Hallo,

ich weiß nicht, ob das Thema schon im Forum angesprochen wurde.
Mich würde interessieren, ob der Krieg in Mali Auswirkungen auf Marokko haben wird. Ich habe schon etwas im Internet recheriert, aber keine eindeutige Stellungsnahme der marokkanischen Regierung bespielsweise gefunden. Vielleicht habt ihr ja einige interessante Links und was ist eure Meinung dazu?

Im ersten Jahr hat sich der sog. „Arabische Frühling“ negativ auf den Tourismus in Marokko ausgewirkt, da viele Reisende verunsichert waren und zum Teil auch Angst hatten.
Im zweiten Jahr (derzeit), als sich zeigte dass es in Marokko zu keinen Umsturzbemühungen kam, hatte sich der „Arabische Frühling“ positiv auf den Tourismus in Marokko ausgewirkt, da es das sicherste Saharaland war und Wüsten.- so wie Orientfreunde, die die anderen Länder nicht mehr bereisen wollten/konnten, nach Marokko kamen.

Wie und ob sich der Malikonflikt auf den marokkanischen Tourismus überträgt hängt von verschiedenen Faktoren ab und bleibt abzuwarten.
U.a. hängt es davon ab in wie weit sich der Konflikt auf die Nachbarländer Algerien und Mauretanien überträgt was wiederum davon abhängt „wie nachhaltig“ die vereinten Truppen die Islamisten in Mali „beseitigen“ können oder ihnen die Flucht ins Ausland gelingt.

Habe hier eine interessantes Video gefunden, die Geschichte wiederholt sich siehe Irak Afghanistan ect.

http://www.youtube.com/watch?v=fQzmHxrl8Ek

Diesem Herren Jörges kann ich in weiten Teilen nicht zustimmen!

Meiner Meinung nach geht hier nicht um "weiße Kolonialmächte" die einen Krieg in einem anderen Land austragen.
Die franz. Armee unterstützt (nicht uneigennützig) die malische Armee, die die Situation alleine nicht in den Griff bekommt weil die Aufständischen, die es immer schon gab, nach dem Zusammenbruch der Ghadafie-Armee, schweres Kriegsgerät aus Lybien nach Mali schaffen konnten.

Die Politiker in Deutschland haben sich für die Energiewende ausgesprochen. Die dt. Bevölkerung möchte aber den Mehrpreis nicht bezahlen und die Energieversorger kaufen deswegen u.a. in Frankreich günstigen Atom-Strom ein.
Das Uran mit welchem dieser Strom hergestellt wird kommt u.a. aus Nordmali. Um auch weiterhin einen Zugang zu sichern sind die Franzosen eingerückt. Und damit es in Deutschland zu keiner Kostenexplosion des Strompreises kommt unterstützt die Bundeswehr die franz. Armee.
"Islamisten zu bekämpfen" ist ein willkommener Vorwand und "Nebeneffect" der Operation.

hallo

thomas,




was jetzt?





deutschland ist ein stromexporteur.
nach deiner argumentation würde deutschland seinen strom teuer an das ausland verkaufen und dafür billigen atomstom aus frankreich beziehen.
da deutschland in der bilanz exporteur von strom ist, würde es dabei einen ziemlichen reibach machen.
das ginge, falls die beiden ströme irgendeinen qualitätsunterschied hätten. aber wie es nun mal beim strom so ist, ist strom strom, egal wo er herkommt und wie er hergestellt wurde. der computer läuft nicht besser, wenn er mit ökostrom betrieben und die maschine nicht schneller, wenn sie mit atomstrom gefüttert wird.
frankreich wäre vom affen gebissen, wenn es teueren ökostron aus deutschland kaufen und dafür billigen atomstrom nach deutschland verkaufen würde.


falls deine farm nach dem prinzip funktioniert und was abwirft, werde ich auch bauer.

jörges hat recht. deutschland muss sich irgendwie solidarisch zeigen, weil man es vielleicht mal wieder brauchen kann.
deswegen schickt es notgedrungen zwei alte transportflugzeuge.
ginge es um uran und den strompreis, dann sähe die unterstützung anders aus.

gruss
Najib

Auch dieser Artikel dürfte ganz interessant sein:


http://www.handelsblatt.com/politik/inte...eg/7655748.html

Es lässt sich jdenfalls davon ableiten, dass Frankreich sich noch immer als "Besitzer" dieser Region sieht und das nun auch unter Beweis stellen will.

Jedoch hat sich die Situation in den letzten Jahrzehnten extrem geändert

Frankreich verfolgt wie von TF beschrieben offensichtlich handfeste wirtschaftliche Interessen (Uran für Atomkraftwerke) in der Region, das dürfte unstrittig sein.

Daneben will man aber auch den Vormarsch terroristischer Kräfte stoppen, die letztlich auch in Frankreich für mächtig Ärger sorgen könnten.

Deutschland teilt die wirtschaftlichen Interessen, die Frankreich hat in diesem Falle nicht, da gebe ich Najib recht. Schließlich will D ja aus der Atomkraft raus und ist Uranversorgung aus Mali nicht angewiesen. Mit dem Ziel die terroristische Bedrohung zu bekämpfen geht Deutschland konform, deshalb auch eine symbolische Unterstützung der Franzosen. Außerdem wird ja derzeit gerade 60 Jahre Deutsch-Französische Freundschaft gefeiert.


Die Frage ist nur... d.h. die Erfahrung zeigt, dass militärische Mittel zur Bekämpfung von Terrorismus völlig ungeeignet sind und eher einen Zauberlehrlingseffekt haben, also für jeden "beseitigten" Terroristen kommen 2 neue nach.
Insofern betrachte ich das ganze schon mit einer gewissen Sorge.

Und wenn nur die Frage nach einer Alternative nicht so schwer zu beantworten werden. Obwohl: zu beantworten ist sie ganz einfach. Man müsste nur eine gerechte Weltwirtschaftsordnung schaffen, dann wäre der terroristische Nährboden weitgehend entzogen. Aber an so was kann ich nicht mehr glauben, denn das würde ja für die westlichen Industriestaaten Verzicht zu Gunsten der 3. Welt bedeuten (auch zugunsten korrupter Regierungen) und ist damit völlig unrealistisch.

Zumindest hoffe ich, dass Marokko auch diesmal weitgehend unbeschadet aus dieser Nummer rauskommt

hallo



ja, das dürfte auch eine rolle spielen.
man will halt den zweitbesten freund nicht immer im regen stehen lassen, gerade da sich d an libyen nicht beteiligt hat.
die deutschen strompreise niedrig zu halten als primäres ziel der beiden transalls, halte ich für absurd.
frankreich will natürlich das uran des niger und möchte einen brandherd dort unterbinden, also voll kolonial. deutschland geht halt mit, weil es nicht nein sagen kann.
der 1. weltkrieg hat auch so ähnlich begonnen.
gottseidank liegt mali nicht auf dem balkan. ernsthafte gegenwehr muss man dort nicht erwarten. wie von andreas1 gesagt, wenn die waffen aus libyen kaputt sind, oder die munition ist alle, wird es wieder wie früher. ständig scharmützel, aber nichts bedrohliches.
den job, die waffengleichheit auf niedrigem niveau wieder herzustellen, erledigen die franzosen jetzt.

Hallo Thomas,
ich kann Dir leider mit unserer langjährigen Erfahrung im Zentralsahara-Raum, nicht zustimmen.
Hier geht es nicht ums Uran, das gibt es auch im Niger reichlich und ist dort besser erreichbar.
Seit Jahren operieren in Nord-Mali Schmuggler, Menschenhändler und Banditen, zu denen sich nun die Islamisten der Aqim gesellen und die jahrelange Unterdrückung der Tuareg nutzen, um diese vor ihren Karren zu spannen. Sie errichten im lebensfrohen Mali, das wahrscheinlich die größte kulturelle Szene (Musik, Kunst, Lehmbau, traditionelles Handwerk) in Westafrika hat und errichten dort einen Gottesstaat und terrorisieren die Bevölkerung in Nord-Mali. Die Tuareg sind ein Berbervolk und haben nicht mit einem strenggläubigen Islam im Sinn. Nun werden und alte Gräber von Marabouts werden geschleift, Hände abgehackt, Frauen müssen sich verschleiern (bei den Tuareg nicht üblich) und Musik ist verboten. Viele Tuareg, die gehofft hatten in einem eigenen Staat mehr Freiheit zu haben, haben nun gar keine Freiheiten mehr ihre Kultur zu leben und sind in den Süden und in die Nachbarländer geflüchtet. Wir kennen zwei Tuareg aus Timbuktu und hatten Gelegenheit beim Afrika-Festival in Würzburg, letztes Jahr ausführlich über die Situation in Timbuktu zu sprechen, sie sind beide schon zu Anfang der Revolution nach Burkina Faso geflüchtet und fürchten um ihr Leben.
Es ist einfach zu sagen, der Westen hätte nur Eigeninteressen im Sinn. Wenn sich die Aqim nach Süden und Norden ausbreitet und gleichzeitig ein Waffenpotential von von Libyen mit gebracht hat, dann wird sie auch nicht davor zurück schrecken, falls sie im Norden Malis in Bedrängnis kommt, nach Mauretanien auszuweichen und auch gemeinsame Sache mit der Polisario zu machen. Wir sind 1999 auf dem Weg von Algerien nach Mauretanien durch den nördlichsten Zipfel Malis gefahren. Hier sind sowohl Nomaden, als auch Polisario, als auch Banditen, Schmuggler etc. unterwegs. Uns hat es ja dann auch in Mauretanien erwischt. Und eines unserer gestohlenen Fahrzeuge tauchte dann in Illizi in Algerien wieder auf, das dann im Besitz von Moktar Ben Moktar gewesen sein soll, also derjenige der jetzt für den Überfall in In Amenas verantwortlich ist. Wenn Marokko nicht wachsam ist, dann sind diese Leute auch irgendwann im Land.
Ich bin der Meinung, dass Deutschland es sich sehr leicht macht, wenn sie nur zwei Flugzeuge schickt, die dann auch keine Soldaten oder Waffen transportieren darf. Es muss unbedingt eine Ausdehnung des Operationsgebietes dieser Banditen verhindert werden. Den Norden wird auch Frankreich und die Ecowacs nicht in den Griff bekommen, da ist das Gebiet einfach zu unkontrollierbar.
Eine Afghanisierung des Konflikts ist nicht zu erwarten, denn das Volk steht hinter dem Eingriff der Franzosen, für den Süden ist diese Hilfe Überlebens-wichtig. Jetzt Ausbilder zu schicken ist viel zu spät, hier haben alle geschlafen. Wenn nicht wirksam eingegriffen wird, dann ist auch bald Algerien wieder in den Händen der Terroristen, ebenso wie Nordniger.
Nur wirtschaftliche Interessen zu unterstellen ist nicht richtig.

Hallo Erika,

was Du schreibst ist zutreffend aber dennoch gibt es Quellen die auch die "Uran-These" bestätigen.
Z.B. diese hier:

http://wirtschaftsblatt.at/home/nachrich...he-Kriegsgebiet

Hallo Erika,
Du als Kennerin des Sahahraraumes hast mich mit Deiner Beschreibung der Situation davon überzeugt, dass der Militäreinsatz wohl alternativlos ist.
LG Lothar