Reisen mit gutem Gewissen

hallo,
in frankfurter rundschau habe ich folgenden artikel gefunden.
http://www.fr-aktuell.de/fr/241/t241007.htm

es stellt sich die frage, ob man in marokko auch einen projekt, bei dem nicht nur touristen, sondern auch die so genannten einheimischen profitieren können, gründen sollte/könnte.
ich selbst finde die idee gut, nur ich habe keine kontakte in marokko und ich kenne die einheimischen zu wenig.
hat jemand idee/meinung wie man weiter vorgehen könnte? (DISCOVERY-Tunis ist z.b. dabei).
v.

wenn ich es richtig lese, haben zb.die mönche selbst die initiative ergriffen. sie haben ihr kloster für touristen geöffnet und ihnen weiterreichende angebote gemacht (übernachtungen, information).

wie soetwas in marokko aussehen könnte weiss ich nicht. die kasbahs im süden des landes zb. werden teilweise mit grossem aufwand und viel geld restauriert. weil aus lehm gebaut, würden sie verfallen, wenn man sie nicht restauriert!

nur so eine idee: warum diese lehmburgen nicht für touristen öffnen, die durch südmarokko reisen? zur zeit sind sie immer noch in allerweltshotels in quarzazate untergebracht, als ausgangspunkt für die touren "auf den strassen der kasbahs". es wäre doch eine tolle idee, wenn sie quartier in diesen kasbahs finden könnten!

allerdings frage ich mich, ob von aussen soetwas angeschoben werden kann.

im moment ist marokko noch so sehr auf touristen angewiesen, dass nur auf die "grosse zahl" geschielt wird. deswegen entstehen ja auch immer neue riesige hotelanlagen. und eigentlich besteht das ziel des massentourismus in marokko ja nur aus agadir.

wenn, wie immer wieder erlebt, touristen schon angst haben, allein in den souk von agadir zu gehen, wie sollen sie dann alternative angebote im hohen atlas oder im süden des landes annehmen?

dort ist man von den "segnungen" des tourismus völlig ausgeschlossen. deshalb drängen ja auch so viele marokkaner nach agadir und marrakesch. das sind die beiden metropolen des tourismus. dort, und nur dort, ist das geld zu verdienen.

rolf

Hallo Rolf,

wieweit bist Du bisher aus Agadir herausgekommen? Gerade im Süden, auf der Strasse der Kasbahs, sowie im Hohen Atlas gibt es bereits zahlreiche Projekte wie von Dir vorgeschlagen. Kasbah-Hotels, die in alten Gebäuden untergebracht sind, Herbegen mit Nomadenzelten etc. Der Trend ist eigentlich weg vom Massentourismus, es gibt immer mehr individuelle Unterkünfte und Projekte, die Buchungszahlen geben uns recht, dass genau das gefragt ist. Siehe auch die "Hotels de charme" in Marrakech und Umgebung, die ja auch zum grössten Teil in alten Riads untergebracht sind.
Der Massentourismus beschränkt sich für mich auf Agadir, aber im Rest des Landes tut sich sehr viel.

Grüsse
Sabina

ich hab mich nie aus meinem hotel in agadir hinausgewagt!!

aber, was du schreibst, ist ja genau meine vorstellung!

also, warum dann dieser einleitende satz?

rolf

Hallo ihr alle,
Marokko könnte ohne weiteres an so einem Wettbewerb teilnehmen, denn gerade auf dem Land funktioiert der gesamte Tourismus ähnlich wie hier geschildert. Viele nette kleine Auberges und Campingplätze sind durch Eigeninitiative der Leute vor allem im Süden entstanden. Zahlreiche Kasbahs dienen als Edelhotel oder aber auch wie die Kasbah Ait Abou Ali in Skoura den Touristen mit schmaleren Geldbeutel als Auberge oder Gite d´Etappe. Die meisten Kasbahs können von den Familien so überhaupt am Leben erhalten werden. Aber auch die kleinen Auberges am Erg Chebbi sind alles Eigeninitativen und mit Fossilienshops und Kameltouren schaffen sich die Leute zusätzliche Einkommensquellen. Auch die zahlreichen Kunsthandwerksläden und Keramikstände, Teppichläden etc. beziehen ihre Waren aus Familienunternehmen nicht aus Massenfertigungen. Damit werden vielen Familien Einkommensquellen geschaffen. Dazu kommen die Kooperativen die auf dem Land entstehen und die Vermarktung gemeinschaftlich lösen z.B. Teppichkooperativen in Taliouine und Tazenakht, die Safrankooperative in Taliouine, die Arganienkooperativen in Agadir und Tamanar, die von der GTZ geförderte Zusammenarbeit der Kameltourenanbieter, Säuberung der Wüste, Ausweisung eines Naturparks um Zagora- das sind alles Projekte des nachhaltigen Tourismus in Marokko. Dazu kommt der Trekkingtourismus der einheimischen Bergführern Arbeit schafft und zusätzlich deren Familien am Tourismus verdienen lässt in dem diese Gite d´Etappe - Unterkünfte in Mehrbettzimmern ähnlich unserer Berghütten anbieten. Diese Gite z.b. im Ait Bou Guemezz-Tal gehören alle einheimischen Familien. Auch ein Schnitzerwerkstatt entstand in Agouti, die Produkte für die Touristen schaffen sollen. Durch Muli- und Pferdevermietung entstehen zusätzliche Einkommensquellen. Die Bergfüher werden in der Bergführerschule in Tabannt ausgebildet und verstehen was von ihrem Job. Gerade im Bou Geummez-Tal kann man einen Urlaub zusammen mit den Menschen verbringen und viels von den traditionen kennenlernen. Beatrice Buschor und ihr PArtner Lhoucine Oulkadi mit ihrem Büro Tamsilt-Tours ind auf solche touren spezialisiert. Eigentlich ist alles was sich außerhalb von Agadir, Ourzazate und manchen Bereichen von Marrakesch abspielt Individualtourismus von dem die Bevölkerung profitiert und auch manche Reiseveranstalter die nicht nur auf Badetourismus sezten, nehmen auch die kleinen Anbieter in Anspruch. Leider setzt das marokkanische Tourismusministerium immer noch hauptsächlich auf Badetourismus ohne die Kleinen zu fördern. Neue Gebiete an der Küste werden erschlossen ,jedoch viel zu wenig das Hinterland mit seinen mannigfaltigen Möglichkeiten vermarktet. Zu den Folgen des 11. September kommt leider auch noch die schlechte Vermaktung des Produktes Marokko.
Der Tourismus könnte blühen, wenn bekannt wäre was Marokko zu bieten hat.

die aufzählung der projekte ist toll. ich denke, die wenigsten touristen wissen davon.

ich hab zu dieser sache eine frage: im letzten jahr war in in marrakesch. ich wäre gern direkt von deutschland aus geflogen. das geht aber nicht. die einzige möglichkeit besteht darin, von amsterdam via casablanca und dann weiter nach marrakesch. auch von wien soll es einen direktflug geben.

man ist also im grunde darauf angewiesen, immerzu agadir anzufliegen. ich bin dann mit einer taxe weiter nach marakkesch gefahren, was doch ziemlich teuer ist (80 - 100 DM)...zurück dann noch mal derselbe spass!

die meisten touristen werden also doch in agadir hängenbleiben, höchstens einmal einen ausflug ins land buchen.

dadurch bleibt dem grossen teil der touristen das hinterland verschlossen.

gibt es adressen, vielleicht auch zusammengefasste broschüren mit adressen,an die man sich wenden kann und die einen gegebenfalls aus agadir in die alternativen zielorte bringen?

rolf

Hallo rolf,
alle Adressen findest Du in meinen Büchern. Marokko, Reise Know-how, Aufl. 2001 ist lieferbar, Agadir, Amrrakesch, Südmarokko sit ca. wieder im Juli doer August lieferbar, ich bin gerade beim Überarbeiten.
Aber von Agadir nach Marrakesch kommt man doch superleicht mit dem Bus und billig zudem. 4 Std. Fahrt und 70 DH, das ist alles.Wennman dann einen günstigen Charter erwischt, dann rentiert sich das viel mehr als mit der RAM über Casa nach Marrkesch. Travel Overland hat zur Zeit bei den Last Minute Flügen einen Charter nach Agadir für 173 Euro angeboten, das ist für die Jahreszeit supergünstig.
Ich bemängle es auch, warum es von Deutschland aus keinen Flug nach Marrkesch gibt, aber von allen Nachbarländern. Angeblich rentiert sich das nicht. Jeoch sehe ich neben den Franzosen immer jede Menge Deutsche in Marrakesch herumrennen. Es gibt Flüge von Basel und von Mulhouse, auch von London. Wien wäre mir neu, ich will es aber nicht ausschliessen.

liebe erika,

danke für die tipps.nun nimm aber mal folgenden sachverhalt an: ankunft in agadir, meinetwegen um 20.00 uhr abends."nur flug" gebucht. taxe in die stadt.wo übernachten? gut, du findest eine "residence". morgens gehts weiter mit dem bus. wo ist der busbahnhof? der bus ist gerade weg! es ist - für mich -so, dass ich nach dem anstrengenden flug nach agadir zwar noch sage: "bringt mich dahin, wohin ich will" aber wenig lust habe, mich um details zu kümmern.

was ich meine:die kooperativen in marokko sollten sich zusammenschliesen, einen transfer von agadir zu ihren orten organisieren. vielleicht auch mit einer zwischenübernachtung in agadir.

meine schwester wollte jetzt nach essaouria fahren. ich wusste wirklich nicht, was ich ihr raten sollte...nach agadir kommt man relativ schnell, und dann?

rolf