Posted By: Blandina
"Embryos" (Musikgruppe) Reisebericht ca. 1981 - 05/07/02 11:45 PM
Hallo zusammen,
ich weiss nicht wem diese Gruppe noch etwas sagt, aber ich bin mir sicher, unserer Olive bestimmt.
Diese Gruppe existiert immer noch und tourt auch immer noch.
Ich habe sie zuletzt, letztes Jahr gesehen, und war erstaunt, wie sehr die Truppe doch "hängengeblieben" ist.
In dem Gewölbekeller in dem sie spielten, hätte ich schwören können, dass ich eine Zeitreise in die 70er gemacht habe.
Auf der Homepage auf der dieser Bericht veröffentlicht ist, wird auch über Ihre damalige Tour nach Indien berichtet.
Auch interessant.
Doch hier kopiere ich nur den Marokko Bericht.
Viele Grüsse
-
Im April, Mai und Juni dieses Jahres waren wir auf Tour durch Italien, Spanien und Marokko. Vor ein paar Jahren gab es in Italien noch jede Menge gute unabhängige, freie Radiostationen. Jetzt, so erfuhren wir, haben die meisten freien entweder aufhören müssen oder sind in Partei-oder Kommerzsender umfunktioniert wurden - eine Entwicklung, die wir nicht erwartet hatten, denn von den Free Radios hatten wir uns viel versprochen. In Marokko passierte uns dann etwas völlig absurdes. Es hatte sich anscheinend herumgesprochen, daß unsere Musik einen gewissen Bekanntheitsgrad bei den Jüngeren hat. Die Konzerte wurden u.a. vom marokkanischen Ministerium für Sport mitveranstaltet, und Auftrittsorte waren die größten Sporthallen und Stadien in Großstädten wie Tanger, Rabat, Casablanca. Regelmäßig waren vor unserer Bühne irgendwelche Ehrentribünen auf gebebaut. auf denen die marokkanischen Obermafiosis saßen und sich Embryomusi k reinzogen. Vielleicht dachten diese, was bei ihren jungen Untertanen ankommt, das müßten sie durch ihre Anwesenheit auf ihr Konto verbuchen können. Die normalen Marokkaner, für die wir eigentlich spielten, mußten in weitem Abstand hinter Sperrgittern stehen, die von Polizei und Militär bewacht wurden. Beim zweiten Auftritt in Tanger auf einem Marktplatz in der Innenstadt blieb allerdings die Ehrentribüne leer, denn die Ehrengaste waren lieber beim Empfang auf einem Kriegsschiff, als sich noch ein zweites Mal unsere Musik anzuhören, die Sperrgitter für die einfachen Marokkaner blieben aber stehen. Als wir den 5-6 Tausend, die gekommen waren, über Mikrofon erklärten, sie konnten ruhig näher kommen, besetzten diese blitzschnell die Ehrentribüne und schoben die Sperrgitter beiseite. Die etwa 200 Polizisten werden dieses Konzert nicht mehr so schnell vergessen, denn ihre Gummiknüppel halfen ihnen auch nichts mehr gegen so viele. Leider war das aber nicht immer so möglich, denn nachdem zwei aus unserer Gruppe schon mal marokkanische Gefängnisse von innen gesehen hatten wegen
,,Widerstand gegen die Staatsgewalt‘, mußten wir uns etwas zurückhalten. Es war immer so eine Art Versteckspiel und die vielen Kompromisse, die wir dabei eingehen mußten, haben uns richtig verzweifeln lassen. Indem wir woanders Musik machen, werden wir in Zusammenhang gebracht mit der Umgebung, aus der wir kommen. Wie oft hörten wir von den Einheimischen: Deutsch... oh, wundervoll! Mercedes, Hitler, Autobahn... Von den offiziellen Stellen aus wird immer wieder vermittelt, wie wunderbar alles ist, was aus dem Westen kommt, und überall sahen wir die Fernseher mit den letzten amerikanischen Plastikfilmen... Internationaler Stumpfsinn!
Quelle: ??? (Tageszeitungsausschnitt, etwa 1981)
Internetquelle: http://home.t-online.de/home/klaus.unland/embryoreise.htm
ich weiss nicht wem diese Gruppe noch etwas sagt, aber ich bin mir sicher, unserer Olive bestimmt.
Diese Gruppe existiert immer noch und tourt auch immer noch.
Ich habe sie zuletzt, letztes Jahr gesehen, und war erstaunt, wie sehr die Truppe doch "hängengeblieben" ist.
In dem Gewölbekeller in dem sie spielten, hätte ich schwören können, dass ich eine Zeitreise in die 70er gemacht habe.
Auf der Homepage auf der dieser Bericht veröffentlicht ist, wird auch über Ihre damalige Tour nach Indien berichtet.
Auch interessant.
Doch hier kopiere ich nur den Marokko Bericht.
Viele Grüsse
-
Im April, Mai und Juni dieses Jahres waren wir auf Tour durch Italien, Spanien und Marokko. Vor ein paar Jahren gab es in Italien noch jede Menge gute unabhängige, freie Radiostationen. Jetzt, so erfuhren wir, haben die meisten freien entweder aufhören müssen oder sind in Partei-oder Kommerzsender umfunktioniert wurden - eine Entwicklung, die wir nicht erwartet hatten, denn von den Free Radios hatten wir uns viel versprochen. In Marokko passierte uns dann etwas völlig absurdes. Es hatte sich anscheinend herumgesprochen, daß unsere Musik einen gewissen Bekanntheitsgrad bei den Jüngeren hat. Die Konzerte wurden u.a. vom marokkanischen Ministerium für Sport mitveranstaltet, und Auftrittsorte waren die größten Sporthallen und Stadien in Großstädten wie Tanger, Rabat, Casablanca. Regelmäßig waren vor unserer Bühne irgendwelche Ehrentribünen auf gebebaut. auf denen die marokkanischen Obermafiosis saßen und sich Embryomusi k reinzogen. Vielleicht dachten diese, was bei ihren jungen Untertanen ankommt, das müßten sie durch ihre Anwesenheit auf ihr Konto verbuchen können. Die normalen Marokkaner, für die wir eigentlich spielten, mußten in weitem Abstand hinter Sperrgittern stehen, die von Polizei und Militär bewacht wurden. Beim zweiten Auftritt in Tanger auf einem Marktplatz in der Innenstadt blieb allerdings die Ehrentribüne leer, denn die Ehrengaste waren lieber beim Empfang auf einem Kriegsschiff, als sich noch ein zweites Mal unsere Musik anzuhören, die Sperrgitter für die einfachen Marokkaner blieben aber stehen. Als wir den 5-6 Tausend, die gekommen waren, über Mikrofon erklärten, sie konnten ruhig näher kommen, besetzten diese blitzschnell die Ehrentribüne und schoben die Sperrgitter beiseite. Die etwa 200 Polizisten werden dieses Konzert nicht mehr so schnell vergessen, denn ihre Gummiknüppel halfen ihnen auch nichts mehr gegen so viele. Leider war das aber nicht immer so möglich, denn nachdem zwei aus unserer Gruppe schon mal marokkanische Gefängnisse von innen gesehen hatten wegen
,,Widerstand gegen die Staatsgewalt‘, mußten wir uns etwas zurückhalten. Es war immer so eine Art Versteckspiel und die vielen Kompromisse, die wir dabei eingehen mußten, haben uns richtig verzweifeln lassen. Indem wir woanders Musik machen, werden wir in Zusammenhang gebracht mit der Umgebung, aus der wir kommen. Wie oft hörten wir von den Einheimischen: Deutsch... oh, wundervoll! Mercedes, Hitler, Autobahn... Von den offiziellen Stellen aus wird immer wieder vermittelt, wie wunderbar alles ist, was aus dem Westen kommt, und überall sahen wir die Fernseher mit den letzten amerikanischen Plastikfilmen... Internationaler Stumpfsinn!
Quelle: ??? (Tageszeitungsausschnitt, etwa 1981)
Internetquelle: http://home.t-online.de/home/klaus.unland/embryoreise.htm