Taliban
Teufelswerk Internet?
Die radikal-islamische Taliban-Regierung hat den Bewohnern Afghanistans und Mitarbeitern internationaler Hilfsorganisationen den Internet-Zugang verboten.
Taliban-Kämpfer (Foto: AP)
Nur sein eigenes Büro dürfe künftig noch über einen Web-Zugang verfügen, hieß es in einem Erlass des Taliban-Oberhauptes Mullah Mohammad Omar. Ein "vertrauenswürdiger Mann" werde dort am Computer sitzen. Regierungsbüros, die aus sachlichen Gründen eine Internet-Verbindung benötigten, müssten dies in Zukunft schriftlich beim Büro des Taliban-Chefs beantragen.
Das von den ultrareligiösen Taliban ins Leben gerufene Ministerium zur Förderung der Tugend und Verhütung des Lasters und ihre Religionspolizei werde die Einhaltung der Internet-Anweisung überwachen und Verstöße unnachsichtig ahnden.
Hacker knacken Taliban-Homepage
Das Verbot wird die Arbeit der im Untergrund operierenden Regimekritiker, etwa der "Revolutionary Association of the Women of Afghanistan" (Rawa), weiter erschweren. Die afghanische Frauen-Organisation zeigt auf ihrer Homepage Fotos von Verstümmelungen und Hinrichtungen durch die Taliban.
Auch den Mitarbeitern internationaler Hilfsorganisationen ist die Internet- und E-Mail-Nutzung verboten. Als Reaktion auf die Anweisung legten Hacker die offizielle Homepage der Taliban lahm. Unter
www.taleban.com findet sich nun der Aufruf: "Befreit Afghanistan."
Spuren löschen
Der größte Teil der Infrastruktur Afghanistans wurde in mehr als zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg zerstört. Im Land bestehen nur wenige Telefonleitungen, mit dem Ausland gibt es nahezu keine Telefonverbindung. Die in Afghanistan tätigen ausländischen Hilfsorganisationen benutzen deshalb Satellitentelefone, um mit der Heimat in Kontakt zu treten.
Die Taliban haben strenge Vorschriften für die Nutzung von Fernsehen und Rundfunk erlassen. Musik und Tanz ist den Afghanen strikt verboten. In diesem Jahr begann die Taliban-Regierung, auch die Spuren konkurrierender Religionen auszulöschen. So zerstörten sie trotz internationaler Appelle und Kritik die berühmten Buddha-Statuen von Bamijan.
Derzeit halten die Taliban acht ausländische Mitarbeiter einer Hilfsorganisation fest, darunter vier Deutsche, die für das Christentum missioniert haben sollen. Die Taliban hatten 1996 die afghanische Regierung gestürzt und kontrollieren inzwischen etwa 95 Prozent des Landes.
Ihre Regierung wird lediglich von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinten Arabischen Emiraten anerkannt. Ihr Ziel ist die Errichtung eines islamischen Religionsstaates.
Quellen: sueddeutsche.de, Reuters
http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/computer/internet/netzone/21587&datei=index.php Rainer