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Was muss Marokko machen??? #43872
29/07/02 07:24 PM
29/07/02 07:24 PM
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ich habe viele fragen aber keine antwort!!!

Was muss Marokko machen um die Wirtschaft in Schwung zu bringen
Was muss Marokko tun um die Demokratie zu realisieren
Was muss Marokko tun um die Armut zu bekämpfen
Was müssen wir oder was können wir Marokkaner hier in Europa für das Land tun
Warum werden in Marokko Minister und Bürgermeister immer noch vom König ernannt
Warum werden sie nicht vom Volk gewählt
Warum ist das Parlament immer leer
Warum haben wir kein Verteidigungsminister
Warum gibt es kein marokkanische Partei in Europa
Warum holt Marokko kein Investoren ins Land

Es sind noch viele fragen offen! aber ich bin froh wenn wenigstens die hier beantwortet werden.

Re: Was muss Marokko machen??? #43873
29/07/02 07:57 PM
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es muss anfangen mit der alphabetisierung der bevölkerung.

Re: Was muss Marokko machen??? #43874
29/07/02 08:11 PM
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ach, MAP!! marokko hat, wie so viele andere länder auch, durch die kolonialpolitik sehr viel zeit verloren. zeit, die wichtig gewesen wäre, um entwicklungen voranzutreiben! man hat marokko unmündig gehalten und dann hat man es in die selbständigkeit entlassen - als es nicht mehr anders ging! den kolonialmächten ging es ganz gewiss nicht um fortschritt und entwicklung! es ging ihnen um die ausbeutung der länder. nach abzug der kolonialisten entstand ein vakuum - aber nicht lange. denn die ausbeutung ist kein charakterzug der kolonialisten - wenn du verstehst, was ich meine!

so entstanden neue machtapparate, neue mechanismen, wie man den reichtum des landes untereinander verteilen konnte. die bevölkerung wurde nicht gefragt. man brachte ihr noch nicht einmal lesen und schreiben bei, um sie an der willensbildung zu beteiligen.

hier wurde (war es von dir???) vor kurzem ein link gesetzt, der in der analyse faszinierend war! es war die seite der islamisten in marokko. nun muss der richtigen analyse nicht unbedingt eine vernünftige politik folgen. und da hätte ich, was die islamisten in marokko betrifft, auch grosse bedenken!

aber man könnte ja die analysen ernst nehmen, ohne gleich ein parteigänger zu werden, oder?

J.

Re: Was muss Marokko machen??? #43875
29/07/02 08:47 PM
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ihr habt trotzdem meine fragen nicht beantwortet!!!

Re: Was muss Marokko machen??? #43876
29/07/02 10:14 PM
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also bitte, MAP! was willst du denn jetzt hören? patentrezepte? die gibt es leider nicht. auf so viele generalisierte fragen kann es keine schnellen antworten geben. aber das weisst du, so gut wie ich. also, warum fragst du? sage es uns!

J.

Re: Was muss Marokko machen??? #43877
29/07/02 11:00 PM
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also jocim,

ich will von dir keine patentrezepte hören, wenn ich die antwort auf diese fragen hätte, dann hätte ich sie auch nicht gestellt.

ich denke es gibt viele marokkaner die hier leben und sich mit politik und wirtschaft sehr gut auskennen und eventuel meine fragen beantworten können.

Re: Was muss Marokko machen??? #43878
30/07/02 06:54 PM
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Hachim Haddouti Offline
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Hallo Map,
ich werde versuchen auf einigen Fragen einzugehen:

>Was müssen wir oder was können wir Marokkaner
>hier in Europa für das Land tun
vieles udn nicht einfach jammern. Die Deutschen jammern, weil es ihnen gut geht und wir jammern weil es uns schlecht geht, aber wir tun nichts dagegen. Man muss immer von sich selbst anfangen, wenn Du selbst ein gutes Bild von Dir gibt, es sei den in Ausbildung, Verhalten, Arbeit etc.,dann hast Du was für das Land gemacht. Das Land lebt auch von Image und wir sollen viel dran arbeiten um das Image zu pollieren.

>Warum werden in Marokko Minister und >Bürgermeister immer noch vom König ernannt

wait minute, woher hast du diese Info? das stimmt nicht ganz. Bürgermeistern werden vom Volk gewählt. Der König wählt den Premier und der Premier wählt anderen Minister, bis auf einigen Ausnahmen: z.B. Innenminister etc.
Wenn Du andere Ländern anschaust, ist es auch nicht anders. In Frankreich wählt auch der Präsident den Premier und der Premier wählt sich sein Kabinett.

>Warum ist das Parlament immer leer
"immer" ist es übertrieben. Aber in D ist auch nicht anders. Es kommt darauf an, welches Thema dort behandelt wird und wie das Interesse gross ist. Es ist genauso wie ein Vortrag.
Aber trotzdem bin ich der Meinung, dass im Parlament viele setzten, die sich nicht um die Menschen kümmern, sondern um Geschäfte.

>Warum haben wir kein Verteidigungsminister

sehr interessante Frage: wir hatten einen (glaube ich, er war Oufkir) aber nach dem Putschversuch von 72 oder davor, hat der könig das minis* abgeschafft und das Kommando an sich gezogen, d.h. sprich er ist Befehlshaber.

Hoffentlich bist du jetzt etwa schlauer geworden.

gruss
Hachim


visit haddouti.de
Re: Was muss Marokko machen??? #43879
31/07/02 06:44 PM
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ich hab mal ein artikel in le monde gelesen was das thema anbetrifft

MAROKKO - DIE MODERNISIERUNG KOMMT NICHT VORAN

Harte Landung in der Weltwirtschaft
Groß waren die Hoffnungen, die die Marokkaner in die sozialistische Regierung und in ihren vor zwei Jahren inthronisierten König Mohammed VI. gesetzt haben. Der populäre König begreift sich als Modernisierer, der sein rückständiges Land an internationale Standards heranführen will. Aber der höfische Machtapparat lässt sich nur schwer zurückdrängen, die angeblichen Sozialisten der USFP erweisen sich als korrupt und inkompetent, und die versprochene Modernisierung erschöpft sich in einem Privatisierungsprogramm, das keine Investitionen bringt und erst recht keine Arbeitsplätze schafft. Wirksamer als der König regiert in Marokko offenbar immer noch das Prinzip Langsamkeit.

"Leider muss man feststellen, daß im Vorfeld nicht ausführlich genug diskutiert wurde, um Einigkeit in den entscheidenden Fragen zu erzielen. Auch die Politik hat hier versagt. Der Eintritt Marokkos in die Globalisierung findet darum gewaltsam und unvermittelt statt, die Folgen sind nicht genau absehbar, geschweige denn kalkuliert, und es besteht die Gefahr des Scheiterns." Dieser Feststellung, die Driss Benhima, Leiter der staatlichen Elektrizitätswerke, vor zwei Jahren getroffen hat, würden viele Marokkaner zustimmen. Besonders enttäuscht ist man über die offensichtliche Unfähigkeit der Regierung, ihre Trümpfe erfolgreich auszuspielen und Marokko den aufrechten Gang ins 21. Jahrhundert zu ermöglichen.

Marokko wird seit 1998 von einer Koalitionsregierung geführt, in der die linkssozialdemokratische "Union Socialiste des Forces Populaires" (USFP) die entscheidende Kraft darstellt. Gerade weil diese Regierung viele Hoffnungen geweckt hatte, ist nun die Enttäuschung umso größer. Zwar sorgen die Einnahmen aus dem Tourismus und die Überweisungen von marokkanischen Arbeitsmigranten für einen gewissen Ausgleich zum stagnierenden Wachstum und dem zunehmenden Handelsdefizit. Ohne eine entschlossenere Umsetzung der Strukturreformen jedoch wird das mittelfristige Wachstum durch die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit begrenzt bleiben. Weder Ministerpräsident Abderrahmane Youssoufi noch sein Finanzminister Fahtallah Oualalou haben Instrumente zur Konjunktursteuerung oder wirtschaftlichen Entwicklung zu bieten.

Dennoch wäre es übertrieben, von einem Scheitern zu sprechen. Der junge König Mohammed VI. hat seit seiner Inthronisierung einige Zeichen gesetzt, um deutlich zu machen, daß er die Armut bekämpfen will. Geld- und Lebensmittelspenden für die Armen sind allerdings ein sehr beschränkter Beitrag zur Überwindung der sozialen Ungleichheit. Der Anteil der Armen an der Gesamtbevölkerung Marokkos ist zwischen 1991 und 1999 von 13,1 auf 19 Prozent gestiegen, und der König wird wohl all sein Charisma brauchen, um etwas gegen den wachsenden sozialen Druck zu unternehmen.

Einstweilen lassen weder die Zusammensetzung der Regierung noch ihr politischer Fahrplan einen stärkeren Reformeifer erwarten. Der 76 jährige Youssoufi, der gerade zum Generalsekretär der USFP wiedergewählt wurde, hat die Schlüsselressorts in seinem Kabinett nach einem Kalkül vergeben, das mit den Problemen der Wirtschaft wenig zu tun hat. So gingen die Ministerien für Landwirtschaft, Gesundheit und Verwaltungsreform an die Konkurrenzparteien der USFP, mit dem Hintergedanken, den Führern dieser Parteien das absehbare Scheitern der Programme anlasten zu können. Im Herbst 2002 stehen Wahlen an, dann werden sich die führenden Politiker zweifellos wieder mit Wahlversprechungen überbieten.

Ein Blick auf die jüngere Geschichte macht deutlich, weshalb sich die USFP mit der Durchführung von Reformen so schwer tut. 1983, als Marokko zahlungsunfähig und auf die Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank angewiesen war, wurde der wirtschaftliche Wandel notgedrungen akzeptiert. Das geschah damals ohne politische Diskussion und ohne Einbindung der politischen Parteien, die unter König Hassan II. ohnehin nur eine Statistenrolle spielten. Noch bis in die Mitte der Achtzigerjahre war die USFP-Führung vom Erfolg des Wirtschaftsmodells überzeugt, das der östliche Nachbar Algerien praktizierte, und ihr Einschwenken auf die Linie der Marktwirtschaft resultierte nicht etwa aus grundsätzlichen Erwägungen, sondern vollzog sich ganz abrupt mit dem Eintritt der USFP in die Regierung.

Der Rückgang des Wirtschaftswachstums ab 1990 (auf durchschnittlich 2,4 Prozent in den vergangenen zehn Jahren) hatte mit konjunkturellen Faktoren wie den Dürreperioden zu tun, aber vor allem mit den ungelösten strukturellen Problemen. In welchem Ausmaß das Ausbleiben einer Verwaltungsreform und die Zunahme der Armut die Erfolge der Maßnahmen gefährden würden, wurde auch von der Weltbank unterschätzt. Aus diesem relativ schlechten Ergebnis erklärt sich, weshalb Marokko, trotz einiger Fortschritte und trotz guter Voraussetzungen in Sektoren wie Fischerei und Tourismus, in vieler Hinsicht noch immer die typischen Merkmale eines Entwicklungslandes aufweist.

Viele marokkanische Unternehmer haben gar nicht versucht, ihre Betriebe zu modernisieren. Stattdessen wurden sie einfach an internationale Firmengruppen veräußert, womit man in Kauf nimmt, daß sich ausländische Firmen die Rosinen aus dem Kuchen picken und daß am Ende auch die wirtschaftlichen Entscheidungen im Ausland getroffen werden. So hat bereits die französische Axa-Gruppe die Versicherung Compagnie Africaine dassurances übernommen, und Danone hat den Backwarenhersteller Bisco geschluckt. Coca-Cola kaufte die großen Getränkehersteller von Fes und Marrakesch und zwei Limonadefabriken von der Familie Benabdallah, angeblich für 1,5 Milliarden Dirham (150 Millionen Euro).

Die Auslandsdirektinvestitionen waren also häufig keine Neuinvestitionen, sondern nur die Folge von Aktiengeschäften und Privatisierungen. Fast die Hälfte der 15,9 Milliarden Dirham (1,6 Milliarden Euro) Einkünfte aus Privatisierungen stammen von Aufkäufern aus dem Ausland. Für die Zurückhaltung der Investoren gibt es viele Gründe, die Unfähigkeit der Behörden im Bereich der Wirtschaft, die fehlende Rechtssicherheit (die vor allem von kleinen und mittleren Unternehmen aus dem Ausland bemängelt wird, die nicht über so gute Beziehungen zum machsen, dem Machtapparat des Königs und der großen Familien, verfügen wie die internationalen Großunternehmen) und auch die Tatsache, daß viele Geschäfte mit dem Drogenhandel zusammenhängen.

Hier wird auch deutlich, wie die Konzentration politischer und ökonomischer Macht respektive ihre Verschmelzung verhindert, daß neue wirtschaftliche Kräfte ins Spiel kommen und Einfluss gewinnen können. Ein gutes Beispiel ist die Affäre um die Privatisierung der staatlichen Investitionsgesellschaft SNI (Société Nationale dInvestissement). Eigentlich sollte mit diesem Schritt ein Gegengewicht zur damals größten privaten Holding Marokkos geschaffen werden, nämlich zur Omnium Nord Africain (ONA), die von Fouad Fillali, dem Schwiegersohn von Hassan II., geführt wurde und in der auch die königliche Familie Kapitalanteile hielt. Aber sein Ergebnis war praktisch das Gegenteil: Die ONA erwarb eine indirekte Beteiligung an der SNI. Und die ONA finanziert keine großen Entwicklungsprojekte, sondern investiert in Geschäfte, die kaum Arbeitsplätze schaffen, aber hohen Wertzuwachs versprechen. Jenseits solcher grundsätzlichen Fragen zeigen sich viele Führungskräfte in der Wirtschaft zunehmend enttäuscht über die Inkompetenz und den Populismus, die die Regierung in Sachen Wirtschaftspolitik an den Tag legt.

Die Regierung war bereits Ende 2000 knapp an einer Katastrophe vorbeigeschlittert, als 35 Prozent des Kapitals der Maroc Telecom an Vivendi verkauft wurden. Erst ganz zum Schluss gelang es André Azoulay, einem der erfahrensten Finanzberater des Königs, die Verhandlungen in die Hand zu nehmen und 2,2 Milliarden Dollar herauszuschlagen. In dem Ausschuss, der die Operation ursprünglich abwickeln sollte, hatten die Minister monatelang debattiert und offenbar mehr Interesse an der Aufteilung des zu erwartenden Geldsegens gezeigt als am Abschluss des Geschäfts. 18 Monate zuvor hatte die Versteigerung der Lizenz für Marokkos zweites GSM-Netz (Global System of Communication, ein Mobiltelefonnetz) 1,2 Milliarden Dollar eingebracht. Auch bei dieser Transaktion, die voll von König Hassan II. unterstützt wurde, hatte die Regierung nichts zu sagen.

Ein weiteres Beispiel ist der Umgang mit den Auslandsschulden des Landes. Die Regierung nimmt stolz für sich in Anspruch, das Kreditvolumen seit 1998 von 19,6 Milliarden auf 15,3 Milliarden Dollar reduziert zu haben. Dies war allerdings einem "Zinssenkungsprogramm" zu verdanken, das einige Jahre zuvor der damalige Finanzminister Mohamed Kabbaj auf den Weg gebracht hatte. Und zum Teil wurde dieser Schuldenabbau durch die Zunahme der Inlandsverschuldung wieder aufgehoben, die von 1996 bis 2000 von 38 Prozent auf 47 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angestiegen ist. Außerdem beruht die ganze Berechnung auf dem fragwürdigen Kalkül, daß der Wert des Dollar, der Währung, in der ein Großteil der Auslandsschulden zu bezahlen ist, sinken wird.

Das dritte Beispiel liegt ein Jahr zurück. Damals beschloss die Regierung eine Gehaltserhöhung für ihre 780.000 Staatsbediensteten. Dieser Schritt von Ministerpräsident Youssoufi fand den Beifall der Gewerkschaft CMT (Confédération Marocaine du Travail), deren Vorsitzender Noubir El Amaoui auch Sitz und Stimme im Politbüro der USFP hat. Die großzügige Maßnahme muss aus anderem Blickwinkel jedoch höchst fragwürdig erscheinen, denn damit wurde ein Haushaltsposten aufgestockt, der bereits 53 Prozent des Budgets ausmachte. Für ein Land, in dem jeder Vierte arbeitslos ist, in dem vier Millionen Menschen von weniger als 10 Dirham am Tag leben und der Schuldendienst 30 Prozent der Staatseinnahmen verschlingt, kann man diese Entscheidung schwerlich für angemessen halten. In den Augen der Öffentlichkeit wäre es weit wichtiger, neue Arbeitsplätze zu schaffen und Geld für Bildung, Wohnungsbau und Gesundheitswesen auszugeben.

Die Erhöhung der Beamtengehälter war nur durch die Erlöse aus dem Verkauf von Maroc Telecom zu finanzieren. Dasselbe gilt für die öffentlichen Investitionen in Höhe von 17 Milliarden Dirham, die vor kurzem vom Finanzministerium bewilligt wurden. Wie Finanzminister Oualalou dieses Tempo im nächsten Jahr durchhalten will, hat er allerdings noch nicht verraten. Diese Mischung aus Verkennung der Wirklichkeit und Missachtung des Volkes könnte sich als ein explosiver Cocktail erweisen. Die Großzügigkeit des Ministerpräsidenten konnte allerdings nicht verhindern, daß der Gewerkschaftsvorsitzende El Amaoui im März 2001 den 11. Parteikongress der USFP im Streit verließ.

Nun ist Marokko aber wesentlich reicher, als es die offiziellen Statistiken vermuten lassen, und verfügt durchaus über ein beträchtliches ökonomisches Potenzial. Stellt man den Drogenhandel, die Steuerbefreiungen (der Landwirtschaft ist gerade eine Verlängerung der 2000 endenden Steuerbefreiung bis 2010 zugestanden worden) und die verdeckten Einkommen in Rechnung, so muss man von einem um mindestens 50 Prozent höheren Bruttoinlandsprodukt ausgehen. Viele junge Leute versuchen ihr Glück im Produktionssektor und haben eine Reihe von ausgesprochen erfolgreichen Firmen aufgebaut, zum Beispiel das von Aziz Akhennoush geführte Unternehmen Ifriquia, mit einem Jahresumsatz von einer Milliarde Dollar.

Es gibt auch zahlreiche Staatsbeamte von Rang, deren Kompetenz und Integrität über jeden Zweifel erhaben sind. So hat Mohammed El Alj die Verwaltung der staatlichen Eisenbahnen saniert, bevor er in die staatliche Kreditanstalt für Grundbesitz und Hotelgewerbe versetzt wurde, um eine umfassende Sanierung durchzusetzen. Abderrazaq El Mossadeq hat sich um die Neuordnung des Zollwesens verdient gemacht, eine Aufgabe die bis vor kurzem unlösbar schien. Zur Leiterin der Behörde für die Erschließung von Erdölvorkommen ist Amina Benkhadra ernannt worden. Damit dürfte ein "Bluff" wie im vergangenen Jahr nicht mehr möglich sein, als der König, unter Berufung auf offenbar weitgehend fiktive Daten, die Entdeckung bedeutender Ölvorkommen bei Talsint verkündete. Auch Ibrahim Said bei der Landwirtschafts-Kreditanstalt, Nourdine Bensouda in der Steuerbehörde und Abdelfettah Benmansour im Schatzamt leisten gute Arbeit, die auf lange Sicht Erfolge bringen wird.

Die entscheidende Frage lautet jedoch: Wie soll die Wirtschaftsreform wieder in Gang kommen? Manche sind der Meinung, der König solle eingreifen, die Wahlen verschieben und ein neues Konzept vorstellen, das in allen wirtschaftlichen Bereichen den renommierten Technokraten mehr Einfluss verschafft. Die Masse der Armen dagegen erwartet von ihrem König, daß er sich vor allem den sozialen Problemen widmet. Zweifellos könnte Mohammed VI. sein internationales Ansehen nutzen, um auch unter Verweis auf die ernsten Konflikte mit Algerien, die westlichen Partner Marokkos davon zu überzeugen, daß eine Verschiebung der Wahlen dem Land helfen würde, aus seiner verfahrenen Situation herauszukommen. Innenpolitisch verfügt das Königshaus über aureichend symbolischen und finanziellen Rückhalt, um einen solchen Schritt zu wagen.

Doch abgesehen davon, dass Mohammed VI. wenig Neigung zeigt, sich an die Methoden seines Vaters zu halten, muss ihm auch klar sein, daß die Gesellschaft im Wandel begriffen ist. Natürlich stellt die Regierung unablässig ihre Unfähigkeit auf dem Gebiet der Wirtschaft unter Beweis, doch in vielen Bereichen geht es dennoch voran, ganz ohne Beteiligung der Ministerien. Wie schon seit langem bietet Marokko ein verwirrendes Bild. Das Land ist eine krude Mischung aus Tradition und Moderne, aus alten Zöpfen, die an den Hof von Versailles erinnern, und avantgardistischen Zügen. Der König macht von seinen Eingriffsmöglichkeiten durchaus Gebrauch. Er ernennt unabhängige Ausschüsse, die sich mit besonders dringenden Fragen wie der industriellen und der touristischen Entwicklung beschäftigen. Dabei übergeht er die Regierung, die sich allerdings nicht einmal dagegen verwahrt, sondern zusieht, wie sie Tag für Tag an Glaubwürdigkeit verliert.

Wie der Karren aus dem Dreck gezogen werden kann, weiß niemand so genau. In Marokko geht alles langsam voran. Und für eine Beschleunigung des Reformprozesses stehen die Voraussetzungen nicht besonders gut, denkt man an die regionale Situation (das Spannungsverhältnis zu Algerien, die mangelnden Wirtschaftsbeziehungen zu den Nachbarländern im Maghreb), an den Zwang zur Anpassung an den Weltmarkt, an die teuren Erdölimporte und an die beiden letzten Dürrejahre. Das Prinzip der Langsamkeit gilt dabei für die Politik wie für die Wirtschaft. Eine marokkanische Volksweisheit besagt, daß man sein Erbe erst dann wirklich angetreten hat, wenn es von einem Besitz ergreift. So weit ist es noch nicht.
Von FRANCIS GHILES (dt. Edgar Peinelt)

Re: Was muss Marokko machen??? #43880
31/07/02 11:30 PM
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hallo MAP, hallo zusammen,
von wann bitte ist dieser artikel? war das le monde diplomatique/Taz (wegen der übersetzung von herrn peinelt)?

der artikel gibt denke ich eine reihe antworten auf deine fragen.

Dem sehr kurzen posting von volkswirt stimme ich übrigens sehr zu. Ohne dass breite teile der bevölkerung lesen und schreiben können und somit in der lage sind sich selbst zu informieren und zwar nicht mit irgendwelcher staatlichen propaganda sondern differenziert und krritisch muss man sich nicht wundern über stagnation. Wenn wirklich in aller breite die menschen zugang zu diesen informationen haben nutzen die ständigen zensurbemühungen von regiuerungsseite herzlich wenig. Man mag zwar unliebsame ausländische journalisten abschieben oder ausweisen. Ebenso zeitungen und zeitschriften verbieten nur wird es der regierung niemals gelingen zumindest die berichte darüber zu verhindern.
Viielleicht ja auch ein grund, weswegen sich marokko des themas bildung kaum angenommen hat und die zustände immer noch so sind wie vor jahren. Aber sta5t dessen wurde ja viel in infrastruktur gesteckt.

Ein weiterer englischer beitrag zu dem thema fes-analyse

andré


KÄMPFT FÜR DIE FREIE MEINUNGSÄUSSERUNG HIER IM BOARD!!!
Re: Was muss Marokko machen??? #43881
01/08/02 12:47 AM
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Salam MAP,

ich denke das der marokkanische Staat erst lernen muß, seine Untertanen, als Bürger nicht nur mit Pflichten, sondern auch mit Rechte zu respektieren.
Das ist meiner Meinung nach die Ursache sie liegt in der Psychologie der marokkanischen Gesellschaft.Mir ist aufgefallen das der Mensch nicht soviel zählt, wie die Macht und Reichtum die einer besitz, auch ist ein Mensch der in Lohn steht nichts wert, wenn man die Beteiligung am Mehrwert bewertet.Es gibt keine vom Volk ausgehende Organisationen und Vereinen, komischerweise auch bei den in Deutschland lebenden Marokkaner, eine Gruppe die versucht Ideen und Visionen unzusetzen, die das Volk emanzipiert, die dem Staat seiner Verantwortung gegenüber sein Volk bewußt macht.
Wenn man uns Marokkaner beibringen kann, das wir als als eine wirkliche Gemeinschaft alles was möglich erreichen kann, dann haben wir das Fundament um ein stabiles Haus zu bauen und können uns dann Instrumente zu eigen machen, wie es auch in Europa ist, Schulpflicht, Sozialamt,Renten und Krankenversicherung, echte Gewerkschaften, höhere Mehrwertbeteiligung, Institutionen; die die Einhaltung der Bürgerrechte überwacht u.s.w..

Und zu deiner Frage warum Marokko kein Verteidigungsminister hat, würde die These passen: das der Feind des marokkanischen Staates das eigene Volk ist und die Bekämpfung diese Feind übernehmt der Innenminister mit Hilfe der Polizei und Richter:-)

Baslama


Ehrliches Weinen kommt aus tiefster Seele, ehrliches Lachen aus tiefstem Herzen!
Re: Was muss Marokko machen??? #43882
01/08/02 02:36 PM
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Hallo MAP,

ich habe gestern einen sehr interessanten Vortrag über die Politik in Marokko gehört. Und da habe ich für mich wirklich Neues erfahren ! Ich versuche einmal, zu wiederholen, was ich gelernt habe:

1. Im Koran steht:
"Der Sultan (König) ist der Schatten Gottes auf Erden."

Mit diesem Satz ist der König allmächtig und unangreifbar ! Kein gläubiger Muslim hat eine Chance, Änderungen herbeizuführen.

2.

Die allgemeine Ordnung Marokko's ist "von oben nach unten" angelegt, also oben steht:
Gott
Sultan (König)
Königliche Berater
etc.
ganz unten das Volk

In einer Demokratie jedoch herrscht folgendes Verständnis:

Das Volk steht oben und wählt seine Vertreter !

3. Die "Hungerpolitik" Marokko's

Krass ausgedrückt: Warum soll der König und seine Berater motiviert sein, dem Volk zu mehr Brot und Wohlstand zu verhelfen ? Ein Volk, das zu 50 % nicht lesen und nicht schreiben kann, und das täglich für sein Brot kämpfen muß, hat weniger Energie, sich um Politik und Reformen zu kümmern ! Und Reformen können den politischen Machthabern ihre Vorteile kosten, die sie um keinen Preis aufgeben wollen.

Mal ein bißchen Wohlstand zu geben, mal eine soziale Tat hier und da, um auch im Ausland gut dazustehen, das hält die Menschen in guter Laune und ist viel weniger riskant für die Mächtigen!

4. Bald sind Wahlen in Marokko. Aber die sogenannte "Regierung", die gewählten Vertreter des Volkes - sie haben keine Rechte ! Alle Entscheidungsgewalt liegt beim König und dessen Beratern und Ministern.

5. In Marokko wird anscheinend an Schulen nicht über das politische System informiert, so wie wir es in Deutschland im Fach "Sozialkunde" lernen. Auch ist es verboten, Kritik zu üben am System und König. Wie auch ? Er ist "Vertreter Gottes" auf Erden !

So schließt sich der Kreis.

Ich frage mich auch, wieviel Marokkaner haben wirklich Interesse an Politik ? Die meisten, die ich in Deutschland gesehen habe, schienen entweder selbst nicht zu wissen, wie es in Marokko funktioniert oder gar kein Interesse zu haben (vielleicht, weil sie inzwischen in Deutschland "versorgt" sind.)

Ich hoffe, ich war jetzt nicht zu kritisch. \:\(

Beste Grüße, Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais
Re: Was muss Marokko machen??? #43883
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Ich hatte noch einen Punkt vergessen, den ich total interessant fand.

Das Amt des Vorsitzenden von Parteien in Marokko wird - wie in alter, alter Zeit in königlichen Systemen - vererbt, vom Vater auf den Sohn... !

Erbfolge vor Kompetenz ! Gruß !


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais
Re: Was muss Marokko machen??? #43884
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Spanische Polizei entdeckt Leichen von 13 Immigranten vor Küste

Tarifa (Reuters) - Die spanische Polizei hat an der Küste die Leichen von 13 Menschen entdeckt, die offenbar als illegale Einwanderer aus Marokko kamen.

"Wir schließen nicht aus, noch mehr Leichen zu finden" sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag. Einem Polizeihubschrauber sei am Morgen an der Meerenge von Gibraltar ein Boot mit Menschen aufgefallen. Es sei möglich, dass ein Menschenschmuggler die Leute dann gezwungen habe, den Rest nach Spanien zu schwimmen, um selbst nicht erwischt zu werden.

Nach inoffiziellen Zählungen sind seit 1997 rund 4000 Menschen in der Strasse von Gibraltar oder zwischen Spanien und den Kanaren bei illegalen Einreiseversuchen ums Leben gekommen.

Vorallendingen sowas verhindern!!!!!!!!!!!!!!!!!

Re: Was muss Marokko machen??? #43885
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Hi Fati,

es ist nicht einfach sowas zu verhindern, du weisst ja wie die jugend in marokko denkt!!!
wenn sie nach europa kommen liegt das geld auf die straße!!!
aber da ist ja nicht das thema, die wir hier miteinander diskutieren.

ich habe ein bericht über das politische parteien in marokko im internet gefunden:

Politische Parteien in Marokko (Arbeitspapier)

Im Rahmen der Mitarbeit der Arbeitsgruppe 2 des DÜI ("Parteien im Spannungsfeld formaler und informeller Politik") hat Dirk Axtmann ein Arbeitspapier zur "Rolle politischer Parteien" in Marokko verfasst. Es wird voraussichtlich im Jahr 2002 im Rahmen des Tagungsbands "Parteien in Entwicklungsländern. Formale und informelle Formen der Wahrnehmung politischer Funktionen" erscheinen. Im Gegensatz zu den meisten Ländern im Raum Nordafrika/ Naher Osten weist Marokko seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1956 formal ein ausdifferenziertes Parteiensystem einschließlich einer pluralistisch besetzten Legislative auf. Nach der heftigen Konfrontation zwischen Palast und nationalistischen Parteien in den 60er Jahren wurde das marokkanische Parteiensystem ab den 70er Jahren selbst Teil der informellen Ressourcenverteilung und Kooptation im neopatrimonialen System Marokkos. Diese informelle Art der Einbindung schloss jedoch keineswegs eine Einbindung von Bevölkerungsgruppen aus, wie sie uns von der Analyse westlicher politischer Systeme vertrauter erscheint, d.h. über Mitgliedschaft, Programmatik, gewerkschaftliche Partnerorganisationen etc.. Im Rahmen des skizzierten Forschungsprojekts wird die Frage aufgeworfen, ob das marokkanische Parteiensystem infolge der neuen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen (Verteilungsengpässe im neopatrimonialen Systems), der zunehmenden Ausdifferenzierung zwischen politischer und gesellschaftlicher Sphäre sowie der angekündigten Demokratisierung einen Bedeutungswandel erfährt. Der Autor vertritt dabei die These, dass den politischen Parteien durch die Demokratisierungspolitik des Palasts im letzten Jahrzehnt ein größerer Spielraum zur Wahrnehmung von Aufgaben eingeräumt wurde, wie sie die vergleichende (westliche) Parteienforschung üblichweise mit Begriffen wir Interessenartikulation und -aggregation, Elitenrekrutierung, Wahlfunktion etc. umschreibt. Momentan jedoch scheinen die meisten marokkanischen Parteien aufgrund ihrer verkrusteten internen Strukturen, aufgrund des Diskredits der Parteien in der Bevölkerung, aufgrund ihrer engen Verquickung mit dem Staat sowie der schwachen repräsentativen Institutionen nur unzureichend für diese gewachsene Aufgabe gewappnet.

Re: Was muss Marokko machen??? #43886
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Hallo UllaS,
Dein Zitat: (1. Im Koran steht:"Der Sultan (König) ist der Schatten Gottes auf Erden.")

Kann Du mir bitte sagen in welcher Quran-Sure diese Verse steht?

Im Quran, Sure "ANNAML" 27:34 steht:

Sie sprach: "Fürwahr Könige, wenn sie ein Land eindringen, sie verwüsten es und machen die höchsten unter seinen Bewohnern zu den niedrigsten. So verfahren sie.

Nadir

Re: Was muss Marokko machen??? #43887
01/08/02 07:00 PM
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ich habe wieder ein interessante link gefunden : Marokko unter Mohammed VI. Kontinuität oder Wandel?

Re: Was muss Marokko machen??? #43888
01/08/02 11:12 PM
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danke für den link auch wenn inhaltlich so gar nichts dabei anlass zur freude liefert.

Beschämend für M6 wie wenig seit seiner rede anlässlich der thronbesteigung umgesetzt ist.

So langsam kommt mir der gedanke auf deine eingangsfrage zu antworten:
SCHLICHT ALLES muss marokko anders machen- und vor allem endlich ernsthaft mit den reformen beginnen.

Die zeit spielt gegen marokko und die geduld der menschen dürfte auch irgendwann erschöpft sein.
andré


KÄMPFT FÜR DIE FREIE MEINUNGSÄUSSERUNG HIER IM BOARD!!!
Re: Was muss Marokko machen??? #43889
02/08/02 06:25 PM
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Lieber Nadir,

wie gesagt, ich war nur auf einem Vortrag und konnte mir den Wortlaut, aber nicht die Suren-Nummer merken.

Aber hier habe ich etwas aus dem Link von MAP gefunden, was auch sehr klar ist. (Link siehe oben: Marokko unter Mohammed VI. Kontinuität oder Wandel?)

 Antwort auf:
2.1.3 Die religiöse, traditionelle und charismatische Legitimität des Königs

Nach Art. 19 der Verfassung ist der König Führer der Gläubigen (amir al-mu`minin). Er ist unverletzlich und heilig (Art. 23). Durch diesen sakralen Umhang ergibt sich die religiöse Legitimität. Dem König zu gehorchen bedeutet gleichzeitig Gott zu ge­horchen.[27] Der König, und nicht das Volk, ist Ursprung der Macht. An das Volk kön­nen Machtkompetenzen nur mit dem Willen des Königs delegiert werden.[28]

Durch die Bewahrung traditioneller Rituale und Zeremonien wird eine traditionelle Legitimität geschaffen.[29] Auch Mohammed VI. fährt mit dieser Tradition, wie zum Beispiel dem Treueeid, fort.[30]

Seine charismatische Legitimität erfährt Mohammed VI. durch seine Abstammung vom Propheten Mohammed über dessen Tochter Fatima und seinem Schwiegersohn Ali. Mohammed VI. gehört somit zur Familie der Scherifen (Familie des Propheten).
Grüße, Ulla


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais
Re: Was muss Marokko machen??? #43890
02/08/02 06:53 PM
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Hachim Haddouti Offline
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Hi Ulla,
Zitat im Koran überrascht mich auch. Vielleicht kann Mohand dazu was sagen udn die QUellen nennen?
Das entspricht überhaupt nicht den wesntenlcihe Teil in ISlam und zwar "Schura", sich beraten und einig sein im Volk über eine Entschiedung. Das gilt aporpos auch in Familien.
jetzt aber reicht es, ich gehe ins WE
Hachim


visit haddouti.de
Re: Was muss Marokko machen??? #43891
02/08/02 07:34 PM
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umniya Offline
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map,

vieles ist ja zu deinem postings in den vorigen beiträgen geasgt worden. sicherlich spielen da unzählige faktoren eine rolle, warum in sachen demokratischer gesellschaftsordnung marokko defizitär ist. die politische herarchie, das niedrige bildungsniveau und analphabetismus sowie auch die große soziale kluft zwischen arm und reich laufen demokratischen forderungen zuwidr. trotzdem wäre es verfehlt zu behaupten, marokko kennt keine politische dynamik und es wäre nur ein land, wo eine dünne schicht über das politische schicksal des landes bestimmt. es ist wahr, dass die institutionellen strukturen der macht in marokko zu so einem bild sehr schnell verführen. die politische macht selbts aber berücksichtigt bei politischen entscheidungen unmengen von parametern. dies läuft leider im verborgenen und ist noch nicht soweit, dass die öffentlichkeit mitbekommt.
die zeit in politischer hinsicht ist tatsächlich stehen geblieben seit der unabhängigkeit. seitdem hat marokko politisch in einem höllischen status quo. mit dem erlangen der unabhängigkeit sind daraufhin die um eine echte volkssouvränität kämpfenden marokko aus der politischen arena mit allen möglichst vorstellbaren mitteln elliminiert. die amazighenbewegung wurde 1959 mit napalm im norden niedergeschlagen, die aufstände von casablanca von 1965 wurden durch masssiven militäreinsatz zu ende gebracht, die demokratisch orientierten marokkaner wurden zu feinden des islam erklärt und im ausland zu kommunisten stigmatisiert. die bemühungen linksliberale parteien anfang der 70er jahre um eine echte konstitutionelle volkssouvränität im rahem einer parlamentarischen monarchie wurden durch die aufeinanderfolgenden putshversuche der armee blockiert und ins abseits gedrängt. die zerlagung der radikalen srudentenbewegung anfang der 80er jahre hat desinteresse an der politik bei der zuküntigen elite des landes getötet. die ablenkung der jugend durch bewußt inszenierte diskurse zur identitätssuche riß viele jugendliche von ihrer realität weg und ließ sie immer noch von einer angeblich glorreichen vergangheit des islam träumen. dazu kommt natürlich die angst bei denjenigen, die macht haben und deshalb statt demokratisierung und politischer öffnung eher " le tout securitaire" bevorzugten, womit sie heute in eine sackgasse geraten sind und schließlich gibt es die sakralisierung der politischen macht und die betonung ihrer unantastbarkeit, sowie sämtliche verfassungen seit der ersten von 1962 verankern. verheerend in diesen entwicklungen ist der aspekt, dass es in marokko gar keine möglichkeit der politischen kontrolle gibt, also keine vertikale politische kommunikation gibt.
jetz legen die menschen hoffnung auf den neuen MV, der tatsächlich ein spür für das elend hat, in dem sein volk lebt, der es aber auch sehr schwer hat, die machtclique seines vaters loszuwerden, zumal sie siet über 40 jahre in den machtkreisen einflußreich ist. sie allerdings in der krise und der druck von unten ist groß. mehr befugnisse für sicherheitsapparate würde in der jetzigen konstellation in marokko selbstmord. eine günstigere lösung wäre die stärkung der rechtsstaatlichkeit und nicht die aufblähung des rechtsstaates.

kurz zu den "bürgermeistern" falls du " `umal wa wulat al malik" meinst, diese werden tatsächlich nicht vom volk gewählt, sondern auf vorschlag des innenminster vom könig mit einem " dahir" königlichen erlaß ernannt.

umni

Re: Was muss Marokko machen??? #43892
02/08/02 09:01 PM
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Liebe UllaS,

Dein Bezug auf die Konstitutionnelle Monarchie als Antwort auf meiner Frage:"Kann Du mir bitte sagen in welcher Quran-Sure diese Verse steht?" scheint mir nicht konstruktive zu sein.

Bitte nicht Äpfel mit Birnen vermengen.

Die Konstitutionnelle Monarchie hat nicht mit dem Heiligen Quran zu tun. Sie wiederspricht sich nicht nur selbst sondern auch den Heiligen Quran.

Das Zitat in der Konstitution:
"Er ist unverletzlich und heilig (Art. 23)"
"Dem König zu gehorchen bedeutet gleichzeitig Gott zu ge­horchen" wiederspricht sehr den Quran:
"Es gibt kein Gott ausser Gott" und
"Gott ist der Einzige Heilige"

Das Zitat, das im Quran stehen soll:
"Der Sultan (König) ist der Schatten Gottes auf Erden.")finde ich nirgendwo im heiligen Buch.

Hier sind nochmal Gottes Wörter:Sure "ANNAML" 27:34
"Sie sprach: "Fürwahr Könige, wenn sie ein Land eindringen, sie verwüsten es und machen die höchsten unter seinen Bewohnern zu den niedrigsten. So verfahren sie"

Nadir

Re: Was muss Marokko machen??? #43893
02/08/02 09:11 PM
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hallo! das zitat: "der sultan ist der schatten gottes auf erden" ist weit verbreitet. ich kann zur quelle allerdings nichts sagen. hier ein zitat:

----------------im Reich der türkischen Sultane genossen ihre Aghas und Fürsten im Osten Anatoliens viel Bewegungsfreiheit. Sie
regierten nach den Regeln der Stämme. Die kurdischen Führer erkannten den Sultan und Padischah zu
Konstantinopel/Istanbul als den "Schatten Gottes auf Erden" an. der über alle Muslime weit und breit als der Kalif oder
Nachfolger und Stellvertreter des Propheten Mohammed herrschte.----------------------

das nur als hinweis!

Jocim

Re: Was muss Marokko machen??? #43894
02/08/02 09:16 PM
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oder hier (alle zitate beziehen sich auf das osmanische reich!)

_________________Der Sultan-Kalif sah sich als Schatten Gottes auf Erden. Er mass
konkurrierende Herrschaftsansprüche am eigenen Konzept und hielt sich dem gespaltenen Europa überlegen. So fiel es ihm auch nicht schwer, den West-Christen in seinem Reich Privilegien
einzuräumen_________________

Re: Was muss Marokko machen??? #43895
02/08/02 09:47 PM
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nun! ich habe diese beiden zitate hier gebracht, weil es wohl so ist, dass dieser satz *nicht* aus dem koran stammt, sondern allein der legitimation des sultans dienen sollte. nach den quellen, die ich finden konnte, stammt dieses zitat aus dem herrschaftsbereich der sultane und kalifen (?) des osmanischen reichs. es ist kein "religiöser" satz, sondern ein "politischer".

dennoch meine ich, dass dem marokkanischen könig, als oberstem hüter des islams in seinem land, eine besondere stellung zukommt, die - wenn nicht relgiös (durch den koran), dann doch politisch begründet ist. insofern stimmt der satz: "der sultan ist der schatten gottes auf erden". dass ulla ihn versehentlich dem koran zuschreibt, ist verzeihlich, denke ich. dieser satz zeigt auf sehr prägnante art die *besondere* stellung des königs in marokko. die legitimation dazu leitet sich aus der tatsache (?) ab, dass der könig nachkomme mohammeds ist!

wenn man so will, war ja auch mohammed ein "schatten gottes auf erden"!

Jocim

Re: Was muss Marokko machen??? #43896
03/08/02 01:32 AM
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Kollegen, ich möchte nochmal darauf hinweisen, daß die Aussage, daß der Satz aus dem Koran ist, nicht von mir stammt, sondern in einem Vortrag erwähnt wurde (von einem Muslim). Da ich den Koran nicht in Gänze gelesen habe, kann ich darüber nicht urteilen. Bitte berücksichtigt dies. Danke. Ulla


Viele Grüße, Ulla

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