hallo
drake,
Ich glaube nicht, dass regionale Proteste, selbst mit Unterstützung aus anerkannten wissenschaftlichen Kreisen und im öffentlichen Fernsehen debattiert, zu einer zeitlich absehbare Änderung in der marokkanischen Drogenpolitik führen können.
ich habe hier bisher noch nichts von protesten im herkömmlichen sinn mitbekommen.
es läuft ganz einfach: wird ein von der staatsmacht ein feld vernichtet, dann wird im gegenzug ein stück wald angezündet.
die leute hier lassen sich ihren relativen wohlstand nicht so einfach wegnehmen. es geht ihnen viel besser als denen in den restlichen ländlichen gebieten marokkos.
da ist schon die frage, ob man ihnen ihren lebensunterhalt mit gewalt wegnehmen soll, weil andere ihre hausaufgaben nicht gemacht bekommen. dann sollen diejenigen staaten, die keine joints auf ihrem staatsgebiet abkönnen, ihre gesetze derart ändern, das sie dem handel herr werden. dann muss der lauschangriff halt her und anlasslose personenkontrollen auf den strassen. zur not müsste dann halt auch in einem verhör härter zugegriffen werden. hier wird es das auch. wenn kein cannabis ins land kommen soll, dann muss man halt die grenzen kontrollieren und nicht "schengen, schengen" rufen
wenn das aber wegen den menschenrechten oder sonstwas wichtigem nicht geht, dann sollte man die aufgabe nicht auf eine semidemokratie abschieben, indem man die machthabenden mit finanziellen versprechen ködert, sondern eine lösungsmöglichkeit suchen, die beiden seiten gerecht wird. das 1000ste olivenanbauprogramm für einen mittermeeranrainer wird die lösung nicht bringen und pfirsiche auch nicht.
dem gemeinen marokkaner ist der kifanbau im rif egal. eine volksabstimmung hätte sicher ein zur schweiz konträres ergebnis.
der marokkaner duldet nämlich, was ihn nicht betrifft.
im gegensatz zum mitteleuropäer, dem alles, was ihn nicht direkt betrifft, unheimlich ist. bauern eben.
das erklärt auch den widerstand der politiker. die sind nicht engstirnig, ihr volk ist es.
wahlen werden im bierdunst des stammtisches gewonnen und nicht in diskussionszirkeln von sachverständigen.
mittelfristig wird es wohl so weitergehen, wie bisher.
in europa werden weiterhin kräftig resourcen verschleudert ohne auch nur einen hauch eines vorzeigbaren ergebnisses zu haben.
in marokko werden weiterhin potkemschin'sche dörfer aufgebaut, die dann unter reger anteilnahme von lamettaträgern, presse und europäischen delegationen niedergerissen werden. das buissness wird weiterlaufen wie bisher. der könig ist nicht so dumm, einen aufstand im rif zu riskieren. (obwohl es interessant wäre im internet nachzulesen, ob die menschenrechte der ruafa dann genauso tapfer und kompromisslos eingefordet würden, wie die der sahraouis oder schwulen. oder wäre man zur vermeidung eines zielkonflikts eher ruhig?).
in ketama ist er durch einen vertrag der dortigen stämme mit mohamed V gebunden. wenn er den als nachfolger nicht einhält, kann er in zukunft sein wort in der pfeife rauchen.
es ist ja kein zufall, das die informellen regeln des anbaus, die sonst meist auch eingehalten werden, in der region ketama nicht gelten.
langfristig wird cannabis in europa legalisiert werden. es sind rein wirtschaftliche gründe, die dazu führen werden. auf die vernunft braucht man im einzugsbereich der aufklärung nicht zu hoffen, die setzt sich nicht durch.
und dann hat das rif ein problem, weil der markt wegbricht.
aber das ist dann der lauf der zeit und man kann niemanden dafür verantwortlich machen.
gruss
Najib