Posted By: lobozen
illegale immigration - 10/03/05 02:18 PM
im folgenden artikel wird u.a. behauptet, marokkanische polizei haette in der gegend von tetouan eine million migranten aus den sahel-laendern "eingekreist".
vermutlich, um sie zurueck zu schicken.
weiss jemand naeheres darueber?
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vermutlich, um sie zurueck zu schicken.
weiss jemand naeheres darueber?
Antwort auf:
Kaum Alternativen zur riskanten Flucht – Kritik an Festungsmentalität der EU
Flüchtlingsorganisationen werfen der Europäischen Union Mitschuld am Tod von 37 marokkanischen Flüchtlingen vor. Sie hatten versucht, nach Almería an der spanischen Küste zu segeln. Die EU verbarrikadiere sich mit kostspieligen Sicherheitsprogrammen, statt das Problem in den Herkunftsländern der Flüchtlinge anzugehen, so die Vorwürfe der Organisationen.
Die Marokkaner hatten die lange Strecke von der Stadt Al Hoceima aus gewählt, um das EU-finanzierte Radarsystem in der Straße von Gibraltar zu umgehen. Am 27. Februar wurden sie tot im Mittelmeer entdeckt. Einige der Männer waren ertrunken, andere verdurstet. 28 Marokkaner überlebten die Flucht und wurden von einer algerischen Marinepatrouille aufgegriffen.
Die marokkanische Organisation Freunde und Familien der Opfer illegaler Migration (Afvic), der französische Verband marokkanischer Arbeiter in Spanien und drei weitere Organisationen haben jetzt gegen die EU demonstriert.
Die Europäische Kommission hatte im August 2003 einem 52 Millionen US-Dollar teuren Grenzkontrollprogramm zugestimmt. "Das ganze Geld geht in die Sicherheit", kritisierte Hicham Rachidi, leitender Direktor von Afvic, gegenüber IPS. "Man sollte das Problem der Migration nicht an den Grenzen bekämpfen, sondern da, wo die Menschen herkommen." Nach Schätzungen von Afvic sind seit 1993 rund 4.500 Menschen beim Versuch umgekommen, von Nordafrika über das Mittelmeer nach Europa zu flüchten.
Die Demonstration am 3. März vor der Niederlassung der Europäischen Kommission in Marokko richtete sich auch gegen die "Einkreisung" von mehr als einer Million Migranten aus Subsahara-Afrika durch die marokkanische Regierung. Die Flüchtlinge werden seit dem 7. Februar in einem Wald nahe der Stadt Tétouan festgehalten. Die Organisationen werfen der EU vor, "die Regierungen des Südens unter Druck zu setzen, damit sie Polizisten für Europa spielen", wie es in einer gemeinsamen Stellungnahme hieß.
'Triangel des Todes'
Zu jenen, die im Oktober auf der Flucht umkamen, zählte auch Saïd Charkaoui. Er war 24 Jahre alt und hatte einen Universitätsabschluss in Mathematik. 4.500 Euro zahlte er für eine Überfahrt von Tunesien nach Europa in einem seeuntüchtigen Boot, das er für sicher hielt.
"Saïd nahm an vielen Bewerbungsverfahren teil. Er versuchte, einen Job als Polizist zu bekommen. Er versuchte, an einer anderen Universität aufgenommen zu werden, um seinen Doktor zu machen", erzählte sein älterer Bruder Hicham IPS. "Alle Türen waren verschlossen. Wie für jeden hier."
Dennoch ist es ungewöhnlich, dass jemand mit einem Hochschulabschluss ein Flüchtlingsboot nach Europa besteigt. "In meiner eigenen Familie gibt es auch solche Fälle", sagt Mohammed Nadif, Professor an der Mohammed-V.-Universität in Rabat und Mitglied des marokkanischen Verbandes für Studien und Erforschung der Migration.
"Jeder hier kennt die Risiken", betont der 26-jährige Hamid aus Khouribga, der einen Universitätsabschluss in Physik und Chemie hat, ebenso einen Abschluss in Management, aber keinen Job. "Sieh dich einmal um. Es gibt hier keine Möglichkeiten, egal wie viele Abschlüsse du hast." Viele zögen es daher vor, auf See zu sterben statt zu bleiben. Denn zuhause stürbe man "Stück für Stück".
Ganze Dörfer ohne Männer
"In den 90er Jahren ging es mit der Flucht aus der Region richtig los", sagt Nadif. "Jetzt gibt es hier Dörfer, in denen nur noch Frauen, Kinder und alte Leute leben. Die Migration aus dieser Region ist so hoch wie nirgends sonst in Marokko."
Dabei ist die Khouribga-Region der wichtigste Produzent von Phosphat. Marokko exportiert mehr Phosphat als jedes andere Land der Welt. Ein Gutteil der ausländischen Devisen stammt aus diesem Geschäft, neben den Überweisungen von Exil-Marokkanern und dem Tourismus.
Das staatliche Minenunternehmen 'Office Chérifien des Phosphates' (OCP) sagt von sich, eine Reihe von regionalen Entwicklungsprojekten in die Wege geleitet zu haben. Doch die Einheimischen meinen, davon nicht zu profitieren. Was die Lage noch verschlimmert, sind Exil-Marokkaner, die in den Ferien zurückkehren. "Sie fahren in protzigen Autos mit italienischen Nummernschildern herum", erzählt Nadif. "Sie erwecken den Eindruck, dass Europa ein El Dorado sei."
Auf der Suche nach Alternativen
"Ich weiß, dass Europa kein Paradies ist", sagt der 25-jährige Farid, der einen Abschluss in französischer Literatur hat. "Aber ich weiß auch, dass ein Europäer mit einem Abschluss wie meinem einen Job finden kann."
Farid hat Französisch unterrichtet und dafür 500 Dirham, rund 50 Euro, monatlich verdient. Doch das reicht nicht zum Leben. Daher zahlte er 1.000 Dirham, um einen Gesundheitstest für einen Arbeitsplatz zu machen, den es nie gab. Er absolvierte einen viermonatigen Kurs, um in einem Call-Center zu arbeiten, bekam aber sein Abschlusszeugnis nicht, geschweige denn einen der versprochenen Jobs.
Jetzt besucht Farid einen zweijährigen Kurs für Management. Daneben hat er gerade ein dreimonatiges Seminar zur Geschäftsgründung abgeschlossen. Er möchte ein Internetcafé eröffnen.
Auch der 30-jährige Jurist Fatim Zahra nahm an dem Kurs teil. Ebenso Hamid, der von einer kleinen Kooperative zur Viehzucht träumt, wenn er das Geld dafür aufbringen kann. Das Seminar für 30 Teilnehmer wurde von Afvic organisiert. Das Gehalt der Lehrer zahlte die italienische Nichtregierungsorganisation 'Coopi'.
Seit 2001 hat Afvic auch eine Theatergruppe durch die Schulen im Land geschickt. Sie zeigte den 13- bis 18-jährigen Schülern schockierende Bilder von Flüchtlingen, die auf der Überfahrt mit den typischen kleinen Fischerbooten ertrunken sind. Afvic will Alternativen in Marokko ermöglichen. "Denn es reicht nicht, zu sagen: Geht nicht fort", sagt Nadif, der die Gruppe unterstützt. Das Pilotprojekt endete im Januar. Bis heute wurde für seine Fortsetzung kein Geldgeber gefunden.
Flüchtlingsorganisationen werfen der Europäischen Union Mitschuld am Tod von 37 marokkanischen Flüchtlingen vor. Sie hatten versucht, nach Almería an der spanischen Küste zu segeln. Die EU verbarrikadiere sich mit kostspieligen Sicherheitsprogrammen, statt das Problem in den Herkunftsländern der Flüchtlinge anzugehen, so die Vorwürfe der Organisationen.
Die Marokkaner hatten die lange Strecke von der Stadt Al Hoceima aus gewählt, um das EU-finanzierte Radarsystem in der Straße von Gibraltar zu umgehen. Am 27. Februar wurden sie tot im Mittelmeer entdeckt. Einige der Männer waren ertrunken, andere verdurstet. 28 Marokkaner überlebten die Flucht und wurden von einer algerischen Marinepatrouille aufgegriffen.
Die marokkanische Organisation Freunde und Familien der Opfer illegaler Migration (Afvic), der französische Verband marokkanischer Arbeiter in Spanien und drei weitere Organisationen haben jetzt gegen die EU demonstriert.
Die Europäische Kommission hatte im August 2003 einem 52 Millionen US-Dollar teuren Grenzkontrollprogramm zugestimmt. "Das ganze Geld geht in die Sicherheit", kritisierte Hicham Rachidi, leitender Direktor von Afvic, gegenüber IPS. "Man sollte das Problem der Migration nicht an den Grenzen bekämpfen, sondern da, wo die Menschen herkommen." Nach Schätzungen von Afvic sind seit 1993 rund 4.500 Menschen beim Versuch umgekommen, von Nordafrika über das Mittelmeer nach Europa zu flüchten.
Die Demonstration am 3. März vor der Niederlassung der Europäischen Kommission in Marokko richtete sich auch gegen die "Einkreisung" von mehr als einer Million Migranten aus Subsahara-Afrika durch die marokkanische Regierung. Die Flüchtlinge werden seit dem 7. Februar in einem Wald nahe der Stadt Tétouan festgehalten. Die Organisationen werfen der EU vor, "die Regierungen des Südens unter Druck zu setzen, damit sie Polizisten für Europa spielen", wie es in einer gemeinsamen Stellungnahme hieß.
'Triangel des Todes'
Zu jenen, die im Oktober auf der Flucht umkamen, zählte auch Saïd Charkaoui. Er war 24 Jahre alt und hatte einen Universitätsabschluss in Mathematik. 4.500 Euro zahlte er für eine Überfahrt von Tunesien nach Europa in einem seeuntüchtigen Boot, das er für sicher hielt.
"Saïd nahm an vielen Bewerbungsverfahren teil. Er versuchte, einen Job als Polizist zu bekommen. Er versuchte, an einer anderen Universität aufgenommen zu werden, um seinen Doktor zu machen", erzählte sein älterer Bruder Hicham IPS. "Alle Türen waren verschlossen. Wie für jeden hier."
Dennoch ist es ungewöhnlich, dass jemand mit einem Hochschulabschluss ein Flüchtlingsboot nach Europa besteigt. "In meiner eigenen Familie gibt es auch solche Fälle", sagt Mohammed Nadif, Professor an der Mohammed-V.-Universität in Rabat und Mitglied des marokkanischen Verbandes für Studien und Erforschung der Migration.
"Jeder hier kennt die Risiken", betont der 26-jährige Hamid aus Khouribga, der einen Universitätsabschluss in Physik und Chemie hat, ebenso einen Abschluss in Management, aber keinen Job. "Sieh dich einmal um. Es gibt hier keine Möglichkeiten, egal wie viele Abschlüsse du hast." Viele zögen es daher vor, auf See zu sterben statt zu bleiben. Denn zuhause stürbe man "Stück für Stück".
Ganze Dörfer ohne Männer
"In den 90er Jahren ging es mit der Flucht aus der Region richtig los", sagt Nadif. "Jetzt gibt es hier Dörfer, in denen nur noch Frauen, Kinder und alte Leute leben. Die Migration aus dieser Region ist so hoch wie nirgends sonst in Marokko."
Dabei ist die Khouribga-Region der wichtigste Produzent von Phosphat. Marokko exportiert mehr Phosphat als jedes andere Land der Welt. Ein Gutteil der ausländischen Devisen stammt aus diesem Geschäft, neben den Überweisungen von Exil-Marokkanern und dem Tourismus.
Das staatliche Minenunternehmen 'Office Chérifien des Phosphates' (OCP) sagt von sich, eine Reihe von regionalen Entwicklungsprojekten in die Wege geleitet zu haben. Doch die Einheimischen meinen, davon nicht zu profitieren. Was die Lage noch verschlimmert, sind Exil-Marokkaner, die in den Ferien zurückkehren. "Sie fahren in protzigen Autos mit italienischen Nummernschildern herum", erzählt Nadif. "Sie erwecken den Eindruck, dass Europa ein El Dorado sei."
Auf der Suche nach Alternativen
"Ich weiß, dass Europa kein Paradies ist", sagt der 25-jährige Farid, der einen Abschluss in französischer Literatur hat. "Aber ich weiß auch, dass ein Europäer mit einem Abschluss wie meinem einen Job finden kann."
Farid hat Französisch unterrichtet und dafür 500 Dirham, rund 50 Euro, monatlich verdient. Doch das reicht nicht zum Leben. Daher zahlte er 1.000 Dirham, um einen Gesundheitstest für einen Arbeitsplatz zu machen, den es nie gab. Er absolvierte einen viermonatigen Kurs, um in einem Call-Center zu arbeiten, bekam aber sein Abschlusszeugnis nicht, geschweige denn einen der versprochenen Jobs.
Jetzt besucht Farid einen zweijährigen Kurs für Management. Daneben hat er gerade ein dreimonatiges Seminar zur Geschäftsgründung abgeschlossen. Er möchte ein Internetcafé eröffnen.
Auch der 30-jährige Jurist Fatim Zahra nahm an dem Kurs teil. Ebenso Hamid, der von einer kleinen Kooperative zur Viehzucht träumt, wenn er das Geld dafür aufbringen kann. Das Seminar für 30 Teilnehmer wurde von Afvic organisiert. Das Gehalt der Lehrer zahlte die italienische Nichtregierungsorganisation 'Coopi'.
Seit 2001 hat Afvic auch eine Theatergruppe durch die Schulen im Land geschickt. Sie zeigte den 13- bis 18-jährigen Schülern schockierende Bilder von Flüchtlingen, die auf der Überfahrt mit den typischen kleinen Fischerbooten ertrunken sind. Afvic will Alternativen in Marokko ermöglichen. "Denn es reicht nicht, zu sagen: Geht nicht fort", sagt Nadif, der die Gruppe unterstützt. Das Pilotprojekt endete im Januar. Bis heute wurde für seine Fortsetzung kein Geldgeber gefunden.