Hallo Moslems

durch den aktuellen Filmbericht im Fernsehen "die Hure und der Gottesstaat" wurde ich wieder an ein angeblich islamisches Recht MUTAA erinnert, welches im Iran de facto die verbotene Prostitution legalisiert. Nach diesem Recht kann bei jeder Polizeipräfektur ein Ehevertrag für mindestens 2 Stunden Dauer bis zu maximal 99 Jahre zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden, unabhängig davon, ob einer der beiden Partner bereits verheiratet ist. Die Pflicht der Frau nach diesem Vertrag ist "dem Mann allzeit uneingeschränkt zur Verfügung zu stehen", und die Pflicht des Mannes ist, die Frau (finanziell) zu unterhalten. Außerdem hat der Mann das Recht, die Frau jederzeit zu verstoßen, wonach der Vertrag als aufgelöst gilt.

Meine Frage nun ist, ob dieses Recht, welches im Iran SIGHE heißt, wirklich irgendwo im Q'ran verankert ist, oder ob es nur eine shiitische Variante ist, oder was überhaupt daran wahr ist. Ich jedenfalls habe im Q'ran keinen Hinweis darauf gefunden, weiß aber, dass Sighe im Iran mit dem Hinweis auf Islamkorrektheit gehandhabt wird.

Gruß von drake

Soweit ich weiß wird diese "Zeitehe" nur im schiitischen Islam akzeptiert. Auf welche Quelle sie sich dabei beziehen habe ich nicht im Kopf, kann es aber gerne mal nachschlagen.

Gruß

@drake - schön, auf was Du alles "stößt"...!

Solche (Geheim-)verträge werden doch auch in unseren Breiten (und überall) "unter dem Tisch" gehandelt...!

Es gibt für jede NEUE Art von Krankheit SOFORT die dazu passenden Patienten...,

...und es gibt für JEDE Art von "Verträgen" auch "Vertragspartner"..., als hätten sie gerade nur noch darauf gewartet!

...aber/und es gefällt mir, was Du so alles "findest"! Ohne danach "zu suchen" - nein, es wird dir direkt ins Haus geliefert...! Zufall? Zufall würde ich "das" nicht nennen - in diesem Falle!

...ich hau' mich ab! AvP.

Stimmt, eine Sighe gibt es nur in der Shia, allerdings ist sie bei gebildeten und jungen Leuten nicht sehr angesehen und niemand würde seine Tochter freiwillig eine eingehen lassen. Das gute Stück war schon am Aussterben, aber dank der wirtschaftlichen Not vieler Frauen kam sie wieder aufs Tapetz, wie man ja in dem Film deutlich sah.

Ich kenne nur 2 Fälle, wo ich eine Sighe verstehen kann:

1. Iran verlangt z. Z. Monoreligiosität in der Ehe. Ich habe eine Freundin, die Jüdin ist. Sie wollte nicht konvertieren und so hat sie sich mit ihrem muslimischen Mann auf eine Sighe auf 99 Jahre geeinigt. Beide fühlen sich "normal" verheiratet, und es ist für sie eher dehmütigend, dass einer im Team hätte konvertieren müssen (das mit dem Konvertieren ist iranisches, nicht shiitisches Recht).

2. Eine Freundin von mir ist Witwe und wollte sehen, ob sie mit einem bestimmten Mann ihres Alters zusammenpasst. Sie haben sich auf eine Sighe für ein Jahr geeinigt und danach "richtig" geheiratet.

Hallo,

also inwieweit die muta-Ehe im Iran noch verbreitet ist will ich mich lieber nicht äußern, aber in Anbetracht der Massen an jungen Leuten von denen viele eben nicht mehr den strengen religiösen Moralvorstellungen der "Regierung" folgen wollen, dürfte es eine sehr legale (und somit sichere) Möglichkeit sein für junge Pärchen - ganz ohne Prostitution, aber auch ohne gleich fest an einen Partner gebunden zu sein...

Anbei, mag "muta" aus dem schiitischen Islam kommen, aber im Grunde ist die ´urfi-Ehe im sunnitischen Islam nichts anderes.
Über die offizielle Anerkennung kann man gerne streiten, aber nur weil etwas verboten ist, heißt das ja noch lange nicht, dass es nicht existiert...
Und die ´urfi-Ehe hat auch schon so manchen gutbetuchten arabischen Touristen die eine oder andere angenehme Urlaubszeit beschert...
(Aus einem persönlichen Gefühl heraus würde ich sagen, dass sie weniger im Maghreb, als im Maschriq verbreitet ist)

Das scheint mir jedenfalls auch schonwieder so ein endloses Thema zu sein, wo jeder irgendwo bei einem "Gelehrten" seine Meinung wiederfinden wird.
In Ägypten gibt es z.B. die Möglichkeit eine ´urfi-Ehe an offizieller Stelle registrieren zu lassen - man hat so eine staatlich legale Heiratsurkunge, ohne Ehevertrag - der, aus welchen Gründen auch immer, später nachgeholt werden kann.
Die Arbeit würde sich bestimmt jemand nur des "Spaßes" wegen sicherlich nicht machen. Solche Ehen können also auch ganz humane, harmlose Gründe haben...

Achso, vergessen - zu den Pflichten in der muta-Ehe.
Es ist vielleicht in der Reportage etwas drastisch und übertrieben ausgedrückt worden, aber im Gründe sind das auch die Pflichten in einer "normalen" islamischen Ehe, nur dass man die Hälfte der Hintergründe weggelassen hat.
1. Wenn keine wirklichen (wie man das auch immer definieren will) Gründe dagegen vorliegen, dann gehören sexuelle Kontakte zur ehelichen Pflicht beider Ehepartner. Kommt einer von beiden dem nicht nach, dann kann das für den jeweiligen anderen Partner ein anerkennter Scheidungsgrund sein.
2. Genauso hat der Mann in einer islamischen Ehe die Pflicht für seine Frau und Kinder in einem angemessenen Rahmen aufzukommen - verweigert er dies (oder kann er es aus anderen Gründen nicht) für einen bestimmten Zeitraum, ist das genauso ein anerkannter Scheidungsgrund für die Frau.
Und 3. genauso läßt sich - nach klassischen islamischen Recht - nicht nur eine muta-/´urfiehe jeder Zeit, ohne Gründe durch den Mann beenden (talaq-Scheidung). Auch hierfür gibt es wiederum bestimmte Bedingungen, Verpflichtungen und Zeitspannen, aber im Grunde ist es nichts anderes.
Da aber eh in keinem islamischen Land wirklich das reine klassische islamische Recht zur Anwendung kommt, gilt auch für die talaq-Scheidung heute meistens mindestens die Mitwirkung eines Gerichts (und wenn es nur zur Registrierung ist).

Ich will damit nicht einen "legalen" Weg von Prostitution unterstützen, aber 1. wäre es falsch diese Art nur auf die Schiiten abzuwälzen und 2. es allein auf die Prostitution zu schieben. :rolleyes:


viele Grüße

Sighe wäre theoretisch ein "guter" Weg für iranische Jugendliche, wenn das Gender-und Schichten-Ungleichgewicht nicht wäre. Dem Ansehen eines jungen Mannes schadet eine Sighe nur begrenzt, dem einer jungen Frau dagegen sehr.Aus der Praxis weiß ich, dass in erster Linie arme oder geschiedene Frauen eine Sighe eingehen, also die, die wenig Chancen auf dem "Heiratsmarkt" haben.

Hier noch ein Artikel zu Ägypten (scheint eine gute Sache für Binationale zu sein):

http://www.quantara.de/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-64/i.html

Hallo,

vielen Dank für den Link ... war wirklich interessant, vor allem weil ich in einer ähnlichen Situation bin...

vielleicht kann man es wirklich noch in die Rubrik "Partnerschaft" unterbringen.

viele Grüße