Hallo Timanfaya
lebe auch auf Lanzarote, kenne den Unfallort und auch Cristian gut, der sich mit seinem Surfboard in die wilde Brandung stürzte, um 6 armen Seelen das Leben zu retten. Als junger Familienvater steht er immer noch unter Schock ob dem Erlebten. Vor allem die Schreie der Ertrinkenden lassen ihn nicht los.
Bei uns auf den Kanaren herrscht Hilfslosigkeit seitens der Politiker, täglich kommen diese "Pateras" an, bis zu 600(!) Immigranten am Tag, tot oder lebendig....
Männer, Frauen, Schwangere, Kinder...
Manchmal zerreist es mich fast, wenn ich an der wilden Küste schwarze oder schwarz-weiss gestreifte Plastiktüten, leere Flaschen "Sidi Ali",
Rollen Klebeband und Bekleidung von Jugendlichen, vielfach auch von kleinen Kindern finde.
Haben sie es geschafft lebendig das Ufer zu erreichen?
Einmal kentert das Boot schon im hohen Gewässer, weil der über ihnen kreisende Hubschrauber zu nahe fliegt und die Insassen vor Todesangst sich selber aus der Balance bringen, ein andermal fährt aus Versehen das Polizeiboot zu schnell, zu nahe.... Pech!!
Entsorgung auf hoher See nennt man das wohl.
Zu dieser neuerlichen Tragödie kam es, laut Augenzeugen, als die Flüchtinge einen Polizeiwagen sahen, der die Küste entlang fuhr. Die Polizei war von einem Anwohner darüber unterichtet worden, dass eine Patera in Sicht war. Als die Flüchtinge völlig erschrocken und panisch zu wenden versuchten, geschah es.
Die Gründe, wieso die Menschen trotz (genug?) Informationen, ihr Leben oder das ihrer Liebsten auf so unmenschliche Art aufs Spiel setzen, sind mannigfaltig.
zu diesem Thema wurde schon heftigst dikutiert, siehe:
http://www.forum.marokko.net/ubbthreads.php?ubb=showflat&Main=6525&Number=53971#Post53971Ja, Timanfaya, es hat sich in den letzten 20 Jahren auch in Marokko einiges geändert, wirtschaftlich und politisch, zum Guten und zum Schlechten, die Schere spreizt sich auch da...
Allein in meinem Bekanntenkreis sehe ich, wie es doch sehr schwierig ist, als studierte und gebildete Person eine adäquate Anstellung zu finden, um die Familie zu ernähren.
Wütend werde ich, wenn im Sommer die Horden von Mercedes fahrenden, in die kleinsten Dörfer Zurückkehrenden, mit Konsumgüter und verfälschten Erlebnisberichten prahlenden Marokkaner, in ihren Landsleuten absolut falsche Hoffnungen bezgl. "Geld-auf-der-Strasse-lieg"-Europa wecken!!!!
traurige grüsse
liz