unsere eigenen hier zu übersetzen, die jedoch wesentlich rauher insgesamt sind und darüberhinaus skrupelloser zum eigenen Vorteil eingesetzt werden, den anderen aus dem Weg räumend mit allen Mitteln (in Marokko kann man mit einer guten Geschichte und einem guten Zuhörohr immer noch eine Menge erreichen, was hier ganz sicher niemanden beeindruckt).

Wenn man trotzdem der Liebe begegnet, dann ist sie nicht anders als anderswo auch: man trifft sich, man denkt nicht mehr nach, das Herz schlägt dort wo es hingehört - ich habe dann nach drei Jahren gedacht: nun reicht es aber mit dem Erkunden, Hinfahren, Erforschen, jetzt könnte der liebe Gott seinen Zufall einsetzen und mir die über alles geliebte Person über den Weg laufen lassen, der dann von dieser Zufallsbegegnung genauso weggerissen wäre, wie ich auch - und so war es dann auch.

Ich bin 6fache Grossmutter, berufstätig, arbeite inzwischen per Internet sehr virtuos in allen Internet-Cafes Marokkos und werde auch heiraten: aber mein Liebster will unter keinen Umständen "in Europa" leben, was ich natürlich mit ganzem Herzen bejahen kann und es nicht bereue, diese lange Studienzeit (3 Jahre! 16 Reisen nach Marokko!) absolviert zu haben, weil ich nun weiss, dass ich das alles gut kann - in seinem Land, mit meinem komplizierten Leben und seinem sehr viel einfacheren, aber schwereren Leben und unseren vielen Kindern, die wir zwar nicht gemeinsam haben, aber doch zumindest gut nachvollziehen können, weshalb sie für ihn und weshalb sie für mich so wichtig sind.

Ach ja und die Kinder: folgen natürlich nach - sie waren mit in Marokko, sie waren vor mir in Marokko, sie haben Ersatzdienst in Marokko in einem Kinderheim gemacht, sie sprechen arabisch und französisch, sie zeugen Kinder in Marokko (Zwillinge) und sie beglückwünschen mich für meine Entscheidung, mich entscheiden zu wollen.

Ich sehe immer wieder ein Bild vor mir: bei einem meiner Abschiede, dachte ich nach einer Stunde "er ist sicher noch am Flughafen, weil er hier so viele Menschen kennt", bin aufgestanden, an die heisse Glaswand getreten und habe Ausschau gehalten: da stand er tatsächlich, inmitten von Männern, hat gelacht, die Hände nach rechts ausholen lassen und links jemanden an der Schulter festgehalten, sein Lachen war nicht zu hören, aber bis zu mir zu spüren, die ganze Haltung, der ganze Mensch eins mit seiner Umwelt, mit seiner Welt, zu der mir der Zutritt zwar nicht verwehrt ist, die sich mir aber nie ganz erschliessen wird - und da war es wieder, dieses Glücksgefühl, das ich immer habe, wenn ich Marokko bin und das ganz sichere Wissen, daran nichts, auch nicht das kleinste Jota ändern zu wollen, geschweige denn diese Welt mitnehmen und konservieren und irgendjemandem "vorführen" zu wollen. Es reicht schon, dass auf meinen Spuren alle meine Freunde nach Marokko reisen und mit so dummen Sätzen wie "das habe ich aber gar nicht so gesehen wie Du" zurückkommen. Das jedoch kann man vielleicht wirklichg erst dann, wenn man keine neue Familie mehr gründen will, sondern leise auftritt, damit der Traum nicht zerrinnt, sondern sich wie Nebel ungestört und sachte ausbreiten kann, fast ohne mein Zutun.

Grüsse

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48502
30/06/04 10:00 AM
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Alexandra und Nomi,
möge Euch das Glück treu bleiben.
Nomi, von Deiner Schilderung bin ich total ergriffen.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48503
30/06/04 09:08 PM
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Liebe Tara Maria,
eigentlich hätte ich arbeiten müssen und habe stattdessen geschrieben und mich wohl gefühlt in der Gesellschaft von marokkonet, ein Gefühl von Heimat und Stillen von Sehnsucht. Du musst Marokkanerin sein, wenn ich Dich ergriffen habe - es ist das Herz, das die Liebe spürt und dabei selbst in Bewegung kommt, sich erinnert...
Liebe Grüsse

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48504
01/07/04 12:58 AM
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Hallo Alexandra,

ich soll Dir von meiner Frau das allerbeste Wünschen, sie versteht Deine Situation (hat die Geschichte gelesen) vollkommen und es ist ähnlich wie es bei uns war.

Wir lernten uns auf einer Geburtstagsfeier der Mutter meiner EX kennen (meine Frau war auf Besuch bei Ihrer Schwester hier) und alles ging sehr schnell mit heiraten und auch meine Frau lernte sehr schnell Deutsch und hat viele durch ihre frische fröhlische unkomplizierte Art in den Bann gezogen.

Alles Gute für die Zukunft !!


gruß
dennis
Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48505
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Nomi, laut Personalausweis bin ich deutsch, nach dem Herzen Weltbürger. Ich hoffe, es enttäuscht dich nicht,
Grüsse

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48506
04/07/04 06:48 PM
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Liebe Tara-Maria,

nein, es enttäuscht mich überhaupt nicht! Und natürlich war es vorschnell aus zwei/drei Zeilen zu urteilen.... Ich habe aus meinen persönlichen Begegnungen rückgeschlossen, die auf deutscher Seite von Klischees sogar bei denen geprägt ist, die behaupten, gegen jedwedes Klischee zu sein - "was suchst Du denn in Marokko?!!!" "ich begegne Gott und der Ewigkeit" - "hör mal, das ist aber ganz schön dick aufgetragen!!!" "heiraten willst Du?! Würde es nicht reichen, eine Affäre zu haben? Muss es gleich heiraten sein?!" Usw. usf.

Woraus ich geschlossen habe, dass Du keine Deutsche sein kannst. Ich glaube es übrigends noch immer nicht...

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48507
05/07/04 05:41 PM
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Hallo Alexandra,
auch ich habe Deine Geschichte mit Spannung gelesen. Jetzt bleibt mir nur noch, Euch das Beste zu wünschen, Gesundheit, Glück, Freude...

Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit!

Gruß aus Köln
Sonja

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48508
06/07/04 01:21 AM
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Hallo Alexandra und Abdelilah,

nachträglich wünschen wir Euch noch viel Glück auf Eurem weiteren gemeinsamen Lebensweg.

Lasst Euch nicht unterkriegen.
Wir haben den Schritt vor 2 Jahren gewagt,
und sind immer noch zufrieden und glücklich.

Viele Grüsse


give peace a chance.

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48509
06/07/04 06:01 PM
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ich wünsche euch beide alles gute! Glück ,Gesundheit,Liebe....
Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit


Ne m'envoulez pas!je suis comme ca!
Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48510
07/07/04 01:46 PM
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Hallo an Alle!!

Vielen, vielen Dank für die lieben Glückwünsche!

Sobald fertig, werde ich ein Bild einstellen...

...es war ein traumhafter Tag...

Grüße

Alexandra

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48511
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Hallo Alexandra,

herzlichen Glückwunsch nachträglich.

Es freut mich auch zu hören, dass ihr einen schönen Tag hattet.

viele Grüße
Ela

Re: Alexandra´s ganz persönliches Marokko-Erlebnis #48512
09/08/04 03:15 PM
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Hallo Alexandra,
habe gerade Deinen spannenden Bericht gelesen und möchte Dir und Deinem Mann nachträglich noch ganz herzlich zu eurer Hochzeit gratulieren.
Auch ich habe vor kurzem geheiratet (30.7.04) nach nur 9 Monaten Bekanntschaft mit meinem Marokkaner und wir sind sehr glücklich.
Ich wünsche euch zwei für die weitere Zukunft alles alles Gute!

Liebe Grüsse von Isaty


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