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gedichte aus der islamischen welt #18883
26/07/01 07:39 PM
26/07/01 07:39 PM
Joined: May 2001
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überall und nirgendwo...
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sara_may Offline OP
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sara_may  Offline OP
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überall und nirgendwo...
hallo zusammen..
hier einige alte gedichte aus der"islamischen" welt..
Es sind liebesgedichte zum großen teil.
ich mag sie sehr gerne..vielleicht gefällt es auch anderen..!!
sara

Ich trank die Liebe, Becher über Becher -
Der Trank versiegte nie, noch ward ich satt.
AINULQUDAT HAMADHANI (1094-1131)


Laß die Grammatik den Leuten -
ich studier' den Geliebten,
Und eine einzige Letter
les' ich und les' immer wieder!
QADI QADAN (gest. 1551)

Mein Leib schmilzt von der Glut des Herzens;
Mein Herz kann selbst nicht mehr besteh'n.
Löst oder bindet meine Fesseln -
Was ihr auch tut, mir scheint es schön.
Die Leute wissen, daß ich liebe -
Allein sie wissen doch nicht, wen!
SCHIBLI (gest. 945)


So barg ich die Geheimnisse der Liebe,
daß meine Lippe selbst
Niemals erfahren hatte, wessen Namen
ich auf der Zunge trug.
KALIM (gest. 1650)


Es ist, zu der Geliebten Tür zu gehen,
ganz streng verboten,
Und ging' ich doch, ist, an die Tür zu klopfen,
ganz streng verboten.
Und klopft' ich dennoch an, und fragte sie mich:
»Wer ist denn da?«
Was sollt' ich tun? Ist's, meinen Namen nennen,
ganz streng verboten!
Doch nennt' ich meinen Namen, spräch' sie grollend:
»Heb dich hinweg!
Denn dich ins Haus zu rufen, ist mir wirklich
ganz streng verboten!«
Und sollte sie mich wirklich zu sich rufen,
wie trät' ich ein?
Denn da, wo sie ist, da ist mir der Zutritt
ganz streng verboten!
Und sollte ich auch Zutritt dort erhalten -
wie säh' ich sie?
Denn meine Augen aufzuheben, ist mir
ganz streng verboten!
Doch höb' ich meine Augen auf und blickte,
dann sähe ich:
Sie ist verschleiert; sich entschleiern ist ihr
ganz streng verboten.
Doch träte sie entschleiert vor mich, wär' ihr
ein jedes Wort,
Ein Scherz, ja selbst ein kleines zartes Lächeln
ganz streng verboten.
Und lächelte sie wirklich - tief im Herzen
erknospeten
Gebete: doch sie auszusprechen ist mir
ganz streng verboten.
Bewegt' ich trotzdem meine Lippen, sagt' ich,
was ich nicht will;
Denn Liebesverse rezitieren ist mir
ganz streng verboten.
Und rezitiert' ich doch ein Liebesliedchen,
so darf ich nicht
Aufseufzen, und mir sind auch Tränen, Schluchzer
ganz streng verboten.
Und seufzte ich, vergösse ich auch Tränen,
so ist mir doch,
Die innigsten Gefühle auszudrücken
ganz streng verboten.
Und drückt' ich meine innigsten Gefühle
in Worten aus,
Ist's doch, mein Herz an diesen Ort zu hängen,
ganz streng verboten!
BAHADUR SCHAH ZAFAR (1775-1862)


Ich lasse meinen Blick am Himmel schweifen -
Seh ich, den du jetzt siehst, den Stern so licht?
Ich halt' die Wandrer an aus allen Landen,
Ob einer deinen Duft geatmet nicht.
Zu allen Winden wend' ich mich, die wehen:
Vielleicht gibt einer mir von dir Bericht.
Ich geh verstört dahin auf meinem Wege -
Ein Lied vielleicht von deinem Namen spricht.
Auf jeden, den ich treffe, blick ich - trägt er
Nicht einen Zug von deinem Angesicht?
AT-TORTUSCHI (1059-1126 oder 1131


ABU DSCHA'FAR (an Hafsa)
NUN MÖGE ALLAH SEGNEN
Nun möge Allah segnen jene Nacht,
Da wir uns in der Gärten Schoß versteckten,
Da uns der Hügel seine Brise dargebracht
Und alle Nelken ihre Düfte für uns weckten.
Die Tauben girrten uns ein Lied. Die Myrtenzweige
Am Bach vergnügten sich, im Takte mitzuwippen,
Als wir zum Spaß des Gartens bei des Tages Neige
Uns heiß umarmt und uns geküßt die Lippen.


HAFSA (an Abu Dscha'far)
O NEIN
O nein, der Garten fand nicht Spaß an unsern Lüsten.
Er zeigte nichts als Eifersucht und Neid.
Der Bach war böse, als wir froh uns küßten.
Die Tauben gurrten nur ihr eigen Liebesleid.
Drum sei verschwiegen, fällt es dir auch schwer.
Denk an die Folgen, wenn uns andre sähen.
Die Sterne, merke dir, sie schienen zu uns her
Nur zu dem Zwecke, um uns auszuspähen.


HAFSA und ABU DSCHA'FAR
(an Al-Kutandi)
WIR SCHLUGEN DEIN ERSUCHEN AB
Wir schlugen dein Ersuchen ab nach gutem Brauche.
Dennoch versuchtest du, uns heimlich zu begehen.
Du fielst dabei in eine Grube voller Jauche.
So ist dir, Freundchen, wahrlich recht geschehen.
Da stehst du nun, bedeckt mit Kot und Seiche,
Als wollt' der Unrat deiner Brust nach außen scheinen.
Nimm dich in acht, du alter Lustmolch! Weiche
Von jenen Orten, da wir uns vereinen


HAFSA (an Abu Dsch'afar)
ICH BIN AUF MEINEN EIGNEN SCHATTEN EIFERSÜCHTIG
Ich bin auf meinen eignen Schatten eifersüchtig.
Er könnte mich vielleicht mit dir betrügen.
Ach, schlöß ich bis zum jüngsten Tag dich züchtig
In meine Augen ein, es wurd, mir nicht genügen.


ABU DSCHAF'AR
SO LANDETEN WIR HIER IM WACHLOKALE
Schwarz hing der Himmel voll an diesem Tage,
Da wir Vergnügen suchten in der Jagd.
Die Nacht zuvor das wilde Zechgelage
Hatte uns den Gedanken eingesagt.
Und trunken tanzten wir zum Klang der Tamburine
Die ganze Nacht, bis wir beim Morgengrauen
Die Falken warfen, die uns wohlgedieh'ne
Und bunte Vögel packten mit den spitzen Klauen.
Die grauen Falken warn wie Sterne glatt,
Die roten waren wie der Frühe erstes Tagen.
Dann aber waren wir der Vögel satt,
Und wir begannen wieder Wein zu jagen.
So landeten wir hier im Wachlokale.
Der Wein ist gut. Die Fässer stehen offen.
- Kumpane, packt die Mädchen, die ich zahle!
Ich bin zu gleichem Tun ein wenig zu besoffen.
Und sagt dem eifersüchtgen dummen Wichte,
In dessen Dienst ich jämmerlich verrotte,
Daß ich ein Falke bin, daß ich auf ihn verzichte
Und stolz im Glück mit Hafsa seiner spotte!
ABU DSCHA'FAR (an Ibn Duwayra)
WARUM BEWEINST DU MICH
Warum beweinst du mich? Ich hab auf dieser Erde
Die herrlichsten Vergnügungen genossen:
Aß weißes Hühnerfleisch, sooft ich es begehrte,
Und hab den besten Wein in mich hineingegossen.
Ich brannte bestes Wachs in meinen Kerzen.
Ich ging in Seide, ließ mich stets bedienen,
Ich hatte immer einen Vers im Herzen,
Ich hatte Fraun und hatte Konkubinen.
Und eine hatte ich, die habe ich geliebt.
Ich werde morgen dafür hingerichtet.
Ich geh zu Ihm, der alle Schuld vergibt
Und alles Leid auf dieser Erde schlichtet

GIB MIR EINEN SCHILD
Herr der Völker, dessen Hilfe alle
Menschen suchen auf des Lebens Wegen:
Gib mir einen Schild, daß ich nicht falle
Bei des Schicksals überharten Schlägen.
Trag mit eignen Händen darauf ein:
"Preis und Ruhm sei Allah ganz allein!"
HAFSA

Re: gedichte aus der islamischen welt #18884
26/07/01 11:40 PM
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Hier und dort
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Mo Offline
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Hier und dort
So barg ich die Geheimnisse der Liebe,
daß meine Lippe selbst
Niemals erfahren hatte, wessen Namen
ich auf der Zunge trug.

wunderbar dieses Gedicht..

danke Sara...


© Mo/00
Re: gedichte aus der islamischen welt #18885
27/07/01 05:04 PM
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Kojote Offline
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Hi Sara,

hut ab !!! Wünderschön sind diese Liebesgeschichten !! Mich überfällt dabei ein hauch von helancholie !!

Bitte mehr....

Ciao
Kojote
:rolleyes:

Re: gedichte aus der islamischen welt #18886
30/07/01 11:05 AM
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Nicola Offline
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Liebe Sara,

vielen Dank für diese wunderschönen Gedichte. Weißt Du etwas Genaueres über die Geschichte von Abu Dscha'far und Hafsa? Entspringen diese Gedichte einem Märchen, einer Art Roman oder waren das real existierende Personen? Wo hast Du Diese Gedichte gefunden?

Liebe Grüße
Nicola

Re: gedichte aus der islamischen welt #18887
31/07/01 10:03 AM
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Nicola Offline
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Hallo Sara,

ich weiß nicht mehr, ob Du oder Anna nach arabischer Lyrik in deutscher Sprache gefragt hast. Ich habe aber von meinem Buchhändler 3 Adressen bekommen, die arabische Literatur auch in Übersetzungen führen. Hier die Adressen:

1) Das Arabische Buch GmbH, Postfach 303153, D-10726 Berlin, Motzstr. 59, Fon: 030/3228523, Fax: 030/3225183, info@das-arabische-buch.com http://www.das-arabische-buch-com
(bei dieser Adresse kann ich allerdings nicht auf die homepage zugreifen?)

2) MOst-Vertrieb, Postfach 1747, D-35007 Marburg, Im Paradies 25, D-35041 Marburg, Fon: 06421/85999 oder: 069/7073434, Fax: 06421/85999, most-vertrieb@t-online.de, http://www.most-vertrieb.de
(auf "German and English" und dann auf "All" klicken und dann suchen)

Tabbara, Sami, Verlag für arabische Sprachbücher, Tonträger und Vertrieb arabischer Literatur, Postfach 4067, D-49030 Osnabrück, Wöstefeld 10, D-49090 Osnabrück, Fon:0541/128334, Vertrieb: 0541/128368, Fax: 0541/128334

Viele Grüße und viel Spaß beim Stöbern

Nicola

Re: gedichte aus der islamischen welt #18888
31/07/01 10:06 AM
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hallo sara
wunderschön! ich werde es mir ausdrucken, damit ich immer wieder lesen kann!!!!
herzlichen dank und bitte noch mehr davon....
silla

Re: gedichte aus der islamischen welt #18889
31/07/01 10:08 AM
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hallo sara
einfach wunderschön! ich werde es mir ausdrucken, damit ich es immer wieder lesen kann!!!!
herzlichen dank und bitte noch mehr davon......

silla :rolleyes:

Re: gedichte aus der islamischen welt #18890
31/07/01 10:13 AM
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peinlich, habe den urlaub wirklich nötig!!
sorry, wollte wirklich nicht doppelt schreiben, auch wenn du sara, ein zweifaches dankschön verdient hast \:D ;\)
silla

Re: gedichte aus der islamischen welt #18891
06/08/01 12:57 AM
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sara_may Offline OP
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überall und nirgendwo...
hallo zusammen
danke fuer eure antworten..
@nicola und fuer die adressen..
ja die zwei verliebten von den gedichten gab es wirklich..
es kommt sicher mehr spaeter..momentan bin ich in urlaub und melde mich zwischendurch wieder
schoene sonnige gruesse
sara

Das siebente Lied

Sieben Tage sah ich die Geliebte nicht.
Krankheit hat mich befallen.
Mein Herz wird schwer.
Ich habe mich selbst vergessen.

Wenn die Ärzte zu mir kommen,
bin ich mit ihren Mitteln nicht zufrieden.
Keinen Ausweg finden die Beschwörer.
Meine Krankheit wird nicht erkannt.

Wenn man mir sagt: Siehe, sie ist da! belebt es mich.
Ihr Name ist das, was mich erhebt.
Das Kommen und Gehen ihrer Boten
ist das, was mein Herz am Leben hält.

Besser als alle Mittel ist für mich die Geliebte.
Mehr ist sie mir als das Rezeptbuch.
Ihr Eintritt von draußen ist mein Amulett.
Wenn ich sie sehe, dann gesunde ich.

Wenn sie ihr Auge öffnet, verjüngt sich mein Leib.
Wenn sie spricht, dann erstarke ich.
Wenn ich sie umarme, verjagt sie von mir das Übel.
Sie ging von mir vor sieben Tagen.

Re: gedichte aus der islamischen welt #18892
06/08/01 01:19 AM
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sara_may Offline OP
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ich noch mal
das gedicht war nicht so klasse..deshlab direkt einen neuen..
viel spass
Sara

WOHL TRAFEN DEINE VERSE BEI MIR EIN

Wohl trafen deine Verse bei mir ein,
Doch will ihr Inhalt mir in keiner Weise passen.
Du willst in Liebesdingen so erfahren sein
Und hast nicht Mut genug, dein Glück zu fassen?

Wer wahrhaft liebt, den hemmen nicht Bedenken.
Der weiß geschickt, Gefahren auszuweichen.
Was läßt du dich von der Verzweiflung lenken,
Wenn du nur klug sein mußt, um alles zu erreichen?

Noch immer spenden Wolken kühlen Regen.
Noch immer ziehn sich Gärten meilenweit hinan,
In deren Lauben man auf unbegangnen Wegen
Ganz insgeheim einander finden kann.

Dort öffnen sich die Blüten. Und der volle
Süßschwere Duft sinkt satt auf überreife Beeren -
O wüßtest du, aus welchem Grund ich schmolle,
Du würdest dich darüber nicht beschweren.

HAFSA (an Abu Dscha'far)

Re: gedichte aus der islamischen welt #18893
06/08/01 01:25 AM
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Süd-Baden
Blandina Offline
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Süd-Baden
Hallo,
das letzte ist echt schön.

Viele Grüsse


give peace a chance.

Re: gedichte aus der islamischen welt #18894
07/09/01 04:32 PM
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sara_may Offline OP
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hallo zusammen..
wieder neue "alte" liebesgedichte....
besonders schön beim diesem verregneten wochenende:-)
viel spaß beim...lesen...
sara

Mirza Asadullah GHALIB (1797-1869)

Abschied und Wiedersehen
hat jedes doch sein Glück:
Geh tausendmal - und komm dann
zehntausendmal zurück!

Maulana Dschelaladdin RUMI (1207-1273)

Durch Liebe ward das Bittre süß und hold,
Durch Liebe ward das Kupfer reines Gold,
Durch Liebe ward die Hefe rein und klar,
Die Liebe bot der Krankheit Heilung dar,
Durch Liebe wird belebet, wer entschlafen,
Durch Liebe werden Könige zu Sklaven ...
Die Liebe macht das tote Brot zur Seele,
Macht ewig die vergängliche, die Seele!


HAFSA (an Abu Dscha'far)
EIN GAST STEHT DRAUSSEN

Ein Gast steht draußen. Sein Gazellenrücken
Trägt ein Gesicht so schön wie Vollmondschein.
Die Blicke, die er wirft, sie wollen dich entzücken
Und seine Lippen sind noch süßer als der Wein.
Die Rose selbst erbleicht vor seinen Wangen.
Beim Lächeln läßt er Perlenzähne sehn.
Er wartet. Willst du diesen Gast empfangen,
Geliebter? Oder soll ich wieder gehn

HAFSA (an Abu Dscha'far)
WIRST DU NUN KOMMEN

Wirst du nun kommen, oder soll ich dich besuchen?
Mein Herz ist so geneigt, dir alles zu erfüllen.
Mein frühlingssüßer Mund will deine Küsse buchen,
Mein wehend Haar will schattig dich umhüllen.
Mög dir die Hitze großen Durst bescheren:
Ich kann zur Mittagsruh zu deinem Lager kommen.
Gib eilig Antwort, Liebster. Sehnsucht mög dich lehren,
Daß Stolz und Kühle dir in keiner Weise frommen.

HAFSA
LOB SEI DEN LIPPEN

Lob sei den Lippen, die sich andern Lippen fügen!
Jetzt wurde endlich die Erfahrung mein,
Und Allah weiß, ich spreche keine Lügen:
Der Küsse Duft ist süßer als der Wein.

Re: gedichte aus der islamischen welt #18895
13/10/03 04:01 PM
13/10/03 04:01 PM
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sara_may Offline OP
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sara_may  Offline OP
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überall und nirgendwo...
Heute mag ich wieder diesen sonnigen thread aus der dunkelheit holen!!!
und hier geht es weiter mit schönen alten gedichten!!!


EIN GRUSS

Ein Gruß, der alle Knospen öffnen macht
Und der die Tauben weckt zu neuem Sange,
Sei jenem fernen Liebsten dargebracht,
Nach dem mit ganzer Seele ich verlange.
O glaube nicht, du heißgeliebter Mann,
Daß ich dich je vergessen kann.

HAFSA (an Abu Dscha'far in Malaga)

Re: gedichte aus der islamischen welt #18896
13/10/03 04:04 PM
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sara_may Offline OP
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sara_may  Offline OP
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DIE LIEBESGESCHICHTE VON HAFSA UND
ABU DSCHA'FAR

Diese Liebesgeschichte hat kein Dichter erfunden. Die Liebenden haben sie selbst erlebt und ihre Gefühle und Gedanken in Versen festgehalten.
Die äußeren Begebenheiten müssen wir ergänzen.

Der Almohadensultan 'Abd al-Mumin residierte in Marokko und hatte einen Sohn, den Fürsten Abu Sa'id, in Granada als Statthalter eingesetzt. Ihm gab der Sultan den Sohn seines eigenen Wesirs, Abu Dscha'far, zum Sekretär mit.

In Granada, wo der Sultan auch einen Harem unterhält, entzündet eine junge Dame von außerordentlicher Schönheit, Hafsa, die Erzieherin der Haremsfrauen, das Herz des Prinzen und das des Sekretärs.

Hafsa aber weist die stürmischen Werbungen des jungen Fürsten stolz zurück, denn Abu Dscha'far, der, schüchtern und unerfahren, sie nicht einmal anzusprechen wagt, hat, ohne daß er es weiß, ihr Herz gewonnen. Hafsa legt Männerkleidung an, begibt sich nächtlich vor Abu Dscha'fars Haus, erbittet Einlaß und gesteht ihre Liebe in dem Briefchen, das sie ihm durch den Diener hinaufschickt. Abu Dscha'far öffnet ihr nicht: er hat Angst vor der Eifersucht des Prinzen. So muß Hafsa umkehren, den Geliebten aufmuntern, den Ort heimlichen Stelldicheins vorschlagen und tagelang drängen.

Sie finden sich endlich. Nun aber wird Abu Dscha'far leichtsinnig: sein Herz ist so voll des unerwarteten Glücks, daß er es nicht für sich behalten kann. Hafsa, die in jedem Stern einen Späher sieht, mahnt vergeblich zu Verschwiegenheit. Nach einem Jagdvergnügen, einer "Herrenpartie", brüstet sich Abu Dscha'far, trunken vom Wein, öffentlich seiner Liebe und stößt gegen seinen Fürsten grobe Beleidigungen aus.

Die Worte werden dem Prinzen hinterbracht, und Abu Dscha'far muß fliehen. Von Malaga aus tritt er wieder mit der Geliebten in Verbindung, die seine Grüße erwidert. Dadurch aber hat er sich verraten. Die Häscher des Fürsten nehmen ihn fest, bringen ihn nach Granada zurück und setzen ihn hinter Schloß und Riegel. Hafsa versucht ihn zu retten und bittet, einen Festtag zum Anlaß nehmend, um Gnade für ihren Freund, wobei in den Versen unklar bleibt, ob sie sich zu dessen Rettung dem Prinzen selbst anbietet.
Umsonst. Abu Dscha'far wird zum Tode verurteilt. Sein Vetter, Ibn Duwayra, darf ihn noch im Gefängnis besuchen. Am Tage darauf wird er hingerichtet. Dies alles begab sich im Frühling des Jahres 1164.

Re: gedichte aus der islamischen welt #18897
14/10/03 07:30 PM
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sara_may Offline OP
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überall und nirgendwo...
Ihre Augen sind Narzissen,
Rosen ihre Wangen rot,
ihre Locken Hyazinthen,
die Gestalt: Zypresse schlank,
Und von ihrem Widerscheine
ward der Spiegel ganz zum Garten.

Imambaksch NASIKH (gest. 1838)

Re: gedichte aus der islamischen welt #18898
15/10/03 01:13 PM
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Deutschland
Salam & Hallo zusammen,

für dieses Posting hab ich ein leicht politisches Gedicht ausgesucht und hab s im Rahmen meiner Möglichkeiten übersetzt. Ich hoffe es wird euch gefallen. Ahmad Matar ist einer der renommiertester Dichter unserer Zeit.

مفقودات


زار الرئيس المؤتمن
بعض ولايات الوطن
وحين زار حينا
قال لنا :
هاتوا شكاويكم بصدق في العلن
ولا تخافوا أحداً فقد مضى ذاك الزمن
فقال صاحبي (( حسن )) :
يا سيدي
أين الرغيف واللبن ؟
وأين تأمين السكن؟
وأين توفير المهن؟
وأين من
يوفر الدواء للفقير دونما ثمن ؟
يا سيدي
لم نر من ذلك شيئاً ابدا
قال الرئيس في حزن :
أحرق ربي جسدي
أكل هذا حاصل في بلدي؟!!
شكراً على صدقك في تنبيهنا يا ولدي
سوف ترى الخير غداً
* * *
وبعد عام زارنا
ومرة ثانيه قال لنا :
هاتوا شكاواكم بصدق في العلن
ولا تخافوا أحداَ
فقد مضى ذاك الزمن
لم يشتك الناس!
فقمت معلناً
أين الرغيف واللبن؟
وأين توفير السكن؟
وأين توفير المهن؟
وأين من
يوفر الدواء للفقير دونما ثمن؟
معذرة يا سيدي
وأين صاحبي (( حسن )) ؟!


احمد مطر


Gesucht und nicht gefunden
Der treue Präsident hat
Einige Regionen unseres Landes besucht
Als er unser Viertel besuchte
Meinte er
Gebt mir eure Beschwerden
In aller Ehrlichkeit und Öffentlichkeit
Und fürchtet euch nicht
Die Alten Zeiten sind vorbei
Mein Freund HASSAN meinte
Verehrter Präsident
Wo ist das Brot? Wo ist die Milch?
Wo sind die Wohnungen
Wo ist die Arbeit
Wo sind die Medikamente für die Armen
Verehrter Präsident
Warum sehen wir nie was davon
Der Präsident sagte traurig
Ich bin sehr schockiert darüber
All das passiert in meinem Land ?
Ich danke dir mein Sohn dafür dass du uns aufmerksam darauf machst
Morgen wirst du nur das Beste sehen

Ein Jahr danach hat uns der Präsident wieder besucht
Und noch einmal sagte er uns
Gebt mir eure Beschwerden
In aller Ehrlichkeit und Öffentlichkeit
Und fürchtet euch nicht
Die Alten Zeiten sind vorbei
Niemand hat sich beschwert
Ich stand auf und sagte
Wo ist das Brot? Wo ist die Milch?
Wo sind die Wohnungen
Wo ist die Arbeit
Wo sind die Medikamente für die Armen
Verzeihen Sie verehrter Präsident
wo ist mein Freund HASSAN ?


wisdom is the lost property of a believer. Whenever he finds it, he takes it
Re: gedichte aus der islamischen welt #18899
23/10/03 12:13 PM
23/10/03 12:13 PM
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Mannheim
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Dolphin Offline
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Dolphin  Offline
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Mannheim
Hallo Poesiefreunde,

für Interessierte ein Veranstaltungstip in Darmstadt:

Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
Arabische Poesie im Mittelpunkt

Arabische Poesie ist das Thema der Herbsttagung, zu der sich die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt trifft. Das öffentliche Programm wird morgen (23.) um 19 Uhr in der Orangerie mit einem „Fest arabischer Poesie“ eröffnet. Salwa Al Neimi, Adel Karasholi und Fuad Rifka (Syrien), Nabila Azzubair (Jemen), Mohammed Bennis (Marokko) , Mahmoud Darwish (Palästina), Safaa Fathy (Ägypten) und Qassim Haddad (Bahrain) werden Gedichte in ihrer Muttersprache lesen, deren deutsche Übertragung gleichzeitig per Video-Projektion zu lesen ist; Akademie-Mitglieder tragen deutsche Übersetzungen vor. Einführungen geben Mustafa Al-Slaiman und Stefan Weidner, der Palästinenser Marwan Abado sorgt für die musikalische Begleitung.
Am Freitag (24.) beginnt um 16 Uhr im Haus der Geschichte ein öffentliches Gespräch deutscher und arabischer Dichter über Poesie. Ebenfalls im Haus der Geschichte werden am Samstag (25.) ab 10 Uhr zwei Vorträge zum Thema gehalten. Unter dem Titel „Für Liebende ist Bagdad nicht weit“ spricht Katharina Mommsen über die Faszination, die arabische Dichtkunst auf deutsche Autoren ausübt. Hans Wollschläger spricht über „das übertragene Morgenland“. Der Titel seines Beitrags lautet „Rückerts ist der Orient, Rückerts ist der Okzident“.

Die Veranstaltungen sind öffentlich, der Eintritt ist frei.

Quelle: echo-online

Re: gedichte aus der islamischen welt #18900
24/10/03 06:53 PM
24/10/03 06:53 PM
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sara_may Offline OP
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sara_may  Offline OP
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überall und nirgendwo...
Hallo zusammen,,

@ khalilooo
ein sehr trauriges gedicht..wie alle politische dichtungen...
und ein trauriges wesen das ahmed matar ist..
eigentlich ist das gedicht..oder überhaupt politische gedichte zu schade für diesen thread der sich mit alten liebesdichtungen "beschäftigt" hat...
danke dass du dir die mühe des übersetzens gemacht hast!!

Hier für die jenige die es interessiert eine seite -auf arabisch- zur arabischen dichtugen und vor allem zu al makamat(al hamadani, al hariri und al dzamachjari)

http://www.aladeeb.com/index_cfm.htm

@ dolphin
vielen dank für den tipp..leider geht es bei mir nicht!!
und bitte solche empfehlungen immer weiter posten!!

gutes we @ll

Sara

Re: gedichte aus der islamischen welt #18901
24/10/03 07:45 PM
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Anna Norge Offline
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Hallo, sara_may!

Ich freue mich, dass Du dieses Thema wieder aus dem Archiv hervorgeholt hast! Und danke,dass Du ausser den Gedichten auch noch die Geschichte der beiden Liebenden hinzugefügt hast.

Hattest Du nicht noch andere Themen über arabische Lyrik? Kannst Du die nicht wieder aus dem Forumskeller holen? Ich werde auch mal wieder einen Blick in das Thema "Marokkanische Poesie" werfen.

Schönes Wochenende wünsche ich Dir auch!

Anna

Re: gedichte aus der islamischen welt #18902
25/10/03 06:27 PM
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Alli Offline
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Hallo Anna, Hallo Sara,

ja, die Idee wäre klasse, wenn Sara so nett wäre und die alten Themen über arabische Lyrik (als das Forum mir noch fremd war) wieder zum Leben erwecken würde. Ich mag es nämlich nicht sonderlich gerne, wenn ich etwas herrliches versäumt habe, sei es auch „nur“ ein schönes Gedicht ...

Re: gedichte aus der islamischen welt #18903
25/10/03 08:03 PM
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.. und für Sara die Übersetzung eines Teils der Mualaqa von Imru Alqais (ca 500 n.c.)


.. Im Schutze der Dunkelheit begab ich mich zu ihr
Irrgänge überwendend, mit all den Hindernissen
Und Wachen überlistend, die mein Ableben guthießen!
Im Tal heulte der klägliche Wolf,
Dem Gepeinigten gleich,
Ich rief zurück: dir deine List und mir mein Dolch,
Wir beide sind reich!
Und als ich zu ihr gelangte,
Erhellte Ihr Glanz die Dämmerung
Der Leuchte des Eremiten gleich!
Sie trug nur noch leichtes Gewand,
Denn es war bereits des Schlafens Stund’
Sie sah mich an und rief Seelenwund:
„Meine Liebe zu dir kann ich nicht verhehlen,
dafür hätte ich weder Mut,
Noch Scheingrund!“

Re: gedichte aus der islamischen welt #18904
26/10/03 12:54 AM
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Guten Abend,
wie erbaulich, die anrührenden Gedichte und Geschichten zu lesen! Das hat mich animiert in einem kleinen Gedichtband, den ich sehr gerne zur
Hand nehme, zu blättern.

Die verliebte Ameise

Als der König Salome eines Tages an einem einsamen Ort wanderte,
traf er auf einen Ameisenhaufen.
Sofort kamen alle Ameisen zu Tausenden,
um ihn zu begrüßen.
Eine einzige ignorierte ihn,
sie war zu sehr damit beschäftigt,
Korn für Korn den enormen Hügel von Sand
vor sich wegzuschaffen.
König Salomo ließ sie rufen und sagte:

" "Oh, kleine Ameise I] [I]sogar wenn das Alter Noahs und die Geduld Hiobs hättest, könntest du niemals diesen Sandhaufen wegschaffen!"

Oh, großer König",
antwortete die Ameise,
"schau nicht auf meine Größe...
sondern betrachte vielmehr meinen Eifer.
Unter dieem Sandhaufen liegt meine Geliebte.
Nicht wird mich aufhalten, den Sand wegzuräumen.
Und sogar wenn ich sterben muss,
werde ich wenigstens in der Hoffnung sterben,
sie wiederzusehen.

O König,
lerne von einer Ameise, was die Macht der Liebe vermag,
lerne von einem Blinden ds Geheimnis, sehen zu können..."

(Attar, "Das göttliche Buch")

Re: gedichte aus der islamischen welt #18905
27/10/03 02:11 PM
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hallo zusammen

@alli,
herzlichen dank für das schöne geschenk..die übersetzung der mu´allaquat ist nicht gerade einfach..um so "wertvoller" ist das geschenk!!

ich erlaube mir deine teilübersetung von rubaiyat al khayam hier zu stellen..
passt gerade so gut!


Die Morgenröte

Aus einem Gedicht von Omar Khayam -11. Jahrhundert n. Chr- (Übersetzung: Alli)

Mit der Morgenröte hörte ich eine Stimme,
eine aus dem Jenseits rufende Stimme:
Wacht auf! Ihr sterblichen Reste!
Wacht auf und füllt den Weinbecher auf,
bevor der des Lebens vollgefüllt ist!

Sorge dich nicht wegen Gestern,
denn Gestern ist von dannen,
und kümmere dich nicht vorzeitig um das Morgen,
denn uns gehört nur Heute,
und stets enttäuschend offenbart sich das Kommende!

Stehe auf! Die Morgenröte hat gerufen,
wach auf und streiche die Saiten!
Schlafen verlängert nicht das Leben,
noch verkürzt es das lange Wachen!

Betrübe die Seele nicht mit Befürchtung und Angst
und erbeute von der vergänglichen Gegenwart
etwas Sicherheit und Gewissheit.

Siehe! Sie sind in der Erde gleich gestellt
wer Morgen fortgeht,
und wer seit Jahrtausenden in ihr liegt!

Die Tage vergehen gleich flüchtigen Wolken,
nur Täuschung ist unser Leben.
Darum genieße es,
bevor es zu spät ist.

wir trugen das Kleid des Lebens,
ohne gefragt zu werden,
-und wir werden es ausziehen
ohne begriffen zu haben,
wohin wir gehen, warum wir kamen..

Re: gedichte aus der islamischen welt #18906
27/10/03 02:18 PM
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hallo anna und elvire

schön dass es noch weitere alte gedichte liebhabern und liebhaberinnen gibt dadurch "stirbt" dieser thread nicht ganz!!

@ anna
ich weiss nicht mehr wo es noch gedichte in diesem thread gab..
bei gelegenheit schaue ich mal nach!!
marokkanische gedichte kenne ich keine auf deutsch..nur französich oder marokkanisch halt.. zu übersetzen fehlt mir leider die zeit aber auch das können!!!

Sara

Re: gedichte aus der islamischen welt #18907
27/10/03 06:37 PM
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Salam @all,

ich habe mir hier jedes Gedicht durchgelesen.........sie sind wundervoll, danke dafür.......

Als ich mich mit dem Thema "Andalusien" beschäftigt hatte, bin ich oft auf andalusische Liebesgedichten gestoßen.
In manchen andalusischen Liebesgedichten dominiert das Persönliche, und der Akzent liegt auf einem individuellen Schicksal.......ich möchte eben eins von Ibn Zaidun zitieren, das sehr schön und gleichzeitig traurig ist!
Denn der persönliche Ton des Bedauerns und des Leidens klingt sehr intensiv auch in seinen Liebesgedichten an Wallada, eine Umaiyadenprinzessin, die er in seiner Jugend geliebt hatte, die ihn jedoch wegen eines anderen verlies............

"Ja, ich habe voll Sehnsucht an Dich gedacht, in Az-Zahra, als der Horizont hell war und das Gesicht der Erde Freude bereitete und die Brise am späten nachmittag sanft wehte, als habe sie mitleid mit mir. Der Garten glänzte mit seinem silbernen Wasser, als seien Halsbänder von Brüsten gestreift und hineingeworfen. Es war ein Tag wie die Tage unserer Wonne, die uns nun verlassen haben. Wir verbrachten die Nacht wie Diebe und stahlen uns Genuß, während das Schicksal schlief. Eine Rose im Beet leuchtete in der Sonne, und der Mittag wurde bei ihrem Anblick noch strahlender; Eine Seerose trieb vorüber, breitete ihren Duft, eine Schläferin, deren Augen die Morgendämmerung geöffnet hatte. Mein kostbarster, leuchtendste, geliebtester Besitz--wenn Liebende jemals etwas besitzen--könnte die Reinheit unserer Liebe nicht aufwiegen, als wir damals den Garten der Liebe durchstreiften. Nun danke ich Gott für die Zeit mit Dir; Du hast einen Trost dafür gefunden, aber ich bin ein Liebender geblieben...."


SeiD mir herzlich gegrüsst
Khira

Re: gedichte aus der islamischen welt #18908
01/11/03 01:32 AM
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Guten Abend sara - may,

keine arabische Poesie mehr? Bist Du verreist oder müde oder hast Du einfach keine Zeit?

Heute abend ein paar Zeilen aus der maghrebinischen Volksdichtung:

Gestern noch, die ganze Nacht in meinen Armen,
meine Gazelle, der keine andere Schöne gleicht.
Werde ich je wieder eine solche Gazelle finden,
so schön und geschmeidig, biegsam wie die Zypresse?
(Bna M'sayeb seiner Angebeteten gewidmet)

Diese Schönen besitzen den Gang der Antilope,
und die Augen der Gazelle,
So schön ist ihr Schreiten,
dass eine Spur wie von Küssen bleibt.
(Zit. nach Tha alibi)

Für mich ist es interessant, dass in den poetischen Metaphern oftmals die Gazelle oder die Antilope vorkommt.

Und zum Schluss noch einen Vers von Hafiz:

Nur weil das Gesicht meiner Geliebten so schön ist,
hat auch die Rose ihre Schönheit.
Was wäre der Reiz der Rasenflächen und der kühlen Brise,
die den Garten durchweht, ohne die Tulpenwangen meiner Geliebten?
Wunderbar sind der Garten, die Rose und der Wein,
doch was wären sie, wäre meine Geliebte nicht hier?

Re: gedichte aus der islamischen welt #18909
01/11/03 03:36 PM
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sara_may Offline OP
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hallo Elvire,

ein schönes gedicht aus dem maghreb..danke!!
hast du noch mehr aus dem maghreb auf deutsch??
elvire wie ist dein arabisch??

um bei den gazellen zu bleiben hier etwas von abu tamam

Erfüllte Liebe
Gestorben ist die Liebesglut, gestorben ist der Brand.
Eine Gazelle gab mir Trost, bei der ich Mitleid fand.
Und von den Liedern floß mir Schlaf, wo Tränen einst geflos-
sen sind, und Ruhe fand das Herz, das Sehnsucht nur gekannt.
Das Schicksal war mir gütig, als es meinen Herrn mir gab.
Das Schicksal faßt, wenn´s will, die Herzen an mit güt´ger Hand.
So hört, bei allem was mir heilig ist, beschimpft das Schick-
sal nie, weil diesmal es als Freund an meiner Seite stand!
Abû Tammâm

Re: gedichte aus der islamischen welt #18910
06/11/03 02:48 PM
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naima83 Offline
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hallo sara may,

genau die gleiche sammlung an gedichten und geschichten habe ich auch. also bis dann

Re: gedichte aus der islamischen welt #18911
07/11/03 12:43 AM
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Hallo Sara May,

leider sind meine arab.Kenntnisse "unbrauchbar". Eigentlich eine Schande, aber mein Fernziel ist, in späteren Jahren, wenn ich nicht mehr beruftstätig bin, konsequent Unterricht zu nehmen, wobei die Betonung auf konsequent liegt. Die Sprache gehört zur Kultur und da ich die Sprache nicht kenne, habe ich manchmal den Eindruck als würde ich "wie ein Blinde von Farben sprechen". Die arabische Sprache verwendet oftmals Methapher und wenn ich lese, dass im arab. Lexiko mehr als siebzig Synonyme für die Liebe (hubb) anzeigt, dann wird mir schwindelig.

Auf Anhieb finde ich keine marokkanische Prosa. Aber ich werde mich bemühen. Und wie sieht's bei Dir aus?

Re: gedichte aus der islamischen welt #18912
07/11/03 12:53 PM
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Hassana Offline
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Salam,

Die Gedichte in diesm Thread sind wunderschön \:\)

Da ich Gedichte mag, habe ich auch hier einige Gedichte für euch, die mir sehr gefallen.


Laß die Liebe sein!

Und einer, dessen frischer Blick Begehren weckt,
der, wenn er lacht, mit süßen, spitzen Zähnen neckt.
Wir war´n allein, nur Gott war unser Zeuge dort.
Kein andrer hat im Zimmer uns zwei aufgeschreckt.
Da sagte er, als meine Hand in seiner lag,
nachdem er vorher mich mit Tadel eingedeckt:
"Du liebst mich wohl?", worauf ich sprach: "Ist´s besser, wenn
von Liebe oder Angst ist Demut ein Effekt?"
"Und fühlst Verlangen du", fragt er, "Mein Herr", sprach ich,
"gibt´s einen Teil an dir, der kein Verlangen weckt?"
Da sagt er: "Fürchte Gott und laß´ die Liebe sein!"
Ich sprach: "Falls das sich mit dem Will´n des Herzens deckt ..."
(Abû Nuwâs)


Geliebter der Schönheit

Ein Mond, der beim Lachen sprießende Perlen zeigt,
so daß, wer ihn anschaut, vor lauter Verblüffung schweigt.
Und jede nur denkbare Schönheit hat er übertroffen,
so daß er jetzt alle Beschreibungskunst weit übersteigt.
Als nun die Schönheit das Staunen sah, das seine Reize erwecken,
da hat sich die Schönheit selbst vor seinem Antlitz verneigt.
Wahrhaftig, ich wünschte, mit ihm bald vereinigt zu sein,
und daß er, den Neidern zum Trotz, sich zärtlich mir zeigt.
(Abû Tammâm)


Mein Auge ist nur dazu da,
Daß es dich spiegelt.
Mein Mund, damit er deinen Mund
Versiegelt.
Die Hand, damit sie deine Hand
Behalte.
Mein Sinn, damit er deinen Sinn
Entfalte.



Du bist mein Erster

Du bist mein Erster, Liebster. Glaube mir:
Die Leute lügen, die dir andres sagen.
Wie hätte ich, Geliebter, denn vor dir
Je einen anderen im Herzen können tragen?

Hafsa (an Abu Dscha'far)


Ich frag den Donner

Ich frag den Donner in der Nacht:
Hat jetzt mein Liebster auch an mich gedacht?
Mein Herz schlägt ihm wie Donner laut entgegen,
Und meine Tränen fließen wie der Regen


Nicht auf dich

Nicht auf dich
hat mein Herz gewartet,
mein schmerzendes, entblößtes Herz,
zerschmettert wie ein Blüte;
aber umarme mich dennoch,
gib meinem Kummer deine Schulter
n dieser zerklüfteten Welt
wo alle Zuneigung verkümmert.


Wissen

Haut an Haut, mein Herz,
das Salz unseres Schweißes
macht das Bett zum Meer
Mund fest an Mund
der Salm des Wissens, deine Zunge,
schwimmt heute nacht in mir.


Der schwarze Stein

Seit gestern werde ich dich lieben
Seit dem ersten Tag der Welt
Morgen habe ich dich so sehr geliebt
Daß mir heute noch der Atem fehlt
Dort gehalten, liebe ich dich anderswo
In Orten, von denen ich nichts weiß
Im Universum, das erst erschaffen werden muß
Und im Überall des Nirgendwo
Ohne deinen Namen zu kennen, liebte ich dich
Deine Nacht leuchtete in meinem Tag
Wie ein unendlich großer schwarzer Stein
Und gerade dann wurde ich geboren


Dieser Kuß

dieser Kuß roch wie ein aufgebissener Mohnstengel
rot rieselte er von den Lippen
dieser Kuß
erblühte
in der weichen Handmulde
als ich mich auf die Zehenspitzen stellte
er klang
im reifen Feld
doch ich
war nicht mehr da
verschwunden
in diesem goldenen Kuß


Na, dann wünsch ich euch einen wunderschönen erfüllten Tag


Willst du den Frieden, dann musst du dich für den Krieg rüsten. Doch wenn du dich für den Krieg rüstest, zerstörst du den Frieden.
Re: gedichte aus der islamischen welt #18913
08/11/03 09:29 PM
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@Hassana,

Danke dir, sehr schöne Stücke hast du da gepostet.
Nur zu der ersten Passage von Abu Nuwas möchte ich erläutern, dass es sich dabei um homosexuelle Liebe handelt. Darin richtet Abu Nuwas, der ein Mann ist, das Wort an einem anderen Mann. Aber was soll’s, das Gedicht ist schön und manche Schwule sprechen Frauen sowieso aus dem Herzen!

Re: gedichte aus der islamischen welt #18914
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Danke euch für all die schönen und interessanten Zeilen und möchte mich eurer Leidenschaft mit ein paar Lieblingsdichtern aus der alten (nicht ganz alten) Zeit anschließen. Diesmal nicht aus dem Arabischen, sondern aus dem Urdu und Persischen, in memorial of Annemarie Schimmel, die mich die mystische Dichtung kennen und lieben gelehrt hat:

Du schufst den Menschen für den Schmerz der Liebe
Für den Gehorsam hast Du Deine Engel!

*

Wenn immer meinen Schmerz
ich jemand sagen wollte,
Fing er zu sprechen an
von seinem eig´nen Gram!

*

Gleich sind an Form und Gestalt
Freude und Leiden: die Rose -
Nenn sie geöffnetes Herz,
nenn sie gebrochenes Herz.

*

Ach Tor du! - Wenn wir sterben, wird dies bestätigt werden:
Ein Traum nur, was wir sahen; was wir gehört, ein Märchen.

(Khwaja Mir Dard, aus dem Urdu von A. Schimmel)

...und noch etwas aus dem Persischen:

"O Gott!" rief einer viele Nächte lang,
Und süß ward ihm sein Mund von diesem Klang.
"Viel rufst du wohl!" sprach Satan voller Spott:
"Wo bleibt die Antwort: "Hier bin ich!" von Gott?
Nein, keine Antwort kommt vom Thron herab!
Wie lange schreist du noch "Oh Gott!" Laß ab!"
Als er betrübt, gesenkten Hauptes, schwieg,
Sah er im Traum, wie Chidr niederstieg,
Und sprach: "Warum nennst du ihn denn nicht mehr?
Was du ersehnst, - bereust du es so sehr?"
Er sprach: "Nie kommt die Antwort: "Ich bin hier!"
So fürchte ich, er weist die Türe mir!"
"Dein Ruf "O Gott!" ist mein Ruf "Ich bin hier!"
Dein Schmerz und Flehn ist Botschaft doch von mir,
Und all dein Streben, um mich zu erreichen,
Daß ich zu mir dich ziehe, ist´s ein Zeichen!
Dein Liebesschmerz ist meine Huld für dich -
Im Ruf "O Gott! sind hundert "Hier bin ich!"

(Dschelaluddin Rumi)

Re: gedichte aus der islamischen welt #18915
09/11/03 02:04 AM
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ach so, ich will ja nicht kleinlich sein, aber auch Attar, Hafiz, Ghalib und Shah Abdul Latif (?) sind Dichter aus dem indo-persischen Raum. Das zu wissen, erleichtert manchmal die Suche.

Re: gedichte aus der islamischen welt #18916
10/11/03 11:34 AM
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@Ali
Danke, für die Information ,dass es sich bei dem ersten Gedicht um homosexuelle Liebe handelt. Ich wusste gar nicht das Abu Nuwas (auch) Männer liebte .


Willst du den Frieden, dann musst du dich für den Krieg rüsten. Doch wenn du dich für den Krieg rüstest, zerstörst du den Frieden.
Re: gedichte aus der islamischen welt #18917
11/11/03 11:08 PM
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Oh doch Hassana! Dieser Abu Nawas war halt so. Er war -sagen wir mal- von dieser Sorte, die man heute „bi“ nennen würde. Und weißt du warum man ihn Abu Nawas nannte? Denn er hieß in Wahrheit Abu Yala Bnu Hani.
Er soll gut aussehend gewesen sein und hatte laut Überlieferungen hübsche lange Haare gehabt! Das Verb „Nawassa“ im Arabischen bedeutet in etwa „den Kopf galant bewegen , um sich durch Haarschwingungen verführerisch zu machen!“ Daher sein Spitzname Abu Nawas. Hat’s klick gemacht?

Re: gedichte aus der islamischen welt #18918
13/11/03 12:54 PM
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Salam Alli,

Ich danke dir, für deine Antwort \:\)

Das Gedicht "Las die Liebe sein!" von Abû Nuwâs gefällt mir sehr, schön zu wissen das es sich um Homosexuelle Liebe handelt!!

Da muss wohl was dran sein, dass manche Schwulen uns Frauen aus dem Herzen sprechen .

Ich habe hier noch ein Gedicht für dich:

Der Schilfbrand

An Schönheit wunderbar, wer hat dich "Mond"
genannt?
Hat je man einen Mond mit einem Mal gekannt?
Solang mein Herz gesund, hielt ich die Lieb´ geheim,
doch schmolz in mir das Herz und schwand mir der Verstand,
und ich glich einem Schilf, vom Feuer aufgezehrt –
wie kann das Röhricht denn verbergen einen Brand?
(ash-Shâshî)


Willst du den Frieden, dann musst du dich für den Krieg rüsten. Doch wenn du dich für den Krieg rüstest, zerstörst du den Frieden.
Re: gedichte aus der islamischen welt #18919
17/12/03 10:13 PM
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hallo Zusammen..

hier noch wunderschönes von Von Mohammed Bennis
Stücke aus: Die Farbe der Ferne.
Herausgegeben und übersetzt von Stefan Weidner.


Zweifel

zweifel
für diese zweifel
die uns erleuchten
für diese zufluchten
die sich verbinden
bestimmen wir die farbe der spur
und säen sie
als pelikan
säen sie
als welle
oder als stein
******************
dort
zwei hände
nah und tätowierung
transparenz
von orkanen umkreist
ist es deine umlaufbahn
oder sind es meine kalligraphien
heimgekehrt aus dem gesang
und einem beliebigen staub
dort also
dort also

************


leichtsinn
fragt ihn nicht
nach
den wegen
vielleicht
belastet ihn
die biegsamkeit der zweige
am horizont der sein schweigen bedroht

fragt ihn nicht
nach
den gefahren
vielleicht
dringt ein aufhören
aus seinem verlangen
zu ihm durch

fragt ihn nicht
nach den pilgerriten
denn er ist
leichtsinn gießt
sein blut fort
fügt sich
dem vergessen


Blindheit

diese tinte steigt mit mir zu meinem atem auf
steigt triumphierend mit mir auf
dann
dorthin
wo mein auge verführt wird
dann
bis
riegel wachsen
in der achtlosigkelt meines fiebers
perioden von henna
und häuser in der nacht der tänze
bis
zur nacht der tänze
wo die palmen nah bei schritten sind
die ihren besitzer vergaßen
und ihr ziel
unterm schweigen überraschte ich
ein zirpen
ein siegel das schmilzt
und schmetterlinge die sich aus flecken erheben
vögel
die in alle richtungen fliegen
geleitend
mich
zu meiner blindheit


wunsch
hätte ich nun was ich nicht habe
eine sprache
um die luft zu enthüllen
einen schritt
der klingend vorübergeht
und beladen mit einem sinkenden himmel
zurückkehrt zu mir
eine gegend
wi ich abwarte ruhig
bis der pulsschlag losbricht
zwischen kuppeln die niederstürzen
und einem vorspiel das sich poeten vererben
hätte ich nun
was ich nicht habe
so fände ich zu guter letzt
zu einem thron
mir zugedacht
aus des abends staub

wörter

wörter es schnitzt sie
atem
aus blässe
nicht
Wörter
wecken mir die rasse ihres begehrens
im angriff von metaphern
die mir drohen
wörter
ihre einsamkeit mobilisierend
ihre verirrung
wörter erstrahlen hinter dem vorhang der wörter

dieser schatten hißt die wolke meiner hand
die morgen auswandern wird
aus kellern
die ihrem schmetterling
enthüllt wurden

und das schweigen dort ist sehr beansprucht
es vervielfacht sich
in den fackeln der
aster
sie bringt die toten näher zu mir
die hindurchgegangen sind
durch das gedächtnis der wörter


angriff
ich habe weder kuppeln noch arkaden
die glut zieht es einzeln
zu mir
sie hat von mir der hände eskapaden
sterne aus der vorfahren geographie
auf den ästen meines bluts
entsteht die blume
versuchung
o basilikum des begehrens
aus dieser klaffenden wüste
strömen nach und nach
meine verbündeten zusammen
und wir blasen zum angriff
auf die geheimnisse des schweigens
wie mitfühlend du bist
psalmodie
meiner umflorten provinzen.

Re: gedichte aus der islamischen welt #18920
17/12/03 10:23 PM
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sara_may Offline OP
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war leider noch nicht fertig mit dem "formatieren"..
aber man kann hier nichts rückgängig machen!!

ich hoffe die texte sind gut auseinander zu halten!!

Re: gedichte aus der islamischen welt #18921
17/12/03 10:26 PM
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Re: gedichte aus der islamischen welt #18922
21/01/04 11:35 PM
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D/F/MA
Anmerkung zu der arabischen Dichtung:

Vor mehr als 1500 Jahren waren die Vorfahren meiner Mutter, die ursprünglich aus dem Jemen stammt, Beduinen und räumten der Kunst der Dichtung großen Wert ein. Die Dichter unter denen, die sich die Magie des Wortes zu eigen machten, und vor allem diejenigen unter denen, die Meister ihres Werkes waren, waren mächtig und hatten großes Ansehen, sie konnten Menschen an sich fesseln, das Politische beeinflussen und sogar Kriege herbeiführen oder verhindern. Doch damals herrschte auch unter den Beduinen der Aberglaube, dass diese Dichter sich Nachts in der Weite der Wüste verirrten und sich dort mit unheimlichen Hexen (Jeniat) träfen, von denen sie sich dann inspirieren ließen!

Diese Beziehung zwischen Dichtern und Hexen war nicht jedermann Sache, denn sie setzte eine erschreckende Opferbereitschaft seitens des Dichters voraus. Dies erklärte in den Augen der Beduinen, warum nur wenige unter denen Dichter waren, nämlich nur diejenigen, die einen hohen Preis für ihre Begabung zu zahlen bereit waren. Diese Opferbereitschaft bestand darin, dass der Dichter sich in seine Hexe (Jenia) unsterblich verlieben musste, jedoch ihr niemals zu nahe treten oder die Geheimnisse ihrer Seele erfahren durfte. Als Gegenleistung für seine bedingungslose Hingabe wurde der Dichter belohnt, indem er auserwählt wurde und die wertvolle, ersehnte Inspiration erhielt, die ihm unter den Normalsterblichen Macht verlieh.

Dieses abenteuerliche Verhältnis verbarg aber zusätzliche Risiken in sich, denn entgleiste der Dichter und ginge er entgegen der Abmachung zu weit, in dem er versuchte zu erfahren, was die Seele seiner Hexe verheimlichte, ginge er die Gefahr ein, nicht nur seine Dichterbegabung zu verlieren, sondern auch von der mächtigeren Hexe seines Treubruchs wegen ein Leben lang bestraft und zum ewigen Verlierer zu werden.

Dem zufolge war der Dichter eine arme Seele, denn auf der einen Seite besaß er Macht, auf der anderen musste er damit leben, hoffnungs- und aussichtslos zu lieben. Nur allzu gerne hätte er seine dämonische Verehrte sagen hören: „Diese Berge da gefallen mir nicht, versetze sie mir, wenn du mein Herz gewinnen willst!“ Doch der Hexe war nie viel daran gelegen, ihm zu zeigen, dass sie ihn bräuchte.

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