Hallo Bushra,
danke für Dein Danke, das ist nett von Dir.
Du sagst, Du hast Dich mit manchen Dingen noch nicht auseinandergesetzt. Das finde ich ganz normal. Ich wollte damals diesen Schritt wagen und war bereit, ins kalte Wasser zu springen. Rückblickend habe ich zu wenig überlegt, manches würde ich heute vielleicht anders machen. Aber das Leben ist, wie es ist! Fehler geschehen und wenn man daraus lernt, gehts ja noch.
Was ich immer hatte, war eine gewisse finanzielle Reserve und das möchte ich jedem empfehlen, der so einen Schritt tut. Marokko hat keine soziale Absicherung von Seiten des Staats. Der Spargedanke ist nach meiner Erfahrung nicht verbreitet wie in Deutschland oder Österreich, d.h. wenn du Geld brauchst, hat die Familie auch oft nichts. Zwar muss man sagen, dass es üblich ist, sich unter Freunden und Nachbarn zu helfen, auch finanziell, aber 1. weiß man nicht, ob im Notfall Geld aufgetrieben werden kann und 2. liebe ich persönlich es nicht, abhängig zu werden. Wenn man also eine gewisse, vor allem finanzielle Freiheit und Sorglosigkeit bewahren möchte, dann sollte man ein kleines Polster für solche Notfälle haben.
Absicherung im Alter ist ein Thema, das jeder für sich selbst entscheiden muss. In Nordeuropa wird man ja im äußersten Notfall immer durch den Sozialstaat aufgefangen, von daher kann man sich grundsätzlich entspannen. Es ist nicht wie hier, wo sehr alte Menschen teilweise noch arbeiten müssen ( wenn sie keine Kinder haben, die sie unterstützen). Geld im Alter zu haben, ist eine gute Sache, denn sie dient der persönlichen Freiheit und somit dem Stolz. Hier habe ich im Fernsehen ein so genanntes Altersheim gesehen.. das hat mich so schockiert, wie die alten Leutchen, die niemanden mehr haben, dort ihr Leben fristen. Ganz schrecklich! Die haben nichts... außer einer Schlafstätte und zwei Decken. Armut pur.
Viele alte Leute leben auch in der Familie und haben dort ein Zimmerchen. Aber das muss man schon auch mögen.
Deshalb sollte man nicht sagen, mir ist die Rente egal. Wenn man jünger ist, scheint sie weit weit weg und man selbst unverwundbar. Es ist aber nicht so
sie kommt schneller, als man denkt.
Was ich damals auch völlig versäumt habe, war, dass es Zollbestimmungen für die Auswanderung gibt. Wenn Du Dich in Deutschland abmeldest und nach Marokko einwanderst, dann darfst Du einmalig Deinen Hausstand zollfrei mitbringen, es gibt auch Regelungen fürs Auto. Leider habe ich das damals nicht gewusst und als ich es wusste, war es zu spät, weil ich schon hier "Residente" war. Bestimmt gibt es in Österreich ein Amt, das zuständig dafür ist. Ein Auto zollfrei oder mit vermindertem Zoll nach Marokko einzuführen, ist sehr sehr interessant, denn die regulären Zölle sind hoch. Ich habe damals sehr bereut, dass ich mich da gar nicht schlau gemacht habe!
Mit meiner Wahl bin ich einerseits glücklich, andererseits unglücklich. Ich war mir damals nicht im Klaren, wie sehr ich meine Familie vermissen würde und wie groß doch die kulturellen Unterschiede sind. Ich vermisse sehr Spaziergänge im Wald, in die Stadt gehen, Theater und Konzert,Schwimmen gehen, Sportmöglichkeiten, all diese Dinge. Vor allem vermisse ich, das alles ohne viel Sprechen zu tun
denn in Marokko steht die zwischenmenschliche Kommunikation an erster Stelle. Kulturell wird wahrscheinlich in Casa und Rabat mehr geboten.. wenn man also da lebt, ist es vielleicht anders. Vieles finde ich hier in Marokko sehr nervenaufreibend, was in D oder A gut organisiert ist- Behördengänge... der Straßenverkehr...öffentlicher Personennahverkehr, also Bus und Straßenbahn. Das ist eben so und man kann es nicht ändern. Ich bin heilfroh, dass viele Dinge mein Mann für mich erledigt und dass ich nicht allein hier leben muss. Ich würde es schaffen, bin aber nicht scharf darauf. Mit dem heutigen Wissen würde ich meinen Lebensmittelpunkt eher in meiner Heimat wählen ( auch wenn ich Marokko bestimmt vermissen würde). Aber auch das kommt sehr auf den einzelnen Menschen an.
Ich wünsche dir ganz viel Glück!