In den Ländern des Islam findet vorgängiges (langes) Kennenlernen der Heiratswilligen oft gar nicht statt. Früher war das fast ausnahmlos der Fall aber auch heute lebt dieser Brauch weiter, vielleicht mehr als einige hier glauben.
Auch heute noch, v.a. in eher ländlichen Gebieten wird die Ehe traditionell von den Eltern arrangiert und der Prozess der Eheanbahnung von der Mutter des Bräutigams in Gang gesetzt. Ein Mädchen sollte zwar nach der Ueberlieferung nicht gegen ihren Willen verheiratet werden, wobei Schweigen üblicherweise als Zustimmung gilt. Wenn ein Mädchen einen Bewerber entschieden ablehnt, wird es ihr je nach Vermögensverhältnissen, Lebenssituation und Einstellung der Familie meist möglich sein, einmal die Heirat zu verweigern, (es sei denn der Vater hat gute Gründe für die Verbindung) aber gegen die Eheschliessung an sich mit einem zweiten oder dritten Bewerber wird sie kaum noch Bedenken vorbringen können und muss sich der Heirat halt unterziehen.
Die romantische, individuelle Liebe zwischen zwei Menschen steht bei einer Eheanbahnung und Eheschliessung nicht im Mittelpunkt, ja, sie kommt zuweilen gar nicht zum Tragen. In einer guten Ehe, so sagt man, kommt die Liebe mit der Zeit, ist aber weder Voraussetzung zur Eheschliessung noch Garant für eine gute Ehe oder deren Bestand.
Last edited by latino; 23/07/11 09:41 PM.